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loßplch er i» ichter. adS8Uhr, orst»»ch moer-tq ßn»- «Ä. tittwch, ibkL 5. Septbr., scheine. tglieder ist rftaud. G ptemßer, t«g welche de» so reich mit :r, u. Frau- md Tageblatt Amtsblatt für die königlichen uud städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freibergs ,/» Erscheint jedm Wochentag Nachniitt. S Uhr für den Jahr«-»«. - Inserat« werden bis Bormittag 11 Uhr angawm- OOL ^222.j«^PKM^ Freitag, Sen 24. September. 1Mb. Die Unruhen in Spanien. Die Beschleunigung der Verlängerung des deutsch- spanischen Handelsvertrages durch die deutsche Reichsregie- iimg war darauf zurückzuführen, daß die letztere von der deutschen Gesandtschaft in Madrid sehr eingehende Berichte über die Unsicherheit der Lage in Spanien erhalten hatte. Der in der Nacht zum Montag in Madrid ausgebrochene Militärausstand bestätigte diese düstere Anschauung voll kommen, Venn wenn auch diesmal die Empörung durch die Entschlossenheit des Generals Pavia im Keime erstickt wurde, dürsten die spanischen Republikaner deshalb noch keineswegs entmuthigt sein, weil sie stark auf den Beistand ihrer Gesinnungsgenossen in Frankreich rechnen Dieser Zusammenhang veranlaßte eben die deutsche Reichsrcgierung zu jener scharfen Beobachtung der Vorgänge in Spanien, von der die privaten Mittheilungen des Staatssekretärs von Bötticher im Reichstage deutliches Zeugniß ablegten. Trotzdem hat die Königin-Regentin von Spanien weder von Deutschland noch von dem ihr naheverwandten öster reichischen Kaiserhause mehr zu erwarten, als eine diplo matische Unterstützung. Als Oestcrreicherin wird die schwer geprüfte und seit längerer Zeit auch körperlich leidende hohe Frau von vielen Spaniern mit Mißtrauen betrachtet und hat dieselbe außer den Karlisten und Republikanern auch noch die Anhänger ihrer Schwiegermutter, der Königin Isabella, zu fürchten, zu welchen der unbotmäßige Herzog von Sevilla zählt, der seine achtjährige Verbannung nach Mahon auf Minorca kürzlich durch die Flucht nach Frank reich selbständig abkürzte. Das liberale Ministerium Sa- gasta versprach bei seinem Amtsantritt weitgehende Reformen, die sich zunächst nicht ausführen lassen, was natürlich die demokratische Partei erbittert. Die spanische Regierung erwartete trotzdem keinen Ausbruch der Unzufriedenheit, weil, mit Ausnahme einer von Salmeron bei der letzten republikanischen Versammlung in Madrid gehaltenen drohen den Rede, stets von demokratischer Seite versichert wurde, daß man nur mit gesetzlichen Mitteln arbeiten wolle. Da dem Ministerium bekannt worden war, daß Don Carlos seinen Anhängern ruhiges Abwarten ancmpfohlen hatte, legte man auch in Madrid der Nachricht von der Bildung einzelner karlistischer Banden in Katalonien nur geringe Bedeutung bei. Immerhin war es von dem Ministerium Sagasta un klug, sich in Sicherheit zu wiegen, denn der alte Rädels führer Ruiz Zorrilla arbeitet von Frankreich aus unablässig an einem Umsturz in Spanien. In einem Lande, wo die Offiziere sich so eifrig mit Politik beschäftigen, ist, wie die spanische Geschichte zur Genüge beweist, die Anzettelung emes Militär-Aufstandes nicht allzuschwer. Hätte sich am Montag früh in Madrid irgend ein in seinem Ehrgeiz ge kränkter, bei dem Heere beliebter General an die Spitze der Bewegung gestellt, so war die spanische Monarchie vielleicht heute schon zusammengebrochen. Wenn jetzt von Madrid aus behauptet wird, der Putsch sei wahrscheinlich nur zu Börsenzwecken, um den Preis der spanischen Papiere zu drücken, veranstaltet worden, so widerspricht dieser Dar stellung der Ernst, mit welchem die deutsche Regierung die spanischen Vorgänge auffaßt. Nachdem der Ausstand miß lungen ist, stellt man ihn von Madrid aus als den Putsch einzelner unbesonnener Soldaten hin; das ändert aber nichts an der Thatsache, daß in den letzten Tagen wieder in Spanien Blut stoß Der General Velarde, welchen eine Gruppe aufrührerischer Bürger in Madrid zwingen wollte: .Es lebe die Republik!" zu rufen, wurde niedergeschossen; ebenso ist der Artillerieoberst Graf Mirasol getödtet worden. In Madrid selbst wurden 99 Infanteristen, 80 Kavalleristen, 2 Offiziere, mehrere Unteroffiziere und 30 Zivilisten, welche sich an der republikanischen Erhebung betheiligt haben, gefangen genommen. Große Aufregung verursachte es am Montag in Madrid, als aus Morata Tajuna die Nachricht eintraf daß 300 Kavalleristen unter dem Kommando von Gendarmerie- Offizieren Herren dieses Ortes seien. Die in Eile dorthm- abgcsandten Regierungstruppen griffen die ihnen Stand hallenden Aufrührer an, tödtcten einige derselben und nahmen 38 Mann gesangen, konnten es aber nicht hindern, daß sich etwa 150 Kavalleristen in das Guaderama-Gebirge flüchteten. Der Brigadegeneral Villacampa, der einzige höhere Osfizier unter den Aufständischen, hält sich ver wundet in den Steinbrüchen von Cvlmenar versteckt. Ver einzelte aufrührerische Reiter treiben sich noch im Toledaner Walde herum. Am Aufstand haben 800 Infanteristen und 5 Reiterschwadronen theilgcnommen, nicht 300 Mann, wie in den ersten Berichten regierungsseitig angegeben worden ist. Am Dienstag Nachmittag fand in Madrid eine kirchliche Trauerfeier für den General Velarde und den Oberst Mirasol statt, die bei dem Aufstand den Tod gefunden haben. Unter der Anklage, auf den General Velarde mit einem Revolver geschossen zu haben, wurde ein Student verhaftet. Die königstreue Presse in Madrid verlangt einstimmig die strengste Bestrafung der verhafteten Republikaner, be- sonders der Rädelsführer, welche die Truppen zum Treu bruch verleiteten. Bei dem gefangenen Rittmeister der Albucra-Lanciers, der vergebens das Infanterie-Regiment in der Kaserne der Docks zur Betheiligung am Aufstande aufforderte, sand man ein Ernennungsdiplom zum Brigade- General mit der Unterschrift des »Präsidenten der Republik", Ruiz Zorrilla. Die bereits im vollen Gange befindliche Untersuchung wird voraussichtlich belastende Beweise liefern, welche genügen, um dem Republikaner Salmeron den Prozeß zu machen, der öffentlich aus der Verweigerung des allgemeinen Stimmrechts das Recht zur gewaltsamen Erhebung begründete, ferner um die französische Regierung an die Pflicht zu mahnen, zu verhindern, daß Zorrilla von Frankreich aus fortwährend die Flammen der Empörung in sein Heimathland schleudere. Der spanische Botschafter in Paris war bereits beim Konseilpräsidenten Freycinet, um seine Klagen über die Zorrilla gewährte Duldung zu wiederholen, dürfte aber schwerlich Resultate erzielt haben, da Freycinet kaum im Stande ist, gegen Zorrilla, der unter Anderem beim Handelsminister Lockroy Haus freund ist, Maßregeln zu ergreifen. Das monarchistische Pariser Blatt .Figaro" bezeichnet Zorrilla offen als Urheber der revolutionären Bewegung in Madrid. Wenn die Letztere von anderen Pariser Blättern als unbedeutend hingestellt wird, geschieht dies wahrscheinlich nur, um den bevorstehenden Reklamationen der spanischen Regierung im Voraus die Spitze abzubrechen. Wie der Pariser.Gaulois" versichert, soll aber auch zu einem seiner Redakteure der jetzt in der sranzösischen Hauptstadt verweilende spanische Kammer präsident Marios gesagt haben, die ganze Bewegung in Madrid sei lächerlich, das spanische Volk sei der Revolution müde und vertraue der liberalen Regierung. In ähnlicher Weise hat Martos sich auch einem Pariser Korrespondenten der „Wiener Neuen Freien Presse" gegenüber geäußert und dem Ereigniß in Madrid jede politische Bedeutung abge sprochen. Spanien habe alle möglichen Freiheiten und des halb sei eine Revolution ohne jede Berechtigung. That- sächlich ist auch die gemäßigt liberale Partei in Spanien entschlossen, sich fest um die Königin-Regentin zu schaaren, die bei ihrem Eintreffen in Madrid am Dienstag sehr herzlich empfangen wurde. Dennoch wird die spanische Regierung gut thun, die Möglichkeit einer Fortsetzung des letzten Putsches in's Auge zu fassen. In Paris werden Mittheilungen der dort verweilenden republikanischen Emi granten veröffentlicht, welche versichern, der Putsch sei vor zeitig ausgebrochen; demnächst würde eine allgemeine re publikanische Schildcrhebung sicher folgen. Jedenfalls ist es ein schlimmes Zeichen für den im spani chen Heere waltenden Geist, daß sich in demselben Soldaten fanden, welche sich empör ten, einen General und einen Oberst niederschossen und dann, soweit sie nicht von dm treugebliebenen Truppen festge nommen wurden, in das offene Land hinausfuhren, um den Aufstand Weiler zu tragen. Eine schwer leidende Frau als Königin-Regentin und Vormünderin emes Königs-Säuglings bedürfte wahrlich eines besseren Schutzes als den einer Armee, in welcher sich solche verfängliche Elemente befinden. Tagesschau. Freiberg, den 23. September Wie aus Baden-Baden gemeldet wird, hat sich der deutsche Kaiser von den aufregenden Tagen in Straßburg und den Anstrengungen der Manöver wieder völlig erholt und erfreut sich des besten Wohlseins. Vorgestern stattete der Monarch der Herzogin von Hamilton eium Besuch ab, em pfing dann den Großherzog, die Großherzogin und den Erb herzog von Baden. Zur Tafel waren vierzehn Personen ge laden. Abends nahm der Kaiser bei der Kaiserin den Thee em. — Der deutsche Kronprinz, der am Dienstag in Basel ankam, besuchte dort sofort nach seiner Ankunft das Museum, den Münster und die mittelalterliche Sammlung und nahm 6^/» Uhr daS Diner im Hotel Euler ein. — Die Weiterreise nach Genua erfolgte Abends 8 Uhr. — Die meisten deutschen Blätter beschäftigen sich mit dem gestern erwähnten unverkennbar aus dem Auswärtigen Amte in Berlin geflossenen Artikel der .Nordd. Allg. Ztg." über Bulgarien. Man ist allgemein der Ansicht, daß dadurch die Stellung der deutschen Reichsregierung zu dieser Frage in befriedigender Weise geklärt werde. Die .Neue Preußische Zeitung" bemerkt sehr richtig, daß viele unnöthige Erregung und Verbitterung erspart ge blieben wäre, wenn die Berliner Offiziösen schon früher ange halten worden wären, in dem würdigen Ton dieser staats männischen Darlegung zu sprechen. Dieser Artikel spreche auch vom Fürsten Alexander mit derjenigen Achtung, die ihm unter allen Umständen zukomme. Die »Neue Preußische Zeitung" wünscht ausdrücklich, daß Blätter, welche in Fragen der äußeren Politik eine besondere Autorität beanspruche», den kostbaren Schatz der nationalen Würde wahren. — Nach der kirchlichen Feier der Inthronisation des Erzbischof- von Freiburg, vr. Roos, fand am Dienstag I'/, Uhr m der Kunst- und Festhalle zu Freiburg die Festtafel statt, an welcher 600 Personen theilnahmen. Der Erzbischof brachte eine» Trinkspruch aus auf den Kaiser, den Papst und den Groß herzog uud hob darin die Harmonie der staatlichen und der Kirchengewalt hervor. Der badische Minister Nock toastete auf den Erzbischof, indem er der Hoffnung auf Herstellung eines vollkommenen Einvernehmens zwischen Kirche und Staat Ausdruck gab. Abends fand in der Frsthalle em größeres Banket statt. Als Vertreter des Großherzogs erschienen bei demselben der Oberstkammerherr Frhr. von und zu Gemmingen, sowie die Kammerherren v. Kleiser und Borcklin. — In der gestern in Berlin stattgehabten zweiten allgemeinen Sitzung der Natursorscherversammlung dankte vr. Pohlmann (New- Uork) im Namen der theilnehmenden Amerikaner für die freundliche Aufnahme und lud zur Betheiligung an dem nächst jährigen medizinischen Kongreß in Washmgton ein. Nach Vorträgen von Cohn (Breslau) und Schweinfurt (Kairo) folgte der Antrag auf Wahl einer Kommission zur Bor- berathung etwaiger Statutenänderungen für die nächstjährige Versammlung. Es wurden zwölf Mitglieder gewählt, darunter Kußmaul, vr. Bary, Virchow und Hofmann. Die auswärtige Politik Oesterreich-Ungarns und das Vcrhältniß dieses Staates zu Deutschland wird jetzt in Wien und Pest lebhaft besprochen. Den für Deutschland nicht sehr schmeichelhaften Auslassungen des ungarischen Grafen Apponyi sind solche des Vizepräsidenten des ungarischen Reichstag Grafen Banffy gefolgt. Letzterer erklärte vor seinen sieben- bürgischen Wählern, das Bündniß mit Deutschland habe mehr Bürgschaften für die Erhaltung des Friedens geboten, als daS Bündniß zu Dreien; Niemand in Ungarn wünsche einen Krieg mit Rußland, aber die Furcht vor demselben dürfe die Ent schließungen Oesterreich-Ungarns nicht beherrschen, man müsse im Reinen darüber sein, wie weit man in den Zugeständnissen gehen dürfe. Wenn eine andere Politik der Preis für daS deutsche Bündniß wäre, müßte er denselben als übertrieben hoch bezeichnen, obgleich er das größte Gewicht auf dasselbe lege. Der .Pester Lloyd", welcher die Rede Apponyi's be spricht, versucht eine Beschwichtigung der von dem ungarischen Politiker geäußerten Besorgnisse und sagt schließlich: .Wenn Graf Albert Apponyi das Vertrauen in das deutsche Bündniß schlechtweg eine .Selbsttäuschung" nennt, so möchten wir das vorerst nicht so ohne Weiteres unterschreiben. Es fragt sich in erster Linie, waS Jemand von diesem Bündnisse erwartet hat und ob man glauben durfte, dasselbe würde unter Umständen auch Schutz gewähren gegen die Mattherzigkeit unserer eigenen Entschließungen. Wir selbst bekennen, daß wir das niemals vorausgesetzt haben." In wett energischerer Weise weist das ministerielle .Wiener Fremden« blatt" die Politik der ungarischen Parlamentarier zurück. Diese Kundgebungen seien insofern beachtenSwerth, als sie dem Gefühle banger Erwartung Ausdruck gäben, welche- nahezu ganz Europa, auch die ungarischen politischen Kreise ergriffen hätte. Es könne indeß nicht dringend genug empfohlen werden, das Vcrhältniß zu Deutschland, welches bereits in den Völkern feste Wurzel geschlagen habe, vor einer Behandlung zu be- wahren, die das Vcrständmß des Werthes dieses Verhältnisse- beeinträchtigen müßte. Man müsse in die Verhältnisse voll ständig eingeweiht sein, um zu beurtheilen, welche Dienste der Friedenserhaltung das Bündniß mit Deutschland bereits ge leistet habe. Diese naturgemäße BundeSgenofsenschaft sei heute die allein denkbare und dauerhafte, die einzige, von der zu erwarten sei, daß sie den Reichsinteressen Oesterreich-UngarnS gerecht werde. — Außer der Cholera soll auch eine Mattern- epidemie in der ungarischen Hauptstadt konstatirt sein. Nach dem amtlichen Bericht sind von Dienstag Mittag bis Mittwoch Mittag an der Cholera in Pest 32 Personen erkrankt und 5 gestorben, in Triest 3 erkrankt und I gestorben und in Fiume eine neue Choleraerlrankung vorgekommrn