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o Md Tageblatt. Amtsblatt für die kömglichea und stiidüfcheu Behörden zu Freiberg und Braud. Bermtwottsicher Redakteur: Julius Brau« iu Freiberg, dm !l ^^brg"g Inserate werden bi« Bormittag 11 Uhr angenom- II »3. ^LS»?ÄÄA'LZLS7L^ Freitag, dea S. Mitrr. 1886. - — — > !l "-I I '--M Staatssekretär von Bötticher bejahte dies mit einem Hin ¬ währung dem deutschen internationalen Verkehre zusügen müsse, weis aus die der Polizei nach dem allgemeinen Landrecht zu- stehenden Befugnisse. Der Gesetzentwurf, betreffend die Fest stellung eines Nachtrags zum Reichshaushaltsctat sttr das veranlassen oder in seine eigentlich sehr verschiedenartigen Bestandtheile auflösen. Ob die Herren Windthorst und von Schorlemer sich vor der Autorität des Bischofs von Fulda zurückziehen werden, scheint aber bis jetzt noch zweifelhaft; wenigstens ehlt eS nicht an Beweisen aus der jüngsten Vergangen heit, wonach die ultramontane Zentrumspartei eine Macht bildet, vor der selbst hohe kirchliche Autoritäten den Rück zug antreten. Das Berliner Organ dieser Partei, die „Germania", trat vor gar nicht langer Zeit dem Bischof Wirksamkeit hoher kirchlicher Autoritäten an die Stelle des wüsten Treibens ultramontaner Fanatiker und der. rcichszersetzcnden Bestrebungen des Welfensührers Windt horst treten zu lassen, so würde dies für die weiteren vorgestern den Bischof Dr. Kopp aus Fulda in besonderer Audienz empfangen. — Wie die offiziösen „Berliner Politischen unser ganzes wirthschaftliches Leben doch in eine recht schwierige Lage bringen könnten; er in seiner Verantwortlichen Stellung müsse vorsichtiger sein. Die Nachtheile, welche die Doppel- ;u 20 Pfennig. Abg. Uhden wünschte im Interesse der ärmeren Bevölkerung die Ausprägung einer Münze im Wrrthe eines halben Pfennigs, damit die Viertheilung deS Zehnpfennig« tückeS möglich sei. Abg. von Kardorff sprach sich gegen Benutzung deS Nickels als Münzmetall auS und bestritt das Bedürfnis für Ausprägung von Zwanzigpfemligstücken. Staat»« ckrrtär von Burchard hob dem gegenüber hervor, daß andere Nationen dem Beispiele Deutschlands in Benutzung des Nickels gefolgt seien. Hier handle eS sich nicht um die Lin- ührung von Nickel, sondern um Ausprägung einer neuen Münze in einem bereits verwendeten Metall. Das Bedürfniß dazu »erde fälschlich von dem Vorredner geleugnet. Ander» lege die Sache mit einem Zweieinhalbpfennigstück, diese Frage ei jedoch bisher an den BundeSrath noch nicht herangetreten. Abg. Bamberger vermißte die Antwort auf die Frage, warum man bei Zahlung von zwanzig Pfennigen nicht zwei Zehnpfennigstücke nehmen könne, die Feindschaft gegen die kleine« Silberzwanzigpfenniger sei durchaus nicht berechtigt, deren Kleinheit sei ebensowenig störend, wie bei den goldenen Fünf« marlstücken. Er bat die Regierung, daraus hinzuwirken, daß dieselben nicht so in der Bank «»gesperrt würden. Abg. vo» Schalscha hatte Bedenken gegen dir Form der neuen Münzen; die doppelte Größe des Groschens sei nicht zu billige«. Die Anregung, Zweieinhalbpsennigstückr auszuprägen, begrüße er freudig und bitte die Regierung, dieser Frage näher zu treten. Abg. von Kardorff war ebenfalls für die Aus prägung solcher Stücke. Hierauf wurde sofort die zweite Be« rathung begonnen. Abg. Uhden beantragte die Abänderung deS Münzgesetzes dahin, daß Zweieinhalbpfevnigstücke ausge prägt werden. Staatssekretär von Burchardt sprach sich dagegen aus, da das Bedürfniß nicht nachgewiesen sei. Für die Form von Zwanzigpfennigstücken sei die doppelte Größe von Zehnpfennigstücken nicht in Aussicht genommen. Größer als das letztere müßten sie allerdings werden. Die Abgg. Bamberger und Kablö verlangten den Nachweis de» Bedürfnisses für den Antrag. Abg. Uhden zog seinen An- Tagesschau. Freiberg, den 4 März Der deutsche Reichstag beschäftigte sich gestern mit der Erledigung verschiedener Petitionen, welche als zur Erörterung im Plenum ungeeignet erachtet wurden. Abg. Kayser be klagte sich über dieses summarische Verfahren, während die Abgg. von Köller, von Bernuth und Meyer (Halle) behaupteten, daß das Verfahren ein durchaus geschästsordnungs- Berathungen im deutschen Reichstage und im preußischen Etalsjahr 1886/87, wurde nach kurzer Debatte an die Budget- Währung dem deutschen internationalen Verkehre zufügen müsse, Abgeordnetenhause von höchst erfreulicher Bedeutung sein, kommission verwiesen. Hierauf folgte die Berathung eines'so lange namentlich England nicht daran denke, an dem inter- das Zentrum entweder zu einer reichssreundlicheren Haltung Gesetzentwurfs, betreffend die Ausprägung einer Nickelmünzej nationalen Doppelwährungsvertrag sich zu betheiligen, seien von Paderborn ganz unentwegt entgegen, hat aber jetzt iber die reichsfreundliche Kundgebung des Bischofs von Zulda nichts weiter gesagt als: .er motivirte in kurzer stede seine Absicht, sich der Abstimmung zu enthalten." Da dies Blatt aber bei der Besprechung jener denkwürdigen Sitzung der Polen-Vertheidigung des Fürsten Radziwill eine halbe Spalte widmete und deren kräftigste Ausfälle wortgetreu brachte, kann man über die Ansicht der „Ger mania" nicht in Zweifel sein. In anderen ultramontanen Blättern ist man offenherziger und schreibt z. B. eine von der klerikalen Provinzialpresse vielbenutzte Korre- pondenz über die Aeußerung oeS Bischofs von Fulda: „Es st ihm bei anderweiter Thätigkeit noch nicht die Prüfung der Antipolenfrage möglich gewesen, ganz abgesehen davon, daß vr. Kopp im parlamentarischen Leben noch nicht die Erfahrung hat, wir die langjährigen Führer des Zentrums, welche das ganze Vorgehen der Regierung im Kulturkämpfe und gegen die Polen seit Jahren mit eigenen Augen ver folgt haben. An der guten Absicht deS bischöflichen Redners zu zweifeln, wäre ungerecht, aber wer die Reden des Fürsten Bismarck und der preußischen Minister im Abgeordneten hause in der Polenfrage gehört und die Bereitwilligkeit der dortigen Jasager selbst zu den extremsten Maßregeln vor Augen gesehen hat, der kann den Optimismus des Herrn vr. Kopp nicht theilen." Noch schärfer äußert sich der „Westfälische Merkur", der wörtlich bemerkt: „Insoweit der Herr Bischof selbst die Politik berührt hat, dürfen wir unsere Meinung über seine Rede aussprcchen, und dieselbe muß dahin gehen, daß derselbe die anscheinend beabsichtigte Neutralität nicht so deutlich gewahrt hat, um nicht die Meinung zu erwecken, daß er im Gegensatz zu der großen Masse des katholischen Volkes dem begonnenen Kampfe gegen die Polen im Allgemeinen zustimme. Wir würden uns freuen, wenn der Herr Bischof diese Auffassung Lügen strafte." Fast scheint es, als hege man im ultramontanen Lager die Hoffnung, den Vatikan, der die fricdensfrcundliche Hal tung des vr. Kopp wahrscheinlich selbst direkt oder indirekt veranlaßte, durch den Hinweis auf die zahlreichen Anhänger des Zentrums zu einer Schwenkung zu veranlassen und dadurch gleichzeitig den kirchenpolttischen Ausgleich zu hemmen, nach dessen Abschluß die ultramontane Agitation keinen Boden im Volke mehr fände. Die „National-Ztg." giebt zu bedenken, daß ein ähnliches Manöver von den belgischen Ultramontanen früher mit Erfolg angcwendct wurde. Jedenfalls wäre cs herzlich zu bedauern, wenn der Bischof vr. Kopp gezwungen würde, seine staatssreundlichcn Aeußcrungen, die allen Friedensfreunden herzlich willkommen waren, zu widerrufen oder herabzumindcrn. vativen Partei, der immer wieder verkittet wurde, wesentlich zu erweitern Eine ganz ähnliche Wirkung dürfte das Auf treten des Bischofs von Fulda auf die bis dahin noch ziemlich festgcschlossene Zentrumspartei ausüben. Wiederholt haben die Führer dieser Partei im Reichstage und im preußische« Abgeordnetenhause den konfessionellen Beweggrund der Maßregeln wider die Polen lebhaft betont, so daß es diese Abgeordneten höchst empfindlich berühren muß, wenn der eben erst in das Herrenhaus berufene Bischof Kopp dort gerade das Gegentheil behauptet und dem für die Zentrumspartei so wichtigen und einflußreichen Fürsten Radziwill entschieden entgcaentritt. Die Absicht des Bischofs ist unverkennbar, durch schonende Beurtheilung der polni schen Politik des Fürsten Bismarck die Regierung und die Konservativen den Wünschen geneigt zu machen, welche er in Bezug auf die jetzt von dec Herrenhaus-Kommission be- rathene neue sirchenpolitische Vorlage hegt. Im Vatikan soll man ernstlich darauf hoffen, daß dieser Gesetzentwurf in der Kommission jene Abänderung erfährt, welche der Papst für den kirchlichen Frieden als dringend wünschenswerth erachtet. Für die Abänderung der Vorlage in diesem Sinne treten außer dem Bischof noch fünfzehn Herrenhausmit glieder ein, welche zwar ihre Absicht, sich als Fraktion Stahl von der konservativen Gesammtpartei abzuzweigen, wieder aufaegcbcn haben, aber dennoch innerhalb der letzteren eine Art Sonderstellung einnehmcn. Während die ultramontanen Redner des Abgeordneten hauses die deutsche nationale Seite der Polen-Vorlagen gänzlich bei Seite schoben und die in demselben enthaltene Abwehr des Gcrmanenthums gegen das Slavcnthum ganz irrthümlich zu einer konfessionellen Angelegenheit machen wollten, ist der Bischof Kopp von Fulda der Frage in patriotischer Weise näher getreten. Er erklärte, nicht die Befürchtung zu hegen, daß mit den Maßregeln zum Schutz des Deutschthums ein neuer Kulturkampf begonnen oder der alte erweitert werde; er versicherte, zu der Staats leitung das Vertrauen zu haben, daß sie den Schutz des Vaterlandes in Einklang zu bringen wissen werde mit dem Schutz der Bekenntnisse; er gab der Zuversicht Ausdruck, daß die Ergebnisse der begonnenen gesetzgeberischen Aktion derartige sein würden, denen zuzustimmen, ihm nicht ver wehrt sei. Der Bischof knüpfte daran sehr bedeutsam den Ausdruck der Hoffnung, schon in den nächsten Tagen beide Hände des Hauses cntgegennehmen zu können, um die durch den dreizehnjährigen kirchenpolitischen Kampf aiige- richtetcn Schäden abzustellen. Könnte man in diesem versöhnlichen ersten Auftreten des neuen preußischen Herrenhausmitgliedes wirklich einen Anlauf der römi schen Kurie erblicken, die besonnene und friedliebende mäßiges sei. Der Antrag des Abg. Kayser, zwei Petitionen Audienz empfangen.— Wie die offiziösen „Berliner Politischen zur Erörterung im Plenum zu bringen und dem Reichskanzler Nachrichten" mittheilen, bemerkte der deutsche Reichs» zur Berücksichtigung zu empfehlen, wurde in seinem zweiten kanzler bei dem vorgestrigen parlamentarischen Diner über Theile abgelehnt, im ersten Theile hingegen angenommen, die in Folge der Rede des Bischofs Kopp gegen ihn erfolgten Hierauf folgte d e Berathung des Bundcsrathsbeschlusses, wo- klerikalen Angriffe, man dürfe sich von Anfeindungen der be- nach die Cellulosefabriken unter die genchmigungsbedürftigen zeichneten Art nicht beirren lassen, müsse dieselben vielmehr mit Anlage» auszunehmen sind. Abg. Rickert war für die Ge- j Nichtachtung strafen. Nach der „Post" sagte der Reichskanzler, nehmigung des Beschlusse- und regte die Frage an, ob auch'als bei diesem Diner auch die Währungssrage zur Sprache die bereits bestehenden Fabriken hiervon betroffen werden, kam, ein Privatmann oder ein Abgeordneter könne sich leicht Staatssekretär von Bötticher bejahte dies mit einem Hin- betheiligen an den Agitationen für die Bestrebungen, welche Nachklänge der Polen-Debatten. Nun die Polen-Debatten im preußischen Abgeordneten hause vorüber und die Vorlagen gegen den Polonismus den Kommissionen überwiesen worden sind, haben die Ver handlungen im preußischen Landtage nicht mehr für das übrige Deutschland das bisherige lebhafte Interesse, das sich nun wieder dem deutschen Reichstage zuwendet, in welchem die wichtige Berathung des Branntwein-Monopol- Gesetzentwurfes unmittelbar bevorstrht. Hierbei dürfte es sich aber voraussichtlich bald zeige«, welche zersetzende Wirkung auf das ganze deutsche Parteiwesen die aufregenden Verhandlungen im preußischen Landtage ausgeübt haben. Wenn man beobachtet, wie die Vorgänge, welche sich am vorigen Freitag im Abgeordnetenhause und am Sonnabend im Herrenhause abspieltcn, die größten deutschen Blätter unablässig beschäftigen, kann man nicht daran zweifeln, daß allseitig eine starke Nachwirkung der Polen-Debatten er wartet wird. Die größte Bedeutung legt man nachträglich zwei Ereignissen bei, dem schroffen Bruch des Abgeordnete» von Meyer - Arnswalde mit der konservativen Fraktion im Abgeordnctenhause und die Annäherung an dieselbe Fraktion cm Herrenhause, welche der Bischof Kopp von Fulda am vorigen Sonnabend bewerkstelligte. Der ersterwähnte greise Landrath zerschnitt zwischen sich und seinen bisherigen Partei genossen dasTischtuch, Werl er derenAnschluß an die antipolnische Politik des Reichskanzlers nicht zu billigen vermochte. ES ist wohl denkbar, daß sein Vorgehen Nachahmer finden und mit dazu beitragen wird, den Spalt innerhalb der konser trag zurück, wünschte aber, daß das Haus das Verlangen nach Vorlegung eines Gesetzes, betreffend die Ausprägung von Zweicinhalbpfennigstücken, ausspreche. Der Gesetzentwurf wurde hieraus angenommen. Die Abstimmung über den Antrag des Abg. Uhden erfolgt erst m dritter Lesung. Hierauf wurden die Wahlen der Abgg. Frege und Groß entgegen den Anträgen der Kom mission, an dieselbe zurückverwiesen, die Wahl Hoffmann's aber für giltig erklärt. Ueber die Wahl des Freiherrn v. Ungern- Sternberg sollen Erhebungen angestellt werden, ebenfalls über die Wahl Meyer's (Halle) und Meier's (Bremen). Die Wahl Bürklin's wurde auf Antrag des Abg. Baumbach von der Tagesordnung abgesetzt. Auf der Tagesordnung der heute Nachmittag stattfindenden Sitzung steht die Berathung des Branntwein-Monopols. — Im preußischen Ab geordnetenhause wurden gestern die Gesetzentwürfe über die Abänderung der Amtsgcrichtsbezirke, der evangelischen Kirchenverfassung und des Konsistorialbezirks Kassel, sowie die Landgüterordnung für Schleswig-Holstein unverändert in dritter Lesung und der Haudelsctat unverändert in zweiter Lesung genehmigt. Im Laufe der Debatte erklärten die Vertreter der Regierung, die Erweiterung der Baugewerkschulen sei beabsichtigt, bezüglich des Tarifs für die nach Rußland führenden Bahnen die Verhandlung jedoch noch schwebend. Die Vorlegung eines Organisationsplans für das technische Unterrichtswesen sei wegen entgegenstehender Schwierigkeiten vor Ablauf der beiden nächsten Jahre nicht möglich. Unser Kaiser hat die vorgestrigen Nachmittags- und Abendstunden im Arbeitszimmer zugebracht und von 9 Uhr ab einer kleinen Theegesellschast beigewohnt. Am gestrige« Vormittag nahm der Kaiser die regelmäßigen Vorträge ent gegen und Mittags arbeitete derselbe längere Zeit mit dem Zwilkabinct. — Das deutsche Kronprinzenpaar hat