Volltext Seite (XML)
MeikrgerAyeiger o und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. ' Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. - — — no Zahraan». »" > » " . . . . -- " Erscheint jeden Wochentag Nachmitt. b Uhr für den I! , ... Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom- » OOL* R0 andcni Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Ps.. ! men und beträgt der Preis sür die gespaltene Zeile ß Z OOn)* - j ^monatlich I M. bO Pf. und cinmonatlich 7b Psi >! j oder deren Raum 1d Pf.g M-WV« Die Niederlage Gladstones. geradezu glänzend durch und kennzeichnet es die jetzig Ltimmu-g in der englischen Hauptstadt, daß in beiden Bi leit der Verwaltung ihm wahrhaft gedeihlich sein kann. schiedenen Wechsel für die eine oder die andere Partei in England herbeiführte, ging diesmal fast spurlos vorüber. Nach dem amtlichen italienische» Cholerabericht find von Freitag Mittag bis Sonnabend Mittag an der Cholera in Codigero 8 Personen erkrankt und 1 gestorben, in Venedig 1 Person erkrankt und 2 gestorben, in Brindisi 15 Personen erkrankt und 5 gestorben, in Latiano 32 Personen erkrankt und 15 gestorben, in Francavilla 59 Personen erkrankt und 21 gestorben, in San Vito 12 Personen erkrankt und 3 ge storben, in Oria 1 Person erkrankt und 1 gestorben, in Mc- fagno 1 Person erkrankt, in Ostuni 1 Person erkrankt und 1 gestorben und in Erchie 14 Personen erkrankt. In Venedig wurde bereits das Cholerahospital geschloffen. — Die in der „Republique franyaise" veröffentlichte Nachricht, daß der König von Italien um eine Vermittelung zur Versöhnung zwischen den beiden Prinzen Napoleon Vater und Sohn angegangen worden sei, wird von wohlunterrichteter Seite als unwahr bezeichnet. Dadurch werden auch alle daran geknüpften Folgerungen über die Stellung Italiens zur Republik Frank reich hinfällig. Mit 203 gegen 21 Stimmen genehmigte die spanische Deputirtenkammer die königliche Zivilliste, verwarf jedoch den Antrag Romero Robledo s auf Erhöhung der Zivilliste sür die Regentin, welchen Antrag das Ministerium im Austrag der Regentin schon vorher zurückgewiesen hatte. Auf Antrag des französischen Ministers für Land- wirthschaft Devclle beschloß am Sonnabend die Deputirten- kammcr mit 273 gegen 264 Stimmen die Rückverweisung der Vorlage über die Zuschlagstaxe aus Cerealien an die Kom mission. Die Rückverweisung wird als Vertagung der Vorlage auf unbestimmte Zeit angesehen. Der Kammerausschuß sür greise Fürst die Nacht in einem Gasthause zu, wenn er zu den Heilquellen Gasteins reiste. Unsere Bevölkerung hat diese Thatsachen immer schwer empfunden: wir Alle wußten, waS der traurige Grund war. Jetzt, wo für Baiern mit der Re- giernng des Prinz-Regenten hellere Zeiten angebrochen sind, wird auch unserer Stadt die hohe Freude zu Theil, den ehr würdigen Träger der deutschen Kaiserkrone in seinm Mauern zu begrüßen. Ein glückliches Wahrzeichen sür die Zukunft! Münchens Bevölkerung wird eS mit dankbarem Herzen an- nehmen und der rauschende Jubel, der den Kaiser an der Seite des Prinz-Regenten empfangen wird, soll es beweisen, daß die schönen Worte des Prinzen Luitpold an den Kaiser von den „so glücklich bestehenden iunigm und vertrauensvollen Beziehungen, welche zum Heile Deutschlands die Kron« Preußens und BaiernS verbinden," unS Allen, ohne Unterschied der Partei, aus der Seele gesprochen sind. DaS bairische Volk wird aber in dieser Begegnung ganz besonder- auch eine neue Bürgschaft für dm inneren Frieden erblicken, welchen der Prinz-Regent mit markigen Zügen auf sein Herrscherpanier ge schrieben hat. Der Besuch des Kaisers wird sich daher auch zu einem Triumph des Prinz-Regenten, zu einem bairischen Friedensfest gestalten!" — Am Sonnabend Mittag 12 Uhr fand in Stettin auf der Werst des .Vulkan" der Stapel lauf eines großen SubventionsdampserS statt. Der Taufakt wurde von der Gemahlin des Oberpräsidenten der Provinz Pommern, Gräfin Bchr-Negendank vollzogen; der Dampfer erhielt den Namm .Preußen". Der Feierlichkeit wohnten bei: die Staatsminister v. Pattkamer und v. Bötticher, die Unter- staalssekretäre Eck und Herfurth, der Direktor im Reichspost amt Sachße, mehrere höhere sächsische, württembergische, badische, hessische, sowie hanseatisch.: Würdenträger, mehrere Räthe der Admiralität, der chinesische Gesandte, der Konsul H. H. Meier vom norddeutschen Lloyd, die Spitzen der Provinzial-, Militär- und städtischen Behörden, sowie zahlreiche Zuschauer. In dm nächsten Tagen tritt im österreichisch - »»ga llische» Ministerium deS Acußeren eine gemeinsame Konferenz wegen des Zollkampfes mit Rumänien zusammen. Zu dieser Konferenz sollen außer den handelspolitischen Vertretern der Negierung auch Delegirte der Eisenbahntarif-Abthellungen der beiderseitigen Ministerim zngezogen werden. — Der Vertreter des „Nordd. Lloyd" in Triest hat die Spitzen der dortige« Behörden und Korporationen zur Besichtigung des deutschen Postdampfers „Braunschweig" eingeladm, der seine erste Fahrt am 13. d. M. beginnt. Bei dieser Gelegenheit sandte der Statthalter Baron de Pretis aus Aussm ein Telegramm, in welchem es heißt: .Leider verhindert, der Einladung zu folgen, begleite ich das junge Unternehmen, welches hoffentlich zu einem neuen Bande der Jnteressen-Gemeinschaft zwischen dem deutschen Reiche und unsererMonarchiesich gestalten wird, mit meinen besten Wünschen." Der Vertreter des Norddeutschen Lloyd sagte nach Verlesung dieses Tele- > gramms dem Kaiser von Oesterreich, dem großmüthigen Be- > schützcr Triests, den Dank, worauf die Versammlung in stürmische Hochrufe ausbrach. Tagesschau. Freiberg, den 12. Juli. Nach beendetem Kurgebrauche hat der deutsche Kaiser den Fall in's Auge, daß Gladstone die Regierung des Landes nicht weiter fortführen kann und bezeichnete es in feinem Blatte „Truth" als die Pflicht der Radikalen im nächsten Parlamente, es unmöglich zu machen, daß sonst Jemand sie fortsührt. Die Radikalen müßten sich darüber mit den Irländern verständigen, welche bereits erklärten, daß die Gesetzgebung sür das ganze Reich stillstehen müsse, falle nicht die öffentliche Meinung in Irland befriedigt würde. Die verbündete Demokratie Großbritanniens und Schlag empfangen haben, vor dem selbst Mr. Gladstone, getroffen sind. Zu der Meldung, daß der Kaiser auf der ein beherzter Veteran wie er ist, zurücktaumeln muß. Sein Reise nach Gastein am 17. oder 18. Juli mit dem Versuch, den Fortschritt zu erzwingen, ist mißlungen. „Der Prinzen Luitpold in München Zusammentreffen werde, alte Mann in Eile" meinte cs gut, erkühnte sich Vieles bemerken die dortigen .Neuesten Nachrichten": „Seit langen, und wagte Alles, um Homerule ohne Verzug durchzu- langen Jahren hat Münchens Bevölkerung die Freude ent- bringen. Die Nation fühlt sich beleidigt, zur Elle äuge- behren müssen, das erhabene Oberhaupt des Reiches zu sehen, trieben zu werden; John Bull muß sich selbst dazu Zeit Draußen, weit vor der Stadt, aus dem Rangirbahnhofe, weilte nehmen, um anerkanntes Unrecht wieder gut zu machen." unser Kaiser wenige Minuten nur und in Rosenheim, eine Auch der bekannte radikale Führer Labouchere faßte bereits I Stunde Eisenbahnsahrt von BaiernS Hauptstadt, brachte der Irlands werde beweisen, daß nichts ohne ihre Zustimmung geschehen könne; sie werde einer Kombinatton scharf ent- aegentreten, welche aus Tories, Whigs und einigen wenigen , , „ . Radikalen bestehe, welche letzteren glaubten, eine freisinnige Weil bei den Wahlen im November vorigen Jahres die! Regierung, zu der sie nicht zählten, bekämpfen zu müssen, liberale Partei durch ihre Wahlsiege auf dem flachen Lande selbst wenn die TorieS dadurch zur Macht gelangen sollten, ihre empfindlichen Verluste in den Städten wieder wett Von der Stimmung unter den irischen Parnelliten kann machte, blieben die durch die wetterwendische Stimmung der man sich nach der denselben durch die Niederlage Gladstone'S städtischen Wähler hartbetroffencn Gladstonianer guten bereiteten Enttäuschung nur schwer ein deutliches Bild Muthes, bis ihre Gegner auch eine große Anzahl ländlicher machen. Die nationale iriscbe Partei kann nicht daran Sitze gewannen. Für den einen eroberten konservativen zweifeln, daß nur die ihr gegebenen Besprechungen die einst Landkreis Lancaster in Nord-Lancashire wurden den Glad- so große Volksthümlichkeit Gladstone'S untergraben haben, stonianern drei andere in Lancashire, zwei in Somersetshire, daß die Mehrheit des englischen Volkes lieber auf dessen zwei in Warwickshire und je einer in Shropshire, Cam-1 freisinnige VerwaltungSgrundsätze als auf die Unverletzlich- bridgeshire und Herefordshire entrissen. Weniger erfolgreich I leit der Reichscinheit verzichtet. Damit ist die Aussicht auf als die Konservativen waren in dm ländlichen Kreisen die das Ideal der irischen Sonderpolittk, das Homerule-Gesetz, mit dmselben verbundenen dissenttrenden Liberalen. Für! in weite Ferne gerückt und die Verstimmung darüber hat die von denselben früher vertretene Brigg-Abthellung von bereits in Dublin und Londonderry zu ernsten Unruhen Lincolnshire wurde der Gladstonianer Waddy gewählt, geführt, welche die Polizei-Organe zu scharfem Einschreiten Ein Gesinnungsgenosse des Letzteren siegte in Elgin und nöthigten. Noch Schlimmeres ist von den irisch-amerika- Naim in Schottland über einen Unionisten, wiederum ein irischen Homcrulem, den Fmrsern, zu befürchten, deren Anderer eroberte den bisher unionisttschen Distrikt Carmarthen. Häuptling O'Donnovan Rossa schon öffentlich erklärte, das Die früher vvn Konservativen vertretenen Flecken Mont- Bestreben Gladstone'S und Parnell's führe zu keinem Ziele, gommery und Kilmarnock in Wales und Schottland fielen I Hundert Männer aus jedem Kreise Irlands und ebensoviele diesmal den Anhängern Gladstones zu. In Cardiff be- aus jedem fenischm Zwcigverem in Amerika würden mit siegte der Schatzamtslord Reed den liberalm Unionisten der Brandfackel in der Hand „London zu einem flammen- Brand; in Derbyshire glückte dem Kolonial. Unterstaats-1 den Denkmal der irischen Sklaverei" machen und dadurch sekretär Morgan die Wiederwahl mit einer Mehrheit von mehr ausrichten als alle Parlamentsredner zusammen. Der« 26 Stimmen; dagegen ist der dissenttrende liberale Lord artige Drohungen dienen nur dazu, die Bewohner Londons Harttngton in Rosiendale mit 5399 Stimmen gegen einen und den größten Theil der Besitzenden Englands in das Anhänger Gladstones, der 3949 Stimmen erhielt, gewählt I Lager des konservativen Parteiführers Salisbury zu treiben, worden. In London kamen die konservattvm Vertreter von dessen Energie man besseren Schutz der Person und aeradezu glänzend durch und kennzeichnet es die jetzige des Eigenthums ermattet, als von dem altersschwachen und Ltimmu-g in der englischen Hauptstadt, daß in beiden Be- stets zum Verhandeln geneigten Staatsmann Gladstone, zirken der östlichen Vorstadt Westham die bishergen radikalen Auch die auswärtige Politik dieses Premierministers trug Arbeitervertrrter durch Konservative ersetzt wurden. das Gepräge banger Aengstlichkeit; sie ermöglichte das Vor- Jm Gegensatz zu den Gladstonianern, welche, selbst rücken der von Komaroff befehligten Russen in Afghanistan; wenn sie noch gewinnen sollten, ganz in der Gewalt der sie ermuthigte das jetzige vertragswidrige Vorgehen Ruß- Parnelliten wären, haben die Konservativen alle Aussicht, lands in der Batumfrage. Der Anschluß der dissenttrenden von den unionisttschen Liberalen nahezu oder ganz unab- englischen Liberalen an die Konservativen, der für Gladstone hängig zu werden. Zählt man die letzteren, 62 Mann so verhängnißvoll wird, ist von einer patriotischen dlnsicht stark, mit den Gladstonianern und Parnelliten zusammen, ausgegangen, die vielfach an die Grundsätze der deutschen so erhält man die Gesammtzahl 282, während die Konser- NattonaUiberalen erinnert. Man ist jetzt in England durch vativen bereits 290 Wahlsiege aufzuweisen haben, also vor- die emste Gefahr des wachsenden irischen Uebermuthes und läufig eine absolute Mehrheit von 8 Stimmen besitzen, durch die von Rußland Großbritannien zugefügten diplo- Thatsächlich kam die Weigerung vieler für die Reichseinheit malischen Niederlagen zu der Ueberzeugung gekommen, daß Großbritanniens begeisterter Liberalen, für solche liberale eüi Reich erst stark und einig sein muß, ehe die Freisinnig- Kandidaten zu stimmen, die mit Gladstone für den Homerule- ' Plan eintreten wollen, mehr den Konservativen zu Statten als den sogenannten dissenttrenden Liberalen. „Es ist kein Wunder", schreibt darüber das Licblingsorgan Gladstones „Daily News", „daß Marquis Salisbury in Patts und Lord Randolph Churchill in Norwegen ist. Es ist nicht überraschend, daß die meisten übrigen konservativen Führer I gestern Nachmittag 4 Uhr Bad Ems verlassen und sich zu- sich dem Wahlkampfe fern halten; ihre Arbeit wird für sie nächst zum Besuche bei der Kaiserin nach Koblenz begeben, von Anderen gethan." Wie die offiziöse „Nordd. Allg. Zig." mittheilt, ist dem greisen Von freisinniger Seite gesteht man bereits die Größe I Monarchen auch in diesem Jahre die Brunnenkur in Em der erlittenen Niederlage unumwunden zu; so erklärt die vorzüglich bekommen und konnte derselbe dort die lausenden „Pall-Mall-Gazette": „Das Jahr 1886 wird das Jahr Regierungsangelegenheiten in gewohnter Weise ohne jede Unter- 1874 als dasjenige ersetzen, welches den niedrigsten Wasser-1 brechung täglich erledigen. In Koblenz gedenkt der Kaiser nur stand des Liberalismus in England zeigt. Die strömende kurze Zeit sich aufzuhalten und, soweit bis jetzt bestimmt, schon Fluth mag auf unserer Seite sein, aber es ist die Fluth am Dienstag Abend von dort wieder abzureisen, um am irgend eines zukünftigen Tages. Heute regiert die Ebbe, nächsten Vormittag aus der Insel Mainau einzutreffcn, woselbst und Niemand kann bis jetzt sagen, wie weit sie zurücktrcten bereits der Großherzog und die Großherzogin von Baden zur wird. Alles, was man ersehen kann, ist, daß wir einen Empsangsbcgriißung des Kaisers, von Karlsruhe kommend, ein- Mehr und mehr neigte sich im englischen Wahlkampfe das Zünglein der Waage auf die Seite der Gegner Glad stones. Bis Sonnabend Mitternacht zählten die TorieS 290, die dissentirenden Liberalen 62, die Gladstonianer 148 und die Parnelliten 72 Mandate. Die letzte Hoffnung der Anhänger des halsstarrigen greisen englischen Premier ministers, daß die Landbezirke das Endergcbniß zu Gunsten der Hvmerule-Partei wenden würden, ist fehlgeschlagen. Jenes Stadium der Neuwahlen, welches so oft einen ent-