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Schönburger Tageblatt Hrlcheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn-" und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. Ler Abonnementspreis beträgt vierteljähr- 14 1 Mk. 50 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. Anserate pro Zeile 10 Ps., für auswärts 15 Ps. L^bellarischer Satz wird doppelt berechnet. und llWenbnrger Anzeiger. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei He, s Kaufmann Otto Förster; in Kausungen bei Herrn Fr. Janasckek; in Langenchursd. f bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Her.;, Wilhelni Dahler, Cigarrenfabrikant an tr Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zek!; in Wolkenbnrg bei Herrn Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirste. . Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Calluberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidren, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Fernsprecher Nr. v. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 252. Sonntag, Sen 27. October 1901. daß die Ausschüsse des Bundesraths die ganze Zoll-'schenken zu lasten. Tenn bisher ist der König über tariffrage schon erledigt hätten, bestätigt sich also nicht. Jedenfalls wird aber der Entwurf dem Reichstage so- dessen Zusammentritt zugehen. Im Reichs- Jnnern gehen inzwischen die Gesetzentwürfe, Aenderungen des Krankenversicherungs- und betreffend die gewerbliche Beschäf fort nach amte des betreffend gesetzes tigung schulpflichtiger Kinder der Vollendung ent gegen, jedoch wird es von dem Verlauf der Zolltarif verhandlungen abhängen, ob die beiden genannten Ent würfe dem Reichstage schon in der kommenden Session zugehen werden. Ueber den Schmuggel nach Deutschland wird berichtet, daß die Menge der im letzten Rechnungsjahr im deutschen Zollgebiet mit Beschlag belegten Waaren mit fast 18,000 Kg. um 4000 Kgr. größer war, als im Vorjahre. Ties rührt von einem Posten von über 6000 Kg. Erdöl her, der über die holländische Grenze einzuschwärzen versucht wurde. Der deutsch-columbische Zwischenfall ist bei gelegt. Wie aus Caracas gemeldet wird, ist der Zwischen fall, der sich anläßlich der Anwesenheit des deutschen Kreuzers „Bineta" dort ereignete, durch die deutsche Gesandtschaft in befriedigender Weise ausgeglichen worden; die Befürchtungen, daß es zu Verwickelungen kommen könnte, sollen vollkommen geschwunden sein. Oesterreich-Ungarn. Die Drohungen der Regierung mit ihrer Abdankung und Auflösung des Reichsraths haben ihre Wirkung gethan: Nach langen Berathungen haben alle Parteien ausnahmslos ihre dringlichen Anträge bis nach der ersten Sitzung des Budgets zurückgezogen, so daß in die Berathung des Staatsvoranschlages eingetreten werden konnte. Es hat sich gezeigt, daß nicht die Parteien als solche, sondern nur einzelne Abgeordnete Schwierigkeiten machten und daß nunmehr ein glatter Fortgang der Verhandlungen gesichert ist. Frankreich. Der Ausfall der eingestellten Heeresdienstpflichtigen gegen das Vorjahr beträgt 4634 Mann, so daß sich der Kriegsmiuister gezwungen sieht, von der geplanten Errichtung vierter Bataillone abzusehen. Die Bevölkerungsziffer Frankreichs verfolgt also noch immer eine stark rückläufige Bewegung und mit dem Zwei kindersystem wird nicht gebrochen, so glänzende Beloh nungen kindergesegneten Familien auch in Aussicht ge stellt werden. Im Parlament ist es dem Kabinett bisher noch er träglich ergangen; es wird aber schon wieder eine recht kitzliche Interpellation angekündigt, gelegentlich deren Erörterung Waldeck-Rousseau und seine Ministercollegen leicht ins Straucheln gerathen könnten. Mehrere socia- listische Abgeordnete begaben sich dieser Tage zu Wal deck-Rousseau, um diesen zu befragen, weshalb der Director des anarchistischen Pariser Blattes „Libertaire", der wegen Preßvergehens gelegentlich des Zarenbesuches verurtheilt wurde, im Gefängnisse bei den gemeinen Verbrechern untergebracht ist. Falls sie keine befrie digende Antwort erhalten, wollen die erwähnten Abge ordneten die Regierung in der Kammer über diese An gelegenheit interpelliren. England. König Eduard hat seinen Ministerpräsidenten Lord Salisbury unmittelbar nach dessen Rückkehr in längerer Audienz empfangen, um sich von ihm reinen Wein über die wirkliche Kriegslage in Südafrika ein- Witterungsbertcht, ausgenommen am 26. Octobcr, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 763 MUI. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -i- 11° 6. (Morgens 8 Uhr -s- 6° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 54"/». Thaupunkt -s- 2" 6. Windrichtung: Südost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,« wra. Daher Witternngsanssichteu für den 27. October: Halb bis ganz heiter. . der auswärtigen Politik, oberster Schützer von Handel, - Industrie und Landwirthschaft, er ist auch oberster Wissen- : schaftsleiter und oberster Kunstrichter. Tas Kaiserthum verliere aber durch Anspannung seiner Autorität für kleine und fragliche Fälle. Einer Einladung des Botschafters Fürsten Eulen burg entsprechend, wird der Kaiser am Sonntag in Liebenberg (Mark) eintreffen, um dort zu jagen. Die Rückkehr nach Potsdam erfolgt am Dienstag. Kronprinz Wilhelm wohnt heute (Sonnabend) in Breslau der Ent hüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals bei. Bischof Benzeler von Metz hat dem Kaiser in feier licher Weise den Homagialeid geleistet. Der Ausdruck Homagial entstammt dem mittelalterlichen Vasallendienst und bedeutet nicht nur die Huldigung, sondern auch die Unterthänigkeit und die Treue. Ter ehemalige Prior von Maria Laach erfreut sich bekanntlich des ganz be sonderen Wohlwollens unseres Kaisers und daher sand auch die Ceremonie der Eidesleistung in besonders feier licher Weise im Schlosse zu Potsdam statt. Auf das Gelübde der Treue uud des Gehorsams gegen Kaiser und Reich Seitens des Bischofs erwiderte der Monarch in gnädigsten Worten, er habe die stille und regsame Wirksamkeit des Abtes in Maria Laach kennen gelernt und hoffe, daß derselbe in seinem neuen schwierigen Amt die Gläubigen zur Ehrfurcht vor der weltlichen Obrigkeit und zur Liebe zum deutschen Vaterland er ziehen werde. Tie Meldung der römischen „Voce della Verita", daß der Bischof von Straßburg angewiesen worden sei, den Studenten den Besuch der Collegien des Pro fessors Späh,'n zu verbieten, scheint sich zu bestätigen. Ein solches Einschreiten des Vatikans wäre allerdings um so auffallender, als Herr Spahn seine Berufung an die Straßburger Universität ausschließlich dem Kaiser verdankt. Die Antipathie des Vatikans gegen den katho lischen Universitätsprofessor Spahn erklärt sich aus der früheren Stellungnahme des Gelehrten gegenüber einigen Dogmen der katholischen Kirche. Der Reichstags- und preußische Landtagsabgeordnete für den 1. Schleswig-Holsteinischen Wahlkreis, Gustav Johannsen, ist in Flensburg plötzlich gestorben. Als Däne vertrat er den genannten Wahlkreis ununterbrochen seit dem Jahre 1881. TerKaiser Wilhelm-Kanal ist im dritten Viertel jahr 1901 von 9671 Schiffen benutzt worden gegen 10,147 in demselben Zeitraum des Vorjahres; die Schiffe hatten einen Raumgchall von 1,29 gegen 1,28Mill. Tonnen. An Gebühren wurden 618,178 gegen 615,739 M. entrichtet. Bei den Berliner Garderegimentern wurde das Aus bildungspersonal, Offiziere wie Unteroffiziere und Ge rrite, von den höheren Vorgesetzten eindringlichst vor Mißhandlungen, unvorschriftsmäßizer Be- sandlung, Mißbrauch der Tienstgewalt u. s. w. gewarnt mit dem Hinweis, im Dienste nach Möglichkeit mindestens fünf Schritte Entfernung von den Rekruten nne zu halten. Jede Meldung der Rekruten werde ohne Ansehen der Person geprüft und gerichtlich geahndet werden. Die Bundesrathsausschüsse haben die erste Lesung des Zolltarifentwurfs einschließlich des Zolltarif gesetzes erledigt, die zweite Lesung beginnt am 31. d. M., in dieser sollen zugleich die auf das Zolltarifgesetz be züglichen Eingaben berücksichtigt werden. Tie Angabe, "Waldenburg, 26. October 1901. Die Erklärung der „Norddeutschen Allgemeinen Zei tung", daß sich die Reichsleitung in Bezug auf den Zeitpunkt der Kündigung der geltenden Handels-Ver- träge freie Hand Vorbehalten müsse, hat in Organen des Bundes der Landwirthe ein gewisses Aufsehen und sogar Befremden erregt, obgleich in der officiösen Kund gebung deutlich die mit unserer ganzen handelspolitischen Lage unvereinbare Ansicht zurückgcwiesen war, als ob die Regierung überhaupt nicht kündigen wolle. Jenes Aufsehen erklärt sich daraus, daß mancher eifrige Vertreter der landwirthschaftlichen Interessen den Wunsch hegte, die Handels-Verträge möchten auf alle Fälle und schon in allernächster Zeit gekündigt werden; denn dann wäre jetzt schon Sicherheit dafür gegeben, daß vom 1. Januar 1904 ab, wenn bis dahin der neue Zolltarif im Reichstage und neue Verträge mit den fremden Staaten nicht zustande kämen, der Fünf mark-Zoll unsers jetzigen Generaltarifs für Roggen und Weizen in Kraft träte. Die Regierung wäre im Voraus gebunden für den Fall eines vertragslosen Zustandes. Man mag diese Berechnung vom rein agrarischen Standpunkte aus wohl verstehen und wird darum doch die Haltung der Regierung in der Kündigungs-Frage nicht zu tadeln brauchen. Zunächst steht doch über allem Zweifel fest, daß die leitenden Kreise unser han delspolitisches Verhältnis zum Auslände auf der Grund lage eines wesentlich höhern Schutzes unsrer landwirth schaftlichen Producte neu regeln wollen. Nun drängt aber die Zeit zur Kündigung nicht, da die geltenden Verträge bis zum 31. December 1903 laufen, und es ist eine offene Frage, ob eine vorzeitige Kündigung den Eifer des Reichstags, den neuen Zolltarif zustande zu bringen, und die Bereitwilligkeit der fremden Regie rungen, neue Verträge abzuschließen, steigern oder ab- schwächcn würde. Jedenfalls dürfen Verantwortliche Staatsmänner, die das Gesammtwohl zu vertreten haben, einem vertragslosen Zustande nicht leichten Herzens cnt- gegensteuern, gerade jetzt nicht in einer Zeit industriellen Rückganges. Bereits hat sich das preußische Staatsministerium veranlaßt gesehen, Erhebungen über die Arbeitsnoth im Lande und über Maßregeln zur Verminderung der Mißstände anzustellen. Große solide Werke müssen ihren Betrieb einschränken, selbst für gute productive Anlagen fehlt es an Kapital, die Börse zeigt, mit unter den Wirkungen einer mangelhaften Gesetzgebung, einen traurigen Mangel an Widerstandskraft. Die Regierung würde sich berechtigten Vorwürfen aussetzen, wenn sie nicht alles vermeiden wollte, was einen solchen be denklichen, schließlich für alle Glieder des wirth- schaftlichen Organismus nachtheiligen Zustand irgend wie verschärfen könnte, und deshalb ist es gerechtfertigt, daß sie sich mit der Kündigung nicht übereilt und sich freie Hand vorbehält, je nach dem Stande der Ver handlungen im Reichstage und mit dem Auslande den für die Kündigung geeigneten Zeitpunkt zu wählen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, der Donnerstag Nachmittag einen längeren Spaziergang machte, erledigte im Laufe des Freitags Regierungsgeschäfte. Der Kaiser thut alles, schreibt der nationalsociale Pfarrer Naumann in einem unlängst erschienenen Buche, , er ist nicht nur oberster Kriegsherr, oberster Vertreter '