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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188606232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18860623
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18860623
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-23
-
Monat
1886-06
-
Jahr
1886
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.06.1886
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IS 142 1886. Kreiberger Unzeiger und Tageblatt, «eite 2 von Puttlitz dem Doktor saß Ganz von dem einen sorgenden Gedanken in Anspruch ge* be- die und mühsam hinaus, daS Im Hauptquartier zu Gitschin hatte Kurt Doktor Grunow wiedergefunden. die glühe heftet, sck bat, die Aber Macht < unruhig Himmel fürchte! mein Hi machen. Geist; von ihr Besl auf die nähme I hoser's, sprach s düng a den schl Worten mochte, »Lc sich ar -nur i weiß, V wars il Rieden Ausreg die Ve Freunt Betonr .2 rigen i Sie hc Pflege, Si dränge der F I und i Ersche sie er unsere diesen bedenk I I habe! — Se. r/,2 Uhr d Aasfirer Ri« und dem I DankeSabstai Fahne. Her DankeSworb ihre anwesei die ihr Verl «hrfurchtsvc fragte hier ihrer Mitgl festes, wele Weiter «rku stellung de zurückgelegt Kunze, wo, - In i. B. für ! sich Se. kö nebst Adjui stattgefunde Hostrrwitz — Dr Jnspekt Freiberg ' verschiedm, brrg-Olber Teplitzer ' bis Miltw Bauverwal — D< daß am 2 an der Ei im Freibe, GraS parz Versammli »/-IO Uh, am Freibe - Zl sächsisch .Bairische welchen 1 gesunden, öffnete dil Herr Dir Glöckner-, Freiberg x Hur Prüs> druckte T unwesentl sammlung die Taget Berathun, — E S. April von Sä Beiträge KarlSr unvergän Mittm in den vorübergegangenen Kämpfen war das bleiche, schmerzzuckende Antlitz des Freundes vor sein geistiges Auge getreten, war ihm Mathilde'- Bild erschienen, wie sie ihn vorwurfsvoll anblickte, weil er, er, den von ihr vergötterten Bruder verwundet, vielleicht getödtet hatte, und erst jetzt, wo er gewissermaßen beruhigter sein konnte, nahm er wieder ganz mit voller Seele Theil an den Ereignissen, die sich vor seinen Augen abspielten. Doktor Grunow hatte in Betreff Riedenhofer'S doch Recht ge habt. Die Verwundung deS Hauptmanns war eine schmerzhafte und gefährliche, doch nicht tödtliche gewesen und er befand sich schon nach mehreren Tagen etwas bester, wenn auch noch nicht alle Gefahr überwunden war. Unter den von allen Seiten hrrbciströmenden Kranken pflegern und Pflegerinnen zeichnete sich eine junge Dame aus, di« in dem schlichten Gewände einer Diakonissin die freiwillige Krankenpflege auSübte. Schwester Anna war die Stütze und Helferin der Aerzte und Chirurgen und wie ein guter Geist schwebte sie durch die Kurt war es noch vergönnt, dem Freunde in das bleiche Intlitz zu schauen, ehe eS weiter hinein in das schöne Böhmer and ging, und wenn auch Grunow, der dem Lazarethe interi mistisch als Oberarzt Vorstand, den Zustand Riedenhofer'S für nicht ungefährlich erklärte, so gab er doch nicht die Hoffnung auf baldigste Wiederherstellung auf. Puttlitz überließ den einen Freund in der sorgsamen Obhut des anderen, und mit dem zu einem Lazareth eingerichteten Räume, um hier bald tröstend, bald helfend einzugreifen. Grunow hatte die bewundernswürdige Fähigkeit der junge» Dame in den schwierigsten Fällen bemerkt und darum übergab er den heftig fiebernden Riedenhofer ihrer speziellen Aussicht und Schwester Anna übernahm die Pflege des österreichischen Offiziers mit einem freundlichen Lächeln und der leise geflüsterten Versicherung, daß sie über der Pflege deS Einen die Andern nicht vergessen würde. Wie ein Hauch des Friedens berührte ihr Athem die Stirn deS Kranken, der in seinen Phantasien in leidenschaft lichen Tönen Floria rief, bald klagend den Namen Kurt'S, den seiner Mutter und Mathilde'- nannte, und ihre weißen Finger legten sich liebkosend um die feuchten Hände des jungm Offizier-, der bei der sanften Berührung ruhiger wurde und wie ein gehorsames Kind sich von der holden Pflegerin in de» Schlaf singen ließ. Auf Riedenhofer machte die sorgsame Pflegerin einen tiefen Eindruck. Wenn sie ihn, ihren anderen Pflichten gehorchend, verließ, dann folgten ihr seine Augen, und wie gefesselt blieben sie an der schlanken, mädchenhaften Gestalt haften, die ihm theurer und theurer wurde, ohne daß er dem Gefühle, daS sie ihm einflößte, einen Namen zu geben vermochte. Unwillkürlich irrten seine Gedanken von ihr zu Floria hin, die ein frevelhafte- Spiel mit seinen bestm Empfindungen ge trieben hatte, und je mehr er die Unterschiede zwischen der einen Geliebten und dem holden, fremden Mädchen, da- sich in den Dienst der Humanität gestellt hatte, kennen lernte, desto mehr verblich da- Bild der schönen Italienerin, die ihm wäh rend der letzten Zeit in Wien gefährlich geworden war, und an ihre Stelle trat die anspruchslose, schlichte Erscheinung der Diakonissin. Aus bewegter Zeit. Roman von O. Bach. 12- Fortsetzung- Nachdruck verboten. Dm Preußm war eS geluugm, sich in den Besitz von Podol zu setzen; die Oesterreicher warm zurückgedrängt und beim Grauen deS Morgms war daS Thal vollständig von den Prmßm eingenommen. Kurt empfand nicht die richtige Siegesfreude, die sich der Kameradm bemächtigt hatte. Ohne von dem furchtbar ermüdenden Kampfe auSzuruhen, kehrte er nach dem blutigm Schlachtfelde zurück und feine Augm irrten ängstlich über die Trümmer hin, unter und zwischen dmm die Todtm und Verwundeten lagm. Bleich vor Erregung, alle Sinne gespannt, die Brust mit bangen Ahnungen und Befürchtungen erfüllt, eilte er, sorgsam suchend, durch die Gasten, bi- er den Platz endlich wieder erkannte, an dem der Freund die Wunde von seiner Hand empfangen. Da plötzlich traf fein Auge eine liebe, ach, so bekannte Ge stalt, und mit einem AuSruse der Angst, deS Entsetzens, stürmte er auf sie zu und hielt binnen wenigen Minuten das todeS- matte Haupt Riedenhofer'S, in dem nur noch die Hilfe suchen- dm Augen Lebm verriethen, in seinem Arme. .Franz, um Gotteswillen, gieb ein Zeichen, daß Du lebst," rief Puttlitz außer sich, als daS Haupt deS Freundes immer tiefer und tiefer herabsank. Aber kein Laut drang über dm einst so munteren Mund deS jungm Offiziers, und daS Lebm schien im Entfliehen begriffen. Da nahte Hilfe. Unter der Assistenz mehrerer Unterärzte und Chirurgen eilte Doktor Grunow herbei und ihn erkennend rief Puttlitz ihn zu sich. Unter den geschickten Händen deS Arzte- schlug Riedenhofer die Augen auf, um sie freüich gleich darauf wieder schmerzzuckend zu schließen. Nachdem ein Nothverband ange legt wordm war, wurde Riedenhofer auf die herbeigeschaffte Tragbahre gelegt und unter der Begleitung emeS Arztes und Kurt'S in daS interimistische Lazareth gebracht. »Ist Hoffnung vorhanden, ihn am Lebm zu erhalten?" fragte Kurt Grunow in gepreßtem Tone. »Seine Jugmdkraft wird ihn retten," war die tröstende Antwort. Doch länger durfte Grunow einem Einzelnm seine Für sorge nicht weihen; eS galt, noch Vielm zu dimen, Vielen zu helfen, und mit einem flüchtige» Händedruck verabschiedete er sich von Kurt, um sich den Anderen zuzuwmdm. währmd deS Sommers die in Folge der Abänderungen noth- wendig gewordmen Verhandlungen zwischen Oesterreich und Ungarn stattfinden und daß in der Herbstsession die neuerlich getroffenen Vereinbarungen zunächst sowohl vom österreichische« Herrenhause, wie vom ungarischen Oberhause in Verhandlung gezogen und erst nach Annahme derselben an beide Abgeordneten häuser werde» geleitet werdm. — Gestern erklärte auch bereits der Ministerpräsident TiSza im ungarischen Abgeord netenhause, daß in Folge der von dem österreichische» Abgeordnetenhause beschlossenen wesentlichen Abänderungen des Zolltarifs erneute Unterhandlungen erforderlich geworden feie». Die ungarische Regierung müsse unter solchen Verhältnissen darauf verzichten, daß der Gesetzentwurf noch in der jetzigen Session erledigt werde, und die Regierung wünsche nur noch die Erledigung der bereits auf die Tagesordnung gestellten Entwürfe. Hiernach steht der Schluß deS ungarischen Parla ments spätestens für Sonnabend in Aussicht. Die Eröffnung der neuen Session erfolgt voraussichtlich am 18. September. Wie man aus Bern meldet, ist der schweizerische Nationalrath auf dm Antrag JooS, betreffend die Anbahnung des staatlichen Rückkaufs der Eisenbahnen durch die Entgegen nahme der Verkaufs-Anerbietungen feitenS der Bahngesell schaften, nicht eingegangen. Der BundeSrath Welti erllärt«, ohne den Grundsatz der Verstaatlichung zu bekämpfen, die vor geschlagene Art deS Vorgehens als durchaus zweckwidrig. Gestern begann im sranzöstschen Smate die Berathung der von der Deputirtmkammer im Einverständniß mit dem Konseilpräsidenten Freycinet umgeänderten Prinzmausweisungs- Vorlage. Wie sich im Voraus erwarten ließ, sprach der Senator Jule- Simon gegen die Vorlage. Der Redner betonte, daß nichts die Ausweisung rechtfertige; die Republik habe nur ihre eigenm Fehler zu fürchten; nicht von dm Prinzen, sondern von der Kommune drohe Frankreich Gefahr. Wie die Dinge jetzt liegen, dürften die Prinzen Frankreich selbst dann verlassen müssen, wenn der Senat die Vorlage verwerfm ollte. In diesem Falle sollen Grövy und Freycinet ent- chlofsen sein, die Prinzen mittelst Dekrets auszuweisen. Im englischen Unterhause erklärte gestern der Unter- staatssekretär Howard, Oberst Lockhard sei auf der ErforschungS- reise durch Afghanistan, nachdem er Hilgit und ChitraS besucht, aus dem Rückwege nach Indien durch daS Land Hindikusch in Niederbadakschan angekommen. Das Gerücht von der Ge fangennahme Lockhards sei also unbegründet. Wie der Staats sekretär Harcourt mittheilte, erfolgt der Schluß des Parlamente- am Freitag, die Auflösung am Sonnabend. Der Unterstaats sekretär Bryce versicherte, er habe seinen jüngsten Mittheilungen über die „Neuen Hebriden" nichts hinzuzufügen. England habe keinen Grund, sich über die Haltung der französischen Regierung in dieser Angelegenheit zu beklagen, da beide Regierungm daS Abkommen von 1878 und 1883 als bindend anerkannten. I» dritter Lesung wurde dann noch die Finanzbill angenommen. — In einem neueren Manifest an seine Wähler geißelt der so genannte Tory-Demokrat Churchill mit sehr scharfen Ausdrücken den Eigensinn, den grenzenlosen Egoismus und die greisenhafte Eitelkeit Gladstone'S, die Eigenschaften, denen allein die gegen wärtige Krisis zuzuschreiben sei. Lord Churchill wirft die Frage auf, wie lange sich die Wähler wohl noch die Zwangs herrschaft eines Greises, die bereits im Jahre 1868 begonnm habe, gefallen lasten würden. Gladstone verlange jetzt eine Volksabstimmung sür seine Person, welches an die schlimmsten Tage deS zweiten Kaiserreichs erinnere. Lord Churchill be schwört schließlich die Wähler, der unendlich gefahrvollen Diktatur, welche Gladstone verlange, nicht zuznstimmen. Noch im Verlause dieser Woche wird in der deutschen ReichS- hauptstadt über die im Jahre 1888 zu veranstaltende »deutsche nationale Gewerbe-Ausstellung" entschieden werden. Der deutsche BundeSrath wird über die Vorlage, welche die Bewilligung von drei Millionen Mark aus Reichs mitteln bezweckt, am Mittwoch vielleicht Donnerstag entscheiden; die Stadtverordneten von Berlin werden an eben dem letzt genannten Tage über die Vorlage deS Magistrat-, welche den Treptower Park als Platz für die Ausstellung und zwei Millionen als sukzessive zu zahlenden städtischen Beitrag für da- Unternehmen nachsucht, zu beschließen haben. Der vielfach gehörten Behauptung, daß die deutsche Großindustrie für den AuSstellung-plan nicht günstig gestimmt sei, widerspricht die Thatsache, daß vor wenigen Lagen dem deutschen BundeSrath« ein« Eingabe von über 200 ausschließlich Großindustrielle» auS Baden, Baiern, Württemberg, Sachsen, Thüringen und Preußen zuging, welche die Bewilligung der Rcichshilfe warm befürworten. Dadurch verlieren die gegentheiligen Agitationen an Gewicht, um so mehr, als Berlin bet dieser befürwortenden Eingabe ganz zurückgetreten und nur der Form wegen mit drei großen Firmen betheiligt ist. In fämmtlichen katholischen Kirchen der Stadt Posen wurde am Sonntag der erste Hirtenbrief des neuen Erzbischofs Dinder verlesen; in der FranziSkanerkirche geschah dies in der deutschen Sprache. I» dieser Kirche hielt am Sonntag Nachmittag der Erzbischof gelegentlich eines Ablasses eine deutsche Ansprache, in welcher er hrrvorhob, daß er eS für feine Pflicht erachte, zu seinen Diözesanen in deren Mutter sprache zu reden. Dem »Posener Tageblatt" zufolge ist nun mehr auch dem Erzbischof das Pallium durch Vermittelung deS Kardinal-Erzbischofs Ganglbauer in Wien zugegangen. — Gestern Vormittag fand in der Michael-Hoskirche zuMünchen da- erste Requiem für den verstorbenen König Ludwig II. von Baiern statt. Der Erzbischof von München, vr. Strichele, zelebrirte unter Beistand dreier Bischöfe und des Domkapitels da- Hochamt. Anwesend waren hierbei: der Prinz-Regent Luitpold von Baiern, die übrigen Mitglieder deS königlichen Hanse-, der Prinz Georg von Sachsen, ferner alle Gesandten, die bairischen Minister, die Generäle, die Hofchargen, die Mit glieder der ReichSrathS- und Abgeordnetenkammern und die Spitze» der Staats- und städtischen Behörden. Der HosstiftS- dekan von Türk legte seiner Trauerrede dm Spruch zu Grunde: »Der Mensch vom Weib geboren, lebt kurze Zeit und wird mit vielem Kummer gesättigt. Gleich der Blume sproßt er auf und welkt dahin, er flieht wie der Schatten und bleibt nimmer in seinem Staude." Der Redner hob die Hoffnungen hervor, zu denen der junge König bei seinem RegierunMntritt berechtigt habe, erst allmählich habe sich der Geist des Königs durch die gigantischen Phantasiegebilde verdüstert und dem Schattenhaften zugewendet. Besonder- betont wurde sodann die Initiative des Königs bei dem denkwürdigsten Ereigniß der deutschen Geschichte, in dem der König durch sein Vor gehen zu der Wiedervereinigung der getrennten deutschen Stämme zu nationaler Einheit und Größe mitgewirkt habe. Die Natton werde dessen stet- gedenken. Der Kirche sei er ein wohlwollender Schirmherr gewesen. Niemals habe die Nacht seite deS LebmS «in edleres Opfer gefordert. Die Rede schloß: »Der Hingeschiedene König wurde das Opfer einer düsteren Macht, deren Dasein wir nicht begreifen, der gegenüber wir demüthig die unerforschlichen Rathschlüsse GotteS anbeten müssen. Dieses Opfer verdient unser tiefstes Mitleid; lastet uns das Erbarmm deS Allmächtigen für die Seele deS geliebten Königs erflehen." — Urber die Art, in welcher dem König Otto feine neue nommen, die nassen Umschläge um den von Fiebergluth fangmen Kopf erneuernd, bemerkte sie es nicht, daß sich Thüre geöffnet hatte und eine Anzahl elegant gekleideter Damm geräuschlos eingetreten warm, die, von einem jungm Arzt ge führt, von einem Lager zum anderm schritten, um bald hier, bald dort rin Geschenk, ein freundliches Wort, einen lächelnden Blick zu fpenden; und erst als eine tief verschleierte, hohe, schlanke Fraurngrstalt dicht vor dem Bette Riedenhofer'S stand. Riedenhofer war seit einigen Tagen wieder kränker ge worden; die Fiebererschcinungen traten häufiger auf und die im Verharrschm begriffene Wunde schien ihm neue und größere Schmerzen zu machen. Mit banger Sorge Schwester Anna an dem Lager des jungen ManneS. innigen Wunsche, Riedenhoser einst mit froherem Herzen gegen über stehen zu könnm, mußte er weiter marschiren. Riedenhoser hatte ihn erkannt, es blieb kein Zweifel; die unruhig umherblickenden, fieberhaft glänzenden Augen des Ver wundeten, die er von Zeit zu Zeit ausschlug, um sie dann wieder zu schließen, hatten mit einem seltsam traurigen und vorwurssvollm Blicke an Kurt gehangen, der neben dem Schmerzenslager des Freundes stand, um den Ausspruch des Arztes zu hören, und wie ein Hauch war der Name der fernen Schwester über die Lippen gedrungm, feiner Bewegung Herr werdend, stürzte Puttlitz Herz erfüllt von tiefer Bekümmerniß. Würde bekannt gegeben wurde, berichtet man auS Fürsten ried Folgendes: »Am Dienstag den 1ä. d. M. erschienen der Obrrsthofmarschall und Kurator deS König- Otto, Baron Matzen, und der zweite Kurator Gmeral v. Prankh in Fürstenried, und meldeten dem Kranken den Tod deS König- Ludwig. Prinz Otto schien die Worte nicht zu verstehen, denn er zeigte keine Regung und gab keinen Laut von sich, so daß die beiden Würdenträger die Ueberzeugung erhalten mußten, Prinz Otto sei von der erschütternden Botschaft gänzlich un berührt geblieben. Hierauf wurde ihm die Thronfolge- und Regentschaft-Proklamation vorgelegt und vorgelesen. Aber er hörte nur da- Wort Majestät, die- weckte wieder eine» Theil seines Erinnerungsvermögens. Die Proklamation ließ ihn ganz gleichgiltig, aber als er von den beiden Würdenträgern mit der Anrede »Eure Majestät" begrüßt wurde, lächelte der neue König und er gab seiner Freude in Wort und Mienen Ausdruck, halblaut wiederholte er den Titel und sagte dam« auch zu seinem Kammerdiener: »Du mußt mich jetzt Majestät nennen!" und um diese Titulatur öfter zu hören, begehrt er immer wieder, dir Diener vor fich zu sehen. Mit dem Titel ist ihm auch die Erilmerung an München gekommen und er verlangt, dahin geführt zu werden, allein diefer Wunsch ist unerfüllbar. Otto bleibt auch als König in Fürstenried. Wohl wurde sei» Hofstaat vergrößert und einiger KönigSpomp eingesührt, dir Bewachung verstört, allrin eS ist doch nur ein Scheinkönigthum, da- Otto fährt, und nur sein Name, aber keine That wird in d«r Geschichte BaiernS verzeichnet werden. Sowie die ganze Umgebung d«S Schlosses, so macht auch Alle-, kvas sich auf dirfen König bezieht, einen schmerzlichen Eindruck." — Die Aussichten der Gläubiger der Privat- schulden deS verstorbenen Königs Ludwig II. sind nicht sehr günstig. Erstens ist die genaueste Prüfung der Rechnungen angeordnet und zweitens werden die Gläubiger mit ratenweisen Zahlungen auS der KabinetSkasse deS Königs Otto vorlieb nehmen müssen. Möglicherweise genehmigen die bairischen Kammern ein Anlehen zur Bezahlung der vorhandenen Schul den gegen Rückerstattung von König Otto beziehentlich Abzüge an besten Zivilliste. Was daS Darlehen betrifft, welches seiner Zeit einige Münchener Banken und Bankiers dem König gewährten, so sind diese in jeder Beziehung vollständig gedeckt. Das Darlehen wurde nämlich nur mit Zustimmung der Agnaten und unter deren Bürgschaft gegeben, so daß nunmehr dafür die Agnaten aufzukommen haben. — Der Ausschuß der bairischen Abgeordnetenkammer hat am Sonntag bei der Berathung des Regentschafts-Antrages neues Beweis material entgegengenommen und besonders durch die anwesen den Aerzte Grashry, Hubrich und Müller sehr eingehende Aufklärungen erhalten. Zur Verlesung gelangten die für den Zustand des Königs Ludwig sehr bezeichnenden Briefe desselben an seinen ihm von Jugend auf befreundeten v. Miller ^au., ferner die Au-sagen des Kammerfouriers Welker und der Kammerdiener Hestelschwerdt und Maier. Die mündliche Ver nehmung der Letzteren soll um so nöthiger sein, als ihre Aus sagen erst nach dem Tode des Königs ersolgten und die Sinnestäuschungen des Königs unwiderleglich nachweisen. Das Beweismaterial wird noch eine weitere Sitzung des Kammer- auSschuffeS ausfüllen. Voraussichtlich schließt das österreichische Abgeordneten haus schon in den nächsten Tagen seine Sitzungen, nachdem es durch seine Abänderungen des Zolltarifs die Erledigung des letzteren in diesem Sommer unmöglich gemacht hat. Das österreichische Herrenhaus wird sich vor seiner Vertagung mit der Vorlage nicht mehr befassen. Man meint in Wien, daß Seine erste Frage galt Riedenhofer, von Grunow mit einem leichten Lächeln versicherte, daß er sich nicht nur auf dem Wege der Besserung, sondern, wie er sich noch durch den Augenschein überzeugt habe, in den besten, ja schönsten Händen befinde, und wie von einer tödtlichcu Last befreit, athmete Kurt wieder auf.
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