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Schönburger Tageblatt UNd Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herr« ru vunrenau. Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugloch weit Callenberg St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Altstadt-Waldenburg, Bräuttsdors EE Oberwiera, Oberwinkel, Lelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rüßdorf, l-uba-Niederhain, Langenlm^ Ur*«sprecher Nr. ». 77^8--^ -m^Nl.nt.ni-a-1- Ilniemer Zunahme von Ins vormittags 1 1 Uhr. III I R H DD11 I DD I /I 11 111 I Wilhelm Dahler, Cigarrenfabrikant an ter -Meinende Nummer vierteljähr- H/ll I Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zeh.'; »er «^nnement^reis benag r„.^ Pf. in Wolkenburg bei Heim Hirm. Wildenhain lich 1 Mt. 5V Pf. M^^ts lS Pf. V in Ziegelheim bei Herm Eduard Kirsts Inserate pro Z^^-i-, berechnet. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. — Mittwoch, den 16. October es MI Montag in Charlottenburg enthüllt worden. General- Hatzfeld schon in allerkürzester Zeit in den Ruhestand treten wird. Als zukünftiger deutscher Botschafter in London ist Fürst Herbert Bismarck früher bekanntlich gern genannt worden. Ob der Fürst noch Neigung be sitzt, in den Staatsdienst zurückzutreten, wissen wir nicht; es wird jedoch vielfach bezweifelt. Papst Leo hat dem Bischof von Osnabrück, vr. Voß, gegenüber seine hohe Befriedigung über den Verlauf des deutschen Katholikentages ausgesprochen und den Bischof beauftragt, allen Betheiligten seine besonderen Glückwünsche zu den Erfolgen zu übermitteln. Zwei Vorkommnisse der letzten Zeit, der furchtbare Fall in Gumbinnen und der weniger schwere auf der „Gazelle", haben zu der Frage Anlaß geboten: Sind es nur Einzelfälle, wie sie überall mal Vorkommen mögen, oder stehen wir vor den Symptomen einer langsam Heranschleienden unheimlichen Gefahr? Sind es nur die bedauerlichen Thaten Einzelner, die durch persönlichen Haß oder Rachsucht hervorgerufen wurden, oder ward der Geist unsrer Mannschaften, oder was mehr ist, unsres Unteroffiziercorps insgeheim ein an- derer? Diese Fragen werfen die „Hbg. Nachr." auf, indem sie daran erinnern, daß sich Fürst Bismarck mit dem in ihnen enthaltenen Problem bereits vor zehn Jahren beschäftigt habe. Der Altreichskanzler betonte, daß bei den damaligen Reichstagswahlen ein Complex von Wahlkreisen zu zwei Tritttheilen socialistisch ge wählt habe und daß daraus die Annahme berechtigt sei, daß in Truppenkörpern, die sich aus dieser Gegend rekrutiren, das nämliche Verhältniß zum Ausdruck ge langt. Der Berliner Milchkrieg scheint mit einer Nieder lage des Milchringes enden zu sollen. Es ist den Milchhändlern nämlich gelungen, mit sächsischen Molkereien Abschlüsse zu machen, die ihnen eine tägliche Milchzufuhr Von 40,000 Litern sichern. Tie Milchcentrale wird zwar deshalb den Kampf nach nicht aufgeben, aber sie hat dadurch an Aussicht verloren, in demselben zu siegen. Die Einschränkung der Verwendung jugendlicher und weiblicherPersonen unter 20 Jahren in Fabrik betrieben hat die Braunschweigische Regierung auf An trag der Fabrikinspection bei dem Bundesrath beantragt. Uebcr eine unerhörte englische Brutalität be richtet die „Dtsch. Wochenztg." i. d. Nieder!, auf Grund von Mittheilungen, welche die 76jährige Frau Cremer, eine Schwägerin des niederländischen Kolonialministers Cremer, einer Gefangenen im Lager zu Kronstadt ge macht hat. Kurz vor der Ankunft der Frau Cremer in dem genannten Lager war ihr Mann gestorben. Ihr ältester Sohn war als Commandant des Senegal- commandos bei Tabanchu gefallen, und ihre beiden anderen Söhne sitzen als Kriegsgefangene auf Ceylon. Die alte Dame selbst ist drei Tage nach ihrer Ankunft im Lager gestorben. Vorher hatte sie über ihre letzten Erlebnisse folgendes erzählt, und andere betheiligte Frauen haben es bestätigt: Am 6. Juli fielen die Buren bei Graspan den englichen Transport an, bei welchem sich Frau Cremer und die anderen Frauen mit ihren Kindern befanden. Als die Engländer einige Verwundete be kamen, und die Buren immer näher rückten, wurde den Frauen und Kindern befohlen, aus den Wagen zu kriechen und sich vor die Soldaten hinzustellen; diese schossen unter ihren Armen durch auf die nahenden Buren. Durch das Feuer der Buren fielen acht Frauen und zwei Kinder. Als die Buren dies sahen, stellten sie das Feuer ein; sie drangen mit dem Kolben in den muß deshalb die Thatsachen des praktischen Nutzens sprechen lassen. Wie die Geschäftsfreunde im bürger lichen Leben nicht Alle hinsichtlich ihres Werthes gleich sind, so auch nicht die Staaten im internationalen Ver kehr. Die sogenannte Meistbegünstigung, die gewiß vor 10 Jahren noch ihren rechten Werth hatte, ist heute bedenklich fragwürdigerer Natur geworden, die ganze internationale Entwickelung ist nicht so, daß man auf diese Einrichtung ausschließlich Jubelhymnen singen dürfte. Halte Ten warm, der baar und gut zahlt! Uns scheint, das ist das große Geheimniß, nach welchem die neuen Verträge abzufassen sind. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist Montag Nachmittag wieder im Neuen Palais bei Potsdam eingetroffen. Der Monarch hatte Morgens Jagdschloß Hubertusstock verlassen und sich zunächst nach Charlottenburg begeben, wo er der Ent hüllung des Denkmals für den Prinzen Albrecht von Preußen beiwohnte. Von Charlottenburg erfolgte die Weiterfahrt nach Potsdam. Die Genesung der Kaiserin macht langsame, aber stetige Fortschritte. Bisher konnte die hohe Frau aller dings das Zimmer nicht verlassen, jedoch wird man bei günstigem Wetter im Laufe der nächsten Woche an die erste Ausfahrt denken können. Ein Denkmal des Prinzen Albrecht von Preußen, jüngsten Bruders weiland Kaiser Wilhelm's I., ist am oberst Frhr. v. Löe hielt die Festrede; er feierte den Prinzen (der am 4. October 1809 geboren wurde und am 14. October 1872 starb) als ein Vorbild von Muth, erinnerte daran, welche Verehrung dem Prinzen vor Allem seine Lithauer Dragoner zollten, und wie er sich durch seine Theilnahme an dem russischen Feldzug im Kaukasus auch die Herzen russischer Truppen ge wonnen habe. Dann fiel die Hülle, und der Kaiser legte einen Kranz am Denkmal nieder. Tas Gleiche thaten Prinzregent Albrecht von Braunschweig (der Sohn des Verstorbenen) und die Grafen von Hohenau, die Söhne des Prinzen aus seiner zweiten, nicht ebenbürtigen Ehe. Nach dem Parademarsch der zur Feier befohlenen Truppen frühstückten der Kaiser und der Prinzgemahl Heinrich der Niederlande, der gleichfalls an der Ent hüllung theilgenommen, im Kreise der Offiziere des Königin Elisabeth-Regiments. Zu Ehren Professor Virchows veranstaltete der Reichskanzler am Montag Abend ein größeres Diner. Graf Waldersees Fußleiden ist noch immer nicht behoben, wenn sich auch eine fortschreitende Besserung bemerkbar macht. Tie Feier in Berlin, an der alle Chinaoffiziere theilnehmen sollen, ist daher auf unbe stimmte Zeit verschoben worden; sie sollte am 17. d. M. stattfinden. Vom bevorstehenden Rücktritt des deutschen Bot schafters in London, Grafen Hatzfeld, wird wiederein mals viel gesprochen. Ter Graf hat soeben einen längeren Kuraufenthalt in Wiesbaden und Nauheim be endet und ist auf seinen Londoner Posten zurückgekehrt. Ter Botschafter ist aber durch den diesmaligen Sommer aufenthalt in keiner Weise gekräftigt worden, sondern so schwach, daß er die Rückreise nach London von Wies baden aus auf einem Dampfer zurückzulegen gcnöthigt ' Zur Eisenbahnfahrt war er außer Stande. Es wird daher mit Sicherheit angenommen, daß Graf Witterllnasbericht, ausgenommen am 15. October, nachm. 4 Uhr. „ k-n Mecresiviegel. Thermometerstand 4- 13" 0. (Morgens 8 Uhr -j- 9,-i" 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft «ach Barometerstand 759 ww. reducirt f , 2 z» 0. Windrichtung: Ost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 nun. Lambrechts Polymeter 48 /». TylMP Daher Witternngsaussichteu für den 16. October: Meist halbheiter. »Waldenburg, 15. October 1901. Wenn des Räthsels Lösung am schwersten, sst sie m der Regel auch am nächsten! Wir glauben, d:esc alte Erfahrung kann man auch auf den neuen deutschen Zolltarif anwenden, wenn anders dessen Schicksal in der That als ein Räthsel angesehen werden konnte. Die anscheinend gewichtigen Stimmen im Auslande, die sich mit dem Tarif beschäftigten, mehr derb, als höflich, und noch weniger entgegenkommend, sind fast ganz ver stummt, und nur die „Franctireurs in der Presse" treiben noch ihr Wesen. Lärm ist zwar auch eine Musik, aber keine klangvolle, und in der Regel pflegen diese Musikanten von selbst still zu werden, wenn sie der eigenen Leistungen überdrüssig sind. Und der Termin kommt bald! Ueber die deutsche Wirtschaftspolitik der Zukunft hätte man sich an entscheidender Stelle furchtbar den Kopf zerbrechen können, wenn etwa vor einem Jahre ein bindender Entschluß zu fassen gewesen wäre. Heute kommen weit mehr Fragen der Praxis in Betracht, als der Prinzipien-Reiterei. Man muß Prinzipien haben, zu jeder Zeit, aber welcher Art die Grundsätze, mit denen man stehen und fallen muß, sein sollen, das be stimmen die Zeitverhältnisse. Alles paßt nicht zu jeder Zeit, oder, wie der alte Moltke sich ausdrückte, man muß thun, was der Augenblick verlangt. Und was verlangt der Augenblick, was kann heute nur Grundsatz sein? Jede Nation will leben, und jede Nation muß leben! Jede ohne Ausnahme! Es stehen nicht alle Staaten in ihrem Kredit da, wie das deutsche Reich, mancher muß nehmen, wo er kriegen kann, und wie er kriegen kann. Und daß er das thun wird, ist für ihn nicht blos Nothwendigkeit, sondern auch Recht. Auch von uns wird man fordern, und nicht wenig, denn die Deutschen sind seit einem Jahrzehnt in den Ruf gekommen, daß sie lieber geben, als nehmen. Tas ist Thorheit, aber was ist uns nicht schon Alles an gerechnet? Regen wir uns nicht wegen einiger im Auslande drohender, sogenannter Sperrmaßnahmen auf, heute ist auch bei billigen Handelsverträgen der Absatz flau, und wir werden zu untersuchen haben ob ein Contrahent, mit dem wir abschließen sollen, überhaupt im Stande ist, von uns etwas zu kaufen. Was nicht jeder große Politiker weiß, wohl aber jeder schlichte Kaufmann, das ist die Thatsache, daß mit dem wesentlich erweiterten Weltmarktverkehr sich auch die Zahl der faulen Kunden riesig vermehrte. Große Bestellungen, aber keine Moneten! Es giebt nicht blos einen fremden Staat, in welchem man sich über die kommende deutsche Wirthschaftspolitik mit großen Mäu- lern, der Ausdruck „Mund" reicht nicht mehr aus auf gehalten hat, während der deutsche Exporteur drastisch sagte: Nicht besehen! Das spielt aber eine große Rolle. Wozu sich echauffiren? Im internationalen Handel kommt es nicht auf große Worte, Schein-Speculationen und Sonstiges an, sondern auf baares Geld! Und dann auf erträglichen Verdienst. Mit dem Letzteren ist es aber vielfach noch schlimmer, als mit Ersterem, auch bei Staaten, die sich als halbe Herren der Welt dünken. Darum kommt es bei den neuen Handelsverträgen nicht allein darauf an, daß man prinzipiell an Diesem und Jenem festhält, sondern daß etwas verdient wird, und hat man statt guten Geldes und dito Verdienstes nur Gezeter, dann kann man die Dinge sehr an sich heran- kommen lassen und braucht sich nicht zu übereilen. Jeder Zweig des Nährstandes will leben, und man 1901. M