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5« IM Freiberger ««zeiger und Tageblatt. Seite 2 188«. ZS 182 Aber, Johanna, wer wird so abergläubisch sein und aus laut 28. Fortsetzung. Nachdruck verboten. und sie Aus der Jugendzeit. Roman von Berichte der Dom, Petri neuerliche di Konsistorialw — Wir Albert von l eine neue Ja schäft ihrem die Weihe d schenls entsp' Da nun dies Schützengildk der Stadt 8 auch die gei an dieser Fi alle Kreise t Festlichkeit z Männer uns gemeinsam n ment sür di Herren Bi Rechtsanwal rath Mauck Richter unt einer gestern schastlichen i den ihm a wurde das die ganze F d. I. stattfii Beisammensi Schützen, si Garten in N die eigentlii Abends wir gehalten, s stück im St meinsames Herrn Kies- 8 Uhr Schü 1. Juni, no der Sehen! Selbstverstä sestgestellt hassen zuve lichcs Gew! Bürgerschaf Ausdruck zi treffenden s — De Vereins 30. v. M. dieses Vere sitzenden, H den Vorsitz, Schristfühv »Ach, ! daß eS mck ihrer Freut versprechen er könne Am den B Bräutigam Deinem D bin, daß e! vollständig berichte, w Ich ve Gesellschaft ging cs hi Wer ß ängstliche ' Ballfaal b wunderte : -Celeste ihr thanm. bewußt u sammte H Füßen. L und hatte verblüfften der ihr b, mal Lust Die ff tanzt, will sich trotz vom Ball wurden d Strauß'sck Leben w« getanzt, N gab ich n Geliebten mich srei letzte, den Wie bald Im Pfeiler, z zärtlich: »Wie mittag in mals trip blauen heute, da begleitet." Er z das blau« »Ach schätze, zugleich aber auf frühere Fälle verweist, in welchen die Torypartei durch eine ähnliche Spaltung innerhalb der libe ralen Partei begünstigt worden sei. England müsse jetzt, wo seine Stellung eine freie und starke sei, Irland Zugeständnisse machen; die Gegner der Vorlage schienen es jedoch vorzuziehen, ans eine Periode nationaler Schwierigkeiten zu warten. Die Herstellung einer besonderen irischen gesetzgebenden Versammlung werde die Wirksamkeit des Reichsparlaments erhöhen und das Reich stärken. Die Hauptfrage sei, ob die Bitten Irlands, seine Angelegenheit selbst verwalten zu dürfen, Erhörung finden sollten oder nicht. Die Wähler Gladstones werden nicht umhin können zu bemerken, daß die Irländer eine recht sonderbare Art zu .bitten" haben. — Gestern verstarb in London der Vizepräsident des englischen Oberhauses, Lord RedeSdale. In Stockholm wurde rin Schuhmacher Ramens Mailänder verhaftet, welcher dem König von Schweden brieflich ge droht hatte, ihn oder den Kronprinzen zu tödten, falls ihm nicht sofort 500 Kronen auSgezahlt würden. Bon dem Kaiser von Ruhland wurden der inzwischen von Livadia nach Bukarest zurückgrreiste rumänische Kriegs- Minister und besten Begleiter durch Verleihung hoher russischer Orden ausgezeichnet. — Großfürst Nikolaus der Aeltere hat sich am Sonntag in daS Gebiet der Donschen Kosaken begeben. Noch immer zögert Griechenland, sich bedingungslos dem Willen der Mächte zu fügen, trotzdem deren Kriegsschiffe nahe bei Athen in der Bucht von Phaleron vor Anker liegen. Der König von Griechenland soll eiusehen, daß es keinen anderen Ausweg aus dem Labyrinth als Unterwerfung giebt, aber er fürchtet die Volksleidenschaften und die Politik seines ersten Ministers DelyanniS so sehr, daß er es nicht wagt, auch nur den geringsten Versuch eines Eingreifens zu unternehmen. Gestern haben dw Vertreter der fünf Großmächte in Athen wieder eine längere Berathung abgrhalten. Nach dem von Edgar Vincent, dem finanziellen Beirath der egyptischen Regierung, erstatteten Bericht über die Finanz- Verwaltung Egyptens in der Zeit von 1885—1886 betrugen die Einnahmen des Nillandes im Jahre 1885 9 637173 egyptische Pfund gegen 9 403 294 Pfund im Vorjahre, die Ausgaben 9 133 194 Pfund gegen 9 288 623 Pfund im Vorjahre, die Einnahmen überstiegen dir Ausgaben mithin um 503 978 Pfund. Das Ergebniß wird als besonders befriedigend be zeichnet, weil die egyptische Regierung 500000 Pfund aus wenden konnte, um die Ausfälle bei den Domänen und der Daira zu decken. Die Einnahmen pro 1886 werden aus 9 241 586 Psund, die Ausgaben auf 9 232 746 Pfund ver anschlagt; der Einnahmeüberschuß beträgt demnach 8840 Pfund Der Rückgang der Einnahmen ist durch die Herabsetzung der Grundsteuer herbcigesührt. Vincent tritt in seinem Bericht lebhast für die Zinsenermäßigung der Daira- und der Domänen- Anleihe rin. Die sozialistische Partei veranlaßt in der Nordameri- fanischen Union die unbeschäftigten Arbeiter zu fort währenden Kundgebungen. Bei dem Umzuge der Streikenden in Chikago war das sozialistische Element besonders stark ver treten; mehrere Redner forderten die Arbeiter, welche zahl ¬ reiche rothe Fahnen mit sich führten, auf, die Holzlagerplätze in Brand zu stecken, wenn die Arbeitgeber die ihnen gestellte» Bedingungen nicht bewilligen sollten. Auch in New-Dark sand eine öffentliche Kundgebung statt, an welcher sich gegen 15000 Personen betheiligten, und wobei mehrere Reden, auch solche in deutscher Sprache, gehalten wurden. Die Theilnehmer an )er Demonstration führten rothe Fahnen ufit sich; die Musik pielte die Marseillaise. Auch aus mehreren anderen Städte» im Norden und Westen der vereinigten Staaten, wo die Arbeitgeber eS ablehnten, auf die von den Arbeitern geforderte Beschränkung der Arbeitszeit auf 8 Stunden einzugrhen, wird von dem Abhalten von Volksversammlungen und von bereits ausgebrochenen Streiks gemeldet. verdient eine solche Schmeichelei. Ist Dir nicht etwas bange um Edmund?" »Nein, in dieser Beziehung hab« ich alle Angst verloren. Ach, da kommen Eure Herren, Edmund bleibt natürlich bei seiner Jolanthe." Oskar grüßte mich mit einem freudigen Blick. „Wie reizend bist Du, mein herziges Lieb," flüsterte er leise, sich zu mir hrrabbeugend. .Ach, OSkar, woher haben Sie diese schönen Rosen?" ries Celeste, aus die Blumen in seiner Hand deutend, »bitte, schenken Sie sie mir. Die Damen sind alle mit frischen Blumen ge schmückt, nur wir nicht." »Wirklich, Sie haben Recht, Celeste, nein, das geht nichr — hier die dunkrlrothe Rose, die weiße nimmt Fräulein Werner." Celeste steckte sie in ihre dunklen Locken, ich dankte erfreut und wollte die reizende, blaßgelb angehauchte Blüthe am Gürtel befestigen. Aber sie brach ab und fiel zu Boden. „O, wie schade," bedauerte Johanna, indem sie sie aushob und mit einer Nadel in meinem Haar feststecktc. Ich konnte mich eines unheimlichen GesühlS nicht erwehren, trotzdem ich erst kurz vorher Johanna wegen ihres Aberglaubens verspottet hatte. Es kam mir vor wie rin böses Omen. Aber bald vergaß ich den klemm Zwischensall über daS sich nun ent wickelnde interessante Schauspiel. Drei Reiter kamen heran- gesprcngt und jagten, nachdem sie die Barrisre passirt, windes- schncll in der runden Bahn hm. Unwillkürlich nimmt man sür eines der Pferde Partei, und eS hat etwas unbeschreiblich Aufregendes, den Wettlaus zu beobachten. Unsere Spannung wurde noch erhöht, als im zweitm Rmnm Herr von Schön hausen mit seiner Jolanthe erschien. Johanna war ganz blaß geworden, sie hielt meine Hand krampfhaft fest und sah starr auf di« Bahn. Beim ersten Umritt bli«b Jolanthe um einige Längen hinter den anderen beiden Pferden zurück und ich fürchtete schon, man hätte zu viel von ihr gesagt. Plötzlich aber schoß sie wie der Blitz voran, mit ihren flüchtigen Füßen kaum den Boden berührend. Ich blickte Celeste an. Ihre sonst so bleichen Wangm glühten vor innerer Erregung, mit der größten Spannung verfolgte sie den Wettlauf. Fast war die dritte Runde vollendet, da stürzte Jolanthe plötzlich, und mit jähem Schwünge flog der Reiter üb«r ihren Kops zu Boden. »O, Jesus, ich wußte eS ja!" schrie Johanna auf und be deckte ihr Gesicht mit beiden Händen, während Herr von Randow sich hastig Bahn brach, um noch dem Gestürzten zu sehen. Otto folgte ihm. Celeste war jäh aufgesprungen, jeder Tropfen Blut war aus ihrem Gesicht gewichen und ihre Oertliches Freiberg, den 4. Mai. — Nach einem Telegramm aus Brünn wird Ihr« Majestät die Königin Karola im Laufedes Monats Mai im Schloß Morawetz in Mähren zu kurzem Besuche eintrrffe». — Die königliche Amtshauptmannschast bringt zur öffent- ichen Kenntniß, daß im Laufe dcS Monats April als Jmpf- ärzte in Pflicht genommen wurden: Herr vr. Damm, hier, ür die Gemeinde Niederschöna, Herr Bczirlsarzt vr. Reinhard, fier, für die Gemeinden Hetzdorf, Wüsthetzdorf, Herrndorf mit Erlicht und Hutha, sowie Oberschaar mit Haida, der approb. Arzt Herr Häbig in Brand sür die Gemeinden Brand, Erbisdorf, St. Michaelis und Oberzug, Herr Or. Kießling in Langenau für die Gemeinden Ober- und Niederlangenau, Linda und Oberreichenbach und Herr Or. Wetzel in Groß hartmannsdorf für die Gemeinden Großwaltersdorf mit Reu- Waltersdorf und Kleinhartmannsdorf. — Nach einer Bekanntmachung des hiesigen königliche» Amtsgerichts werden die Lokalitäten desselben am 10- und 11. d. M. gereinigt, weshalb nur unaufschiebbare Geschäfte an diesen beiden Tagen expedirt werden. — Das königliche Proviant-Amt beabsichtigt die sich am Schlöffe Freudenstein nöthig machenden Reparaturen im Be trage von 1093 Mk. 78 Pf. am Sonnabend dm 8. d. M. Vormittags 11 Uhr im Wege der öffentlichen Submission zu vergeben. Kostenanschlag und Bedingungen hierzu liegen im Bureau des königl. Proviant-Amtes zur Einsichtnahme auS. — Der Stadtrath zu Freiberg und die Forstverwaltung- zu Berthelsdors machen bekannt, daß Montag den 10. d. M. Vor mittags von 9 Uhr an im Gasthause zum „Schützenhause" in Brand 43 Raummeter weiches Scheitholz und 112 Wcllen- hundert weiches Abraumreißig meistbietend gegen Baarzahlung. versteigert werden. Die vorherige Besichtigung der im unteren Freiwalde ausbereiteten Brmnhölzer wird empfohlen. — Aus dcr Tagesordnung der am Dienstag den 11. d. M-, Nachmittags 6 Uhr, im Stadtverordnctensaale stattfinden dm Sitzung dcS Gesammtkirchenvorstandes stehen: die Berichte der Verfaffungsdeputation über den Antrag des Jakobi-Kirchenvorstandes auf Antheilnahme an den Grabstellm- gcbührcn und über dm Rathsbeschluß, betreffend das Fort bestehm der Kirchenkollekte am 1. Osterseiertag, ferner die lhnungen etwas geben! Sieh, ich bin so froh, daß ich aufjubeln könnte vor Glück." »Man sieht es Dir au, Lenchen, Du strahlst förmlich lehst entzückend hübsch auS." „Sage einmal das Deiner Nachbarin zur Linken, dunklen Augen flammten. Es sah aus, als wolle sie dm beiden Herren nacheilen, aber sie bezwang sich und setzte sich langsam nieder, die kleine Hand fest auf ihr schlagendes Herz drückend. Nach wenig Augenblicken kam Otto athemlos zurück. „Lebt er? Um Gotteswillm, Otto, so sprich doch!" rief sie ihm, jede Selbstbeherrschung verlierend, entgegen. Aber Otto streifte sie nur mit einem erstaunten Blick, der ihr alle Fassung zurückgab, und wandte sich an Johanna: »Es ist keine Gefahr, gnädiges Fräulein, beruhigm Sie sich, die Verletzung ist nur ganz leicht, möglicherweise kann Edmund noch heute Abend mit Ihnen tanzen." »Ach, Otto, sprechen Sie nicht so, von dem Balle kau« sür mich doch keine Rede sein. Aber Gott sei Dank, daß er lebt und keine Gefahr ist. Nun, Magdalene, glaubst Du jetzt an meine Ahnung?" Bald kam auch Randow zurück und versicherte, daß der Unfall merkwürdig glücklich abgelaufen sei und außer einer leichten Verstauchung des Armes nichts beschädigt wäre. Celeste hörte diese Berichte mit völlig theilnahmloscr Miene an, obgleich ich an dem leisen Beben ihrer Lippen merkte, wie tief ihre innere Erregung sei. „Ach, Mama," bat Johanna, „laß' uns jetzt gleich z« Edmund gehen, ich ängstige mich doch und würde hier keine ruhige Minute haben, wenn mir auch die Herren so freundlich eine Beruhigung brachten. Wir sehen uns wohl noch, bis dahin auf Wiedersehen!" Damit stand sie aus und folgte Frau von Reder, die bereitwillig dm Wunsch ihrer Tochter erfüllte. Uebnall blickte man mit Theilnahme auf daS hübsche junge Mädchen, in dessen Gesicht dir Sorge um den Bräutigam so deutlich zu lesen war. „Die arme Johanna," sagte ich mitleidig zu Celeste, „wie leid thut eS mir, daß daS hübsche Fest ihr so gestört wird." Sie sah mich einen Mommt wie geistesabwesend an, dann mtgegnete sie mit zuckenden Lippen: „Gestört? Was ist ein Fest gegm das zerstörte Glück eines Lebens, gegen dm ewig brmnendmSchmerz, den man—' Sie brach, wie sich besinnend, hastig ab und sagte gleich darauf in ihrem gewohntm spöttischen Ton: „Ah, bah, wer wird sich einm kleinen unangmehmm Zwischenfall gleich so zu Herzen nehmen. Ich versichere Sie, die Beiden fitze» seelenvergnügt über ihre gegmseitige Gesell schaft zusammen und würden uns höchstens auslachen, wenn sie unser Bedauern hörten. Nein, lassen Sie sich die gute Laune nicht verderben, wir wollen diesen Abend recht heiter verleben." Der weitere Verlauf deS Wettrennens war ein günstigerer. Man hatte bald die erschreckende Unterbrechung vergessen, und auch ich beruhigte mich, als ich, nachdem wir in das Hotel zurückgekrhrt waren, mich persönlich nach Herrn von Schön hausens Befinden erkundigte und die beiden Brautleute wirklich in heiterster Unterhaltung sand. Als ich hinab kam, fand ich Celeste am Flügel stehend und in meinem Notmheste blätternd. Si« trug ein mattgrüncs Seidenkleid, daS dm Teint ihres blaffen Gesicht» fast durch sichtig erscheinen ließ, darüber ein Ueberkleid von kostbaren weiß« Spitzen. Um Hals und Arme schlangen sich Korallm- schnüre, und ein mit Korallen besetzter Kamm hielt die dunNen Haar« zusammm, die in ihrer wuchtigen Fülle fast zu schwer für dm kleinen Kopf schienen. Sie hielt die Augen aus das Blatt in ihrer Hand gerichtet, die langen schwarzen Wimpern berührten die Wangen und um den blaßrothen Mund lag ein träumerisch sinnender Zug. Wie berückend schön war dieses elsenhaste Wesm. Bei meinem Eintritt sah sie aus und ein prüfender Blick überflog meine Gestalt. Sie zog die Brauen zusammm und schloß einm Mommt die Augen, dann sagte sie mit spöttischem Lächeln: „Wie idyllisch, als Schäfermädchen! Aber eS steht Ihnen gut, Fräulein Magdalme, Sie werden Eroberungen machen. Der arme Kandidat!" Ich war zu glücklich, um mich verstimmm zu lassen, des halb mtgegnete ich lachend: „Nicht Jedem stehen Ihre Mittel zu Gebote, Baronesse. ES würde sich auch wunderlich auSnehmen, wenn die simple Gouvernante in Seide erschiene, und was die Eroberungen betrifft, so kann davon gar nicht die Rede sein, wmn ich mich «eben Ihnen zeige." Sie sah mich wieder mit einem jener forschenden, grübeln den Blicke an, die sie so oft für mich hatte, und meinte: „Sind Sie wirklich so bescheiden, oder Ihrer Sache nur zu sicher?" Glücklicherweise wurde ich der Antwort durch dm Eintritt der Baronin üb«rhobm. Sie sah außerordentlich anmuthig au». Ihr silbergraueS Seidenkleid mit fliederfarbenen Schleifen stand ihr ganz besonders gut. „Nun, da seid Ihr ja schon; ich dmke, nun könnm wir sahrm, der Wagen ist bereit." Wir machten unS fertig und nie wohl bin ich mit froherem Herzen zu einer Festlichkeit gefahren, als zu diesem meinem «stm Ball. In Jlnau fanden wir fast alle Besitzer der umliegenden Güter versammelt. Es war ein fröhliches, buntes Durch einander. Johanna winkte uns schon von Weitem von der Tribüne zu, aber cs dauerte eine geraume Weile, bis wir zu dem Platz vordrangen, den Reder's für uns reservirt hatten. Endlich saßen wir neben ihnen und Johanna, die in ihrem leichten Rosa-Anzug allerliebst auSsah, erzählte mir, daß das Rennm sosort beginnen würde. „Ich kann Dir gar nicht sagen, Magdalme, wie angst e» mir ist. Gicb Acht, es passirt etwas, mir ahnt es so bestimmt." In dm von der Cholera betroffenen Orten Italiens zeigt sich eine seltsame regierungsfeindliche Stimmung. Zu sehr ernsten Auftritte» kam eS in Brindisi, wo revolutionäre Agmtm das Gerücht verbreitet hatten, daß die Krankheit durch ««fälschte Lebensmittel, namentlich durch mit Gyps vermischtes Mehl, welche- zu sehr billigem Preise an die niederen Klaffen verkauft wird, verbrettet wordm sei. Man machte dafür be sonders dm Bürgermeister GuSman, einm bekannten Ministe riellen, verantwortlich. Eine mehrere Tausend Köpfe zählmde Menge zog durch die Hauptstraßen der Stadt Brindisfi und erging sich m Hochrufen auf Cairoli und Nicotera und Pereat- Geschrei gegm dm italienischen Ministerpräsidenten Depretis und dm Bürgermeister Gusman. Da alle Bemühungen der Polizei, die Mmge zum AuSrinandergehm zu bewegen, fruchtlos blieben, rückte endlich Militär gegm die Tumultuanten vor. Da die Letzteren daS Militär mit Stemwürsm empfingen, zersprengten die Soldatm die Menge mit dem Bajonnet, wobei mehrere Personen nicht unerheblich verwundet wurden. Durch die Steinwürfe find zwei Osfiziere und mehrere Soldatm verletzt worden. Nachdem ungefähr zwanzig Verhaftungen vorgmommen wordm warm, trafen aus Lecce der Staatsanwalt und der Untersuchungsrichter, sowie Verstärkungen von Schutzleuten und Militär ein. Auch in Lecce haben in dm letzten Tagm verschiedme Ruhestörungen stattgesunden, wobei die erregte Mmge mit rothm Lampions unter dm Rusm „^basso vs- protis! Viva Ouiroli!" die Straßen durchzog und sich weigerte, der Aufforderung des PolizeikommiffarS zum Auseinandergehm Folge zu leisten, weshalb sieben Rädelsführer sestgenommen werden mußten. An der in einem Arbeiterviertel der französische« Hauptstadt stattgefundmrn Wahl eines Deputaten an Stelle Rocheforts betheiligten sich von 567000 Wahlberechtigten 268000. Gewählt wurde mit 145000 Stimmen der radikale Mitarbeiter deS „Rappel", Gaulier; sein Gegenkandidat Roche, rin Mitarbeiter des „Jntranfigeant" erhielt 100 000 Stimmen. Weder die Konservativen noch die Republikaner hatten Kandidaten ausgestellt, da sie dies in diesem Pariser Viertel für ganz aussichtslos hielten. Der nme Deputate Gaulier ist ein alter Radikaler, war lange Zeit im „Rappel" der Kollege des gegenwärtigen Handelsministers Lockroy, hat mit Ausnahme deS Kabinets Freycinet sämmtliche Ministerim bekämpft und in seinem Wahlprogramm alle möglichen und unmöglichen radikalen und sozialen Reformen bis zur „fried lichen" Lösung der sozialm Frage im Gegensatz zu der von dm revolutionären „Kommunards" beabsichtigten gewaltsamen Lösung versprochen. Für dm unterlegenen Kandidaten Roche ist daS Wahlergebniß deshalb sehr unerfreulich, weil er sich nunmehr wieder inS Gefängniß begeben muß, woselbst er die gegm ihn wegm seine- Verhaltens in Decazeville verhängte süuszehnmonatliche Strafhaft zu verbüßen hat, während er andernfalls al» Deputirt« für sich die „Unverletzlichkeit" eines solchen hätte beanspruchen dürsm. Der leitend« Staatsmann Englands, Gladstonr, «ließ an seine Wähl« in Midlothian ein Manifest, in dem « «klärt, daß « die ernste Bedeutung d« in Bezug auf di« irische Frage bestehenden Meinungsverschiedenheit nicht unt«-