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SMiblirgtr Tageblatt unv Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Herrn und Wal-enburger An;cigcr >«- ' »WNL'ÄSS« LvUivciwui^i HL 0)4^4.. N^».°M>-lö«7i«i-»-w-NSI°M " I» M-,-„-m d-i »^n Mu»,d »W>«. T-d,ll«i«-r S»» wl,d »-»»-II Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. r den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich wert vcr cl m St. Eflidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Altstadt-Waldenburg, Bräun t, Niederwiera, L berwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, leuba-Niederharn, Langenleuba-Oberyam, Sckwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Aerusprecher Nr. ». 1901 Sonnabend, Sen IN October 245 iunde Erlckainnnn I, . urriausien wcncy oer Zentrale yergeftellt s n e Erschcmung. Wenn ;ene Thatsachen allgemeiner > wird, hat erheblich geringeren Werth als die frische bekannt wären, dann würde mancher den Lockungen der Großstadt widerstehen, zn seinem und der Gesammt- heit Heil. Milch. Die Melaffe kann nur als Viehfutter verwendet werden. Diejenigen Landwirthe der Umgebung Berlins, die sich dem Ringe angeschlossen und den Kampf mit den Berliner Milchhändlern ausgenommen hatten, sind nun sehr übel daran, da sie ihre Milch nun wohl über haupt nicht an den Mann bringen werden; denn den Milchhändlern verbietet schon die Coulanz, diejenigen Lieferanten im Stiche zu lassen, die ihnen in der Stunde der Gefahr beigesprungen sind. Zum Schutze der deutschen Interessen in Crntral- amerika wird nun auch der deutsche Kreuzer „Falke" neben der bereits in den centralamerikanischen Gewässern stationirten „Vineta" wirken. Ter „Falke" hat gestern unter dem dreimaligen lebhaften Abschiedshurrah sämmt- licher im Hafen befindlicher Kriegsschiffe Kiel verlaffen und wird in 10 bis 12 Tagen an seinem Bestimmungs orte eintreffen. Tie so plötzliche Entsendung des Kreuzers legt doch wohl den Schluß nahe, daß der venezolanische Zwischenfall, sowie überhaupt die Lage in den central amerikanischen Republiken ernster aufgefaßt wird, als es bisher den Anschein gehabt hat. Zum Zolltarif will der „Fränk. Cour." erfahren haben, daß gegenwärtig unter den größeren Bundesstaaten vertrauliche Erörterungen wegen Fallenlassens derMindeft- zollsätze stattfinden. Von vertraulichen Erörterungen der größeren Bundesstaaten würde einmal nicht leicht etwas zu den Ohren des fränkischen Blattes dringen, andererseits ist es doch aber wenig wahrscheinlich, daß die Bundesregierungen jetzt schon Abänderungen an Be stimmungen vornehmen sollten, über die sie erst vor wenigen Wochen einig geworden sind. Wir betrachten daher die sensationelle Mittheilung des „Fränk. Cour." als eine fette Ente. Tie in Sachen des Zolltarifs ver breiteten Angaben und Gerüchte haben überhaupt das Mißgeschick gemein, daß sie sich hinterher als unzutreffend herausstellen. Unlängst wurde die Nachricht verbreitet, Argentinien drohe mit dem Zollkrieg, falls Deutschland )en neuen Zolltarif zum Gesetz mache. Heute kann fiese Behauptung schon auf Grund zuverlässiger In- ormationen als vollkommen falsch bezeichnet werden. Die Annahme des Zolltarifs durch den Bundesrath ist gesichert. Zwischen China und Rußland schweben Verhand lungen wegen einiger Modifikationen des Mandschurei- Abkommens. Während es uns Deutschen ganz gleich gültig ist, was Lihungtschang mit dem russischen Ge- andten Lessar darüber in Peking ausheckt, befinden sich fie Engländer in hochgradigster Nervosität. Sie sind von den guten Zeiten her so sehr daran gewöhnt, über all in der Welt mitzusprechen, daß es ihnen jetzt wie Rsmarcks Dienstmädchen geht, die erklärte: An Allem kann ich mir gewöhnen, nur an dem Schweigen nicht. Tie Ehre wird in dem Strafgesetzbuch nicht genügend geschützt. Tie „Kreuzztg." verlangt deshalb dringend Abänderung der in Betracht kommenden Be- timmungen. Gegen den wissentlichen Verleumder muß >er Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte regelmäßig er- annt werden, auch uüsse die Beschimpfung des Andenkens eines Verstorbenen durch wissentliche Verleumdung eben- alls mit dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte be- >roht werden, da in diesem Falle das öffentliche Inter esse in hohem Grade betheiligt werden könne. Das neue Strafgesetzbuch sei aber eben ein echtes Kind seiner Zeit und von einem Materialismus erfüllt, der den Schutz der materiellen Güter weit in den Vordergrund drängt, die idealen Güter aber für minderwerthig er- Der Berliner Milchkrieg geht seinem Ende ent gegen. Die Milchhändler sind so reichlich mit Milch versehen worden, und die Zufuhr wächst noch von Tag zu Tage, daß die Centrale für Milchverwerthung, der sogenannte Milchring, sich dazu hat entschließen müssen, die aus der Rohmilch gewonnene Milchmelasse zum Ver kauf zu stellen. Diese Melasse, welche aus dem Ueber- stand der nicht verkauften Milch der Centrale hergestellt Witterunasbericht, ausgenommen am 18. October, nachm. 4 Uhr. . 7 58 mm reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 15° 0. (Morgens 8 Uhr -f- 8,5° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach varometerstand . w - T^Enkt s- 8 ' 6. Windrichtung: Ost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,„ nun. Lambrechts Polymcter 62 /«. Witterungsaussichteu für den 19. October: Bewölkt bis halbheiter. In den Großstädten wird auch das Sitten- und Rechtsgefühl geschwächt. Jedenfalls ist festgestellt wor den, daß die Zahl der Vergehen und Verbrechen in den Großstädten verhältnißmäßig am höchsten ist. Nach einer Statistik des Strafanstalts-Tirectors Roßmy über das Männer-Gefängniß in Hoheneck im Königreich Sachsen waren von 1887 — 1896 unter den eingelieferten 6508 Sträflingen nicht weniger als 926 frühere Knechte, die in der Großstadt eine Verbesserung ihrer Lage ge sucht, aber nicht gefunden hatten. S^dt ist also keineswegs eine ge- Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ter Kaiser wohnte Mittwoch Nachmittag einer Jagd auf Kaninchen bei. Donnerstag Morgen machte der Monarch einen Spazierritt, worauf er die Vorträge des Kriegsministers von Goßler und des Generalstabschefs Grafen Schliessen hörte. Tie Denkmäler des Kaisers und der Kaiserin Friedrich vor dem Brandenburger Thor zu Berlin sollen gemeinsam am 18. October 1902, dem Geburts tage Kaiser Friedrich's, enthüllt werden. Ter Kaiser hat bereits die beiden Persönlichkeiten ausgewählt, deren Büsten das Standbild seiner Mutter, die im Krönungs mantel mit der Krone darqestellt wird, begleiten wer den. Es sind dies zwei Männer der Wissenschaft, die der Kaiserin persönlich nahe gestanden haben: Der eine ist der noch in Stuttgart lebende, bald 87jährige Eduard Zeller, der klassische Geschichtsschreiber, und der zweite der 1892 verstorbene Chemiker A. W. von Hof mann, der zu den Lehrern der Kaiserin Friedrich ge hörte. Da dem Kaiser Friedrich neben Marschall Graf Blumenthal noch Professor von Helmholtz beigegeben wird, so wird die deutsche Wissenschaft bei den neuen Denkmälern ganz außerordentlich geehrt. Unsere Colonialverwaltung plant, Chinesen nach Deutsch-Samoa in der Südsee als Plantagenarbeiter einzuführen, da die Samoaner als solche auf die Dauer nicht zu brauchen sind. Aus Deutsck-Ostafrika meldet die neueste Post: Im Hinterlande von Lindi hat der Volksstamm der Wakonde seinen Sitz, der sonst von Natur scheu und wenig tapfer, sich durch die Machenschaften eines „Zauberers" plötzlich widerspenstig gegen die Maß nahmen des Bezirksamts gezeigt hat, ja sogar einen Angriff auf eine kleine Karawane, freilich ohne Erfolg, wagte. Ter 3. Compagnie unserer Schutztruppe unter Führung des Hauptmanns Johannes gelang es bald, durch Patrouillengänge und Versammlungen die Be völkerung in dem aufsässigen Gebiet wieder zu beruhigen und den Zauberer Mkoto gefangen zu nehmen. Dieser wird voraussichtlich hingerichtet werden. Die Ausgaben, die das Reich für die Arbeiter- Versicherung zu leisten hat, werden sich für das Etats jahr 1902 auf etwa 42 Millionen Mark belaufen. Das ist eine anständige Summe, und trotzdem behaup ten die socialdemokratischen Agitatoren, das Reich thue garnichts für die Versicherung der Arbeiter, diese müß ten vielmehr durch ihre Beiträge selbst dafür sorgen, daß sie in Krankheitsfällen nicht gänzlich hilfslos wür den. Das Reich thut viel und die Arbeitgeber thun viel, nur die pure Böswilligkeit kann das Gegentheil behaupten. So lohnt die Socialdemokratie gute Ab sichten und Thaten. "Waldenburg, 18. October 1901. Mit ihren Vorzügen und Reizen übt die Großstadt eine magnetische Anziehungskraft aus. Aeußerlich sieht sich in der That dort alles prächtig an, die hohen Häuser, die hübschen Wohnungen, die prächtigen Läden, die verlockenden Ankündigungen und Reklamen. Wie eintönig ist dagegen das Leben auf dem Lande! Die Großstadt bietet Genüsse und Vergnügungen aller Art. Man lebt da frei und ungebunden, nicht so zu sagen unter der Aufsicht seiner Nachbarn, wie in der kleinen Stadt oder auf dem Lande. Tann kommen Freunde und Bekannte und preisen das Leben in der Großstadt; sie sprechen natürlich nur von den Lichtseiten und ver schweigen die Schattenseiten, sie verhehlen ihre Ent täuschungen und Sorgen. So zieht einer den andern nach sich. Jährlich wenden sich in Teutschland Hundert tausende in die Stadt, sie sind nicht zufrieden mit ihrem bescheidenen aber sichern Auskommen auf dem Lande, sie hoffen in der Stadt auf besseres Fortkommen. Man stellt es als unzweifelhaft hin, daß in den Großstädten die Löhne höher, die Arbeitszeiten kürzer, die Ernährungs-Verhältnisse besser und die Wohnungen im Allgemeinen gesünder sind. Tas mag in den meisten Fällen zutreffen, aber man darf nicht übersehen, daß die Löhne auch auf dem Lande erhöht worden sind, daß man auch dort dem Arbeiter Zugeständnisse gemacht hat, daß die Lebens-Verhältnisse auf dem Lande ohne Frage günstiger sind als in der Großstadt und daß von dem Arbeiter in der Stadt ungleich mehr verlangt wird als von dem ländlichen Arbeiter. In der Großstadt muß man findig und umsichtig sein, wenn man durchkommen will. Außerdem ist die Lage des großstädtischen Arbeiters viel weniger gesichert, er wird beständig von Arbeits losigkeit bedroht, er hat selten eine feste Arbeitsstelle. In der Saison Ueberarbeit, außer der Saison Arbeits losigkeit! Noth und Elend sind da oft erschreckend, Freunde und Nachbarn aber nicht vorhanden, denn das natürliche Mitleid ist in den größern Städten nicht leicht zu bethätigen aus dem einfachen Grunde, weil man sich nicht kennt, weil selbst unter den Bewohnern desselben Hauses der Begriff der Nachbarschaft verloren gegangen ist. Nur zu oft führt in den großen Städten die Noth unmittelbar oder auch nur als Folge des Leichtsinns auf schiefe Bahnen. Nicht mit Unrecht hat man den Asphalt der Großstädte als den besten Nährboden für Verbrechen bezeichnet. In seiner Schrift „Die Ver brecherwelt von Berlin" sagt Staatsanwalt Otto: „Nur in großen Städten ist der Boden, in welchem Pflanzen gedeihen können, auf die man Ausdrücke wie „gewerbs mäßiges Verbrecherthum" mit Recht anwenden kann." Nur die Verhältnisse einer Großstadt lassen einen Ver brecher von Beruf groß werden, und nur sie gestatten ihm, sein Gewerbe in nennenswerthem Umfange auszu üben. Diese Thatsache ist unbestreitbar.