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Freiberger Anzeiger und Tageblatt, «eite S. 188«. Oertliches. Freiberg, den 22. Juni. — Se. Majestät der König gewährte gestern Nachmittag r/,2 Uhr dem Vorsteher der hiesigen Schützengilde, Herrn Cassirer Richter, dem stellvertretenden Vorsteher Herrn Jahn und dem Kommandanten Herrn Kunze eine Audienz zur DankeSabstattung für die der Gilde huldvoll verliehene neue Fahne. Herr Kasfirer Richter richtete an Se. Majestät folgende Dankesworte: „Die Schützengilde zu Freiberg bittet durch ihre anwesenden Vertreter unterthänigst, Eurer Majestät für dir ihr verliehene kostbare neue Fahne den tiefgefühltesten Dank ehrfurchtsvoll darbringen zu dürfen." Se. Majestät der König fragte hierauf nach dem Alter der Schützengtlde, der Zahl ihrer Mitglieder und der Zeit der Abhaltung deS Schützen- fisteS, welche Fragm von Herrn Richter beantwortet wurden. Weiter erkundigte sich Se. Majestät nach der privaten Lebens stellung der einzelnen Deputirten und zum Schluß nach der zurückgelegten militärischen Lausbahn des Herrn Kommandanten Kunze, woraus Se. Majestät die Deputation entließ. — In dem heute früh 6 Uhr 1 Min. von Reichenbach i. B. für Dresden hier eintreffenden Personenzuge befanden sich Se. königl. Hoheit der Prinz Georg von Sachsen nebst Adjutanten. Se. königl. Hoheit kam von der in München stattgefundenen Beisetzung und kehrte nach Dresden bezw. Hostrrwitz zurück. — Die königliche Straßen- und Wasserbau- Inspektion und die kö niglich e Bauverwalterei zu Freiberg beabsichtigen die diesjährigen Kirschennutzungen an verschiedenen Abtheilungen der Dresden. Chemnitzer, der Frei- brrg-Olbernhauer, der Freiberg-Nossener und der Freiberg- Teplitzer Straße zu verpachten. Die bezüglichen Gebote sind bis Mittwoch den 30. d. M. Mittags 12 Uhr an die königl. Bauverwalterei hier einzureichen. — Der Stadtrath bringt zur öffentlichen Kenntniß, daß am 29. d. M. Vormittags 10 Uhr im untern Freiwalde an der Erzengler- und alten Teichwiese, Nachmittags 3 Uhr im Freibergsdorser Walde an der Töpferwiese daS anstehende GraS parzellenweise an Ort und Stelle versteigert wird. Der Bersammlungsort für die ErstehungSlustigen ist Vormittags V-10 Uhr bei dem Röschenhause und Nachmittags V'3 Uhr am Freibergsdorser Mittelteich. — Zu der Vorversammlung des 27. VerbandstageS sächsischer Kreditgenossenschaften hatten sich im „Bairischen Garten" von 16 Vereinen 30 Abgeordnete, von welchen 14 als stimmberechtigte Vertreter sich legitimirten, ein- gesundrn. Herr Zelle-Leipzig als Direktor des Verbandes er öffnete die hirze Verhandlung, in welcher als 1. Vorsitzender Herr DirektlL Schulze-Frankenberg, als Stellvertreter Herr Glöckner-Freiberg, als Schriftführer Herr Literat Richter- Freiberg gewählt wurden. Hierauf stellte man die Kommission Hur Prüfung der Verbandsrechnung fest und wurde die ge druckte Tagesordnung sür die Hauptversammlung mit einigen unwesentlichen Abänderungen angenommen. Die Hauptver sammlung im Debus'schen Saale begann heute früh 8 Uhr; die Tagesordnung bietet manchen für Geldinstitute wichtigen Berathungsstoff. — Eine Anzahl angesehener badischer Freunde des am S. April 1886 dahingcschiedenen Dichters Joseph Viktor von Scheffel veröffentlicht einen Aufruf mit der Bitte um Beiträge zur Errichtung eines würdigen Scheffel-Denkmals in Karlsruhe. Scheffel's Werke sichern seinem Namen ein unvergängliches Andenken, in ihnen hat er sich selbst ein Denk mal errichtet, daS dauernder ist als Erz. Sein historischer Roman „Ekkehard", in welchem er die Menschen einer ent legenen Vergangenheit so treu und lebendig schilderte, daß wir sie leibhaftig vor Augen zu sehen meinen, sein „Trompeter von Säkkingen", der die siegreiche Macht treuer Liebe ver herrlicht, die tiefempfundenen Lieder, die unter dem Titel „Frau Aventiure" gesammelt sind, der unverwüstliche Humor, die lebensfrohe Heiterkeit seines „Gaudeamus", in welchem die deutsche Jugend, vorab die akademische, ihre Lieblingsgesänge vereinigt finden und bei deren Klängen auch die ältere Generation sich gerne wieder verjüngt: diese bekanntesten und beliebtesten seiner Werke tragen die Gewähr eines unser Zeit alter überdauernden Lebens in sich. In Karlsruhe, wo Scheffel einen großen Theil seines Lebens zugebracht hat, wo er in dem ererbten elterlichen Hause gestorben ist, nachdem er, von Sehnsucht nach der Heimath getrieben, wenige Tage vor seinem Tode dorthin zurückgekehrt war, gedenkt man dem volkSthüm- lichen Dichter ein Denkmal zu errichten, zu dem alle Ver ehrer Scheffel'S beitragen sollen. Hier in Freiberg hat sich die Craz LGerlach'sche Buchhandlung bereit erklärt, Beiträge für diese Denkmals-Errichtung in Empfang zu nehmen. — Der Kegel-Verein „Hering" auS LeiSnig besuchte heute Vormittag unsere Bergstadt und fuhr dann von hier per Bahn nach Edle Krone und ging von da zu Fuß nach Tha- randt-HainSberg und Rabenau. Die Rückkehr zur Heimath erfolgte mit dem Anschlußzuge Abends 9 Uhr. — Im Jnseratentheile dieser Nummer ladet der Ob mann der Ortsgruppe „Nikl aSberg-Neustadt in Böhmen" des deutschen Schulvereins die „deutschen Brüder und Grenznachbarn" zu einem am Sonntag den 27. d. M. in Neustadt bei Moldau stattfindenden Konzert ein, dessen Rein ertrag dem deutschen Schulverein zufließen soll. — Nach einer Mittheilung deS Herrn Reichskanzlers wird zu Adelaide in Südaustralirn eine internationale Ausstellung sür Produkte des Bergbaues und der Landwirthschaft ein schließlich der Gärtnerei, für Manusakturwaaren, Maschinen, sowie Erzeugnisse der Kunst und Wissenschaft beabsichtigt, deren Eröffnung auf den 20. Juni 1887 angesetzt ist. — In der gestrigen Sitzung des Landesversiche- rungS-Amtes fand, wie daS „Dr. I." mittheilt, die Aus. zählung der für die Wahlen der nichtständigen Mitglieder deS Landesversicherungs-AmteS einerseits von den Ge- nossenschastSvorständen und Ausführungsbehörden, andererseits von den betheiligten Arbeitervertretern abgegebenen Stimmen statt. AuS der Mitte der Genossenschaften (sächs. Textil- berufsgenossenschaft und sächs. Holzberufsgenoffenschaft) und der Ausführungsbehörden (Generaldirektion der königl. sächsischen Staatseisenbahnen und Intendantur deS königlich sächsischen Armeekorps) wurden, und zwar einstimmig, gewählt: als erstes nichtständiges Mitglied: Konsul Offermann in Leipzig, als dessen 1. Stellvertreter: Finanzrath Zieger in Dresden, als dessen 2. Stellvertreter: Handelskammerpräsident Georgi in Mylau und als zweites nichtständiges Mitglied: Fabrikbesitzer A. Türpe in Dresden, als dessen erster Stellvertreter: Hauptmann und Jntendanturrath Franke in Dresden, als dessen 2. Stell vertreter: Oberfinanzralh Opelt tn Dresden. Aus der Mitte der Arbeitervertreter ergaben sich als gewählt: als erstes nichtständiges Mitglied: Georg Winterstein, Klempner in Eutritzsch, mit 54825 von 141097 gütigen Stimmen, als besten erster Stellvertreter: Adolf Bruno Rothe, Stellmacher in Chemnitz, mit 23494 von 141097 gütigen Stimmen, als besten 2. Stellvertreter: Karl August Winkler, Expedient in Altgersdorf, mit 29 973 von 141097 gütigen Stimmen, und als zweites nichtständiges Mitglied: Heinrich Adolf Hartung, Obersticker in Plauen i. B., mit 22464 von 141097 gütigen Stimmen, als besten 1. Stellvertreter: Ernst Otto Landgraf, Strumpfwirker in Limbach, mit 24241 Von 133609 gütigen Stimmen, als besten 2. Stellvertreter: Anton Haubold, Proviant arbeiter in- GohliS mit 29906 von 133609 gütig« Stimmen. — Se. Maj. der König hat den ordentlichen Profeffor der theologischen Fakultät zu Marburg vr. Theodor Brieger zum ordentlich« Profeffor der Kirchengeschichte in der theolo gischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt. — Königliches Landgericht Freiberg. Vor dxr II. Strafkammer (Vorsitzender: Herr Landgerichtsdirektor von Wolf) war hmte Vormittag der 40jährige Schneider meister Julius Moritz Rost in Freiberg weg« Wucher- au geklagt. Die Restaurateure Zimmer und Stölzer errichteten im Jahre 1884 auf einem ihn« gehörig« Grundstücke mehrere Wohnhäuser und zwar waren dies sogenannte Spekulation-« bauten. Zur Bezahlung der fälligen Baurechnungrn bedurft« Beide dringend eine- DarlehnS von 4000 Mark, da- auf einem unter Stölzer- Namen gerichtlich eingetragen«, aber schon mit 9000 Mark belasteten HauSgrundstück hypothekarisch sichergestellt werden sollte. Durch Vermittelung eine- hiesig« Agent« wmdete sich zunächst Zimmer an den Angeklagten Rost. Dieser erkürte sich zur Gewährung deS DarlehnS gegen 5proz. Verzinsung bereit, verlangte aber noch eine besondere Ent schädigung von 400 Mark, da er zur Beschaffung deS Geldes ein rumänisches StaatSpapier mit erheblichem Verlust verkauf« müsse; daS Geschäft wurde mit Stölzer'S Bewilligung unter dieser Bedingung abgeschlossen. Der Angeklagte behauptete heute, daß er daS baare Darlehn von 3600 Mark zwar auS seiner GeschästSkaffe gewährt, jedoch zur Ergänzung derselben daS rumänische StaatSpapier später mit Verlust habe verkauf« müssen. DaS Gericht erkannte entsprechend den Anträgen der königl. Staatsanwaltschaft und der Vertheidigung auf kostenlose Freisprechung Rost'S, weil der Zeuge Zimmer heute eidlich erklärte, e- sei vor Abschluß deS Geschäfts nichts darüber verlautbart Word«, daß Stölzer daS Geld zur Verhütung von Zwangsvollstreckung« rc. dringend gebrauche; mithin konnte von einer Ausbeutung der Nothlage deS DarlehnSempfängerS durch Rost nicht die Rede sein. Sächsisches. ^Dresden, 22. Juli. Mehrere Hundert Briefe und Postkarten, die der 26 Jahr alte Briefträger Emil OSkar Geyer gegm eine Entschädigung von je 50 Pfennig« dem andelskommis Heinrich Hebenstreit zusteckte, anstatt die orrespondenz dem richtigen Adressat« zuzustellen, kam« bei einem gestern zur Entscheidung gelangten Prozeß gegen die ge nannten Personen wegen Bestechung und Hehlerei in Frage. Hebenstreit war früher als Buchhalter bei der Firma „G. Schmidt in Plaum bei Dresden", welche die Fabrik und den Handel mit Barttinktur betreibt, thätig gewesen. Die Aussicht auffden reich« Verbimst — etwa 300 Prozmt — und der Umstand, daß Hebenstreit die Geheimniste der Fabrikation kannte, reiftm bei ihm dm Entschluß, selbst zu fabrizirm und zu versenden. Er trat zu diesem Behufe auS dem Geschäft Seiferls und bediente hinter besten Rücken die durch Inserate aufmerksam gewordene, unversiegliche Kundschaft seines früheren Chefs. Der ungetreue Briefträger ermöglichte die- dadurch, daß er nach und nach mehrere hundert Briefe rc. unter dm erwähnten Bedingungen von der alltäglich für Seifert ein gehenden Korrespondmz wegstibitzte und die meist Bestellung« die glühenden Augen mit einem seltsamen Blicke aus ihn ge heftet, fchreckte Schwester Anna aus ihrem Nachdenken auf und bat, die Ruhe deS Kranken nicht zu stören. Aber als wenn der Blick der Fremden eine geheimnißvolle Macht auszuüben im Stande sei, warf sich der junge Mann unruhig umher; seine Hände streckten sich wie beschwörend gen Himmel und sein heißer Mund flüsterre: „Geh, Floria, ich fürchte Deine Nähe. Deine Hände sind heiß, sie verbrennen mein Hirn; Du willst mich verderben, mich zum Verräther machen. Anna, Schwester Anna, verscheuche Du den unreinen Geist; erbarme Dich über mich, erlöse mich von ihr — von ihr l" Beschwichtigend legten sich die kühlen Hände der Diakonissin auf die heiße Stirn des jungen Diannes; voll zärtlicher Theil- nähme hingen ihre Blicke an den tief erregten Zügen Rieden- hofer's, die eine quälende Angst verricthen, und unbewußt sprach sich in dem zarten Gesicht des Mädchens eine Empfin dung aus, die ihr bisher fremd gewesen war, die aber von den scharfen Augen der fremden Frau, die vor Riedenhoser's Worten ein heftiges Erschrecken nicht ganz zu verbergen ver mochte, richtig erkannt wurde. „Lassen Sie .mich Ihr« Platz einnehmen," wandte sie sich an Schwester Anna mit einem hastig«, erregt« Tone, „nur wenige Minuten überlasten Sie den Kranken mir, ich weiß, was ihm noth thut," setzte sie leise hinzu; aber Anna warf ihr einen mißtrauischen Blick zu und sich vor das Lager Riedenhoser's stellend, entgegnete sie im Flüsterton: „Jede Aufregung, auch eine freudige, kann tödtlich werden. Ich darf dir Verantwortung nicht aus mich nehmen. Wenn Sie eine Freundin des Verwundeten sind," fügte sic mit einer leisen Betonung hinzu, „dann kehren Sie morgen wieder." „Morgen!" lispelte die Fremde mit einem unsäglich trau rigen Lächeln, „wer weiß, ob er, ob ich morgen noch lebe. Sie haben kein Recht an diesen Mann, überlasten Sie mir seine Pflege, nur heute, nur jetzt." Sie versuchte, die Diakonissin mit sanfter Gewalt fort zu drängen, aber von dem sonderbaren Ton, der in den Worten der Fremden lag, unheimlich berührt, wehrte sie dieselbe ab, und ihre großen Augen kest und forschend auf die seltsame Erscheinung, die fast etwas Gespenstiges hatte, richtend, meinte sie ernst und verweisend: „Stören Sie nicht den Fried« unserer Kranken. Ich habe über sie zu wachen und bitte, diesen Ort zu verlasten; Sie können nur schab«, Madame, bedenken Sie dies." „Anna, liebe Schwester Anna," stöhnte der Kranke, „iö habe Dich lieb, hilf mir, eS brennt in meiner Brust, o so sehr als ob ein Feuer darin wüthete, Floria will ihren Dolch jineinbohren, sie will mich tödten, weil ich Dich liebe." Ueber das reizende Gesicht des jungen Mädchens flog ein glühendes Roth; ihre Hände bebten, als sie den für Riedenhoser bereit gemachten kühlenden Trank an seine Lippen setzte, und un willkürlich senkten sich ihre Augen vor den brennend«, unheimlich leuchtenden Blicken der fremden Frau, die bei Riedenhoser's Worten dicht an ihn herangctretcn war und mit einem nervösen Zucken ihrer Hände sich an die Bcttpfosten anklammerte. „Sie lieben ihn wieder?" fragte die Fremde leise vor Erregung. Anna blickte mit einem stolzen Lächeln auf; die sichtbare Aufregung der Unbekannten gab ihr ihre Fassung wieder und mit einer abwehrenden Bewegung entgegnete sie kurz: „Ich übe Menschenpflicht, thun Sie ein Gleiches. Ihre Nähe übt eine schlimme Wirkung aus, gehen Sie, wenn ich nicht glauben soll, daß eine böse Absicht Sie hierher geführt." Die Frau zuckte zusammen; ein wilder Blick blitzte unter dem Schleier über Anna hin, ein bitteres Lächeln tönte von ihren Lippen. .Menschenpflicht!" höhnte sie, „die junge Mädchen zu Pflegerinnen fremder Offiziere macht. O, diese Tugend, die so nahe mit dem Laster verwandt ist. Doch es scheint, Sie haben Ihre Zeit gut angewandt, er liebt Sie, aber er wird sterben, sterben wie ich." Ehe cs Anna verhindern konnte, hatte sich die Unbekannte dicht zu Riedmhoser herabgebeugt; den Schleier hastig zurück werfend, preßte sie ihre Lippen auf seinen Mund und die dunklen, in Fiebergluth leuchtenden Augen hefteten sich mit einem unsäglich traurigen und zürnenden Ausdruck auf die halb gebrochene Gestalt des jungen Mannes, dann griff sie mit einer raschen Bewegung in ihren Busen und eine kleine Phiole daraus hervorziehmd, wollte sie den Inhalt auf die Lippen des Kranken träufeln; fast berührten ihre zitternden Hände schon die halb geöffneten Lippen Riedenhoser's, da entriß Anna ihr das Fläschchen und die Hand der Fremden zurückschleudernd, rief sie außer sich vor Entsetzen: „Wollen Sie ihn tödten? Ist Gist in dieser Flasche ver borgen? Unglückliche, hinweg oder ich rufe um Hilse!" Ein halb irres Lächeln zuckte um die Lippen der Fremden; ein melancholischer Blick tras das erregte, tief erschreckte Mädchen, und den Schleier fester um das todtenbleiche Antlitz werfend, lispelte sie: „Ich bin keine Giftmischerin, ich nicht; aber er hat Gift in meine Seele geträufelt, als er mein Land, mein schönes Land bekämpft, als meine Brüder fielen durch seine Hand, als er mich ausgab, weil ich nicht denken, fühlen konnte wie er; o, und nun will er mich vergessen und ich soll sterben, unbeweint von ihm. Nein, nein, diese Tropfen enthalt« kein Gift, sie sollten ihn bewahren vor dem tödtlich« Einfluß meines KuffeS. Weißt Du, was Liebe heißt? Weißt Du, was eS bedeutet, den hasten zu müssen, den man anbetcn möchte?" Sie schüttelte hastig den Kopf, ein leichtes Beben ging über ihr« Körper, als sie fortfuhr: „Für ihn ist Floria todt. Ich scheide von hier, von ihm auf ewig. O, wenn Sie ein fühlendes Herz im Busen hab«, dann, o dann versprich« Sie mir, ihm nie, nie etwas von meinem Besuche zu erzählen; ich war schwach, o so schwach, aber er soll, er darf meine Schwäche nicht kennen." Noch einen Blick warf sie auf den jung« Mann, dann eilte sie hastig an ein anderes Krankenbett, an dem sie eine kurze Minute verweilte, um dann, gleich den anderen Damen, die sich noch in dem Gemache befanden, das Lazareth zu verlaffen. In dem Momente, wo sie die Thüre erreicht hatte, wandte sie sich noch einmal um, und ihre Blicke trafen mit den« Riedenhoser-, der die Augen, wie aus einem schwer« Traum erwachend, verwirrt aufschlug, zusammen, und sein bleicher Mund stammelte: „Floria, es ist kein Traum, Floria." Dann sank er in die Kisten zurück und mit einem schweren, schmerzlichen Seufzer schloß er von Neuem die Augen. Schwester Anna aber vermochte heute nicht wie sonst allen ihren Pflichten zu genüg«; so sehr sie sich auch Mühe gab, ihre Gedanken lediglich auf die Krank« zu konzenrriren, wollte es ihr nicht gelingen, und als der leitende Arzt sich an Rieden- hofcrS Bett begab, um den Zustand des Patient« zu unter such«, und seine Mimen tiefe Beforgniß über die Ver schlimmerung ausdrückt, da fühlte sie an dem stürmischen Klopfen ihres Herzens, wie theucr ihr ihr Schützling geworden war und wie richtig die scharf« Augen der Eifersucht grsehen. Ihre Empfindung für Riedenhoser wurde ihr klar, und mit einer grenzenlosen Sorge hörte sie aus dem Munde des Doktors neue Befürchtungen für den jungen Mann aussprechm und die Gestalt der Fremd« tauchte immer wieder vor ihren Augen auf und die leidenschaftlichen Worte fanden einen Wiederhall in ihrem Herzen. Und dabei galt cs, ruhig zu bleiben, durch keine Miene, durch keinen Blick ihre aufgewühlten Gefühle zu verrathen, denn von ihrer Fassung, von ihrem Verhalt« hing möglicher weise das Leben des geliebten Mannes ab, und waS die Nähe, die heftige Erregung jener Frau sür Riedenhoser Schlimmes im Gesolge gehabt, mußte ihre Pflege, ihre Gegenwart, die, ihr Herz schlug höher dabei, so wohlthätig aus den Kranken wirkte, wieder gut machen. (Fortsetzung solgt.)