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Schönburger TngMatk und Filialen: in Altstadtwaldenbnrg bei Hei in ru Kaufmann Otto Förster; in Kausungen bei wal-enburzer Anzeiger K-uspr-cher Nr. S 1901 Donnerstag, Sen '» Decemver Herrn Fr. JanasLek; in LargenchurSdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Tahler, Cigarrenfabrikant an ter Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zel l; in Wolkenbnrg bei Herrn Herm. Wildenhain; ir Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. schein, täglich mit «usnahme der Tage nach Sonn- und ^«s"agen «Innahme von Inseraten ftir die nE „einende Nummer b s vormittags 11 Uhr. Ler «bonnementspreis bettägt viertelnd »M 1 Mt. 50 Pf. Einzelne Nrn. o Pf. Äserate pro Zeile 10 Pf, ^"»swärtS 15 P - tabellarischer Satz wird doppelt berechnet. 30. Juni 1902 sechs Jahre alt werden. Vorzulegen ist für alle Kinder der Impfschein, für die auswärts geborenen außerdem eine standesamtliche Geburtsurkunde mit pfarramtlichem Taufvermerk. Bei der Anmeldung haben Pie Erziehungspflichtigen wahrheitsgetreue Mitteilungen über körperliche und geistige Mängel ihrer Kinder, besonders über Augen- und Ohrenleiden, mangelhafte Sprache, Schwächezustände und dergl, auch ohne direkte Aufforderung zu machen. Anmeldungen durch Kiuder werden nicht angenommen. Waldenburg, am 4. Dezember 1901. Dietzmann, Schuldirektor. Witterunasbericht, ausgenommen am 4. Tecember, nachm. 4 Uhr. . aus den Meeresspiegel. Thermometerstand -I- 2,5° 0. (Morgens 8 Uhr -f- 3,5 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Barometerstand 768 ww. reducirt l Windrichtung: Nord. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 1,, nun. Lambrechts Polymeter 64 /o. LYKUP WttternngSauSsichten für den 5. Tecember: Wolkig bis halbheiter. Anmeldungen zur Bürgerschule. Die Anmeldungen der Kwd-r welche Ostern E schulpfl.chttg werden, hat Sonnabend, den 14. Dezember, von 8—1 Uhr und Montag, den 16. Dezember, von 8—12 und 2—6 Uhr im Amtszimmer des Direktors zu erfolgen. das 6 Lebensjahr Sklmlvflichtig werden diejenigen Kinder, welche bis Ostern das --coen ; ) vollenden. Auf Wunsch der Eltern und Erzieher können bei genügender körper- kicher und geistiger Reife auch solche Kinder ausgenommen werden, welche bis zum s Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. ., Wenig Lunzenau, Ltchtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirkc: Zugleich weit verbreitet m en ° ' Eaidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Altstadt-Waldenburg, Bräunsdo^ ^.derwiera Lberwiera, tberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rüßdorf, Kuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. »Waldenburg, 4. Tecember 1901. Ter Orient, die Besitzstreitigkeiten im Gebiete der Türkei, selbst das einst so unverhüllt zu Tage getretene Sehnen nach Erwerb haben für Europa das eigentliche Interesse verloren. Man hat es neulich gesehen, als die Franzosen mit dem Sultan zusammengerathen waren. An Sensations-Depeschen und dito Gerüchten hat es nicht gefehlt, aber es steckte nichts dahinter, es ging auch nicht tiefer. Dem großen Publikum war die Geschichte total gleichgiltig, und die hohe Diplomatie heuchelic nur ein Schein-Interesse. In Wahrheit ist das, was einst orientalische Frage hieß, erledigt: Rußland hält die Hand über der Türkei, und die einzige europäische Großmacht, die allenfalls diesen Einfluß dem Zaren abzujagen ein Interesse hätte, England, hat nicht mehr die Kraft dazu. Uebrigens hat auch der politische, wie Handelswerth des näheren Orient verloren, seitdem die Mächte im fernsten Orient sich neben einander postirt haben. Nachdem die Russen den Bau der großen sibirischen Bahn in der Hauptsache vollendet, sich in der Mandschurei festgesetzt, den Eisenbahnbau in Persien er langt haben und die indische Provinz Englands von allen Seiten bedrohen können, ist für sie der Werth der Meerenge von Konstantinopel nm 75 Procent gesunken. Tie Blicke aller europäischen und außereuropäischen großen Kulturstaaten haben sich fernsten Osten gerichtet, weil dort für die Industrie ein großer Absatz erhofft wird. Tie alten Germanen zogen vor Jahr hunderten aus, um Getreideland und Nahrung zu suchen, die modernen Nationen gebrauchen erweiterte Märkte für ihre Industrie. Bei dem Wettbewerb um Käufer für Jndustrieproducte, der im vollen Gang ist, kann den schlichten Bürger eigen zu Muthe werden; man denke nur nach, wie sich allenthalben die Jndüstrieen in dem letzten Menschenalter, seit 1871, entwickelt haben wie man sich heute schon darum reißt, Abnehmer zu gewinnen. Wo der friedliche Commisvoyageur das Geschäft nicht im Fluß halten kann, da müssen es Kanonen und Gewehre besorgen. Und nun male man sich aus, wie die Entwickelung in weiteren dreißig Jahren vorangeschritten sein kann? Wo wird dann der Raum für den Absatz bleiben? Gewiß, es sind noch gewaltige Landstrecken der Kultur zu gewinnen, aber jeder „Interessent" wird auch bestrebt sein, sich von vornherein zu sichern, was er ergreifen kann. Asien ist naturgemäß viel lohnender, als Afrika es in absehbarer Zeit noch sein wird. Ten Westen hält Rußland bereits so ziemlich geschlossen, bleibt nur das Thor von Osten her übrig, denn auch nach Süden hin stellt sich der Riesenleib des russischen Reiches allem Vorrücken in den Weg. Ob Rußland von der Auf- schließung Ostasiens dauernd den größten Vortheil haben wird? Möglicherweise, wahrscheinlich, aber keineswegs sicher. Denn seine immer steigende Ausdehnung legt dem Zarenreiche doch manche Hemmnisse an. Für uns als einen der nächsten „Geschäftsfreunde" Rußlands, ist die Angelegenheit von besonderem Interesse. Widmen wir ihr daher einige Worte. Mit der Fertigstellung der sibirischen Bahn Rußland's und ihren Zweigverbindungen nack Central-Asien hinein wird sich zweifellos ein gewaltiges Geschäfts- und Handelsleben entfalten, aber ein solches, das für Ruß land unter Umständen zu einem zweischneidigen Schwert werden kann, wenn es glaubt, die rechte Fühlung mit seinen europäischen Nachbarn außer Acht lassen zu können. Die industrielle national-russische Gruppe, die ihre Hauptsührer in Moskau sitzen hat, sperrte am liebsten die Grenzen Rußland's gegen Europa, damit es den ganzen Waarenverkehr nach Asien allein hätte, aber dabei wird zweierlei übersehen: erstens, daß die russische Industrie noch lange nicht hoch genug steht, um allen an sie herantretenden Ansprüchen genügen zu können, und zweitens, daß sie sich menschlichem Er messen nach nie so entwickeln wird, um die kolossale landwirthschaftliche Production von Europäisch- nnd Asiatisch-Rußland kaufen zu können. Denn wer wird Rußland die landwirthschaftlichen Producte abnehmen, wenn es ausländischen Industrie-Artikeln die Aufnahme erschwert? Darin liegt für das Zarenreich das Gefährliche! Tie Aufschließung von Asien wird von dort eine massen hafte landwirthschaftliche Production auf den damit ohne hin überlasteten Markt von Europäisch-Rußland führen; wo soll diese Unmasse von Getreide, Vieh usw. hin? Man mag sich heute in Petersburg groß dünken und glauben, dem Auslande Vorschriften machen zu können, aber der wirthschaftliche Koloß Rußland hat noch thönerne Füße. Es ist in jeder Beziehung auf eine freundschaftliche Verständigung mit Europa angewiesen. Je stärker seine politische Position im fernen Osten wird, um so schwächer wird seine wirthschaftliche in seinem Westen. Denn alle Production fluthet von Osten nach Westen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hörtet Dienstag Vormittag militärische Vorträge. Mittags sand die Vereidigung des neuen Straßburger Weihbischofs Zorn v. Bulach statt, wobei auch Reichskanzler Graf Bülow zugegen war. Ter Kaiser hielt eine Ansprache, in der es heißt: Tie so- don Ihnen ausgesprochenen loyalen Versicherungen und Wünsche für mich und mein Haus, sowie Ihre Vergangenheit im Staats- und Kirchendienst befestigen mich rn dem Vertrauen, daß auch Sie es für Ihre Gewlssenspflicht halten werden, die Eintracht zu pflegen und in der Diözese Straßburg, soweit cs an Ihnen liegt, den Geist der Ehrfurcht gegen mich zu stärken und die Liebe zum deutschen Vaterlande zu mehren. Sie werden damit nur dem Beispiel Ihrer Vorfahren folgen, die zu den Zeiten des heiligen römischen Reiches deutscher Nation in guten und bösen Zeiten treu zu Kaiser und Reich gehalten haben. Von ganzem Herzen heiße ich Sie, hochwürdiger Herr, in dem Ihnen über tragenen Amte willkommen. Möge Ihnen in Ihrem neuen Wirkungskreise Gottes Segen in reichstem Maße beschicken sein. Alle bei der Vereidigung anwesenden Herren nahmen an der kaiserlichen Tafel theil. Am i heutigen Mittwoch reist der Kaiser nach Oberschlesien ! zu Jagden. Dienstag Abend waren beide Majestäten Gäste des Reichskanzlers. Mit der Einführungsrede des Reichskanzlers Grafen Bülow zum Zolltarif beschäftigt sich natür lich auch die Presse des Auslandes. Die österreichischen Blätter rühmen die rednerische Virtuosität des Reichs kanzlers; meinen aber, daß Graf Bülow doch eine gewisse Unsicherheit habe erkennen lassen, die seine Situation wohl erklärlich mache. Die englischen Blätter behaupten natürlich, daß Deutschland mit seinem neuen Zolltarif einen Schritt rückwärts thue, sie behandeln dem entsprechend auch die Rede des Reichskanzlers. Auf Anerkennung des Auslandes verzichtet die Regierung in diesem Falle ja auch gern, denn hier handelt es sich um ein nationales Werk, das zunächst ohne Rücksicht auf fremde Interessen hergerichtet sein will. Der zweite Tag der Zolltarifdebatte stand ohne Frage über dem ersten. Die Rede des Staatssekretärs Grasen Posadowsky zeugte nicht nur von der innigen Vertrautheit des Ministers mit der Vorlage, die ja auch sein eigenstes Kind ist, sie gab auch darüber hinaus mancherlei Beachtenswerthes. Graf Posadowsky gestand unumwunden ein, daß die Verbündeten Regierungen über die in dem Entwurf festgelegten Zollsätze nicht hinausgehen könnten. So aufrichtiges Wohlwollen gerade der Staatssekretär des Reichsamts des Innern der Landwirthschaft entgegenbringt, so beachtenswerth ist auch aus seinem Munde diese Ankündigung des ultra uou Posse. Von Bedeutung waren auch die Aus führungen des Abg. Spahn, und zwar insofern, als sie jeden Zweifel darüber bannen, daß das Centrum, wenn nicht einstimmig, so doch in seiner großen Mehrheit, dem Zolltarifentwurf der Regierung ihre Zustimmung ertheilen wird. Abg. Richter, mit dem Ring am Finger, hat in seiner jungen Ehe den alten Griesgram ver loren, opponirte gehörig und gründlich, wie es seinem Parteistandpunkte zukommt, aber er war bester Laune und sichtlich bemüht, von seiner inneren Heiterkeit dem Hause abzugeben. Aus dem Schweigen des Reichskanzlers über die Frage, ob die Reichsregierung weiter gehenden Wünschen entgegenkommcn werde, schöpft man in conservativen Kreisen eine gewisse Hoffnungsfreudigkeit, daß die Re- gierung doch vielleicht noch mehr gewähren werde, als sie in ihrem Tarifentwurf bietet. Wir wissen nicht, ob diese Argumentation zutrifft. Dagegen glauben wir,