Volltext Seite (XML)
in Dresden eine Landesversammlung für das Königreich Sachsen ab. — Unter dem dringenden Verdacht, den in der Dresdner Heide erfolgten Lustmord an der 45jährigen Privata Behnstedt begangen zu haben, wurde durch den Gendarm B. von Senftenberg ein Bäcker Nitzsche bis Wormlage verfolgt und dort verhaftet. Ein sächsischer Polizeibeamter hatte den Verdächtigen bis Senftenberg verfolgt. Hoffentlich ist der Festgenommene die richtige Person, so daß das Verbrechen seine Sühne findet. — Die Voruntersuchung gegen die vormaligen Tirectoren der Leipziger Bank, Exner und vr. Gentzsch, sowie gegen die früheren Aufsichtsrathsmitglieder der Bank ist, wie das „Leipz. Tgbl." zuverlässig erfährt, ab geschlossen. Die Acten gehen nun der Staatsanwalt schaft zur weiteren Entschließung zu. — Von der Kriminalpolizei in Leipzig wurde am Freitag eine 24jährige Schreiberin aus Leipzig-Klein zschocher verhaftet, die in einer Wohnung daselbst einer Freundin einen Geldbetrag von 4500 Mark gestohlen hatte. Tas Geld konnte wieder zur Stelle geschafft werden. — Der Deutsche Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig hielt am Freitag feine Generalversammung ab, in der u. a. beschlossen wurde, auch ferner an der Veranstaltung einer Lotterie zu Gunsten des Denkmals sestzuhalten. Aus dem Jahresbericht ging hervor, daß die Sammlungen im letzten Jahre trotz der Opserfreudigkeit vieler Städte, Vereine und Einzelpersonen nur langsam fortgeschritten sind. Als Kuriosum ist aus dem Jahresberichte zu er wähnen, daß die vom Vorstand des Vereins an 2000 der hervorragendsten Millionäre Deutschlands versandte Bitte um Beiträge für das nationale Werk nicht einmal foviel Erfolg gehabt hat, daß aus dem Ertrage die Kosten für Porto usw., die das Aussenden der Schreiben verursacht hat, gedeckt worden wären. — Tie Entscheidung der wichtigen Frage, ob ein Richter in eine Gerichtsschreiberstelle versetzt werden kann, erfolgte durch den 3. Civilscnat des Reichsgerichts in Leipzig. Derselbe erkannte den Anspruch des zum Hilfsgcrichtsschreiber an das Amtsgericht Darmstadt versetzten Amtsrichters E. auf Fortzahlung seines Amts- richtcrgehaltes als berechtigt an und verurtheilte den hessischen Fiscus zur Zahlung der zunächst beanspruchten Differenz zwischen dem Monatsgehalte als Amtsrichter und als Gerichtsschrcibcr in Höhe von 148,50 M. nebst Zinsen vom 1. März 1900 an. Das Reichsgericht hat damit anerkannt, daß die Versetzung eines Richters in eine nicktrichterliche und niedriger dotirte Stellung un zulässig ist. — Die von Wien aus verbreitete Mittheilung, daß die Wittwe des vor zwei Jahren in Wien verstorbenen Universitäts-Professors Hofraths Puschmann, Frau Marie Puschmann, die am 27. Juli dieses Jahres in Baden bei Wien verstarb, ihr ganzes „gerichtlick geschätztes Ver mögen von einer Million sechshunderttausend Reichs mark, ferner ein Haus, Währing-Martin-Straße 6, und zahlreiche Schmuck- und Kunstgegenstände" der Universität Leipzig vermacht habe, ist nach dem „Leipz. Tagebl." Weder in materieller Beziehung richtig — die der Uni versität Leipzig von der Erblasserin zugedachte Summe ist nicht entfernt so hoch, wie angegeben —, noch auch formell, denn in der ganzen Angelegenheit schweben zur Zeit noch Verhandlungen. — Hofrath Professor Dr. Theodor Puschmann gehörte Ende der siebziger Jahre der Leipziger Universität als Tocent an. — Ein schwerer Unglücksfall hat sich am Sonnabend in Leipzig ereignet. Vormittags in der 10. Stunde ist das Dienstmädchen Elsa Frieda Marx, geboren 1886 in St. Egidien, beim Fensterputzen in dem Grundstück „Zur Heimat" in Reudnitz aus dem 4. Stockwerk in den Hof abgestürzt, wobei dieselbe schwere Verletzungen davontrug und in das Krankenhaus St. Jakob über führt werden mußte. — Ter Rath der Stadt Chemnitz hat beschlossen, um die Zahl der Arbeitslosen zu vermindern, bei dem Kgl. Ministerium des Innern und der Generaldirection der Sächs. Staatsbahnen dahin vorstellig zu werden, daß die Bauarbeiten für die Landeserziehungsanstalt in der Vorstadt Altendorf und zur Herstellung der Stadt bahnlinie Chemnitz-Obergrüna, sowie zur Höherlegung der Bahnlinie Chemnitz-Kappel soviel als möglich be schleunigt, auch durch Uebertragung des Baues von Lokomotiven an die Sächsische Maschinenfabrik und Er- theilung größerer Aufträge an den Werkstättenbahnhof die Arbeitsgelegenheiten in der besonders darniederliegen den Maschinenindustrie vermehrt werden. — In Markneukirchen sind aus den Mitteln der Minko-Schuster-Stiftung, die 30,000 Mk. beträgt, Wohn- räume für bedürftige, würdige ältere Einwohner zur miethfreien Benutzung übergeben worden. — Nicht uninteressant ist wohl die Mittheilung, daß bei dem Festmahle, welches am 17. d. M. in Ehren friedersdorf zur Einweisung des Bürgermeisters statt fand, die zwölf geladenen ältesten Bürger zusammeu 942 Jahre zählen. Das Durchschnittsalter betrug mit hin 731/2 Jahre. — Die Preise für das Schweinefleisch hatten in Plane« in der letzten Zeit eine Höhe erreicht, wie noch nie zuvor, es kostete das Pfund 90 Pfg. Nun ist aber eine Wendung eingetreten, veranlaßt dadurch, daß ein inländischer Fleischer es unternommen hat, geschlachtete ungarische Schweine einzuführen. Die erste Ladung, bestehend aus 17 Schweinen, ist am Montag bei der Zollabfertigungsstelle des Hauptzollamtes in Plauen ein getroffen. Es werden regelmäßig weitere Sendungen folgen. Tie Schweine werden in Asch geschlachtet und dann nach Plauen transportirt. — Der Kaufmannslehrling Albrecht aus Gerings walde, der am Sonntag Nachmittag eine Radtour nach Leisnig unternommen hatte, wurde am unteren Schloß berge plötzlich von Unwohlsein befallen und mußte in ein benachbartes Haus getragen werden, woselbst der junge Mann alsbald verschied. Der sofort herbeigerufene Arzt konnte nur den bereits eingetretenen Tod infolge Herzschlags feststellen. — Ein erschütternder Fall hat sich in Pockau bei einer Hochzeitsfeier ereignet. Während sich Alles in fröhlichster Stimmung befand, wurde plötzlich der Vater der Braut, der Bäckermeister Matthes, von einem Ge hirnschlagfluß betroffen, der nach kurzer Zeit seinen Tod herbcisührte. — Durch einen Sturz vom Rade verunglückte am Dienstag auf der Straße nach Olbernhau Herr Bau unternehmer Klemm aus Hallbach. Mehrere des Wegs kommende Fuhrwerke fanden ihn auf, der besinnungslos dalag. Nach Ausspruch des Arztes, der eine leichte Gehirnerschütterung feststellte, liegt keine Gefahr für das Leben des Verunglückten vor. — In Limbach hat sich ein Comite gebildet, um dem verstorbenen Componisten Johannes Pache daselbst ein Denkmal zu setzen. Bis jetzt sind 817 Mark zu sammengesteuert worden. Auswärtige Gesangvereine, von denen der „Liederkranz Jersey-City" (Newyork) auf dem großen Sängerfest daselbst im Jahre 1894 Paches „Waldeinsamkeit" sang, sandten ihr Scherflein mit ehren den Worten für den Verstorbenen. — In dem zu Rutzdorf gehörigen Gehölz ist am Sonntag der seit einigen Tagen vermißte Kaufmann Paul Kasten aus Limbach erschossen aufgefunden worden. — Nicht weniger als acht Kreuzottern, die sich auf einem großen Sandsteine sonnten, entdeckte der in Schmitts Spinnerei in Zittau beschäftigte Andreher Jakob Lang- mann auf Zittauer Flur in der Nähe des Pethauer Wehrs. Dem jungen Manne ist es gelungen, sechs der gefährlichen Reptilien zu tödten und eins lebend ein zufangen. — Ter Meitzner Tombauverein hat im Januar dieses Jahres seinen Mitgliedern mitgetheilt, daß vor der endgültigen Entscheidung die beiden Architekten, Ober- baurath Schäfer in Karlsruhe und Professor Linnemann in Frankfurt a. M-, aufgefordert worden seien, ihre Pläne, denen er vor den anderen den Vorzug gegeben hatte, im Sinne von Wünschen, die Geheimrath Wallot formulirt hat, einer Umarbeitung zu unterziehen, und die Hoffnung ausgesprochen, daß im zweiten Vierteljahr der gewählte Plan allen Mitgliedern zugänglich gemacht werden würde. Indes solche Pläne sind eben Kunst werke, und die schaffende Phantasie läßt sich nicht commandiren; gut Ting will gerade hier Weile haben. Jetzt aber sind bei dem Vorsitzenden des Bauausschusses die Umarbeitungen eingegangen, und es läßt sich mit aller Sicherheit annehmen, daß in einer demnächst statt findenden Versammlung die Entscheidung darüber getroffen werden soll. Mit der Ausführung wird begonnen werden, sobald die dann noch nothwendigen Vorbereitungen es erlauben. — Tie dieser Tage veröffentlichte Notiz aus Pfaff roda ist, wie uns mitgetheilt wird, dahin richtig zu stellen, daß am Sonnabend Abend gegen 6 Uhr zwei Gendarmen von Meerane dorthin kamen und eine Wirth- schafterin, eine Tochter des vorige Woche in Gähsnitz verhafteten Gutsbesitzers Heinig, unter dem Verdacht, sich gegen das keimende Leben vergangen zu haben, Verhafteten und in das kgl. Amtsgericht in Meerane einlieferten. — Für die neu zu erbauende Bahnlinie Frohburg- Kohren ist electrischcr Betrieb, und zwar mittels Accumu- latoren-Wagen in Aussicht genommen worden. Die neue Linie wird etwa 8 Irm lang. Alsdann haben in Sachsen nur noch zwei Städte, nämlich Liebstadt und Gottleuba, keinen Anschluß an das Staatsbahnnetz. — Ein auf dem Rittergute Sahlis bedienstetes 19 Jahre altes Mädchen ist der bekannten Unsitte, Petroleum beim Feueranzünden zu verwenden, zum Opfer gefallen. Der Zustand der durch die Explosion des betreffenden Gefäßes verunglückten beklagenswerthen Person ist hoffnungslos. — Ter elfjährige Sohn eines Gutsbesitzers in Roitzschen bei Meißen hatte eine große Menge Pflaumen kerne zerklopft und ihren Inhalt gegessen. Da diese Kerne Blausäure enthalten, so ist der Knabe unter Ver giftungserscheinungen gestorben. — In Göritzhain starb am Sonnabend Abend Fabrikbesitzer Scheerer im Alter von 69 Jahren. Scheerer war seit mehreren Jahren Mitglied der Landes synode. — Seit Errichtung ^>es Elektricitätswerkes in Elle feld hat die Stickereifabrikation daselbst einen unge ahnten Aufschwung genommen. Bereits über 100 Motore sind an das Werk angeschlossen und immer weitere Anmeldungen erfolgen. Auch die Bauthätigkeit ist eine recht rege, insbesondere an der Falkensteiner Straße. In letzter Zeit ist auch an der Straße nach Hohofen von Herrn Baumeister Trommer ein größeres Baugelände erworben worden und es entwickelt sich auch dort eine recht rege Thätigkeit. Bereits sind einige schöne Wohnhäuser errichtet und bewohnt und neue werden in Angriff genommen. Herr Trommer selbst errichtet an dieser Straße ein größeres Holzsägewerk mit elektrischem Betrieb; dasselbe wird in kurzem in Betrieb kommen. — Tie älteste Einwohnerin der Stadt Eisenberg, Frau Rosine Seifert, ist dieser Tage zur letzten Ruhe eingegangen, nachdem sie das hohe Alter von nahezu 98 Jahren erreicht hatte. Vermischtes. Allerlei. In Madrid rannte ein Selbstfahrer gegen die Wand eines Hauses. Der Anprall war so furchtbar, daß von den Insassen zwei sofort todt waren, zwei andere schwer verwundet wurden. — Der Typhus ist nach einer Meldung der „Berl. Volksztg." in drei verschiedenen Kasernen Straßburgs i. Elsaß ausge brochen. Es sind einzelne Todesfälle vorgekommen. Am schwersten betroffen ist das Regiment Nr. 126. Mehrere Compagnien sind nach Hagenau in die Baracken ausquartirt. — Für seine gelungene Fahrt um den Eiffelthurm ist, wie aus Paris berichtet wird, dem Luftschiffer Dumont der Preis von 100,000 Mk. zu gesprochen worden, trotzdem die Fahrzeit um fast eine Minute überschritten wurde. — Wenn sich eine Mit- thcilung der Londoner „Allg. Corr." bestätigt, dann hat, so schreibt die „Kreuzztg.", die Entwerthung des Getreides bereits dazu geführt, daß man amerikanischen Weizen als Schiffsballast von Europa nach Amerika zurücknimmt. Um den überfüllten Markt zu entlasten, muß das Brodgetreide, statt der Steine auf den Schiffs boden verstaut, in das Ursprungsland zurückgebracht werden. Daß man ihn als Ballast in Personendampfern nach Europa bringt, ist nichts Neues. Das geschieht, um Frachtkosten zu sparen. Aber daß er die Reise ebenso zurückmachen muß und dann wahrscheinlich ver dorben in Boston wieder ankommt, das deutet doch auf eine böse Marktlage hin. -— Die Kaffeepreise steigen erheblich. An der Hamburger Börse wurde soeben für Decemberlieferung ein Preis von 35^ Pfg. per Pfund notirt, was gegen den niedrigsten Preisstand dieses Jahres, Ende Juli, eine Steigerung von 8^ Pfg. bedeutet. Die Preisaufwärtsbewegung wird in der Hauptsache durch ungünstige Ernteaussichten in Brasilien bewirkt. — Wahre königliche Kronen haben in der letzten Zeit, wie amerikanische Zeitungen berich ten, manche englisch-amerikanische Damen als Kopfschmuck angenommen. Die der Frau Bradley Martin soll 5 Mill. Mk. werth sein. Frau Charles Uerks hat sich eine Nachbildung der Krone der Königin-Regentin von Spanien machen lassen. Frau Howard Gould trägt eine Krone, die nach derjenigen der Königin von Italien angesertigt ist. Frau John Jacob Astor und Frau Clarence Mackay tragen Nachahmungen der Krone der Königin von England. — Die mittelalterlichen Burgen des Riesengebirgcs gehen langsam, aber beständig ihrem Verfall entgegen. Nachdem vor einigen Jahren der Thurm des Bolzenschlosses zur Hälfte den Witterungs einflüssen zum Opfer gefallen ist, hat jetzt auch der vielbesuchte, alte, romantische Kynast den Naturkräften seinen Tribut zollen müssen, indem von der Zinne des Aussichtsthurmes mehrere Centner Mauerwerk unter donnerndem Getöse in den Burghof hinabstürzten. In folge dieses Ereignisses ist der Besuch der Burgruine bis auf Weiteres verboten worden. Telegramme. Berlin, 23 Octolcr Auf Grund genauestrr I«- sormatioue« kann die „Post" mittheilen, daß der Staatssekretär v. Tirpitz die Aeutzeruug über de« Zusammenhang von Flotteuvermehrung und Frei handel, die angeblich gegenüber dem Abgeordnete« r»r. Müller-Sagau gefalle« sein soll, nicht getha« hat. ES handelt sich lediglich um eine absichtliche lenden,iSse Unterstellung zu dem Zweck der Agitation gegen den Zolltarifgesrtzentwurf. Berlin, 23. October. Wie die „Natioualztg." er fährt, erschien gestern der Chef der Reichskanzlei, Geheimrath Konrad, in der Wohnung des l)r. v. Siemens, um sich im Auftrage deS Reichskanzler- «ach dem Befinden deö Erkrankte« zu erkundige«. Ueber daS Befinden deS Kranke« erfährt die „Volks zeitung" a«S zuverlässiger Quelle, daß trotz der ver» mehrte« Nahrungsaufnahme die bedenkliche Körper schwäche nicht weichen will. Die nächsten Verwandte», — «ine Tochter, die in Konstantinopel, eine zweite, die in Athen verheiratet ist, — find telegraphisch a« das Krankenlager gerufen worden. Berlin, 23 October. Nach einem Telegramm a«S Rom hat der kgl. Commiflar Saredo di« Stadtver waltung von Neapel in geradezu unglaublicher Ver» fassnng vorgefundeu. Der früher« Bürgermeister Kürst Summonte bildete mit zwei Camorra-Führer« eine Vereinigung der Corruption. Die Beamte«