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Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachse«. Mitglied de« Sächsischen und de« Deutschen ZeitungSverleger-Berein» iE. v.) — vrrlagSort Waldenburg Sachse«. Anzeigen bis vorm. 9 Ahr am Ausgabetag erbeten. Ausgabe nachmittags ^,3 Ahr in der Geschäfts stelle in Waldenburg Sa., Altenburgerstr. 38. Erfüllungsort Waldenburg. Filialen bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Lerrn Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Frl. Schmidt, Postagentur. Im Fall« hbhrrrr Sewall, Krieg, Streik. AuSsperruug, Maschinert bruch, Störungen tm Betrieb der Druckerei oder unserer Liefere« hat der Lezirdcr keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung »d«, Rückzahlung de« veznarpreise«. Für Richtigkeit der durch Fern sprecher aafgegebeue» Anzeige» übernehmen wir kein« Ltewähe. Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altwaldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkeuburg und Ziegelheim. Nr. 203 Sonnabend, den 31. Anglist 1929 52. Jahrgang Sonnabend Rückflug des „Graf Zeppelin" Amtlicher Teil. Städtische Badeanstalt im Elektrizitätswerk. Infolge der anhaltenden Trockenheit macht sich in der städtischen Wasserleitung der Wassermangel sehr fühlbar, weshalb die Badeanstalt dis auf weiteres geschlossen wird. Waldenburg, den 29. August 1929. Der Gtadtrat. Durch die anhaltende Trockenheit macht sich ein Wassermangel w sämtlichen städtischen Leitungen bemerkbar, weshalb an die Einwohnerschaft das Ersuchen ergeht, den Wasserverbrauch für den Hausbedarf nur auf das unbedinat nötige Maß zu beschränken. Der «Entnahme von Frisch-Wasser zum Gieße« der Bärten und Besprenge« der Wege wird hiermit erneut unter Strafandrohung verboten. Für gewerbliche Zwecke ist d'e Wasserentnahme nach Möglichkeit einzuschränken. Waldenburg, den 29. August 1929. Der Stadtrat. , Im Haag wurde über die Räumungssristen eine Einigung erzielt. Die Räumung mutz bis 3V. Juni 1930 beendet sein. . -Mas Zeppcliu" hat mit der Landung in Lakehurst seine Weltreise in 21 Tagen vollendet. Heute Freitag wird die Haager Konscrcnz geschlossen. Am Mittwoch sand in Nürnberg eine Kundgebung gegen den Noungplan statt. Der «rreiburger Katholikentag hat mit einer Reihe von Vcrtrctertagungen begonnen. Tw Zahl bei dem Etsenbahnnnglüll in Bnir ums "beu gekommenen Personen hat sich aus 15 erhöht. In Genf trat heute Vormittag der Bölkerbuudsrat zusammen. In Beirut ist am Mittwoch im Zusammenhänge mit den Nurnhcn in Palästina ei» italienisches Kriegsschiff eingctroffcn. 'Waldenburg, 30. August 1929. i'" Haag gekommen, wie es vorauszusehen war. -Nachdem sich die Gläubigermächte drei Wochen lang um die Verteilung der deutschen Tri bute herumgezankt haben, haben sie sich zum Schluff mit vereinten Kräften gegen Deutschland gewandt. Wenn zwei sich streiten, so ist das für den deutschen Michel kein Grnnd zur Freude Er darf zwar dem Schauspiel eine Weile zusehen, aber hinterher bekommt er'von den wieder versöhnten Kampfhähncn die Rech nung präsentiert, und er darf dann all das Porzellan bezahlen, das während des Streits zerschlagen wor den ist. Die Gegner von gestern aber lachen sich ins Fäustchen. Das haben sie mal wieder gut gemacht. Ihr Kampfgeschrei war so echt, daß der dumme Michel wirklich glaubte, sie wollten sich ernstlich in die Haare. Und doch war alles nur Spiegelfechterei, um den deut schen Michel davon zu überzeugen, daß er allein die Situation retten kann, indem er in das Portemonnaie greift, uni alles zu bezahle», was man von ihm ver langt. Man hat Snowden den Sieger der Haa ger Konferenz genannt, und es sollte wohl auch eine Art Siegcsmahl sein, zn dem der englische Schatz- rcmzler am Mittwochabend die Delegierten eingeladen hatte. Er hatte wohl gehofft, daß bis dahin schon alles im Lot sein würde. Darin hatte er sich aber getäuscht, und als nach Schluß des Festessens die Verhandlungen wieder bis tief in die Nacht hinein fortgesetzt wurden, stieß man erneut auf so große Schwierigkeiten, daß man schließlich auseinandergehen mußte, ohne zu einer Einigung gelangt zu sein. Am Schluß der Bespre chungen erklärte Dr. Wirth, man sei sich in keinem ein- z,gw Punkt einig geworden. Es sei nicht möglich, zu Lasten Deutschlands Politik zu machen. Jetzt mütz- zusammen helfen. Die Verhandlungen sollen zeitweise einen sehr stürmischen Charakter getragen haben Es sind sämtliche drei Punkte der enalisch- franzöf,schon Einigung erörtert worden, in denen die Zustimmung Deutschlands zu neue» finanziellen Lasten gefordert wird. Der stärkste Widerstand scheint sich auf gegen die Forderung zu richten, datz Deutschland nach dem 1. September allein die Be- satzungskosten bis zur endgültigen Räumung tragen soll. Da sich die Räumung noch dis zum 30. Zunr 1930 hinziehen soll, so würde dies eine recht bedeu tende Summe sein. Dazu kämen dann noch die Kosten für die Wiederinstandsetzung der von der Besatzung heruntergewirtschafteten Gekäude und Anlagen aller Art. Zur Erörterung der politischen Fragen ist man in der Nachtsitzung noch gar nicht gekommen. So mutzte man am Donnerstagvormittag noch einmal von vorn anfangen. Uckber eins war man sich aber doch schon am Mittwoch vollkommen einig geworden. Die Schluß sitzung der Haager Konferenz soll zu einem internationalen Hörspiel ausgestaltet werden. Sämt liche Reden in der Schlußsitzung sollen durch die hol ländischen Sender drahtlos übertragen werden. Alle Maßnahmen sind bereits dafür getroffen worden. Auf der letzten Etappe seiner Weltreise ist „Gras Zeppelin" durch widrige Winde so stark behindert worden, daß die Ankunft in Lakehurst erst einen halben Tag später erfolgen konnte, als Dr. Eckener gerechnet hatte. Der Erfolg dieser Weltfahrt wird dadurch natür lich nicht beeinträchtigt. Dr. Eckener ist jedenfalls heute der Held des Tages, und es ist zu hoffen, datz es ihm nach diesem Erfolge möglich sein wird, alle Schwierigkeiten zu überwinden, die bisher noch seinen im wahrsten Sinne des Wortes „hochfliegenden" Zu- .kunftsplänen entgegenstanden. Während man im Haag zum Ausbruch rüstet, tritt an diesem Freitag in Genf der Bölkerounds- rat zusammen, um Vorarbeit für die am Dienstag beginnende Vollversammlung zu leisten. Auch der fünfte Minderheitenkongretz, der am Mitt woch in Genf seine Schlußsitzung hatte, hat für di« Völkerbundsversammlung Material geliefert. Er nahm eine Reihe von Entschließungen an, darunter eine über das Verhältnis der Minderheiten zum Völkerbund, in der einleitend festgestellt wird, daß der Minderheiten« kongreß der Ueberzeugung Ausdruck gegeben habe, „daß eine Lösung der nationalen Fragen innerhalb der einzelnen Staaten durch eine unmittelbare Ver ständigung zwischen den Böllern, zwischen Mehrheit und Minderheit gesucht werden muß." Dann wird aus geführt, datz der Völkerbund der Hüter der Minder heitenschutzverträge sein sollte, in dieser Aufgabe aber versagt habe, indem er über ängstliche und miß trauische Prozeduren nicht hinauskam. Die Entschlie ßung mündet in folgende drei Forderungen: 1. Die Sicherung der nationalkulturellen und staatsbürger lichen Rechte der nationalen Minderheiten soll zu einem verpflichtenden Grundsatz der europäischen Rechtssatzung werden. 2. Zur Behandlung und Er« l^Sung der einzelnen aus dem Minderheitenprvblem und den Minderheitenschutzbestimmungen sich ergeben- den rzr^cn und zur Weiterentwickelung der allge- meinen Regelung des Minderheitenrechtes ist eine stän dige Institution beim Völkerbund nach Analogie des internationalen Arbeitsamtes zu schaffen 3 Der Kongreß erklärt wiederum seine Bereitwilligkeit, an der friedlichen Lösung des Miuderheitenproblems und an jedem Versuche dazu mitzuarbeiten. Einigung über die Räumung. Beginn am 1.». September, Ende spätestens am 30. Juni 1930. Da in den nächtlichen Verhandlungen über die von -Deutschland geforderten finanziellen Zugeständnisse die deutschen Vertreter ihre Stellungnahme zum Teil von der Erledigung der politischen Fragen abhängig gemacht hatten, sahen sich die Besatzungsmächte am Donnerstag in die Lage versetzt, nun endlich in der Be satzungsfrage Farbe bekennen zu müssen. Die auf den Vormittag einberufene Konferenz der an der Besatzung interessierten Mächte konnte unter diesem Druck ihre bisher immer verschleppten Arbeiten beenden. Sie hat einstimmig einen Bericht angenommen, der etwa fol- gende Bestimmungen enthält: Tie Kommission stellt fest, daß die drei Besatzung^, machte z« einer Nebereinstimmung über den e»dgültigcn Beginn der Räumung gelangt sind. Die Räumung soll am 15. September beginnen. Die belgischen und -naliickoeu Truvven werden in einer Zeit do» drei Mo. nach Friedrichshafen natcn gänzlich zurückgezogen werden. In derselbe» Zeit werden die srauzösischeu Truppen die zweite Zone räume«; die Räumung der dritten Zone durch dis Franzosen wirr» sofort beginnen, nachdem die Rati fizierung des N-nngpl-rncs durch das deutsche und das französische Boll erfolgt und der Noungplan in Kraft getreten ist. Ministerpräsident Briand hat hierbei die ausdrück liche Erklärung abgegeben, daß er nicht die Absicht habe, darauf zu warten, bis jeder einzelne der übrigen an dem Uoungplan beteiligten Staaten die Ratifizie rung des Uoungplanes durchgeführt habe. Die Räu mung soll ohne Unterbrechung fortgesührt werden, und zwar so schnell, als es technisch möglich ist. Sie soll spätestens in einem Zeitraum von acht Monaten, jeden falls vor Ende Juni 1930 beendet sein. Gin Ultimatum Arlands Dieser Bericht wurde dem politischen Ausschuß zugeleitet, der im Lause des Nachmittags zusammen- trat. Einer französischen Meldung zufolge hatte öS Briand für nötig befunden, um auch in den Finanz fragen zum Schluß zu kommen, an die deutsche Dele gation eine ultimative Forderung zu richten. Er ließ um 10 Uhr vormittags Dr. Stresemann ein Schrei ben zugehen, in dem darauf hingewiesen wird, daß Deutschland durch den Uoungplan weitgehende Vor teile genieße, und daß die übrigen Mächte in den letz ten Tagen sich zu schweren Zugeständnissen bereitge funden hätten, um den Uoungplan zu retten. Briand hege die dringende Erwartung, daß Deutschland jetzt keine weiteren Schwierigkeiten bereiten werde, da sonst Deutschland die ganze Verantwortung für die dann eintretenden Folgen zu tragen haben würde. Er bitte die deutsche Delegation, bis zum Abend eine endg-ül- tigc Antwort zn erteilen. Deutschland stimmt -er VergleichSkommMn zu. Eine ziveite endgültige Regelung ist in der Frag« der sogenannten Feststellungskommission getroffen wor den. Die hierfür maßgebenden Bestimmungen lauten: Im Interesse einer allgemeine» friedlichen Reg«- lang sind die Regierungen übereingekommen, daß Streitfälle, die sich aus der «nslegung der Artikel 42 und 43 des Versailler Vertrages ergebe« — ent militarisierte Rheinlartdzo«« —, vor die durch den Locarno-Vertrag geschaffenen deutsch-belgische« und deutsch-französischen VergleichSkommissionen gebracht werben sollen nnd von diese« Kommissionen gemäß de« ihnen nach dem Locarno-Vertrag zustehenden Kompe tenzen und den im Locarno-Vertrag vorgesehene» Ver fahren behandelt werde» sollen. Nach Ansicht der deutschen maßgebenden Stellen ändert diese neue Vereinbarung an dem bisherigen Zustand nichts. Die beiden Ausgleichskomimsiiouen des Locarno-Vertrags blieben wie bisher nebenein ander bestehen, auch trete k^uc Aenderung. der Zu ständigkeit der Kommissionen ein. Im übrigen sei ausdrücklich scsigesteltt worden, datz die beteiligten Mächte jederzeit das Recht hatten, den Völkerbnndsrat anzurufen. politische Rundschau Deutsches Reich. Mis dir! Freigabe des deutsche» Eigentums. -^^-"^organisation der Liquidations- und Gewalt- geichadigten hat die „Arbeitsgemeinschaft für den Er- von Kriegs- und Verdrängungsschäden" an die oeuyche Delegation im Haag ein Telegramm gerich tet, in welchem verlangt wird, England solle endlich nach dem Vorbild Amerikas, Südafrikas, Japans, Frankreichs und fast aller anderen Alliierten das be schlagnahmte Privateigentum freigeben; die deutsche Delegation müsse im Haag die prinzipielle Zustimmung dazu durchsetzen. Abg. Erkelenz, der langjährige Vorsitzende der demo kratischen Partei, ist durch eine schwere Erkrankung gezwungen worden, das Amt des Vorsitzenden nunmehr endgültig niedcr- zulegen.