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Abgeordneten zur Bezirksversammlung im VII. länd lichen Wahlbezirk statt. * — In dem amtlichen Bericht der Commission sür das Veterinärwesen über die in der Zeit vom 1. bis 15. October im Königreiche Sachsen constatirtcn an steckenden Thierkrankheiten heißt es, daß in der Amts hauptmannschaft Zwickau durch Milzbrand 1 Gehöfte von Obergrünberg verseucht war, während aus dem städtischen Vieh- und Schlachthof zu Zwickau 1 Fall von Maul- und Klauenseuche zur Anzeige gelangte. Im Ganzen kamen im Königreich Sachsen vor: Milzbrand 18mal, Tollwuth 2mal, Maul« und Klauenseuche 2mal. * — Der Vorstand des Sächsischen Lehrervereins ist nach eingehenden Erwägungen zu der Ueberzeugung ge langt, daß die von der Lehrerschaft in der Haftpflicht- Angelegenheit zu Tage getretene Beunruhigung weit über das durch Thatsachen begründete Maß hinaus geht und insbesondere in keiner Weise die finanziellen Aufwendun gen rechtfertigt, die die sächsische Lehrerschaft durch Ab- schloß von Versicherungen bei Gesellschaften zu machen geneigt ist. Ter Vorstand hält es daher für seine Pflicht, zur Beseitigung der zum Theil großgezogenen Aufregung der Verausgabung unnöthig hoher Ver sicherungsprämien vorzubeugen, und hat beschlossen, den Haftpflichtschutz vom 1. October ab bis zur nächsten Delegirtenversammlung sür alle seine Mitglieder auf die Vereinskasse zu übernehmen. Erst dann werden beson dere Haftpflichtbeiträge zu dieser Kasse festgesetzt werden. * — Für die erste Hälfte im November giebt Falb folgende Wetterprognose: 1. bis 8. November: Es herrscht trockenes Wetter bei niederen Temperaturen. 9. bis 13. November: Tie Trockenheit wird nur in den Tagen um den durch eine Sonnenfinsterniß ver stärkten kritischen Termin des 11. (3. Ordnung) durch Niederschläge vorübergebend unterbrochen. Die Tempera tur liegt noch tief. Ziegelheim, 24. Octobcr. Auch in hiesiger Gemeinde wird, wie in sämmtlichen anderen Gemeinden der Amts hauptmannschaft Glauchau, gegenwärtig durch einen Rund- gang von den GemeindcrathSmitgliedern zu ermitteln gesucht, wieviel jeder Einwohner verfügbare Räume für Militär-Einquartierung besitzt, resp. wieviel enge und wieviel normale Quartiere in der Gemeinde vorhanden sind. Tie Zahl der verfügbaren, resp. delegungsfähigen Räume sind von den beauftragten Gemeindcrathsmit- gliedern in besondere Listen, nebst der durch Ausmessung zu ermittelnden Größe derselben nach Quadratmetern einzutragen, wobei auch zu beurtheilen ist, sür welche Charge die betreffenden Räume geeignet sind. Auch die Räume, welche sich zu Stallung für Pferde eignen, sind auf ihre Größe zu prüfen und die Zahl der darin unter zubringenden Pferde festzustellen. — Tas Ministerium des Innern hat beschlossen, vom 1. Januar nächsten Jahres ab den Bezirk der Amtshauptmannschaft Glaucha« von dem Bezirk der Gewerbeinspection Zwickau abzutrennen und der Ge- werbeinspection Chemnitz zuzutheilen, sowie den Assi stenten Trülzsch der Gewerbeinspection Zwickau vom gleichen Zeitpunkt ab zur Gewerbeinspection Chemnitz zu versetzen. — In seiner letzten Sitzung erklärte der Kirchcnvor- stand zu Glaucha«, daß die gegenwärtigen finanziellen Verhältnisse der Kirchengemeinde nicht geeignet seien, den Wehrdigter Kirchenbau in Angriff zu nehmen, daß der selbe aber erfolgen wird, sobald ein geeigneter Platz er worben ist. Es soll die Stadtgemeinde gebeten werden, einen solchen der Wehrdigter Kirchengemeinde schcnkungs« weise zu überlassen. — Lebhaftes Interesse und Sympathie findet in Glauchau die Nachricht, daß Rudolf Krasselt, unser jugendlicher Landsmann und Virtuose, als 1. Solo- Vtoloncellist am K. K. Hofoperntheater in Wien enga- girt worden ist und seine neue Stellung den 1. Mai 1902 antritt. — Das diesjährige Bundesschießen in Zwickau hat einen Ueberschuß von mehr als 20,000 Mk. ergeben, dessen größter Theil die Veranstalter der Stadt zu wohlthätigen Zwecken zur Verfügung stellten. — Ueber die bereits gemeldete Blutthat bei Nieder- schlema wird noch berichtet: Der in der Güntherschcn Ziegelei an der Lößnitzer Straße beschäftigte Ziegel meister Carl Friedrich Zahn wurde heute früh 4 Uhr überfallen, beraubt und zu ermorden versucht. Nachdem er gegen 3 Uhr den Kalkofen nochmals angefeuert und kurze Zeit danach sich auf den Ofen zur Ruhe begeben hatte, wurde er etwa gegen ^4 Uhr von einem Un bekannten, der einen schweren Gegenstand, vermuthlich eine Lehmhacke, in der Hand trug, plötzlich überfallen und mit dem Gegenstand mehrere Male derart über den Kopf geschlagen, daß er blutüberströmt und fast be sinnungslos zusammenbrach. Als er sich einigermaßen wieder erholt, nahm er wahr, daß der Thäter eiligst über die in der Ziegelei befindliche Laufbrücke seinen Weg nach der Schneeberg-Lößnitzerstraße zu nahm. Von dem Schandbuben ist Zahn sehr schwer verletzt worden. Er hat nicht weniger als vier wuchtige Hiebe über den Kopf erhalten; nur mit Mühe und Noth konnte er sich in seine Wohnung schleppen. Es ist ihm nicht nur das Nasenbein völlig zertrümmert, sondern auch die Oberlippe durch und durch zerschlagen worden. Während er hilflos am Boden lag, hat ihm der Bursche das Portemonnaie mit über 20 Mark Inhalt geraubt. In dem Portemonnaie befand sich ein Lotterieloos der 1. oder 2. Klaffe der 140. Sächs. Landeslotterie, wel ches die Nummer 25,305 trägt. Allgemein ist man der Ansicht, daß der Thäter es auf die Beraubung Zahns abgesehen hat und planmäßig vorgegangen ist, konnte er doch vom Trockenschuppen des Ziegelofens aus die Thätigkeit seines Opfers beobachten. Die Hacke, mit der die That verübt wurde, hat in dem Schuppen gelegen und wurde am frühen Morgen am Thatort aufgefunden. Von dem Raubmörder hat man noch keine Spur. Man hofft Zahn am Leben zu erhalten. Aus dem Sachseulande. — Frl. Emmy v. Mangoldt in Dresden vermachte durch letztwillige Verfügung dem Frauen-Erwerbs-Verein daselbst 2000 Mk. — Am Mittwoch Mittag verstarb in Dresden in Folge eines Schlaganfalles Herr Kaufmann Alfred Klemm im 46. Lebensjahre. 1893 wurde er im 4. sächsischen Wahlkreise (Dresden rechts der Elbe) als Reichstagsabgeordneter gewählt und schloß sich der deut schen Reformpartei an. — Ein blutiges Ehedrama hat sich am Dienstag Abend in Dresden im Hinterhause Oppellstraße 30 zu getragen. Ter dort wohnende 30 Jahre alte Maurer Oswald Höntsch gericth mit seiner ihn aufsuchenden Frau, von der er seit 8 Wochen getrennt lebte, in einen heftigen Wortwechsel und schnitt ihr nach körper lichen Mißhandlungen mit dem Taschenmesser eine tiefe Wunde in den Hals. Darauf legte er selbst Hand an sich und schnitt sich die Kehle durch. Während Höntsch sehr bald verstarb, wurde seine Frau noch bei Besinnung im Krankenhause untergebracht. — Wie aus Dresden gemeldet wird, ist der Land schaftsmaler Geh. Hofrath Prof. Friedrich Preller am 21. October in Blasewitz gestorben. Preller, der vor Kurzem (1. September) das 63. Lebensjahr vollendet hatte, hinterläßt die dauernden Zeugnisse eines reichen Schaffens. Er verfolgte im Beruf die Richtung seines hochbedeutenden Vaters, der zu den Hauplvertrelern der historischen Landschaft in Deutschland gehörte und namentlich durch seine Weimarer Odysseebilder berühmt geworden ist. — Großes Aufsehen erregt in Dresden der ganz unerwartet gekommene Concurs über das allgemein als Goldgrube gehaltene Etablissement „Stadt Pilsen", welches durch die Affaire Boden auch nach anderer Richtung hin s. Z. sehr bekannt worden ist. Tie alte „Saazer Hopfenblüthe", die unter Petras und Boden in höchster Blüthe stand, war zu einem ungeheueren Preise verpachtet, so daß nunmehr der Krach hereinge- brochcn ist. Demselben Schicksal verfiel das inmitten der Stadt gelegene „Frankenbräu" aus denselben Ur sachen. Andere Etablisscments-Jnhaber sahen sich ge- nöthigt, zur Hebung des Verkehrs Musikkapellen zu engagiren. Die unverhältnißmäßig hohen Pachtforde rungen stehen in keinem Verhältniß zu der gegen wärtigen schlimmen Geschäftslage. — In Leipzig beging am 22. d. Herr Geh. Kirchen- rath Professor Ür. Fricke sein goldenes Professoren jubiläum. Am Abend vorher brachten ihm die Alumnen der Thomasschule und der akademische Gesangverein „Ärion" Gesangsständchen har. Am Dienstag Vor mittag erschienen zur Gratulation der Rector und De cane der Universität, Oberhofprediger vr. Ackermann im Auftrage des Landesconsistoriums, eine Deputation des Gustav Adolf-Vereins, studentische Deputationen, eine Deputation des Kirchenvorstands der Petrikirche, des Alte Herrenverbandes der früheren Lausitzer Prediger rc.; eine Fülle telegraphischer und schriftlicher Glückwünsche ging außerdem ein. Tie Wohnung des Jubilars glich einem Blumengarten. — Gegen 300 Geistliche Sachsens waren am Montag im Kaufmännischen Vereinshaus zu Chemnitz versammelt, um Stellung in der Angelegenheit des Pfarrervereins für das Königreich Sachsen zu nehmen. Es handelte sich dabei um eine Correctur bez. Durchberathung der jetzigen Statuten, sowie um die Frage der Vorstands wahl. Zu dem ersteren Punkt verlautet, daß man be schlossen hat, von der Gründung eines wirthschaftlichen Verbandes abzusehen. — Ein großer Exercirplatz für die Chemnitzer Garnison soll dem Vernehmen nach in der Nähe der Caserne des 181. Regiments am Zeisigwald angelegt werden. Vermuthlich handelt es sich um das nördlich der Planitzstraße liegende Wiesenterrain. — Schwindel treibt wieder einmal ein Unbekannter mit dem „geheimnißvollen Wunderwerke" des 6. und 7. Buches Mosis. Ein Bäcker in Plaue« i. B. hat sich das fast völlig werthlose Buch, das einige „Geheimmittel" enthält und in Leinwand verpackt und mit schwarzen Siegeln versehen war, zum Preise von 6 Mk. aufreden lassen. Als er die Hülle löste, merkte er natürlich den Betrug. Der Verkauf dieses Buches im Umherziehen ist übrigens verboten. Ter Unbekannte ist etwa 30 Jahre alt, groß und stark, hat ein blondes Schnurrbärtchen und war mit hellbraunem Ueberzieher und schwarzem Filzhut bekleidet. Eine gelbe Tasche führte er bei sich. — Der Sergeant Paul Josef Göpel und der 1879 in Obergohlis geborene Gefreite Eugen Wilhelm Fehr mann, beide von der 2 .Batterie des 2. Feld.-Art.-Rgts. Nr. 28 in Pir«a, ließen sich gegen die ihnen unter stellten Mannschaften unerhörte Mißhandlungen zu Schulden kommen. Die Reitabtheilung hat mehrfach auf Göpels Befehl das Essen in Kniebeugestellung ein nehmen müssen. In einer einzigen Jnstructionsstunde theilte Göpel 51 Schläge aus. Auch Fehrmann ver hielt sich in derselben rohen Weise und ohrfeigte die Mannschaften. Aus Furcht vor weiterer schlechter Be handlung haben die Mißhandelten keine Anzeige erstattet. Das Urtheil des Kriegsgerichts der 3. Division Nr. 32 lautet bei Göpel wegen Mißhandlung Untergebener und Mißbrauch der Dienstgcwalt auf 10 Monate Gefängniß und Degradation, bei Fehrmann wegen desselben Telicts auf 2 Monate. Ter mißhandelte Kanonier Jäckel hatte Selbstmord verübt. Tas Gericht nahm an, daß die fortgesetzt betriebenen Grausamkeiten beider Angeklagten zu dem Entschusse Jäckels beigetragen haben. — In Meerane wird der in der Forststraße Nr. 116 wohnende Weber Friedrich August Stark vermißt. Er wollte zu einem Arzt gehen, ist aber dort nicht an gekommen. — Die Arbeiten zur Errichtung des Elektricitäts- und Wasserwerks in Fravkettberg sind nunmehr be- gönnen worden und erstrecken sich vorerst auf Ver breiterung des Mühlgrabenbettes. Zur Unterstützung der Arbeiten ist eine über 600 Centner schwere Loco- mobile aufgestellt worden, deren Transport von Chemnitz nach Frankenberg mit großen Schwierigkeiten verbun den ist. — In Huudsgrün bei Adorf probirte am Sonntag früh der 26jährige Gutsbesitzerssohn Kaiser das „Hängen". Aus der Spielerei wurde trauriger Ernst. Als die Eltern sich nach dem Sohne umsahen, fanden sie ihn leblos in der Schenne hängend vor. Vermischtes. Allerlei. Am 100. Geburtstage des Tondichters Albert Lortzing ist an der Geburtsstätte, am jetzigen Kaufhaus Hertzog in der Breitestraße 12 zu Berlin, eine Gedenktafel enthüllt worden. — Heftige Erdstöße suchen jetzt wieder die Gegend von Eisleben heim, zumal den Ort Volkstadt. In einer der letzten Nächte blieben infolge der Erderschütterungen in zahlreichen Häusern die Wanduhren gleichzeitig um 3 Uhr stehen. Ein Erdstoß, der eines Vormittags stattfand, war so heftig, daß die Leute erschrocken aus den Häusern auf die Straße liefen. — Auf dem Bahnhof zu Pensa in Rußland stieß eine rangirende Lokomotive auf mehrere Wagen, die zertrümmert wurden. Elf Personen trugen Verletzungen davon. — Bei der Einfahrt in den Bahn hof Bischofsheim entgleiste der V-Zug 42 Berlin- Basel, wobei ein Postbeamter leicht verletzt wurde. — Der neue Berliner Sternberg-Prozeß kommt am Frei tag zur Verhandlung. Sternberg wird beschuldigt, sich an einem seiner Zeit 14jährigen Mädchen unsittlich ver gangen zu haben, während die Wittwe Riewe wegen Kuppelei in diesem Falle sich zu verantworten hat. Tie Oeffentlichkeit wird von Anfang an ausgeschlossen wer den. — In einem zu Bamberg in Bayern verhandel ten Bicrkuleurprozeß machte der Vertreter der Steuer behörde die interessante Mittheilung, daß der Kulm bacher Bicrversand infolge des großen Kuleurprozesses seit Jahren um 83,400 Hcctoliter zurückgegangen sei. Es sei dies ein sicherer Beweis dafür, daß die Fälschung des Bieres durch Farbstoff überall bitter em pfunden werde. Die Kulmbacher Brauereien hätten durch die Verwendung von Kuleur jährlich etwa 300,000 Mk. an Malzverbrauch gespart. — In Wien fand man in unmittelbarer Nähe des Hauptabfuhrkanals des Kapu zinerklosters ein menschliches Skelett. Dieser Thatsache hat sich nun, wie dem „Berl. Lok.-Anz." geschrieben wird, die Phantasie der Wiener Bevölkerung ermächtigt, und die Leute erzählen einander schaudernd in Flüster tönen, das Skelett sei von fanatischen Kapuzinermöncheu dem Metallsarg des Kronprinzen Rudolph entnommen worden, weil der Orden keinen Selbstmörder innerhalb seiner Mauern duldet. — Tief blicken läßt eine „Ver warnung", welche die Eisenbahndirection Altona der Direction der Eidelstedter Brauerei zukommcn ließ. Die Verwarnung geht dahin, daß die Brauerei aufge fordert wird, den Angestellten der Bahn auf der Station Eidelstedt in Zukunft kein Gratis-Bier mehr zu verab folgen. — Der Neapeler Skandal ist eins der stärk sten Stücke auf diesem Gebiet. Ler Bericht des Unter suchungsausschusses stellt fest, daß zahlreiche Stadt verordnete und Stadträthe sich kaufen ließen, um ver schiedenen der Stadt nachtheiligen Contracten, Einrich tungen oder Aufwendungen zuzustimmen. Zeitungen und Zeitungsschreiber crhiellen Bestechungssummen, die sich bis auf 100,000 Lire in Einzelfällen beliefen. Städti sche Beamte unterschlugen, stahlen, fälschten mit Wissen des Magistrats. Tie ungerechteste Steuerveranlagung begünstigte die Wohlhabenden und belastete die Armen. — Am Mittwoch Mittag wurde in Erfurt die Familie