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Kreiberger «»zeig«« und Tageblatt. Seite 2. X 18«. -77» Oertliches. Vorgestern ist da« italienische SönigSpaar nach Monza abgereist. Ende diese« Monat» will König Humbert in Genua der Enthüllung de« Denkmal« des Königs Blktor Emanuel beiwohnen und dann nach Spezia gehen, um daS Mittelmeer- Geschwader zu besichtige». — Die großen Uebungen de« italienischen Heeres find jedoch mit Rücksicht auf den gegen wärtigen Gesundheitszustand abgesagt worden. — Sn der Cholera sind von Dienstag Mittag bi« Mittwoch Mittag in Codigero 9 Personen erkrankt, in Brindisi 8 erkrankt und 5 gestorben, in Latiauo 70 erkrankt und 26 gestorben, in Mesagne 1 ge storben, in Ofia 3 erkrankt und 1 gestorben, in Sanvito 32 erkrankt und 4 gestorben, in Francavilla 76 erkrankt und 34 gestorben, in Venedig 2 erkrankt und 1 gestorben. Wie man au« Brüssel meldet, bereitet die belgisch« Regierung ein Gesetz vor, durch welches die das Veranstalten von Arbeitseinstellungen erleichternde Koalitionsfreiheit der Arbeiter eingeschränkt werden soll. Nach lebhafter Debatte hat die französisch« Deputirten- kammer für die Berathuog der Getreidezuschlagstaxe die Dringlichkeit beschlossen und wird heute die Einzelberathung vornehmen. Die Vorlage über die Anleihe der Stadt Paris ist in der vom Senate beschlossenen Fassung genehmigt worden. Die Pariser Syndikatskammern sprachen sich für die Herstellung einer nationalen Marke zum Schutze gegen die Fälschung französischer Erzeugnisse auS. — Bei der Enthüllung des Denk mal« de« Dichters Lamartine hielt Floquet die Getächtnißredr. Bi« gestern Nachmittag ist über das Ergrbniß der ««g, lisch«« Parlamentswahlrn Folgendes bekannt worden: Es find niwmehr 818 Konservative, 45 dissentirende Liberale, 108 Gladstonianer und 44 Parnelliten gewählt. In West- Belfast siegte der Parnellit Sexton über den konservativen Kandidaten. In der Nacht zum Mittwoch ist es in Dublin zu keinen Ruhrstörungen mehr gekommen, nur durchzogen zahl reiche Bolkshaufrn die Straßen unter Absingen deS Liedes: »Gott schütze Irland'. — Daß die englische Presse nicht schweigend über die Aushebung der Freihafrnstellung von Batum hinweggehen werde, ließ sich vorhersehen. Die .Times' äußert sich über das Vorgehen Rußlands tief entrüstet. Die cynische Kündigung deS betreffenden wichtigen Artikels des Berliner Vertrage« müsse den englischen Staatsmännern und der öffent lichen Meinung einen gründlichen Argwohn gegen die russische Regierung einflößen. DaS Verfahren habe Aehnlichkeit mit der Aufhebung der Schwarze-Merr-Klauseln des Pariser Ver trags im Jahre 1870. Wenn England wieder angegangen werden sollte, an die Arglosigkeit der russischen Diplomatie zu glauben, werde es sich sagen, daß die bei einer liberalen Re gierung in England obwaltenden Schwierigkeiten von Rußland in der Regel zur Begehung eines internationalen Vertrauens bruchs benutzt würden. Die .Time«' scheint demnach aber doch der Meinung, daß man sich mit der vollzogenen That- sache zunächst abfinden müsse und nur moralische Folgerungen aus ihr ziehen könne. Es bestätigt sich, daß Rutzland sich von dem Artikel 59 de« Berliner Vertrage«, welcher die Freihafen-Stellung Votums betrifft, rückhaltlos lossagt. Ja den vertraulichen Mittheilungen, welche hierüber bereit« den Mächten zugrgangen find, begründet Ruland fein Vorgehen au« handelspolitischen Rücksichten. ES will übrigen« nur den Freihafen aufhrben, ohne den Charakter Batum« al« Handelshafen abzuändrrn. Dadurch wird da» Verfahren Rußland« nicht minder verletzend für die Pforte und auch nicht minder nachtheilig für den englischen Handel. Nach Mittheilungen aus dem ma««kkanisthe» Hafen- platz Tanger hat sich daselbst am 30. Juni ein Vorfall er eignet, durch welchen die gesammte dortige europäische Kolonie in große Auflegung versetzt worden »st. Der italienische Ge sandte, Scovasso, ist auf offener Straße von einem Araber in brutaler Weise angegriffen worden. Als der Gesandte dem Angreifer Vorhaltungen machte, zückte derselbe seinen Dolch und stürzte auf den Gesandten los, dem es jedoch gelang, mit seinem Stocke zu parirrn. Ein Janitschar der französischen Gesandtschaft, der sich zufällig in der Nähe befand, eilte dem italienischen Gesandten zur Hilse, entwaffnete den Araber, der dann auch ergriffen und verhaftet wurde. Das .Journal de« TöbatS" verzeichnet zugleich als ein bedenkliche- Zeichen, daß die Eingeborenen gegenüber den Europäern täglich frecher werden. Das diplomatische KorpS in Tanger ist denn auch bereits zusammengetreten, um die marokkanische Regierung zu veranlassen, energische Maßregeln behusS Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit zu treffen. In den englischen Kolonien A»st«ali«Ns herrscht über die wenn auch angeblich nur vorübergehende Besetzung der .Neuen Hebriden' durch französische Truppen die größte Auf regung. In Melbourne giebl man sich mit den dem Lord Lyon» in Paris gegebenen Aufklärungen nicht zufrieden, son dern ist der Ansicht, daß keine genügende Rechtfertigung für daS Verfahren der Franzosen vorhanden war. Der Premier minister von Viktoria hat deshalb dem General-Agenten in London, Sir Graham Berry, lebhafte Vorstellungen über die militärische Besetzung der Inseln durch Frankreich gemacht und ihm Instruktionen gegeben, dem Kolonialamt in London die Nothwendigkeit einer schleunigen Zurückziehung der französischen Truppen nahe zu legem Das Repräsentantenhaus in Wellington nahm eine Resolution des Inhalts an, daß die Besetzung der Neuen Hebriden von Seiten der Franzosen nicht gutgeheißen werde, daß die Inseln vielmehr keiner Nation angehörcn dürsten. Sollte jedoch die britische Regierung es für noth wendig erachten, daß Frankeich die Inseln einverleibe, so solle dies nur unter der Bedingung geschehen, daß der Transport von Verbrechern dahin völlig aushöre und britische Unter- lhanen und britischer Handel vollen Schutz genießen. Außer dem sollte die Insel Kapa Großbritannien einverleibt und der Arbeitsmarkt gehörig beaussichtigt werden. Auch die Insel Rarotonga sollte nach dem Beschlusse des Hauses von Welling ton unter britischen Schutz gestellt werden. Der Finanzausschuß des «ordamerikanische» Re präsentantenhauses hat einen Bericht ausarbeiten lassen, der sich entschieden gegen den von Randall vorgelegten Entwurf wegen Revision des Zolltarifs ausspricht. Freiberg, den 8. Juli. — Gestern Abend 7 Uhr 35 Min. passirte Ihre Majestät die Königin Karola nebst hohem Gefolge auf der Rück kehr von Schwarzenberg mit dem Eilzuge in einem Hofsaloa- wagen den Hauptbahnhof in Chemnitz. Leider traf den Eilzug zum nicht geringen Schrecken Ihrer Majestät und der Passagiere aus dem Reichenbrander Straßenübergang zwischen Grüna und Siegmar ein Unfall, der glücklicherweise »och gut ablief. Es wurde nämlich auf dem Uebergang ein mit Steinen beladene« Geschirr überfahren und dabei der Wagen gänzlich zertrümmert; der Fuhrmann und die Pferde blieben unverletzt. Die Zugsmafchin« und der erste Personenwagen erlitten mehr fache Beschädigungen und konnte die Maschine den Zug nur noch bis Siegmar bringen, von wo er durch eine von Chemnitz requirirte Maschine abgeholt wurde. Der Zug erhielt dadurch gegen '/« Stunde Verspätung. Ueber die Ursache de« Unfall« verlautet nicht« Bestimmtes, doch nimmt man an, daß die UebergangSbarrieren nicht geschlossen gewesen sind. Ihre Majestät die Königin traf um 10 Uhr wieder in Dresden ein und begab sich vom böhmischen Bahnhof sofort an daS königliche Hoslager zu Pillnitz. — Bei dem gestern Abend nach S Uhr hier erfolgten Eintreffen des Kourierzuges brachte da« um biese Zeit stets zahlreich auf dem hiesigen Bahnhof befindliche Publikum unserer allgeliebten Landesmutter ein begeisterte« brcimaliges Hoch. -- Se. königliche Hoheit Prinz Friedrich August traf am Montag Abend 10 Uhr 10 Minuten nebst Gefolge mit dem von Wien kommenden Kourierzuge auf dem Zentral bahnhofe zu Breslau ein und setzte nach kurzem Aufenthalte die Fahrt nach Berlin fort. — Amtliche Mittheilungen aus den Sitzung» des Stadtraths zu Freiberg. Sitzung am 21. Juni 1886. 1) Auf die gegen Heranziehung zu den diesjährigen Ge- meidcanlagen eingewendeten Reklamationen tritt der Rath den Entscheidungen des Abschätzungsausschusses beziehungsweise den Vorschlägen des Herrn Bürgermeister Beutler als Re ferenten bei. 2) Man nimmt Kenntniß von dem Revisionsprotokoll, dir Sparkasse betreffend, sowie daß dieselbe allenthalben in Ordnung befunden worden ist. 3) Man beschließt, Herrn Revisor Meinhold mit der Buch einrichtung des Depositums zu beauftragen, Herrn Stadtrath Beyer als Depositar wie bisher zu bestellen und das Depositum alljährlich 2 Mal zu revidiren. 4) Auf das Votum der königl. Superintendentur hier, Bei hilfe an die Gemeinde Freibergsdors aus den Mitteln de« St. Johannishospitals zum Bau eines eigenen Friedhofs be treffend, beschließt man, jährlich bis auf Widerruf 200 Mark zu gewähren. 5) DaS Dankschreiben des Berthelsdorfer Kirchenvorstande» für Schenkung zweier Altarleuchter wird vorgetragen. Atts bewegter Zeit. Roman von O. Bach. 26- Fortsetzung. Nachdruck verboten. Ein leiser Schatten flog über Rirdenhofer's Antlitz. Eine kurze Pause Kat ein — dann aber erheiterte sich sein Antlitz wieder und lächelnd bat er: .Lassen wir die Vergangenheit für jetzt ruhen, lieber Kurt; wir kommen ein andermal darauf zurück. Freuen wir uns der Gegenwart, die uns von neuem zusammengeführt, und erzähle mir, wie Du gelebt — seitdem wir uns nicht mehr gesehen. Uebrigens,' setzte er mit einem raschen Seitenblick aus seinen Begleiter hinzu, .hat mir — Mathilde geschrieben, daß Tu — oder Doktor Grunow mir eine Mittheilung zu machen hättest. Wer von Euch ist es, und wen oder was betrifft sie?' Puttlitz war bei der Nennung von Mathilde s Namen bleich geworden; ein leises Zittern flog über seinen Körper, und hastig zu dem Freundt ausblickcnd, fragte er erregt: .Bor allen Dingen sage mir, ob es wahr ist, was ich von ver schiedenen Seiten gehört, ob — Mathilde wirklich bereits verlobt ist — oder im Begriff steht, sich mit — einem vor nehmen Ungarn zu verloben?' In seiner Erregung war Kurt stehen geblieben und zwang dadurch auch den Freund, ein Gleiches zu thun. Ein humoristisches Lächeln flog über Riedenhofrr's Mund, als er, auf die Menschenmasse deutend, die das Ausstellungs gebäude verließ, meinte: .Wir beengm die Passage, alter Freund, und um Dir zu sagen, daß an dem Gerücht — kein wahres Wort ist, brauchen wir doch nicht hier stehen zu bleiben, um uns als Ausstellungsobjekte anstarren zu lassen. Allerdings hat sich ein reicher Magnat um Mathilde s Hand beworben, aber Du kennst ja das alte Burschenlied .Ein deutsches Mädchen küßt ihn nicht', und so hat sie eS doch vorgezogen, »hm ein Körbchen zu geben; ob sie recht daran gethon — ist eine Frage der Zeit.' .Franz,' rief Kurt heftig — .ich bitte Dich, Franz!' .WaS soll denn dieser Ausruf bedeuten, lieber Kurt,' fragte Riedenhofer gutgelaunt .Deine ganze sittliche Ent rüstung spricht sich zwar darin auS, aber ich finde keinen Grund dafür. Du weißt ja, daß ich kotz meines bewiesenen und erprobten Patriotismus ein wenig Kosmopolit bin — und in der Liebe keine Rassenunterschiede anerkenne; wenn ein Ungar sonst ein netter Kerl ist, weshalb soll ihn da ein deutsches Mädchen nicht heirothrn?' Kurt biß die Lippen auseinander. Die Auseinandersetzung Riedenhofer's war durchaus nicht nach seinem Geschmack, und erst nach einer kleinen Weile fand er eine Entgegnung, die ziemlich schüchtern klang. .Und — liebt denn Mathilde jenen Mann? — Hast Du — vielleicht für jene Eheschließung ploidirt? Ich bitte Dich, Franz, sei offen gegen mich.' Der Hauptmann legte vertraulich seinen Arm um den Hals des Freunde»; seine Augen blitzten freudig auf, als er herzlich sagte: .Wir Riedenhofer s find ein treues Geschlecht! — Mathilde — hat bis jetzt nur einmal geliebt — und wird Wohl auch diesem Gefühle treu bleiben — so lange sie nicht von der Unkeue des Geliebten überzeugt wird. Sie ist darin meine echte Schwester und nur — der positive Unwerth des Erwählten ihres Herzens könnte sie zu einer völligen Um änderung der Gesinnung führen. Was meinst Du — Kurt — ist dabei nun für Mathilde etwas zu befürchten?' Kurt's Antlitz hatte sich merklich erhellt; ein glücklich heiteres Lächeln flog um seine Lippen, als er, die Augen voll zu Riedenhofer aufschlagend, erwiderte: „Nein, so wahr mir Gott Helse, Franz. Ich habe meine Liebe zu Deiner holden Schwester treu gehegt und ihr Bild herrscht allein in meinem Herzen; o — vielleicht, vielleicht vergißt auch sie, wie Du es großmüthig vergessen hast, WaS zwischen uns gestanden, und »ch darf sie mein eigen nennen.' .Laß die Zeit walten, Kurt,' entgegnete Riedenhofer be wegt; .ich wiederhole es Dir, was ich Dir damals gesagt! — Mathilde liebt Dich, — ich weiß es — und ich hoffe — in nicht allzu langer Zeit Dich Bruder nennen zu dürfen. Aber wir dürfen bei einem Charakter, wie der meiner Schwester ist, nicht voreilig zu Werke gehen; Du bist noch jung genug, um zu warten, und Mathilde bleibt Dir keu — ich weiß es.' »Ich danke Dir, Franz! ich danke Dir aus vollem Herzen,' waren die einzigen Worte, die Puttlitz zu sprechen vermochte. Sie hatten den Halteplatz der Equipagen und Fiaker er reicht und die beiden Freunde nahmen nach kurzer Ucber- legung in einem Wagen Platz, den sie zu Tortoni beorderten. Bei einer Flasche Champagner und einem trefflichen Diner erzählten sich die jungen Männer, was sie errungen, und Stunde um Stunde verrann, ehe sie sich zur Trennung ent schließen konnten. Puttlitz hatte noch nichts von dem Auskage Grunow's erwähnt. Er fürchtete, durch die traurige Erinnerung an Floria und deren trauriges Geschick —, durch die ihm überkagene Mission die heitere Laune Riedenhofer s zu küben, und erst beim Ab schiede sagte er leichthin: .Ich erwarte Dich morgen früh bei mir zum Frühstück, wir können dabei die von Doktor Grunow angeregte Ange legenheit besprechen. Ist es Dir recht?' .Gewiß! Ich bin dem Doktor zu großem Danke ver pflichtet und würde glücklich sein, ihm dienen zu können. Ach, übrigens hab: ich auch eine mir sehr am Herzen liegende Frage an ihn zu richten, die er mir vielleicht beantworten kann. Willst Du die Vermittlung übernehmen?' „Gern! Also morgen auf Wiedersehen." Mit kräftigem Händedruck verabschiedeten sich die jungen Männer vor dem Hotel, in dem der Hauptmann wohnte. Kurt warf sich, in tiefe«, aber glückliches Nachdenken ver senkt, in seinen Wagen, der ihn in kurzer Zeit an seine Woh nung führte. Mit welch' froher Genugthuung erfüllte es ihn jetzt, daß er nicht blindlings in den wilden Strudel einer sündigen Leiden schaft gefallen, daß er sich kotz mannigfacher Verlockungen auf der sittlichen Höhe erhalten, daß er mit ruhigen, offenen Blicken der Geliebten entgegenketen konnte, wenn Gott ihm ein Wiedersehen schenkte. Liebliche Bilder der Zukunft gaukelten vor seinem geistigen Auge vorüber, als er endlich sein Lager aussuchte, um bald in einen ruhigen, erquickenden Schlummer zu fallen. Der nächste Morgen fand den Hauptmann von Riedenhofer bei Kurt von Puttlitz. Der Diener ging während des luxuriösen Frühstück», welches Kurt zu Ehren des Freundes vorbereiten ließ, aus und ein, und während dieser Zeit drehte sich die Unterhaltung nur um ganz gleichgiltige Dinge, als aber nach einer kurzen Stunde Puttlitz den Diener mit einem Wmk entließ, rückte der Hauptmann Kurt ein wenig näher und sein Antlitz war ernster als vorher. .Sollte Grunow's Anliegen etwas mit Floria Rimini zu schaffen habm? Ich konnte heute Nacht nicht schlafen; die vielen verschiedenen Eindrücke, die ich empfangen, ließen mich nicht zur Ruhe kommen und meine Gedanken irrten in die Vergangenheit zurück. Floria ist in Berlin gestorben — sollte es möglich sein, daß Grunow in einer Verbindung mit ihr gestanden, oder — handelt es sich vielleicht um die Zeit meiner Verwundung — um meine Pflegerin?" Kurt blickte überrascht in das erregte Gesicht des Freunde». .Das letztere wäre Dir lieber, scheint mir," sagte er mit gutmüthigem Spott; „Grunow hat mir von der holden Fm die an Deinem Lager gewacht hat, erzählt, und wenn ich nicht irre, hattest Du sie — sie Dich lieb gewonnen; leider aber hat sie auch den Aerzten gegenüber ihr Inkognito nicht ge lüstet, und sie erschien wie das Mädchen aus der Fremd« und auch ihre Spur war verloren, als der Sommer Abschied nahm. Das Erstere war das Richtige — es handelte sich — um Floria Rimini!" Der Hauptmann war bei den letzten Worten des Freunde« aufgesprungen; mit großen Schritten durchmaß er das elegante Zimmer, das in seiner traulichen und komfortablen Einrich tung so charakteristisch sür die Bedürfnisse und Gewohnheit« des Bewohners war. Endlich blieb er dicht vor Puttlitz stehen und die Haare aus der bleich gewordenen Stirne streichend, begann er seufzend: „Also doch! — Ich wußte eS — denn, wie kurz vor ihrem Tode, sehe ich jetzt in meinen Träumen immer wieder ihr Bild — als wolle cs mich an eine versäumte Pflicht mahnen. Floria's Liebe hatte im Leben etwas Dämonische»; sie berauschte, ohne zu beglücken, und der unheimliche Zauber, der für mich in der letzten Zeit in ihrer Nähe lag, hat auch jetzt noch nicht ganz feine Macht über meine Gedanken ver loren, und sobald ich mich ganz geheilt fühle, sobald die Ver gangenheit mit ihren Hoffnungen und Enttäuschungen in da» Meer der Vergessenheit versinken will, wenn ich mich au« dm Banden befrei; zu haben scheine, die meine Leidenschaft sür die schöne, unselige Frau um mich geschlungen hatte — kitt mir ihre Gestalt vor das geistige Auge, sehe ich sie im Traume, sühle ich mich ihr wieder näher gebracht. Es ist rin uner- klärbare«, räthselhastes Etwas, das mich nicht losläßt und mir schon ost die heitere Gegenwart verkümmert hat: kannst Du es begreifen, es fassen?" (Fortsetzung folgte