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SN ättel. «»! - leinen aber geW l r. U. siteo- rßc. n ge- er, !, U. rücke. Unter» hiemit Ivereii. rsta-, debu» »8 mit rden die ,«hörigen Im zahl- »rftaO Vorst. ie, Mit- Stag, »ember» Uhr »S«, II. IL» ! Ankunst gen hier- »t<U«L . Zobel, r. 188«. - 4,r < R. — 6,» «R »» Jahrgang. Die Redaktion und Expedition des „Freiberger Anzeiger nnd Tageblatt -SA Tagesschau» Freiberg, den 23. Dezember. Die ablehnende Haltung der Mehrheit der Kommission des deutsche« Reichstages gegenüber der Militärvorlage wird selbst von den freisinnigsten Organen der mit Deutsch land aufrichtig befreundeten Staaten Oesterreich und England hart getadelt. Die radikale Londoner „Pall Mall-Gazette" bezeichnet die Verschleppung der Vorlage als ein entschiedenes Unrecht und nicht minder mißbilligend spricht sich die Wiener „Neue freie Presfe" aus. Das letztere durchaus freisinnige Organ, welches sonst entschieden mit der Fraktion Eugen Richters symphatifirt, schreibt dennoch: „Bis zum letzten Augenblicke hat der Kriegsminister in der Kommission sich jedes Zugeständnisses geweigert. Er erklärte, daß die Re gierung weder das Maß der geforderten Erhöhung herab mindern, noch von dem Septennat abgehen könne. Damit stand er völlig auf dem Boden nicht bloS der Thronrede, sondern auch der sonstigen Willenskundgebungen des Kaiser-, der bekanntlich in sehr unzweideutiger Weise aus den Militärkonflikt der Sechziger-Jahre angespielt hat. Wenn nun die Mehrheit des Reichstages das Septennat ver wirft und das Maß der geforderten Erhöhung einfchränkt, so muß sie sich der Gefahr bewußt sein, daß der Reichstag aufgelöst und der Appell an die Wähler erhoben wird. Ist sie aber auch sicher, daß diese ebenso, wie sie selbst eS thut, 1 - Inserate werden bis Bormittag 11 Ubr angenom- 004? men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile I GHTVO oder deren Raum 15 Pf. und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörde» zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu» Braun in Freiberg. Der vierteljährliche Abonnementspreis beträgt 2 Mark 26 Pfg. Inserate, pro gespaltene Zeile 16 Pfennige, finden bei der großen Auflage des Blattes die weiteste und zweckentsprechendste Verbreitung. Bestellungen nehmen sämmtliche kaiserliche Postanstalten, sowie die bekannten Ausgabestellen entgegen. meiden wünscht, was in Rußland als eine Herausforderung betrachtet werden könnte. Wenn der Kampf mit unserem nordischen Nachbar einst zur Nothwendigkett werden sollte^ so würde derselbe sicher trotz der elementaren Schwierig keiten von der deutschen Armee ehrenvoll durchgefochte« werden, aber die kleine Probe eines nordischen Winters, die uns jetzt hoffentlich nur für wenige Tage geliefert worden ist, dürfte Viele, die sich über die ruhige Duldung des einem hessischen Prinzen zugefügten Unrechts verwun derten, von der Weisheit der verbündeten Regierungen überzeugen. Ob der dem Kaukasus entsprossene Prinz von Minaretten oder der mit so vielen europäischen Fürstenhäusern nahe verwandte Prinz Ferdinand von Koburg-Kohary, den viel umstrittenen und doch so wenig begehrten Thron von Bulgarien besteigen wird, kann allen Deutschen ziemlich gleichgiltig sein. Dafür braucht da- deutsche Volk nicht schwere Opfer an Gut und Blut zu bringen. Rußland wird sich aber wohl hüten, wichtigere Interessen Deutschlands und Oesterreichs zu verletzen und dadurch beide Kaiserreiche zum Kampfe zu zwingen, wen« es dieselben wohlgerüstet und entschlossen sieht, das zu schonen, was man nn Zarenreiche als Ehrensache betrachtet, das aber bis zum letzten Blutstropfen zu vertheidigen, was uns näher angeht. Der festen und doch so maßvollen Politik der deutschen Staatsleitung verdanken wir es, daß wir keine rothen Weihnachten haben, daß auf den weiß überzogenen Flächen unseres Vaterlandes ein Hauch des Friedens empfunden wird, der uns ohne Kampfruf und Waffengeklirr in tiefer Stille der Festzeit entgegengehen läßt, auf die sich Alt und Jung mit Recht freut. (Artladung zum Abonnement Indem wir das geehrte Publikum Freibergs sowie der näheren und weiteren Umgebung zum Abonnement auf unser täglich erscheinendes Organ; „Areiberger Anzeiger und Tageblatt« pro erstes Quartal 1887 höflichst einzuladen uns erlauben, bitten wir, besonders die auswärtigen Abonnenten, die Bestellungen auf das Blatt rechtzeitig machen zu wollen, damit eine Unterbrechung resp. verspätete Lieferung vermieden wird. — Nach wie vor werden wir bemüht sein, dm Inhalt unserer Zeitung möglichst mannigfaltig, gediegen und interessant zu gestalten. Außer der Besprechung wichtiger Fragen in Leitartikeln finden die politischen Ereignisse des In- und Auslandes in gedrängter Kürze und Uebersichtlichkeit die ihnen gebührende Erwähnung. Bei wichtigeren Vorkommnissen geben wir sofort Kunde durch telegraphische Depesche«. Bei den Nachrichten aus dem Königreich Sachsen sollen hauptsächlich die Ortschaften des Landgerichts- und amtshauptmannschaftlichen Bezirks Freiberg, sowie insbesondere die des Erzgebirges Berücksichtigung finden. Regelmäßig erscheinen auch die Schwurgerichts- und sonstigen Verhandlungen beim Landgericht Freiberg. Um auch den unterhaltenden Theil unseres Blattes möglichst interessant und mannigfach zu gestalten, bringt das tägliche Feuilleton nur ge diegene Novitäten anerkannt tüchtiger Schriftsteller. Der GanmtuxskvilngxV wird auch ferner die Obst- «nd Gartenbanzeitung beigegeben, ebenso werden die PreiSräthsel während des Winterhalbjahres fortgesetzt. Kinder arbeiten emsig daran, für den Weihnachtsbaum bunten und blitzenden Schmuck zu bereiten, in blanke Dillen Lichte zu befestigen, Nüsse, Aepfel «nd Tannenzapfen frisch zu vergolden. Die ganze Familie beschäftigt sich mit dem selben Gedanken, sich gegenseitig am Feste mit neuen Liebes beweisen zu überraschen. Wie schön ist'- doch gerade in dieser winterlichen Zeit, von der Goethe's Faust sagt: „Ach wenn in unserer stillen Zelle die Lampe freundlich wieder brennt, da wird's in unserm Busen Helle, im Herzen das sich selber kennt!" Tritt man aber frohbewegt an das Fenster und blickt hinaus auf die mit meterhohem Schnee bedeckten Straßen, in der das am Tage so silber ähnlich blitzende Naß, vom Mondlicht in ein fahles Hell blau verwandelt, einen Eindruck macht, der an den Kirch hof erinnert, dann tritt uns auch der ernste Gedanke an die Vergänglichkeit aller irdischen Lust vor die Seele. Un willkürlich fühlen wir uns aber auch an die Armen erin nert, die in dieser rauhen Jahreszeit kein so gemüthlich erleuchtetes und durchwärmtes Zimmer besitzen, an die Dürftigen, die durchnäßt und stierend draußen tief im Schnee stehen, um von dem Verkauf von Christbäumrn und kleinen billigen Weihnachtsgaben noch etwas zu erwerben, an die einsamen Wanderer, die auf verwehten Landstraßen in ernster Lebensgefahr mühsam ihren Weg suchen, um ihren Beruf zu erfüllen. Welchen schweren Dienst haben nicht auch bei solchem Weiter die sämmtlichen Beamten der Verkehrsanstalten, die alle ihre Kräfte anstrengen müssen, um den Verkehr unter so sehr erschwerten Beding ungen aufrecht zu erhalten oder, wo er unterbrochen ist, mit Aufwand unendlicher Mühe wiederherzustellen! Wie Mancher wagt auch bei Sturm und Wetter jetzt eine weite beschwerliche Fahrt, um greise Eltern am Feste zu erfreuen und so wiederholt sich, was einst Voß mit den Worten beschrieb: „Lieber Gott, wie eS stürmt und der Schnee in den Gründen sich aufhäuft, Armer, wer jetzt auf Reisen hindurch muß, ferner der Einkehr! Auch wer Weib zu erwärmen und Kind, auswandert nach Reisholz, Hungrig oft und zerlumpt! Kein Mensch wohl jagte bei solchem Wetter den Hund auS der Thür, wer seine» Viehs sich erbarmet! Dennoch kömmt mein Söhnchen, daS Fest mit dem Vater zu feiern!" Kommt aber dieser nordische Zustand, dieses Abge schlossensein durch weite beschneite Flächen, nicht gerade jetzt recht wie eine Mahnung an jenes große Zarenreich, das den Frieden unserer deutschen Heimalh angeblich be droht und mit dem die deutsche Staatsleitung den Kampf möglichst vermeidet, weil sie eingedenk ist jener unwirth- lichen Flächen, auf welchen die Kraft der großen Armee Napoleons brach? Erst in den letzten Tagen empfahl der Sohn des deutschen Reichskanzlers, der Staatssekretär Graf Herbert Bismarck, der bulgarischen Deputation Er- . gebung in den Willen des Zaren und bewies dadurch auf's - Deutlichste, daß die deutsche Reichsregierung Alles zu ver- Jm tiefen Schnee. Alljährlich bildet die jetzige Zeit ein friedliches Idyll, mit dem selbst solche Jahre ruhig abschließen, in denen es überaus stürmisch hergegangen ist. In dieser kurzen füllen Frist lassen die großen Politiker, die Veranstalter des rauschenden Weltlärms, die Impresarios des vielsümmigen i Völkerkonzerts, freiwillig eine das Gemüth erhebende Ruhe pause eintreten, in der sieb die Familien unbesorgt selbst i ihrer militärpflichtigen Kinder erfreuen. Die Parlamente feiern und damit sind die Volksvertreter dem Kreise zurück- aegeben, in dem sie sich von aufregenden Kommissions sitzungen und unerquicklichen Fraktionsberathungen erholen und allen Parteihader vergessen. Wie fernes Donner grollen klingt aber sonst durch das Schwirren und Brausen der festlichen Vorbereitungen der vorwurfsvolle Ton ein zelner offiziöser Stimmen über gefaßte und nichtgefaßte Be schlüsse, irgend eine wüste Prophezeiung ernster von Außen drohender Gefahren oder ein Aufruf zu neuen Kämpfen nach der so rasch verfließenden schönen. Festzeit. In diesem Jahre ist das anders. Tiefe Stille herrscht ringsumher, die nach dem vorausgegangcnen wilden Toben fast beäng stigend wirkt. Ein anhaltender Nordsturm hat ringsum die Natur in ein ungewöhnlich dichtes Leichenkvch gehüllt und durch mächtige Schneemaffen den Verkehr theilweise ganz unter brochen, theilweise so erschwert, daß die von den großen Werkstätten der modernen Staatskunst entfernteren Städte und Ortschaften nur noch durch kurze Telegramme etwas von dem wirren Getriebe der Politik erfahren. Die Schlüsse, welche die großen Weltblätter aus den Ereignissen ziehen, die Erörterungen derselben über verflossene Beschlüsse der Regierungen und Volksvertretungen, die mehr oder minder gewagten Kombinationen scharfsinniger Politiker bleiben den Bewohnern der von fast undurchdringlichen Schneeschanzen umgebenen Städte und Orischaften zunächst vorenthalten. Manchem Zeitungsleser mangelt dabei die gewohnte Kost und jenes angenehme Gefühl, das erregt wird, „wenn hinten weit in der Türkei die Völker auf einander schlagen." Andere aber, welche mit dem Dichter Badenstedt der Meinung sind, „daß die Politik den Charakter verdirbt", meinen, es schade gar nicht, wenn einmal weniger von jenen großen Weltereignissen geschrieben und gesprochen wird, von denen doch nur wenige Eingeweihte Ursachen und Folgen ermessen können. Abgeschlossen nach Außen, richten so Viele jetzt ihren Blick um so ungestörter auf den holden Mikrokosmos im eigenen Hause und bereiten sich dadurch um so würdiger vor auf das hohe Fest, das die schönsten Seiten des innigen deutschen Volksgemüths im Kreise der Familie zur Entfaltung bringt. In dem wohldurchwärmten Zimmer steht bereits der grüne Tannenbaum und zaubert uns durch seinen berau schenden Duft ein Stück des von so vielen deutschen Dich tem so herrlich besungenen Waldes vor die Seele. Aus der benachbarten kühlen Kammer aber duftet uns das echt vaterländische Weihnachts^ebäck entgegen, an das sich auch so manche süße Jugenderinnerung ftrüpft. Frohe 1/» OOO Erscheint jeden WochentagNachmttt. V,6Uhr für kn „ M 288. Freitag, de« 24 Dezember.