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„Zhr sollt mich lieben!" Friedrich Wilhelm i. pflegt«, -o hat man uns auf der schule gAeyrc. llittertun«n, Lie sich Lei seinem Nahen beiseite drücken wollten, mit dem Stock zu schlagen und diese Erzieh, ungsmaßnahme mit den Worten zu begründen: ,Lhr sollt mich n cht fürchten, Ihr sollt mich lieben." In unserer aufge klärten Zen hette man für diese Art, um Liebe zu werben, nur ein mitleidiges Lächeln. Die Anekdote wurde erzählt mit dem Kommentar, daß der soldatenkönig in mancherlei Hinsicht ein seltsamer Kauz g-uesen sei. Die Methoden, mit denen die amtlichen Steller jetzt Liebe zur Verfassung zu wecken und für den il. August Feststimmung sicherzustellen suchen, erinnert aber lebhaft an das Vorgehen Friedrich Wil helms l. Da werden die Schüler zu den Feiern kommandiert, alle öffentlichen Körperschaften, mag ihnen auch das Recht der Selbstverwaltung verbrieft und versiegelt sein, werd-n zum Flaggen gezwungen und wer in den Festesjubel nicht mit einstimmen will, wird als Feind des Vaterlandes behan delt. Daß der zehnte Jahrestag der Annahme der Reichs- Verfassung von amtlicher Seite würdig begangen wird, ist eine selbstverständliche Forderung; strittig kann nur das Aus maß der Feiern sein. Abzulehnen ist der Zwang zum Mit feiern auch für diejenigen, die die Verfassung ablehnen oder ihr doch noch fremd und kritisch gegenüberstehen. Di« Verfassung hat das geschichtlich« Verdienst, die Periode der Revolution abgeschlossen und wieder gesetzmäßige Zuständ« hergestellt zu haben. Sie hat aber, wie allerseits anerkannt wird, auch große Mängel. Man soll das Ausmaß der Festes- .freude, daß der einzelne Staatsbürger am Verfassungstag empfindet, ihm selbst überlassen und nicht glauben, durch 'Zwangsmaßnahmen Begeisterung erwecken zu könnem Sonst werden die Taten der heutigen Regierung in devj Schulbüchern späterer Jahrhunderte mit dem gleichen vec-, zeihenden Lächeln g.lesen werden, wie heute die MekdoH von Friedrich Wilhelm l. - ' proseffor Alfred Sauschild -k. )( Im Alter von 87 Jahren starb am Sonntag der Dresdner Architekt und Kunstsammler Prof. Alfred Hauschild. Er wurde 1841 in Hohenfichte geboren und besuchte später die Dresdner Kunstakademie. Als Baumeister trat er verschiedentlich mit großen Erfol gen bei Wettbewerben und öffentlichen Bauten hervor. So errang er 1882 bei dem Wettbewerb für die Bebauung der Museumsinsel in Berlin den ersten Preis, ebenso 1888 beim Wettbewerb für das städtische Attsstellungsgebäude in Dresden. Beide Bauten wurden ihm aber nicht übertragen. 1878 wurde Hauschild zum Mitglied der Galeriekommission ernannt, und war wesentlich beteiligt an dem Erwerb von Bildern von Böcklin, Klinger, Uhde, Courbet Puvis de Chavannes und Monet. ... Wendung in der Tuberkulosebehandlung. Bekämpfung und Heiluug durch Diät. Die letzte Sitzung der „Berliner Medizinischen Ge sellschaft" gewann durch einen Aussehen erregenden Vortrag über die Heilung der Tuberkulose durch Diät eine Bedeutung, die weit über den Rahmen einer Dis kussion in der wissenschaftlichen Medizin hinausging. Der neue Leiter der Chirurgischen Universitätsklinik mw Charite Berlin, Geheimrat Sauerbruch, ließ durch Sie Liebe der Vrigitta Hollemann. Roman von Elisabeth Ney. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle a. S. 18. Fortsetzung Kurz vor elf Uhr an jenem Tage lagen sie im Park, hart am Eingang zum Laboratorium, dann wirklich auch jaus der Lauer. Raffelt erzählte, daß da plötzlich von der Billa her ein Herr ziemlich hastig angelaufen gekommen i ^vnd im Laboratorium verschwunden sei. Der schwarze !SepP habe ihm nachgewollt, aber er habe ihn zurück- j i gehalten; und es hätte auch nicht lange gedauert, keine fünf Minuten, da sei der Herr wieder zurückgekommen, und durch den Park, ohne die Villa wieder zu betreten, nach der Straße gegangen. Gleich danach sind die beiden dann eingebrochen. Der schwarze Sepp habe oben im Laboratoriumszimmer ein ! tadelloses Jackett an sich genommen und gleich angezogen; i dabei habe er lachend aus diesem Jackett eine lose Zigarette hervorgeholt und gesagt, daß diese ihm sehr zupaß käme, da er gerade großen Appetit habe. < Er hatte sie augenblicklich angezündet, und sich dann darangemacht, die Flaschen und Schränke zu untersuchen. »Geh' von dem Glasballon weg", habe Raffelt plötzlich ausgerufen, „es ist Benzin!" „Unsinn", hätte der schwarze Sepp geantwortet und di« M-nnung nicht besolgt. » Raffelt war jedoch schlauer; er war, die Gefahr er- reuueüb, eilig geflüchtet, und kaum hatte er den Park be treten, so sei auch schon alles in die Luft geflogen. Der Tote war also der schwarze Sepp, der das Jackett Doktor Eggenbrechts angezogen hatte. Derjenige aber, der die beiden beinah bei ihrem Einbruch gestört hatte, nämlich Doktor Eggenbrecht, befand sich bei der Explosion schon längst nicht mehr im Laboratorium. Der Fetzen Stoff mit dem'Knopse hatte also nur irregeführt, und wir können hoffen, daß Doktor Eggenbrecht lebt. Raffelt machte da- mals keine Angaben, da er damit den Einbruch hätte ein gestehen müssen. Somit quälten Sie sich die ganze Zeit umsonst, und weinten woht heimlich an des schwarzen Sepps Grab. Nun, vielleicht taten dem alten Gauner Ihre Tränen wohl. Scheinbar ist Eggenbrecht in seiner Verzweiflung noch in jener Nacht spurlos aus Hamburg abgedampft, und hat somit keine Ahnung, was sich zugetragen hat. Ich werde eifrig nach ihm forschen, um ihm tüchtig den Brausekopf zu waschen, daß er unsere kleine Gitta nicht besser gekannt bat und nicht gleich merkte, daß eine Intrige im Tvicl war. seinen Mitarbeiter, Privatdozent Dr. Herrmannsdorser, der aufs höchste interessierten Versammlung von etwa 800 Aerzten, darunter den meisten maßgebenden Autoritäten der Reichshauptstadt, Mitteilung von den Erfolgen machen, die seine Klinik im Laufe von bald sechs Jahren duck eine ganz neuartige Behandlungs methode in der Tuberkulosebekämpfung und -Heilung erzielt hat. Wir halten dieses Ereignis für so außerordentlich wichtig, daß wir unseren medizinischen Mitarbeiter veranlaßt haben, in knapper Darstellung das Wesent liche dieser neuen Methode darzustellen: Schon den alten griechischen Aerzten war bekannt, daß man Krankheiten, insbesondere die Wundhetlung, durch Veränderung der Ernährungsweise entscheidend beeinflussen kann. Es ist im Volksmund seit jeher bekannt, daß man beispielsweise durch Hungern der Verschlimmerung von Krankheitszuständen Vorbeugen kann. Diese Erkenntnis, die zunächst der wissenschaft lichen Begründung entbehren mußte, verschwand zwar für längeren Zeitraum aus dem Gedächtnis der Kultur menschheit, ganz vergessen wurde sie jedoch nie. Es ist das Verdienst der Sauerbruchschen Klinik, vorur teilsfrei in München an diese alten Probleme mit modernem wissenschaftlichen Rüstzeug am Krankenbett nnd im Laboratorium erneut herangetreten zu sein. Auf Veranlassung Sauerbruchs befaßte sich Herr- mannsdorfer zunächst mit dem Einfluß verschiedener Ernährungsformen auf die Wundheilung. Ein Zufall wollte es, daß die Klinik 1924 von den Erfolgen erfuhr, die ein praktischer Arzt, Dr. Gerson in Biele feld, auf ähnlichem Weae bei sckwerften Bällen von Lin Struwwelpeter-Brunne« i« Frankfurt a. M. Im Stadion Frankfurt (Main) wurde ein rei zender Struwwelpeter-Brunnen aufgestellt, der dem Gedächtnis des Dichters des „Struwwelpeter", dem Frankfurter Arzt Dr. Hoffmann, gewidmet ist. Dies, liebe Brigitta, als kleine Weihnachtsfreude von dem alten Onkel Sanitätsrat. Hoffentlich tut die Nachrichk Ihrem Herzen recht wohl, und Gott helfe, daß ich den Aus reißer bald erwische. Grüßen Sie mir meine alte Christiane, die des Lobes voll von Ihnen ist. Gott befohlen. Onkel Lührmann." In Brigittas Gesicht wechselten beim Lesen Röte und Blässe. Sie bebte am ganzen Körper, und vermochte nur mit Mühe einen Ausschrei zu unterdrücken. Dann sprang sie plötzlich auf und stürzte, eine Entschuldigung murmelnd, aus dem Zimmer. „Was hat Schwester Gitta!" riefen der Pastor und der alte Doktor wie aus einem Munde. „Es ist nichts als eine freudige Nachricht", entgegnete Schwester Christiane; „lassen wir sie für den Abend allein. Auch Freude kann oft krank machen." JhreAugen aber blickten traurig-sinnend zu dem jungen Geistlichen hin, denn sie ahnte, daß in diesem Mannes herzen eine stille Liebe für die blonde Schwester Gitta zu keimen begann. Aus einem Briese, der auch für sie von ihrem Bruder eingetroffen war, wußte sie ja, daß Brigitta Hollermann niemals Frau Pastor Wendelin werden konnte, da sie das Bild eines anderen im Herzen trug. * q- * „Hans-Jörg, .Hans-Jörg, ist es möglich, er lebt!" Auf schluchzend warf sich Brigitta, aus ihrem Zimmer an gekommen, auf ihr Bett. Sie vermochte diese nie erhoffte, überwältigende Nach richt nicht zu fassen; es war vorläufig noch zu viel des Glücks. Der Liebste war nickst tot; er lebte, er lebte! Wo er sich lm Augenblick befand, danach fragte sie in ihrem Glück noch nicht; für sie war es schon höchste Selig keit, daß er in jener Nacht nicht um ihretwillen blindlings in den Tod gegangen war. — In dieser Nacht schlief Brigitta erst beim Morgengrauen ein, und am Morgen hatte sie es gründlich verschlafen. Schwester Christiane schalt sie nicht, sie wußte ja, daß es ein Schlas der Genesung nach langer Krankheit ge wesen war. Beschwingt ging Brigitta Hollermann jetzt durch die Säle der Kleinen, und wo man lautes, herzliches Lachen hörte, war sicher Schwester Gitta dabei. Ihr Gesicht rundete sich allmählich, und sie erblühte zu immer größerer Schönheit. Die Schuld war von ihr genommen, Eggenbrecht lebte! Irgendwo' Sic wußte es nicht. Aber sie fragte vorerst Tuberkulose erzielte. Sauerbruch ließ die Angaben > Gersons während seiner damaligen Münchener Tätig- i keit nachprüfen und bestätigte die umwälzende Bedeu tung der neuen Anschauungsweise durch die klinischen Erfolge, die er erzielte. Die Methode Sauerbruch-Herrmannsdorfer-Gerson beruht auf der Erkenntnis, daß die Anfälligkeit deS; Körpers gegenüber Infektionen in erheblichem Maße abhängig ist von dem Wassergehalt der Körpergewebe, k Dieser Wassergehalt seinerseits ist abhängig von Art j und Umfang des Miniralstoffwechsels. Es stellte sich: heraus, daß das Kochsalz solche Mineralbestandteile' enthält, die geeignet sind, die tuberkulöse Erkrankung j zum Aufblühen zu bringen; deshalb wird der Koch- f salzgenuß verboten. Es wurde ferner festgestellt, daß andere Mineralien dem Körper zugeführt werden! müssen, besonders in Form des von Gerson angege- i benen „Mineralogen", das Kalk- und andere Satze I in einer bestimmten Zusammensetzung enthält. Es l dient als medikamentöses Unterstützungsmittel für die eigentliche Diät. Diese stellt in den Vordergrund der Behandlung eine erhebliche Zufuhr von frischem Ge- > müse, frischem Obst, die nicht gekocht, sondern ge dünstet werden, einen sparsamen Gebrauch von Fleisch und eine völlige Vermeidung der sogenannten Kohle hydrate und starken Gewürze. Es gelingt ohne weiteres, ' die kochsalzfreie Ernährung schmackhaft zu gestalten- Wie gesagt, kommt es darauf an, möglichst reichlich Vitamine zuzuführen. Diese Behandlung stellt keineswegs eine Mastkur im Sinne der bisher üblichen Tuberkuloseernährung dar, sondern führt höchstens etwa 3000 Kalorien dem Körper zu. Die erstaunlichsten Erfolge wurden bei der Be handlung der entstellenden Hauttuberkulose (Lupus), bei Knochentuberkulose, aber auch bei der Lungen tuberkulose erzielt. Hier gelingt es besonders, Kranke, die durch eine Operation gerettet werden können, durch die Methode überhaupt soweit zu kräftigen, daß die Operation mit größter Aussicht auf Erfolg durchgeführt werden kann. Die zentralen Gesundheitsbehörden nehmen bereits lebhaftes Interesse an dem Ausbau der Ergebnisse mühevoller Arbeit, die wir der Klinik Sauerbruch zu danken haben. Es ist zu hoffen, daß die neue Me- chode bald in der ganzen Welt den ihr gebührenden Widerhall finden möge. Lebensmittelpreise von einst. - „Feinkost" vor über 13« Fahren. Einen Feinkosthandel, wie er heute besteht und sich vom Lebensmittelhandel abgetrennt hat, gab es zu Goethes und Schillers Zeiten noch nicht, denn die „Delikatessen" waren ein Vorrecht der Fürstenhöfe und wurden zu besonderen Gelegenheiten durch Kuriere her- beigeschafft. Erst Mit der Verbesserung der Verkehrs mittel, der Einrichtung der Eisenbahnen (etwa in der Mitte des vorigen Jahrhunderts), konnte sich auch der gesamte Handel langsam ausdehnen. Trotzdem gab es auch schon damals Feinschmecker. Aber diese Feinschmecker mußten sich mehr Mit der damaligen Verhältnissen entsprechenden „delikaten" Zubereituna der Sdeiien beanüöen. als mit auserlese- nen ft reizen, natürl wende: schwän Eichen Schwei Nebers Haupt bis sie lich te , j1795 sen" 1 etwa < E Kreuze der W heute, bezeich seu zic T Kriegs etwas kostete Kalbfl' Zer; e was e tourst tourst war m und ei Zer, al «in M Kreuze Münch T durfte '4,8 Kv bis ze! T Brot s Liter) gar 2' wiegen weck" 1 rend c wiegen haben ' A Beispi damaft gelegte dein r und d soviel es dan Ä «Sund, fhre i L und G dem C Winter jede ei ration speiche: ausgeg nichl zuchuuaenreimen. Ende August erschien auch wirklich, wie versprochen, Sanitätsrat Luhrmann. Schwester Christiane und Brigitta erwarteten ihn aM Landungssteg. Hinter ihnen stand der alte Andresen, um das Gepäck in Empfang ru nebmen. Fortsetzung folgt. Nach n stand L eine b Ausbei geregt Nnd U Vorgai Äitteil murder ^elit. Tiere, kamen sen Di, alle de Gen n Entdeck übrige; vrt "zu 2b Bic E Verstör Ferner Honig Sanum Ichieder §ung °)e an sich un so daß Werden D Hydrat' Nern, ! bestäub Nom K Ipeichc Hinter! ergiebi anders w Hal gebend' °ern. werden üen in wn rc ^Nern schrie! Einmal ^irst du ihn Wiedersehen!" Die Zett verging, die ersten Frühlingsstürme nahten, ow Krankheiten der Kleinen nachgelassen hatten, so hatte ^ruzitta auch mehr freie Zeit. >zn der Mittagsstunde, die ausschließlich ihr gehörte, ost große Strecken an der Küste entlang. Dann regte sich wohl auch in ihr das bange Sehnen nach ihm, den über alles geliebten Mann. Sehnsüchtig lag sie oft am Strande und sah gedankenverloren dem Fluge der Möven nach. Brigitta Hollermann war glücklich mit ihrem jetzigen Leben; es fehlte ihr an nichts, und doch kamen Stunden, in denen es sie hinauszog in die große, elegante Welt, del sie freiwillig für immer entsagt hatte. Anfang August flatterte von dem alten Sanitätsrat Lührmann ein Brief ins Haus- Er schrieb ihr, daß seine Bemühungen, Eggenbrecht aufzustöbern, bisher vergebens gewesen wären, aber er würde ihn schon noch erwischen. Im übrigen habe er er fahren, daß ihre Schwester Isa als Gesellschafterin Frau Ri von Saldens nach Japan oder China — genau wisse er es nicht — gefahren sei, und zum Schluß ließ er seiner alten Schwester Christiane mitteilen, daß er Ende August auf vierzehn Tage nach ^-ylt käme. Es war, als wenn dieser Brief alle Schmerzen in Bri gittas Innern aufs^neue aufgewühlt habe. Wo war Hans-Jörg Eggenbrecht? Dieser Gedanke quälw sie plötzlich Tag und Nacht. Sie fand keinen Schlaf mehr, und zerquälte sich auft neue mit Selbstanklagen. Ihr so rosiges, srisches Gesicht büßte täglich an Farbe ein. Sie wurde blasser uud blasser, bis schließlich Schwester Christiane aufmerksam wurde und den alten Ortsarzt zu Rate zog. „Ein wenig Bleichsucht", konstatierte dieser. Abel Schwester Christianes Augen sahen schärfer. Sie wußte, daß das Uebel tiefer saß, nnd konnte sich doch dies alle? nicht danach Er lebte, das genügte ihr. Ihr Herz war ganz still, und doch sagte es ihr beglückt mit jedem neuen Schlage: