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2. Personen, bezüglich deren der Antrag auf Eröffnung des Concursverfahrens wegen ungenügender Concursmasse abgelehnt worden ist, so lange sie in dem nach Z 107 Absatz 2 der Concursordnung vom Gerichte zu führenden Verzeichnisse eingetragen sind. Wählbar sind diejenigen wahlberechtigten männlichen Personen sowie die ge setzlichen Vertreter juristischer Personen, welche das 85. Lebensjahr erfüllt haben und deutsche Reichsangehörige sind (§12 des Gesetzes). Die Wahlberechtigte« haben sich zu der oben festgesetzten Zeit bei dem betr. Wahlleiter anzumelden und auf Verlangen das Vorhandensein der gesetzlichen Er fordernisse (z. B. durch Vorzeigung der Quittung über Bezahlung des letzten Ein kommensteuertermins, bez. des letzten fälligen Beitrags für die Handels- und Ge werbekammer) nachzuweisen. Zweifel über die Berechtigung zur Theilnahme an den Urwahlen werden von dem Wahlleiter in erster Instanz entschieden. Die Stimmzettel sind mit der festgesetzten Anzahl von Namen zu versehen und müssen die Personen der zu Wählenden mit gehöriger Deutlichkeit erkennen kaffen. Glauchau, den 28. October 1901. Die Königliche A m t s h a u p t m a n ns ch a f t. Ebmeier. W Bekanntmachung. Nach tz 17 der Revidirten Städte-Ordnung sind zum Erwerbe des Bürger rechts berechtigt alle Gemeindeglieder, welche 1. die Sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, 2. das fünfundzwanzigste Lebensjahr erfüllt haben, 3. öffentliche Armenunterstützung weder beziehen, noch im Laufe der letzten zwei Jahre bezogen haben, 4. unbescholten sind, 5. eine directe Staatssteuer von mindestens 3 Mark entrichten, 6. auf die letzten zwei Jahre ihre Staatssteuer und Gemeindeabgaben, Armen- und Schulanlagen am Orte ihres bisherigen Aufenthalts vollständig be richtigt haben, und 7. entweder a) im Gemeindebezirke ansässig sind oder b) daselbst seit wenigstens zwei Jahren ihren wesentlichen Wohnsitz haben, oder v) in einer andern Stadtgemeinde des Königreichs Sachsen bis zur Auf- gäbe ihres bisherigen Wohnsitzes stimmberechtigte Bürger waren. Diejenigen hiesigen Einwohner, welche von dieser Berechtigung Gebrauch machen wollen, haben sich zu diesem Behufe bis zürn 7. November dies. Js. in hiesiger Rathsexpedition anzumelden. Waldenburg, den 28. October 1901. Der Stadtrat h. Kretschmer, Bürgermeister. Jg. MM-, LaMm- und Me-AiM auf Remser Revier. Im Gasthof z« Remse sollen Montag, den 11. November 1901, von vormittags 9 Uhr au die im Klosterholz und Gersdorf aufbereiteten 150 Rm. Deckreisig und eine Parthie Laubstreu, sowie einige Plätze Stöcke versteigert werden. Fürstliche Forstverwattung Remse. Deck- und Besenreifig-Auction auf Nieverwaldeuvurger Revier. Mittwoch, den 13. November Vorm. 9 Uhr sollen im Rathskeller zu Waldenburg ca. 120 Rm. Deckreisig und das anstehende Besenreisig versteigert werden. Fürstliche Forstverwattung Niederwaldenburg. *Waldeuburg, 1. November 1901. In England zeigt man sich beunruhigt darüber, daß der russische Kriegsminister Kuropatkin unmittelbar nach dem Tode des Emirs von Afghanistan eine Dienstreise nach Turkestan unternommen hat. Kuropatkin war vor seiner Ernennung zum Kriegsminister General-Gouver neur von Turkestan und gilt als einer der besten Kenner der russischen Grenzgebiete von Afghanistan, die er selbst als Generalstabschef in der Turkmenenschlacht bei Peok- Tepe (1885) mit unterwerfen half. Tie Reise soll zwar schon vor dem Tode des Emirs geplant gewesen sein, aber immerhin ist es begreiflich, daß man in Eng land in der Gleichzeitigkeit dieser Reise mit dem afghani schen Thronwechsel keinen bloßen Zufall erblicken will und jeden Schritt zur Verstärkung der russischen Kriegs bereitschaft in Turkestan aufmerksam verfolgt. Erst vor zwei Jahren ist dort eine Art Probe-Mobilmachung vor- genommen und der äußerste Militärposten in Kuschk be trächtlich verstärkt worden. Die Inspektionsreise Kuro- patkins beweist jedenfalls, welche Sorgfalt die russische Militär-Verwaltung unausgesetzt der kriegerischen Orga nisation der turkmenischen Gebiete widmet. Allerdings hat Rußland gegenwärtig wieder mit nicht geringen wirthschaftlichen Schwierigkeiten infolge schlech ter Ernte und großer Geldknappheit sowohl in den Staatskassen wie auch in der Industrie zu kämpfen. Aber darin liegt nur ein schwacher Trost für den eng lischen Gegner, und nicht mit Unrecht weisen russische Blätter darauf hin, daß derartige Schwierigkeiten wäh rend der letzten 10—15 Jahre weder den Bau der großen sibirischen Bahn, noch die Vervollkommnung der strategischen Linien in Centralasien, noch die Anlage neuer Eisenbahnen in der Mandschurei, noch den Bau neuer Kriegsschiffe beeinträchtigt hätten und daß im Gegentheile Rußland bei dieser productiven Thätig- keit noch recht wirksam der britischen Politik in China entgegengetretcn sei. Während England schwer aus der südafrikanischen Wunde blutet, ist Rußland an Mißwachs in einzelnen Theilen des weiten Reiches und Geldnoth lange gewöhnt. Einem hohen russischen Offizier wird die Aeußerung zugeschrieben, daß Rußland keinen Puffer zwischen sich und England am persischen Golfe mehr brauche. Das wäre für das russische Gefühl der Ueberlegenheit be zeichnend genug. Gleichwohl ist es wahrscheinlich, daß ein Einrücken russischer Truppen nach Afghanistan nicht unmittelbar bevorsteht. Die russische Politik Pflegt nicht schroff darauf loszugehen, sondern bedächtig die beste Gelegenheit zum Zugreifen abzuwarten, und sie hat in diesem Falle Zeit, da eben das natürliche Uebergewicht auf ihrer Seite ist. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, der abends vorher aus Liebenberg wieder im Neuen Palais bei Potsdam eintraf, ritt Mittwoch Morgen spazieren. Später hörte er die Vor träge des Cultusministers Or. Studt und Chefs des Civilcabinets v. Lucanus. Am Donnerstag Morgen hörte der Kaiser militärische Vorträge. Zur Abendtafel war u. a. der holländische Gesandte geladen. Mittwoch Nachmittag hatte Se. Majestät den Verfasser des Buches „Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts", Mr. Houston Stewart Chamberlain, empfangen. Der englische Colonial minister ist das aber nicht, denn der heißt Joseph Chamberlain, Ehren-Joseph. Tas Gerücht von einer bedenklichen Erkrankung des Königs Eduard von England wird von Kopen- Hagen aus als völlig grundlos bezeichnet. Der König sei während seines jüngsten Aufenthalts daselbst durch sein gesundes Aussehen und durch besondere Heiterkeit aller Welt aufgefallen. Aus London wird gemeldet, daß Kaiser Wilhelm den König Eduard, sowie den Kronprinzen von England zu den königlichen Jagden in Springe für den November eingeladeu habe. Ein amtliches Dementi der schlimmen Gerüchte fehlt dagegen noch immer. Mailänder Telegrammen zufolge ist ein englischer Hofcourier in San Remo eingetroffen, um für König Eduard eine Wohnung zu miethen. Der König soll Ende Januar eintreffen und Februar und halben März bleiben. Es heißt sogar, es werde wahrscheinlich die Villa Zirio, wo Kaiser Friedrich im Winter 1888 wohnte, gemiethet werden. Die „Münchener N. N." schreiben: Anläßlich des Todes der Kaiserin Friedrich erklärten die Londoner Blätter, die Kaiserin habe sich das todtbringende Leiden nur durch die aufopfernde Hingabe für ihren Gemahl geholt. Keines des Blätter hat sich damals erinnert, daß auch der Bruder der Kaiserin Friedrich, Herzog Alfred von Koburg, an Krebs, und zwar Zungenkrebs, gestorben war. Der Prinz- Gemahl, der Vater König Eduards, starb an einem typhösen Fieber, dessen Mutter, die später geschiedene Herzogin Louise von Koburg, ist ebenfalls an Krebs gestorben. Tie neuesten Veröffentlichungen des Professors Czerny in Heidelberg stellen fest, daß der Krebs an steckend ist, wenn auch nicht in dem Maße, wie manche andere ansteckenden Krankheiten. Ausdrücklich aber giebt Czerny zu, daß in manchen Familien Krebse Vorkommen und daß, wenn nicht die Krankheit selbst, so doch eine erhöhte Disposition vererbt wird und sich steigert bei Heiraten unter disponirten Verwandten. Hieraus, so schreibt das Blatt zum Schluß, ergiebt sich für uns Deutsche der Wunsch von selbst, daß Heiraten unserer deutschen Fürstenkinder mit ihren englischen Verwandten künftig unterbleiben möchten. Der socialdemokratische Reichstagsabgeordnete Bruno Schönlank ist in der Leipziger Heilanstalt, in die er wegen seines geistigen Zustandes vor einigen Monaten gebracht werden mußte, seinem unheilbaren Leiden erlegen. Schönlank hatte noch nicht das 42. Lebensjahr vollendet, er war Socialdemokrat crassester Observanz, aber ein sehr Heller Kopf und schriftstellerisch und publicistisch überaus furchtbar. Zur Ausweisung des „Takuhelden" Harrings theilt das Berliner Polizeipräsidium mit, daß Harrings infolge seiner wegen Entziehung von der Wehrpflicht erlittenen Bestrafung ausgewiesen werden mußte; in solchen Fällen erfolgt allen Ausländern gegenüber, und Harrings ist naturalisirter Amerikaner, ohne Ausnahme die Ausweisung. Die erbetene Frist wurde Harrings auf sein Ersuchen gewährt, da dieselbe mit dem 1. November abläuft, ohne daß ein Fristverlängerungsgesuch, noch ein Gesuch um Aufhebung der Ausweisungsverfügung ein- gegangen ist, so hat Harrings am 1. November das preußische Staatsgebiet zu verlassen. Während die liberalen Organe das Vorgehen der Polizei mißbilligen, bezeichnet es die „Post" als durchaus gerechtfertigt, denn, wenn ein deutscher Unterthan sich seiner erhabensten nationalen und socialen Pflicht, dem Wehrdienste, ent ziehe und, nachdem er dem Vaterland treulos den Rücken gekehrt, sich in einer fremden Nation naturalisiren lasse, brauche das von ihm verleugnete Vaterland gewiß kein Heimatsrecht ihm gegenüber mehr anzuerkennen. Offen bar müsse aber auch verhütet werden, daß ein deutscher Unterthan nach Ablauf der Verjährungsfrist wieder als fremder Staatsbürger hierher zurückkehre und, ledig aller Pflichten gegen das Vaterland, demnach ungestört an dessen Culturleben theilnehme. Eine Protestversammlung zur Abwehr der Schmähungen des englischen Colonialministers Cham berlain, welche dieser in seiner Edinburger Rede be sonders gegen die deutsche Kriegsführung von 1870/71 zum Ausdruck brachte, hat eine große Anzahl Professoren aller Facultäten der Universität Greifswald einberufen. Auch andere deutsche Universitäten werden sich der „Post" zufolge diesem Vorgehen anschließen. Der „Reichsanzeiger" schreibt in seinem nichtamtlichen Theil an erster Stelle: Von der Presse werden angeb liche kaiserliche Aeußerungen über wirtschaftliche Fragen verbreitet und besprochen. Wir haben von diesen Ausstreuungen bisher keine Notiz genommen, weil die sogenannten kaiserlichen Aeußerungen so unwahrscheinlich klangen, daß es sich nicht verlohnte, dieselben ernst zu nehmen. Ta jedoch aus den Commentaren selbst ernsterer Blätter hervorgeht, daß sie die Sr. Majestät in den Mund gelegten Aussprüche für echt halten, so sind wir in der Lage, zu erklären, daß diese von Anfang bis zu Ende erlogen sind. Den unmittelbaren Anlaß zu dieser vom Kaiser direct angeordneten Erklärung hat offenbar die falsche Mittheilung gegeben, der Kaiser habe geäußert: Kommen keine Handelsverträge zu Stande, so schlage ich alles kurz und klein. Wir haben die Richtigkeit dieser Angabe, schon mit Rücksicht auf die Wirkung, die eine solche Aeußerung von allerhöchster Stelle auf das Ausland üben mußte, von vornherein bezweifelt und eine Richtigstellung erwartet. Diese Richtigstellung bezieht sich natürlich nur auf die Erfindung angeblicher Kaiserworte, aus ihr einen Schluß auf die Haltung des Kaisers in Bezug auf den Zolltarif und den späteren Abschluß von Handelsverträgen zu ziehen, ist keine Ursache vorhanden. Oesterreich-Ungarn. Die Geschäfte der Italiener besorgt haben in Innsbruck in Tirol die deutschen Studenten. An der Innsbrucker Universität gab es am Mittwoch großen Skandal. Deutschnationale Studenten suchten durch Lärm zu verhindern, daß der Privatdozent für Civilprozeß vr. Mestrina die Eröffnungsvorlesung in italienischer Sprache halte. Das Erscheinen des Rectors blieb wirkungslos. Eine Balgerei zwischen deutschen und italienischen Studenten folgte. Die Demonstration ist den Italienern nicht unangenehm, weil sie die ganze Schuld der österreichischen Regierung zuschieben, die