Volltext Seite (XML)
Schönburger Tngeblnt Schelm täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- 'Heinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Einzelne Nrn. ü Ps. Inserate pro Zeile 10 Ps., für auswärts 15 Pf. Labellarischer Satz wird doppelt berechnet. und Val-enburzer Anzeiger. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei He,:» Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herr» Wilhelm Tahler, Cigarrensabrikant an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zel.l; in Wolkenbnrg bei Herrn Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenderg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Lberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, ^elsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, g-erasprscher Nr. 0. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. -U 269. Sonntag, sen 17. November 1901. Waldenburg, 16. November 190l. In allen ihren südafrikanischen Schmerzen, in den Sorgen über die geringere Leistungsfähigkeit ihrer Land- Armee, und was daraus noch werden soll, ist es für die Engländer immer uoch ein stiller Trost gewesen, daß ihre gewaltige Kriegsflotte wenigstens unerreicht und auf der Höhe der Zeit dasteht, und daß sie be fähigt ist, in jedem etwa ausbrcchenden Kriege das Zünglein der Waage zu Gunsten Alt-Englands zu lenken. Aber auch demgegenüber mehren sich die Stimmen, welche mit Bezug auf die chatsächliche Schlag fertigkeit von Landarmce und Seemacht sagen: Tas ist „gehüpft wie gesprungen", es hapert hier, wie dort, und die englische Regierung hütet sich seit der Blos- stellnug in Afrika weislich, sich nun auch noch zu Wasser zu blamiren. Ihre auffallende Zurückhaltung und Ver söhnlichkeit gegenüber internationaler Verwicklungen, die sonst für das britische Reich keineswegs als gleichgiltig erachtet wurden, giebt unzweideutig denen Recht, welche meinen, Großbritannien's Armada sei zu tief auf früheren Lorbeeren eingeschlafen gewesen und könne sich nun nicht so schnell den Schlummer aus den Augen reiben. Man verstehe nicht falsch: Selbstverständlich verfügt England über eine Streitmacht, die immer noch jedem anderen feindlichen Gesammtgeschwader weit überlegen ist, sie kann etwas leisten, wenn es sein muß. Aber um eine plötzliche Glanzleistung zu erzielen, oder gar, um die ganze ausgedehnte Maschinerie in Bewegung zu setzen, mit zermalmender Wucht einen schnellen und ent scheidenden Schlag nach einem bestimmten Punkte zu führen, sind die Verhältnisse nicht augethan. Wenn man in London heute gerade so viel Zeit sich nähme, wie einst in Frankreich mit dem ein gutes Vierteljahr hindurch vorbereiteten Mobilmachungs-Versuch eines Armeecorps, dann würde man ebenfalls etwas zu Wege bringen, aber von heute in acht Tagen angesichts eines ernsten Zwischenfalls zu brillircn, das ist kritisch, da läßt man lieber die Finger weg. Wie war das vor ein paar Jahren noch so ganz anders, wie hat seitdem der britische Leu die ihm von den Buren so arg verschnittenen Krallen einzuziehen ge wußt? Man denke an die Oase Faschoda im Hinter- lande von Aegypten, ein Stück Erde, dessen Namen in England, wie in Frankreich Millionen zum ersten Male hörten. Der französische Kapitän Marchand war mit einer mäßigstarken Kolonial-Expedition dorthin gekommen und hatte die Flagge seines Vaterlandes gehißt. Und auf stand der Leu mit Gebrüll! In allen Londoner Zeitungen las man fürchterliche Drohungen gegen die französische Republik, deren Soldaten die englische Ehre beleidigt hätten, man forderte die unverzügliche Herab nahme der Trikolore, dieses Lappens, oder . . ! Und da knackte auch schon der Hahn am Revolver, eS wurde Befehl gegeben, ein Geschwader mobil zu machen. Der gallische Hahn steckte vor dem englischen Löwen den Kopf unter die Flügel, und Alt-England verzieh huld voll mit dem Kraftworte: daß du aber so etwas nicht wieder thust. Heute weiß alle Welt, daß jene angeblich begonnene Geschwader-Mobilmachung nichts Anderes war, denn eine Komödie. Seitdem sind keine ähnlichen Komödien mehr Passirt, wohl aber immer schnell verschleierte und versuchte That- fachen, die den aufmerksamen Beobachter erkennen ließen, daß es bei der Flotte so nicht klappte, wie es klappen sollte. Gewiß muß dabei in Anrechnung gebracht werden, daß britische Geschwader und Schiffe auf allen Meeren der Erde verstreut sind, aber eben in dieser vielseitigen, unausgesetzten Inanspruchnahme liegt ein starker Theil der Schwäche der britischen Flotten- Organisation. Für dieses riesige Thätigkeitsfeld genügt geradeso, wie es sich nun auch bei der Armee heraus stellte, das Werbesystem nicht, dabei haperts; vielleicht auch noch in etwas Anderem und Mehrerem! Jedenfalls war es doch merkwürdig, daß es nicht einmal mit den Truppen-Transporten nach Kapstadt so ging, wie es gehen sollte; daß bei den Streitereien in Ostasien und im Orient, bei den Anschlägen Rußland's auf Persien die englische Regierung einen rührenden Glauben daran zeigte, daß alle diese Dinge nichts weiter auf sich hätten. Und doch bedeuteten sie Alle weit mehr, als das Bischen „Faschoda". Allerdings unsere Postdampfer in den ostafrikanischen Gewässern wußten ja die britischen Kriegsschiffe im Vorjahre recht nett zu kapern, aber daß wir ihnen nichts thun, das wissen unsere „Vettern". Da konnten sie straflos mal „anrempeln." Politische Rmidschan. Deutsches Reich. Während der Kaiser bis heute (Sonnabend) Abend in Letzlingen der Jagd obliegt, ertheilte die Kaiserin am Freitag im Neuen Palais bei Potsdam die nach gesuchten Audienzen dem neuernannten Generalsuper intendenten für Schlesien, . Nehmiz, sowie den Rectoren der Berliner Universität und der Technischen Hochschule zu Charlottenburg, Professoren Or. Kekula und Bubendey. Ter preußische Gesandte in Darmstadt, Prinz Hohen- lohe-Oehringen, ist auf seinen Posten zurückgekehrt, nachdem er in Potsdam vom Kaiser empfangen worden war und in Berlin mit dem Reichskanzler eine längere Besprechung gehabt hat. Der bisherige Vicepräsident des deutschen Reichs tages v. Frege wird dieses Ehrenamt in der nächsten Session aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr bekleiden. In der sächsischen Ständekammer lehnte er eine Com missionswahl mit der Begründung ab, daß er demnächst einen mehrmonatigen Gesundheitsurlaub nehmen werde. Mehrere Monate kann das Bicepräsidium des Reichstags aber nicht unbesetzt bleiben; da wird der conservativen Partei also nichts anders übrig bleiben, als ein anderes Mitglied aus ihren Reihen als Candidaten für den Vicepräsidentenposten des Reichstags zu präsentiren. Ueber die Gründe der Anwesenheit des Transvaal gesandten Or. Leyds in Berlin wird der „Tägl. Rundsch." geschrieben, daß ein Bund zur Unterstützuug der unglücklichen Frauen und Kinder der Buren in Südafrika in der Bildung begriffen ist. In Berlin ist ebenfalls ein Comite zusammengetreten, das die Sache in die Hand nehmen will. Dr. Leyds nimmt an den Berathungen dieses Comite's theil. Tie Be- rathungen des Comite's haben dieser Tage begonnen, sie werden am heutigen Sonnabend zu Ende geführt werden. Dann erfolgt sofort die Rückkehr des Transvaal gesandten nach dem Haag. DieLegung eines zweiten Kabels zwischen Emden und New-V ork plant nach einer Mittheilunz der „Technischen Blätter" die Direction der Deutsch-Atlan tischen Telegraphen-Gesellschaft. Man hofft, mit den Arbeiten bereits im nächsten Jahre beginnen zu können. Zur Berathung von Verwaltungsfragen der Invalidenversicherung ist im Reichsversicherungsamt zu Berlin unter dem Vorsitz des Präsidenten Gaebel eine Conferenz von Vertretern der Landes-Versicherungs ämter, Jnvaliden-Versicherungsanstalten und zugelassenen Kasseneinrichtungen zusammengetreten. Zunächst wurden die Angelegenheiten der Beitragscontrole besprochen. Nach dem Jnvaliditätsversicherungsgesetz liegt den Ver sicherungsanstalten die Verpflichtung ob, die vollständige und ordnungsgemäße Leistung der Beiträge regelmäßig zu überwachen. Die Verhandlungen drehten sich, wie die „Nordd. Allg. Ztg." mitthcilt, wesentlich um die Frage, ob die bevorstehenden Einrichtungen dieser gesetz lichen Anforderung genügen. Eine lebhafte Debatte knüpfte sich an einen von einer größeren Zahl von Ver sicherungsanstalten aufgestellten Musterentwurf für zu erlassende besondere Controlvorschriften, wobei in einer Reihe von Einzelerfahrungen die außerordentlichen Schwierigkeiten der örtlichen Controlarbeiten und die großen Verschiedenheiten der Verhältnisse in den einzelnen Anstaltsbezirken beleuchtet wurden. Der Entwurf wurde als brauchbare Grundlage für spätere Beschlüsse aner kannt. Bezüglich der Ueberwachung der in zahlreichen Gebieten mit der Einziehung der Beiträge beauftragten Krankenkassen wurde eine weitere Ausgestaltung der Vorschriften über die den Anstaltsvorständen in dieser Richtung zustehenden Befugnisse angebahnt. Tic Wünsche der Landwirthschaft bezüglich des Zolltarifs, so schreibt die „Teutsch. Tagesztg.", sind von dem Bundesrath nicht berücksichtigt worden. Der Zolltarif, wie er aus dem Bundesrath hervorgegangen, ist für die Vertreter der Landwirthschaft schlechthin un annehmbar. Wie die Tinge nun einmal liegen, ist es unbedingt nothwendig, mit unbeugsamer und, wenn es sein muß, rücksichtsloser Entschiederheit das zu ver treten, was man als richtig erkannt hat. Das muß nun im Reichstage geschehen. An den öffentlichen Arbeitsnachweisen des deutschen Reichs hat der Andrang im October solchen Grad erreicht, daß auf jede offene Stelle zwei Arbeit suchende zu verzeichnen waren. Es ist leider zu be fürchten, das dies Verhältniß im laufenden Monat und während des ganzen Winters noch immer ungünstiger werden wird. Am künftigen Montag werden in Berlin 8 Arbeitslosen-Versammlungen tagen, in denen die Krise, die immer mehr an Ausdehnung gewinnt, vom politischen und wirthschaftlichen Standpunkte aus beleuchtet werden soll. Die Arbeitslosen erwarten von einer Ein gabe an den Magistrat wirksame Abhilfe. Die Communen werden jetzt allenthalben, namentlich in den Jndustrie- bezirken tief in die Tasche greifen müssen, denn das Elend ist thatsächlich groß. Oesterreich-Ungarn. Die österreichische Armee führt einen n e u e n C a v a l l e ri e- säbel ein. Tie wichtigste Aenderung ist die, daß der Säbel gegen die Spitze zu an Breite gewinnt, um so den Hieb wuchtiger zu machen und seine Durchschlags- Witterungsbericht, ausgenommen am 16. November, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 759 WM. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand 3° O. (Morgens 8 Uhr Z- 1° 0.) Kenchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 69",». Thaupnnkt — 2,5- 0. Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 mnr. Daher Witterungsanssichten für den 17, November: Trübe bis halbheiter, Niederschläge nicht ausgeschlossen. Tonerstag, den 21. November 1901, Vorm. 11 Uhr sollen im Gasthofe zu Oberwiera anderwärts gepfändete Gegenstände, als: 1 Tisch, 1 ll. Schrank, 2 Bänke, 1 Schemel, 1 Bettstelle und 1 Waschwanne meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Waldenburg, am 14. November 1901. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts.