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Nr. 53. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 2. sicher, dagegen könne er sich nicht überzeugen, daß die Vor» theilr, die sich die Anhänger der Doppelwährung davon ver sprächen, wirklich eintreten würden. Unter dem Vorsitze dcS Kaisers von Oesterreich findet nächsten Sonntag in Pest eine gemeinsame Mmisterkonserenz statt, deren Gegenstand die obschwebenden Ausgleichsverhand lungen bilden werden. An dieser Konferenz werden die Minister Tisza, Szapary und Szechenyi theilnehmen. — Bei der Plenarsitzung der niederösterreichischen Handelskammer, worin die Einführung des Befähigungsnachweises für den Handelsstand mit 29 gegen 4 Stimmen abgelehnt wurde, erklang ein ganz anderer Ton als vor 5 oder 6 Jahren, wo die Rückkehr zum Zunftzwang alle Leiden der Gewerbtreiben- den heilm follte. Großen Anklang fand folgende Erklärung eines Kammermitgliedes: „Wir brauchen eine bester? Konkurs ordnung und ein strengeres Gesetz, damit nicht jeder Lump umwersm kann. Ich habe aus srüheren Zeiten eine Zusammen stellung von Konkursen gemacht und gesunden, daß nicht zwei von den Falliten das Geschäft ohne den Befähigungsnachweis eröffneten. Der Befähigungsnachweis hat noch keinen Menschen gehindert, fremdes Geld zu behaltm." Endlich gab der Ausschuß der italienische» Kammer, welchem daS Verlangen des Generalprokurators nach Aus lieferung deS wegen Verleumdung zu langer Grfängnißstrase verurtheiltrn Abgeordneten Sbarbaro zugewiesen ward, ein Lebenszeichen von sich. Derselbe faßte nach langer Debatte den Beschluß, die Auslieferung zu bewilligen, jedoch mit dem Vorbehalte, daß Sbarbaro, falls der oberste Gerichtshof das über ihn verhängte Urtheil bestätigt, nicht ohne eine neue besondere Bewilligung der Kammer verhaftet werden dürfe. — In Rom verstarb am Dienstag der Kardinal Angelo Jacobini, ein älterer Bruder des bekannten päpstlichen Staats sekretärs Ludwig Jacobini, der im 61. Lebensjahre stand und seit März 1882 Mitglied des Kardinal-Kollegiums war. Noch immer erregt in Frankreich die in den Berg- wrrksbezirken herrschende Gährung starke Besorgnisse. Die in Decazrville streikenden 2200 Grubenarbeiter sordern die Ent lastung des Ingenieurs Blazy, der mit Noth dem Schicksale Watrin's entgangen ist. Da derselbe sich unter den schwierigsten Umständen bewährte, weigert sich die Gesellschaft, diesem Ver langen nachzukommen und erließ der Päsident der Gesellschaft, L6on Say, eine Kundmachung, in welcher diejenigen Arbeiter, welche ihre Arbeit eingestellt haben, als entlassen zu betrachten find. Ihre Wiederausnahme kann nur erfolgen, wenn sie per sönliche Gesuche bei dem Verwaltungsrathe einreichen. Die Gesellschaft ist entschlossen, nicht nachzugeben; die Regierung Verhält sich aber neutral und trachtet nur die Ordnung auf recht zu erhalte«. Die von dem „Eri du Peuple" ringeleiteten Sammlungen für die „Kleine» der Rrchtsvollstrecker in Drcazeville" hat bisher nur 5140 Franks ergeben, so daß eine längere Dauer des Streiks kaum wahrscheinlich ist. — Der Vorstand der Patriotenliga, der Rrvanchedichtcr Paul Deroulöde, will m'S Ausland abreisen, wie er selbst erzählte, um überall das Werk der „Antigermanisirung" zu sördern. Er werde keine Volksversammlungen abhalten, sondern nur seinen Freunden in den verschiedenen Ländern einzeln auseinandersetzen, wie ge fährlich für sie die Entwickelung Deutschlands und wie nützlich die Agitation der französischen Protestler wäre. Er werde zunächst nach Italien, sodann nach Oesterreich-Ungarn und den andern Ländern reisen und sechs Monate abwesend bleiben. Den Elsaß werde er nicht besuchen, um nicht dort Konflikte Hervorzurusen. In Madrid erwartet man daS Erscheinen eines Dekrets, welches die spanische» Kortes auflöst und Neuwahlen an- ordnet. Sagasta erklärte, er werde die Wahlen vollständig unbeeinflußt vor sich gehen lasten, zumal von den Republikanern nichts zu sürchten sei, nachdem die Vereinigung der drei re- publika«ischen Richtungen nicht zu Stande gekommen ist. Wie es scheint, rüsten sich die englische» Konservativen zu ernsten Angriffen gegen das Kabinet Gladstone. Der frühere Generalfiskal für Irland, Holmes, kündigte die Ab sicht an, den liberalen Antrag, in die Berathung des Etats für die Zivilverwaltung einzutreten, durch den Unterantrag be kämpfen, zu erklären: das Haus sei nicht gewillt, das Budget für die Zivilverwaltung von Irland zu berathen, bevor es davon Kenntniß habe, welche Politik die Regierung zur Auf rechterhaltung der sozialen Ordnung in Irland befolge. — Dem Pariser „Journal deS DöbatS" war angeblich aus Lon doner diplomatischen Kreisen mitgetheilt worden, das Mini sterium Salisbury sei noch knapp vor seinem Sturze mit der Pforte übereingekommen, daß die Insel Kreta zu dem Kauf preise von 3 Millionen Pfund an England abgetreten werde. Außerdem hätte daS Kabinet Salisbury sich verpflichtet, als weiteren Preis für diese Abtretung jeden griechischen Angriff auf die Türkei zu verhindern. Diese Erzählung wird jedoch von unterrichteter Seite als unglaubhaft bezeichnet. Anläßlich der Unterzeichnung deS Friedensvertrages zwischen Serbien und Bulgarien wurde in der Kathedrale zuSosia ein feierliches Tedeum abgchalten. Die Proklamation des Fürsten von Bulgarien dankt dem Volke auf beiden Seiten des Balkans ohne Unterschied der Nationalität für die Vaterlands liebe, sowie für die in den Tagen der Gefahr gebrachten Opfer, erinnert an die Wohlthaten des Sultans, welcher die Regierung dem Fürsten anvertraute und dessen Gebiet ver größerte und spricht die Hoffnung aus, das Volk werde stets der Vergangenheit würdig bleiben. Gleichzeitig sand eine reli giöse Feier der Erinnerung an den an demselben Tage vor acht Jahren erfolgten Abschluß des Vertrages von St. Stefano statt. Wom Landtage. — Dresden, 3. März. Die erste Kammer stimmte heute bei der anderweiten Berathung des Gesetzentwurfs, die Besugniß der Polizei behörden zum Erlöste von Aufenthaltsverboten gegenüber von bestraften Personen betreffend, den lediglich redaktionellen Aenderungen der Ztz 1 und 2 der Vorlage zu, welche die zweite Kammer beschlosten hat. Bei Z 3 aber schlug die erste Deputation der ersten Kammer (Referent Geh. Rath Herbig) vor, an der Regierungsvorlage festzuhalten. Nach einigen weiteren Bemerkungen des Regierungskommissars ».Ehren- stein und des Oberbürgermeisters vr. Andrö beschloß die Kammer, zu § 3 bei der Regierungsvorlage stehen zu bleiben und mit den beschlossenen Abänderungen den Gesetzentwurf ander weit zu genehmigen. Cs hat nunmehr über die hinsichtlich dieses Entwurfs divergircnden Beschlüsse beider Kammern das Vereinigungsversahrcn stattzufinden. Geh. Rath Herbig er stattete sodann Namens derselben Deputation Bericht über den Gesetzentwurf, eine Abänderung der revidirten Landgemeindc- ordnung vom 24. April 1874 betreffend, und empfahl unver änderte Annahme deS Gesetzes. Kammerherr von Burg dankte der Königlichen Staatsregierung dafür, daß diese au die in der Ständeversammlung ausgesprochenen Wünsche nach Vorlegung eines solchen Gesetzentwurfs so schnell eingegangen Die hohe Anerkennung seitens der dadurch betroffenen Land gemeinden werde gewiß nicht ausbleiben und nicht verdunkelt werden durch die etwaigen Angriffe, die von anderer Seite wahrscheinlich nicht auSbleiben würden. Freiherr v. Tauchnitz widmete denjenigen Landgemeinden Worte der Anerkennung, welche in konservativem Sinne die Anregung zu diesem Gesetze gegeben. Die Kammer nahm hierauf den Gesetzentwurf unverändert au. Bei der in der zweiten Kammer heute stattgefundenen allgemeinen Vorberathung des Königlichen Dekrets, betreffend den Bau mehrerer Eisenbahnen, sprach Abg. Grahl seine Befriedigung darüber aus, daß nach so langer Zeit, trotz der gemachten üblen Erfahrungen, sich vieles Privatkapital de« Eisenbahnbau zuwcnde. Die Abgg. Knechtel und BöhnS drückten ihr Einverständniß mit der Regierungsvorlage aus, und zwar der Erstere speziell mit Bezug auf die Chemnitz- thalbahn, der Letztere mit Bezug auf die Linie Zittau-Oybin- Jonsdorf. Abz. May beklagte, daß der im Dekret vorge- schlagene Bahnbau im Auslande, in Reuß, die bei jene», Bahnen bescyästigten technischen Kräfte dem sächsischen Staats, bahnbau entzöge. Hierauf erklärte Finanzminister Frhr, von Könneritz, daß es fester Grundsatz der Regierung sei, keine Konzessionen zu ertheilen, wenn nicht die erforderlichen Geldmittel nachgewiesen würden. Die kleinen Staaten, Thüringens dürfe man nicht als Ausland betrachten, man müsse vielmehr, nachdem dieselben die Pflege ihres Eisenbahn wesens dem sächsischen Staate überlasten hätten, ihren Anträge» mit Wohlwollen entgegenkommen, weil sie sich sonst nach Hilse von anderer Seite umsehen könnten. (Sehr richtig!) Nachdem noch Abg. vr. Strou mer die Chemnitzthalbahn als ein besonders glückliches Projekt gerühmt hatte, wurde das Dekret der Fmanz- deputation L überwiesen und verschritt die Kammer zur Er ledigung der Kap. 6 und 7 des ordentlichen Staatshaushaltsetats. Zu Kapitel 6. „Elsterbad", beantragte die Finanzdeputation L (Referent: Abg. Knechtel) unveränderte Bewilligung ein schließlich der von der Regierung transitorisch geforderten Summe von 460000 Mark für Erbauung eines Kurhauses und eines Kaffeesalons. Nach unerheblicher Debatte trat die Kammer den Deputationsanträgen einstimmig bei. Zu Kap. 7, „Leipziger Zeitung und Dresdner Journal", beantragte die Deputation zwar ebenfalls die unveränderte Bewilligung, eine a»s den Abgg. Bönisch, Kirbach und Starke bestehende Minorität aber außerdem noch, die Negierung zu ersuchen, auf eine Vereinigung des Dresdner Journals und der Leipziger Zeitung Bedacht zu nehmen. Im Verlauf der Debatte legte Rcgierungskommiffar Geh. Rath Häpe die Schwierigkeiten dar, mit welche« die Redaktion eines offiziellen Blattes im Gegensatz zu den Redaktionen unabhängiger Blätter zu kämpfen habe. Der Minister des Innern von Nostitz-Wallwitz gab eme vom Abg. Kirbach gewünschte Auskunft und wies eine Be merkung des Abg. Starke über das Dresdner Journal zurück. Abg. Georgi betonte, daß die Leipziger Zeitung Ueberschüsse bringe, daß man also nicht sagen könne, sie diene einer Partei auf Kosten des Landes. Anlanaend das Dresdner Journal, genüge ihm die Versicherung der Regierung, daß sie rin an ihrem Sitze erscheinendes Orga« nicht entbehren könne, und er diskutire dann nicht um einen Aufwand von 17- biS 18 000 Mark. Nach weiteren kurzen Bemerkungen der Abgg. Günther, Uhlemann (Görlitz) und Starke und nach den Schlußworten der Referenten Kirbach und Knechtel wurde das Kapitel mit einem Ueberschuß von 1751 Mark bewilligt und der Antrag der Deputotionsminorität auf Ver einigung der beiden Zeitungen mit 40 gegen 19 Stimmen abgelehnt. Melitta. Familien-Roman von L. Migula- 31. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Können Sie wirklich so grausam sein, mich dazu ver dammen zu wollen, wieder in die weite Welt hinauszuziehcn?" „Nein, o nein!" rief sie angstvoll, wie in jähem Schreck. „Nun, dann wüsten Sie sich schon entschließe», mir nach Rodendorf zu folgen; es ist Ihre alte, liebe Hcimath — »ollen Sie, Melitta?" „Ja, ich will!" sagte sie innig. „Gott segne Deinen Entschluß, mein Liebling, möge er uns Beiden zum Glück werden." Er zog sie in seine Arme und küßte sie aus die klare, weiße Stirn. Ich will sie wie meinen Augapfel bewahren, ihr Glück soll meine einzige Aufgabe fein, dachte er bewegt, als er die zarte Gestalt an sein Herz nahm. So war denn der Bund geschloffen, der Frau Herdungen's innigster Wunsch gewesen. Melitta überließ sich n»r wenige Sekunden den sie übermannenden Gefühlen, dann richtete sie sich auf und fragte besorgt: „Aber Onkel Heldburg? WaS wird er sagen?" „Baron Heldburg schickt Dir seinen väterlichen Segen; ich habe mir längst seine Einwilligung geholt, ebenso sind Onkel und Tante Falkenhausen ganz einverstanden damit. Ich habe rbe» mit ihnen gesprochen, es fehlte mir nur noch Deine Zu stimmung, meine kleine Braut." Melitta erröthete. „Ach, Walter, ich bin so glücklich, daß ich wieder in Roden dorf leben werde und Hedwig alle Tage sehen kann; Sic glauben nicht, wie sehr sie mir gefehlt hat, sie verstand mich wie Niemand sonst. Die Gewohnheiten und Ansichten meiner Verwandten waren mir so fremd — ich fürchte, Tante hat mich Anfangs für eine kleine Wilde gehalten; sie hatte viele Mühe, mich für das Gesellschastsleben ein klein wenig tauglich zu machen, und rechtes Vergnügen werde ich doch wohl nie daran finden." „Wie mich das freut! Ich fürchtete stets, es würde Dir sehr schwer werden, auS all' dem Glanz und bewegten Treiben des geselligen Lebens wieder zurückzukehren in das stille Dors." „O, nein," lächelie sie, „ich gehe gern mit Ihnen." „Mit Ihnen! Wie kalt das klingt. Komm." Er hielt ihre beiden Hände in den seinen und sah freundlich zu ihr herab, die wie ein kleines Schulmädchen mit niedergeschlagenen Augen stockend wiederholte: „Ich gehe gern mit — Dir, Walter!" „So, nun ist's geschehen, und nun laß uns hinuntcrgehen «nd uns als glückliches Brautpaar zeigen." Er zog ihre Hand durch seinen Arm und sührte sie in den Salon, wo Onkel und Tante gern bereit waren, der Nichte und dem neuen Neffen Glück und Segen zu wünschen. Walter mußte natürlich das Diner mit ihnen einnehmen und als sich dann der General zurückzog, während Frau von Falkcnhausen im anstoßenden Zimmer die neuesten Modejournalr durchblätterte, da trat Melitta zu ihrem Verlobten, und seine Hand ergreifend, fragte sie schüchtern: „Darf ich Dich um etwa» bitten, Walter?" „Run, natürlich, meine Melitta, und sei versichert, daß ich mit Freuden jeden Deiner Wünsche ersüllen werde." „Ich möchte gern ein Lied von Dir hören, willst Du mir heute eins singen?" „Gern, wähle nur eins aus." „Nein, nein, ich höre Alles gern, singe Dein Lieblingslied.' „Dann laß es eins der alten Volkslieder sein, die so ein fache, wunderschöne Melodien haben, aber jetzt verachtet bei Seite geworfen sind und selten aus der Vergessenheit geholt werden. Und er setzte sich nieder und sang daS alte, schöne Lied: Es ist bestimmt in Gottes Rath, Daß man vom Liebsten, was man hat. Muß scheiden, ja scheiden. Wiewohl doch nichts im Lauf der Welt Dem Herzen ach so sauer fällt, Als scheiden, ja scheiden. So Dir geschenkt ein Knösplein was, So stell' es in ein Wasserglas, Doch wisse: Blüht morgen dir ein Röslein auf, Es welkt wohl schon die Nacht darauf, Das wisse, ja wisse. Und bat dir Gott ein Lieb beschert Und hältst Du sie recht innig werth Die Deine; Es wird wohl kurze Zeit nur sein, Dann läßt sie dich so gar allein, Dann weine, ja weine. Nur mußt du mich auch recht verstehn, Wenn Menschen auseinander gehn, So sagen sic: Auf Wiedersehn! Auf Wiedersehn! Er dachte nicht daran, daß dies schwcrmüthige Lied sonder bar aus dem Munde eines Bräutigams klingen mußte, der vor wenig Stunden das Jawort des geliebten Mädchens erhalten hatte; cs war von jeher sein Lieblingslied gewesen, und seine Mutter hatte cs stets so gern gehört. Jahrelang hatte er es nicht mehr gesungen, nicht mehr, seit er ohne Ab schied von Ella Selten geschieden war. Die junge Braut lag im hohen Lehnstuhl, dir Hände lässig im Schooß gesaltet, und lauschte voll Schmerz und Seligkeit. Als Walter spät am Abend gegangen war, saß Melitta noch lange auf und schrieb an Hedwig: „Ich hätte sein Opfer vielleicht doch nicht annehmen sollen," lautete die eine Stelle; „ich habe auch lange gekämpft, aber Hedwig, was blieb mir schließlich übrig? Es war der einzige Ausweg, der sich mir bot, um diesem Wirrsal zu entfliehe». Hier bei Falkenhausens hätte ich nicht bleiben können nach dem, was zwischen mir und Edward vorgefallen. Wir können Beide nicht wünschen, täglich zusammen zu sein. Ich muß nun fleißia lernen und lesen, um geistig nicht zu weit hinter Walter zurückzubleiben; ich fürchte, er macht große Ansprüche, »nd er ist ja auch berechtigt dazu. In wenigen Tagen verlaffen wir die Residenz, w, ich den ereigmßreichsten Winter meines junge» Lebens verbracht habe. Walter geht nach Rodendors zurück, und wir reisen nach Falkcnhausen, wohin uns auch Edith i» Kürze folgen soll. Ihre Briefe sind heiter, und ihre Berichte über das Leben in der Hagenau'schen Familie lauten höchst befriedigend." „Golt segne daS junge Paar!" flüsterte Hedwig mit Thräne» im Auge, als sie den Brief erhielt. „Möchten sie Beide da» Glück finden, das sie verdienen." Mit wahrem Jubel begrüßten die Bewohner von Rode»- dors die Nachricht von der Verlobung ihres Herrn mit dem „jungen Komteßchen", daS ja bei Alt und Jung beliebt war. Walter wurde bei seiner Rückkehr mit Glückwünschen fast überschüttet In der Residenz waren inzwischen mit Eifer die Vor bereitungen zur Abreise getroffen worden. Der April war angebrochen, und in das Ende dieses Monats fiel der Geburts tag des Generals, den man stets m Falkenhausen zu verlebe» gewohnt war. Melitta sehnte sich nach der Ruhe und Stille deS Land lebens, das geräuschvolle Treiben der Residenz hatte sie mehr ermüdet, als unterhalten, und sie freute sich, de» Frühling, wieder draußen in der freien Natur erwachen zu sehe». Falkcnhausen war kein übermäßig großer Besitz, und dem entsprechend war das Wohnhaus erbaut worden, zwar mit einer stattlichen Anzahl bequemer, elegant eingerichteter Räume, aber doch «eit entfernt von der alterthümlichen Pracht des Nodeudorser Schlosses. Ein wohlgepflegter Garten umgab dasselbe, und Melitta besuchte mit Entzücken die großen Ge wächshäuser. welche der Stolz des Generals waren. In eine« ihrer Briefe an Walter sprach sie ihre Freude dara» aus, was diesen sofort veranlaßte, einen wahren Glaspalast, «»- stoßcnd an die für Melitta bestimmten Gemächer, bauen und die halbverfallenen Gewächshäufer im Park renovircn z« lassen; cs sollte dies eine frohe Ueberrajchung für seine junge Gemahlin werden. ES waren rigenthümliche Briefe, dir die