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Nr. 46. Freiberger Anzeiger «md Tageblatt. Sette 4. IMS. Sächsisches. Brand, 24. Februar. Der immer strebsame hiesige Turnverein hielt am gestrigen Abend in den festlich dekorirten Räumen deS Schützenhauses einen Maskenball ab. Wenn auch die Bethciligung eine nicht übermäßige zu nennen war, so ent wickelte sich doch ein recht buntes und heiteres Treiben, zu welchem iu ununterbrochener Weise das Bcrgmusikchor Märsche und Tänze abwechselnd spielte. Einen recht imposanten Anblick gewährte der von 24 Personen in Kostüm auSgeführte, vom Herrn Turuwart Mahler geleitete Turnrrreigen. Punkt V»11 Uhr erfolgte auf gegebenes Trompetensignal die De- moSkirung. Der nun folgende Ball hielt die Theilnehmenden biS in die heutige frühe Morgenstunde vergnügt und heiter beisammen. Die nach jeder Richtung gut auSgeführte Deko ration der Räume war von den Herren Haupt und Heim auSgeführt worden. L. Sayda, 23. Februar. Nach zweijähriger Pauie wurde gestern Abend in den reichgeschmückten Räumen des Gasthofs zum goldnen Löwen hier ein vom hiesigen Gewerbeverein arrangirter Maskenball abgehalten, welcher eines zahlreichen Zuspruchs aus Stadt und Land sich zu erfreuen hatte, denn über 300 betrug die Anzahl der Theilnehmer. Vertreten warm die Masken in buntester Abwechselung, zum Theil in recht geschmackvollen Exemplaren. Das Vergnügen verlies in völlig geordneter und heiterster Weise und erreichte erst bei Tagesgraum seine Endschast. Allgemein vernahm man vollste Befriedigung über das Gebotene, namentlich erfuhr auch die gute und aufmerksame Bewirthung, welche der Wirth, Herr Jähnig, seinen fröhlichen Gästm zu Theil werden ließ, das verdiente Lob. 4 Noffen, 23. Februar. Das am vergangenen Freitag im „Deutschen Haus" allhier abgehaltene Konzert des „Chor- gesangvereins" erfreute sich wiederum eines ebenso zahlreichen wie gewählten Besuchs. Dasselbe fand unter Mitwirkung der Konzert-Sängerin Frl. Klara Warnatz aus Dresden, sowie der hiesigen Stadtlapelle statt und muß das Programm als reichhaltig und gediegen bezeichnet werden. Die strebsame Vereinsleituug hatte Alles aufgeboten, diesen Abend so genuß reich als nur möglich zu gestalten. Die Vorträge des Vereins ernteten reichen Beifall und ganz besonders die Lieder: .Waldabend" von Abt und „Am Wörther See" von Koschat. Auch der Instrumentalmusik kann nur mit vollster Anerkennung gedacht werden. Was Frl. Warnatz betrifft, so wurden deren Borträge mit ganz besonderem Beifall ausgenommen. Am schönsten kamen Stimme und Innigkeit des Vortrags in den zuletzt gesungenen Liedern: „Meine Ruh' ist hin" von Graben- Hoffmann, „Aennchen im Garten" von Hölzel und „Mein Schatz ist auf der Wanderschaft" von Schubert zur Geltung. Daß dem Konzerte ein höchst animirter Ball folgte, bedarf in unferer tanzlustigen Muldenstadt mit ihrem reichen und lieblichen Damenflor keiner besonderen Erwähnung. 8 Niederneuschönberg, 23. Februar. In diesem Monate sind im hiesigen Orte zwei zwar bejahrte, aber immerhin noch rüstige Männer au Blutvergiftung gestorben. Der Tischler Jahreiß hatte sich am Arm mit einem Schnitzer etwas geritzt, dieser schwoll an und innerhalb 14 Tagen trat der Tod ein. Testen Nachbar, der Strnmpfstuhlbauer Schubert, hat genannten Jahreiß vor seinem Tode mehrmals besucht, dabei den verwundeten Arm mit der Hand, an welcher er eine ganz geringfügige Quetschwunde gehabt, betastet und schon nach 14 Tagen starb er trotz ärztlicher Hilfe. Der Rath der Stadt Dresden hat beschlossen, am Geburtstage Sr. Majestät des deutschen Kaisers ein öffentliches Festmahl zu veranstalten, die öffentlichen städtischen Gebäude schmücken und die öffentlichen Plätze Abends festlich beleuchten zu lasten. Die Kosten der Festbeleuchtung und der Ausschmückung städtischer Gebäude sollen, ebenso wie der allgemeine Aufwand des Festmahles, aus der Stadlkaste bestritten werden. — Der Schluß des Landtages soll dem Vernehmen nach für den 15. April in Aussicht genommen sein. — Das königliche steno graphische Institut, welches unter der Leitung des Professor Heinrich Krieg steht, hält am 19. April d. I. seine nächste öffentliche Prüfung ab. Meldungen zur Theilnahme haben bis zum 20. März cr. zu erfolgen und zwar mittelst Ein reichung eines in stenographischer Schrift ausgesührten Gesuchs, welchem außer einem ourrieulum vitas des Bewerbers, das Maturitätszeugniß beziehentlich der sonstige Nachweis der er forderlichen Vorbildung beizufügcn ist. Im großen Saale des Krystallpalastes zu Leipzig hielt vorgestern Abend Herr Pastor von Bodelschwingh aus Biele feld einen Vortrag über deutsche Arbeiterkolonien. Herr Pastor Zinßer eröffnete die Versammlung und hob in seiner Be grüßungsrede hervor, daß gerade an diesem Tage die erste sächsische Arbeitcrkolonie in Schncckengrün eingeweiht worden und daß der Gast der berufenste Vertreter dieses Arbeits gebietes und der Schöpfer der ersten Kolonie in Deutschland sei. Herr Pastor von Bodelschwingh stellte an die Spitze feines einstündigen Vortrages folgende Sätze, die er ausführlich erläuterte und mit Beispielen aus dem reichen Schatz feiner Erfahrung belegte: Einer der fchwersten menschlichen Noth stände ist es, wenn ein arbeitsfähiger und arbeitslustiger Mensch zum Betteln gezwungen wird, und grausam ist cs, ihn in diesen Morast hincinzustoßen und darin fest zu halten; es ist leicht, in's Elend zu gerathen, und schwer, heraus zu ziehen; es ist sehr schwer, einen ganz zu verderben, und leicht, ihn nicht ganz versinken zu lassen; es giebt Elend auf der Welt, dem man nicht Helsen kann, aber jo groß ist dies Elend nicht, daß ihm nicht geholfen werden könnte, wenn der arme Elende will, daß ihm geholfen werde. Aber um die Würdigen von den Unwürdigen, die Arbeitslustigen von den Strolchen und Vagabunden zu trennen, muß an Stelle des planlosen Gebens und der Planlosen Barmherzigkeit die Forderung einer Arbeitsleistung treten: keine Unterstützung, keine Verpflegung ohne Arbeit: erst Arbeit, dann Essen. Die Arbeit ist das richtige „Scheidewasser" zwischen Würdigen und Unwürdigen, das probate und sichere Mittel. Keiner soll zum Bettel ge zwungen werden, sondern jeder gegen Arbeit Unterkunft und Nahrung finden. Damit war eine Schilderung der Entstehung und Einrichtung der Kolonie Wilhelmsdorf mit ihrem „barm ¬ herzigen Holzstall" und der Station für Epileptische verbunden, sowie der Wunsch, daß auch in Leipzig eine nach solchen Grund sätzen eingerichtete Verpflegungsstätte für Wanderburschen in s Leben gerufen werden möchte. Der Vortrag wurde mit leb haftem Beifall ausgenommen, so daß nach Schluß desselben noch ein Theil der Versammlung beisammen blieb, um der gegebenen Anregung sofort eine plastische Folge zu geben. Die Diskussion führte dazu, daß eine Siebener-Kommission ernannt wurde, mit der Vollmacht, alle nöthigen vorbereitenden Schritte zur Begründung einer Arbeitsstätte für arbeitslose Wandernde zu thun und sich nach eigenem Ermessen zu ergänzen. Die „Leipz. Ztg." bemerkt hierzu: „Das geplante Unternehmen will Denen Arbeit verschaffen, die arbeiten wollen, aber keine Arbeit finden. Wem es vergönnt war, die goldenen Worte des trefflichen Bodelschwingh über den Gottessegrn der freiwilligen Arbeit, seine gemüth- und humor vollen, direkt zu Herzen sprechenden Darlegungen über den hohen sittlichen Werth dieser freiwillig geleisteten Arbeit, über den unheilvolle» Einfluß jeder nicht gegen Arbeitsleistung ver abreichten Unterstützung, über das grenzenlose Elend der Armen, die arbeiten wollen, aber keine Arbeit finden, und über die moralische Mitschuld der Gesellschaft an diesem Elend persönlich mit anzuhören, wird keinen Augenblick darüber mehr zweifeln können: das gestern in's Leben gerufene Werk ist das, was wir brauchen." Unter den vom Staate unterhaltenen Gymnasien Sachsens, 21 an der Zahl, nimmt dermalen das königliche Gymnasium zu Chemnitz der Zahl der Schüler nach mit den ersten Rang ein oder wird doch in dieser Hinsicht nur vom königl. Gymnasium in Neustadt-Dresden um ein Geringes übertroffen. Es zählte nämlich dieses am 15. November 1885, dem Tage der Zählung, 510, Neustadt-DreSden 569 Schüler. Nach Chemnitz folgt das königl. Gymnasium in Leipzig mit 483, dann Zwickau mit 382 Schülern. Bautzen hat 291, Frei berg 249, Zittau 217 Schüler. Plauen hat 200, Wurzen 190, die beiden Fürstenschulen zu Grimma und Meißen, welche der Progymnasialklaffen entbehren, 173 bezw. 170 Schüler. Von den 5, vom Staate nicht unterhaltenen Gym nasien, Kreuzschule, Wettiner Gymnasium und Vitzthum'sches Gymnasium zu Dresden, Thomasschule und Nikolaischule zu Leipzig ist am meisten besucht die Kreuzschule zu Dresden mit 613 Schülern. Die Thomasschule zu Leipzig besuchen 528, die Nikolaischule ebenda 504 Schüler. Im Wettiner Gym nasium zu Dresden befinden sich 293, im Vitzthum'schen Gymnasium 253 Schüler. Im Ganzen werden die 11 könig lichen Gymnasien von 3434 Schülern frequentirt, welche von 253 Lehrern unterrichtet werden. Die Zahl der Schüler an den 5 unter Privatkollatur stehenden Gymnasien betrug 1885 2191 und die Zahl der Lehrer dort 132. Gestern Nachmittag ist die an der äußeren Werdauer Straße zu Zwickau gelegene Dachpappenfabrik der Herren Gebrüder Aschenborn vom Feuer zerstört worden. Das Feuer wurde halb 1 Uhr bemerkt und ist vermulhlich durch das Ueber- laufen einer mit einer großen Portion kochenden Theers ge füllten eisernen Pfanne entstanden. Zur Löschung eilten zuerst die Mannschaften aus dem Garnison-Lazareth herbei. Der Mangel an Waffer erschwerte die Löscharbeiten, wozu die dortige und die Marienthaler freiw. Feuerwehr, die Fabrik- Feuerwehr des Herrn Gustav Wagner und die Eckersbacher Ortsspritze erschienen waren. Es wurde auch Erdreich und Sand zum Löschen verwendet. Aus Döbeln schreibt der dortige „Anzeiger": Am Morgen des 21. Februar l. I. endete der Tod das Leben der Frau Stadtrath Emma Glausnitzer, geb. Seume, einer Dame hiesiger Stadt, welche in hervorragender Weise dem Gemeinnützen und menschenfreundlichen Zwecken gedient hat. Nicht allein, daß die Verewigte schon als junges Mädchen sich den Kindern der Armen bei Ertheilung des Nähunter richtes in der früheren Armenschule gewidmet, sie hat auch nach ihrer Verheirathung das bis zum Eintritt der neuen Schulordnung fortgesetzt; sie hat viele Jahre hindurch Christ bescherungen für arme Kinder veranlaßt, sie hat die Um wandlung der Kleinkindcrbewahranstalt in einen Kindergarten angeregt und diesem ihre stete Fürsorge gewidmet; sie ist die Mitbegründerin des hiesigen Albertvereines und die langjährige Leiterin desselben gewesen; sie hat viele Jahre lang dem Frauenvereine vorgestanden; die Schöpfung der Volksküche ist in der Hauptsache ihr Werk; ihre unermüdete Fürsorge für verwundete Krieger der Jahre 1870/71 wird ihr stets un vergessen bleiben; die Armen, Alten und Schwachen unserer Stadt haben an ihr eine niemals ermüdende Sorgerin und Freundin gehabt, und noch in den letzten Monaten ihres Lebens ist sie bei der Beschaffung von Geschenken sür unsere erneuerte Stadtkirche in hervorragender Weise thätig gewesen. Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm I. von Deutschland und die Königin Karola von Sachsen haben bereits im Jahre 1871 die menschenfreundlichen und patriotischen Verdienste der so früh Heimgegangenen (sie ist geboren am 13. August 1835) durch die Verleihung des „Verdienstkreuzes für Frauen und Jungfrauen", „der Kriegsvenkmünze von Stahl" und „des goldenen Erinnerungskrcuzes für große Verdienste bei frei williger Leistung zur Pflege Verwundeter und Kranker" an erkannt, die Stadt Döbeln aber widmet ihr gewiß ein fort dauerndes danlbarcs Andenken und ruft ihr ein „Friede sei mit Dir!" in die Ewigkeit nach. Aus Annaberg meldet das dortige „Wochenbl." unterm 23. März: Die irdischen Ueberreste des dahingcschiedcnen Herrn Bürgermeisters Voigt langten gestern Abend, begleitet von der trauernden Wittwr, hierselbst mit dem letzten Abendzug an. Hier wurde die Leiche von den Vertretern der Stadt in Empfang genommen und in das RathhauS überführt, wo die selbe ausgebahrt wird. Die Bewegung unter den Empfängern der irdischen Hülle des verehrten Todten war eine tiefgehende und gab auf's Neue einen Maßstab für den Umfang des Schmerzes, welchen der herbe Verlust in allen Kreisen der Stadt erregt. Die Beerdigung wird aus städtische Kosten und zwar Mittwoch Nachmittag 2 Uhr erfolgen. In Wehrs darf bei Bautzen sind die Blattern aus- gebrochen und bereits einige Personen daran verstorben. Gefchichts Kalender. 25. Februar. 1634. Wallenstein stirbt durch Meuchelmord. — Er war in der Nacht zum 26. schon zu Bette gegangen, als er Lärm hörte und an's Fenster eilte. Gleich darauf sprengt Ritt meister Devereux die Thür des Schlafzimmers, sieht Wallenstein und ruft ihm zu: „Bist Du der Berräther, der des Kaisers Volk zum Feinde bringen und ihm die Krone rauben will? Du mußt sterben!" Ohne ein Wort zu erwiedern, streckte Wallenstein die Arme aus; da durchstößt ihn Devereux mit der Partisane. Keine deutsche Hand hatte sich mit dem Feldherrnblute bedeckt; die zum Mord Kommandirten waren lauter Irländer, bis auf zwei Schotten und einen Spanier. 1713- Friedrich l., erster König von Preußen, stirbt. 1803. Der französisch-russische Theilungsplan wird zum Reichsgesetz erhoben. Hiernach erhielt Preußen alle Be sitzungen des Kursürstenthums Mainz in Thüringen, die Bisthümer Paderborn und Hildesheim, die Reichsstädte Goslar, Mühlhausen und Nordhausen, den dritten Theil des Bisthums Münster mit der Stadt Münster, endlich die Abteien Elten, Essen, Herford, Klappenberg, Quedlin burg und Werden. — Baiern verlor 186 Quadratmeilen mit ungefähr 600000 Unterthanen, während die Ent schädigung 290 Quadratmeilen mit circa 900000 Ein wohnern betrug. — Baden erhielt für 8 Quadratmeilen und 25000 Unterthanen 60 Geviertmeilen mit einer Be völkerung von 240000 Seelen. — Württemberg erhielt das Zweifache seines Länder- und Unterthanenverlustes; und an Hessen-Darmstadt gab man vollends gar 90 Geviertmeilen für dreizehn. 1850. Hannover sagt sich vom sogenannten „Dreikönigs- bündniffe" los. Bolkswirthschaftttchcs. f Die Anwendung der El e ktrizität in der Heilkunst. Es ist eine allgemein anerkannte Thatsache, daß die Elektrizität im Lebensprozesse eine wichtige Rolle spiest und daher kann es nur als natürlich erscheinen, wenn diese Naturkraft in weitester Ausdehnung, das heißt in allen ihren Erscheinungsorten und Wirkungen Anwendung in der Heilkunst gefunden hat. Interessant sind in dieser Beziehung die elek trischen Einrichtungen und Kurmethoden in dem großen Pariser Krankenhause La Salpötriere; die Kranken werden in einem Vorsaale empfangen und begeben sich alsdann nach Aufruf ihrer Nummern in den elektrischen Behandlungssaal. Der größere Theil der Kranken nimmt auf einer Reihe neben einander stehender Jsolirschemel Platz, wo sie von zwei in der Mitte des Saales stehenden Scheibenelektrisirmaschinen das elektrische Fludium zugesührt erhalten. Auf diese Weise sind die Patienten einige Minuten lang einem je nach Umständen stärker oder schwächer zur Anwendung gebrachten sogenannten elektrischen Bade ausgesetzt, worauf ein Arzt mittels viel artiger, für die verschiedenen Zwecke der Heilmethode besonders geformter Instrumente die einzelnen Personen an den kranken Üörpertheilen noch paffend elcktrisirt. Aus diese Weise sind echzehn in zwei Reihen zu acht neben einander stehender Jsolirschemel beständig besetzt und es werden durchschnittlich in jeder Sitzung 180 Personen auf di^MWeise elektrisch be handelt, während außerdem noch andere Kranke besondere» elektrischen Behandlungsweisen unterliegen, so daß die Ge- sammtzahl der an jedem Tage mit der elektrischen Kurmethode behandelten Kranken durchschnittlich 200 beträgt. Bezüglich der rationellen Anwendung der Elektrizität zu Heilzwecken be merkt Or. Boudet darüber in I-n Oumiörs elaatriqus Folgendes: Der menschliche Körper übt durch seinen Or ganismus mittels besonderer Organe eine dreifache Thätigkeit aus, erstens die vegetative Thätigkeit, durch welche die Er nährung, Athmung und Fortpflanzung verrichtet wird, zweitens die Beziehungsthätigkeit, mittels welcher er sich von einem Orte zum andern bewegt und durch Sprache, Geberden u. s. w. sich mit Seinesgleichen m Beziehung setzt, und drittens die Thätigkeiten des Verstandes und der geistigen Vervollkommnungs fähigkeit, welche insbesondere im Gehirn ihren Sitz haben. Auf diese drei bezüglichen Organe kann durch Elektrizität eine Wirkung ausgeübt werden und zwar insofern, als man durch deren geeignete Anwendung eine Störung in diesen Organen mildern und oft auch zu beseitigen vermag. Einestheils giebt die Elektrizität in der Hand des geübten Spezialisten ein aus gezeichnetes Mittel zur Krankheitserkennung und dann auch, wie gesagt, in vielen Fällen ein Mittel zur Heilung verschiedeu- artiger Krankheiten ab. Besonders in Nervenkrankheiten giebt es kein besseres Mittel als die Elektrizität; aber auch bei anderen Krankheitsformen, welche in der Hemmung des regel rechten Blutkreislaufes in den einzelnen Körpertheilen, fowie in Verdauungsstörungen, Erschlaffung von Gefäßen u. f. w. beruhen, hat sich die richtig angewendete Elektrizität als sehr heilsam erwiesen. Gegen die gewöhnliche Anwendung der be liebten kleinen Induktionsapparate eifert Or. Boudet sehr energisch, weil damit die Kranken gequält und die Uebel oft verschlimmert werden. Aus der Berliner klinischen Wochen schrift entnehmen wir, daß einer unserer tüchtigsten Elettro- therapeuten, Or. Th. Stein in Frankfurt a. M., eine wirkliche elektrische Apotheke organisirt hat, aus der seine Patient« die Elektrizität in Form galvanischer Batterien »ach Spannung und Quantität ihrer Krankheit genau angemessen geliefert er halten. Es wird hiermit die zu Heilzwecken am meisten üb liche und von allen Aerztcn anerkannte Elektrifationsmethode in der Form des sogenannten konstanten Stromes zur An wendung gebracht und cs ist damit eine bisher ziemlich kost spielige und nicht immer richtig angewcndete Kurmethode zu einem segensreichen Heilmittel auch für den Unbemittelten verallgemeinert worden. s Die Sächs. Rentenversicherungs-Anstalt zu Dresden, welche im Jahre 1841 von dem Königlich Sächsische» Staatsminister v. Lindenau errichtet wurde, also schon seit 45 Jahren besteht, hat im vergangenen Jahre einer so lebhaften Betheiligung sich zu erfreuen gehabt, daß die Jahresgesellschast 1885 aus 1865 Personen mit 3426 Ein lagen im Nennwertbe von 1027800 M., worauf 495780 M-