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i Erscheint jeden Wochentag Nachmitt. b llhr sür den «g 11I ander« Tag. Pret» vierteljährlich S Mark Ld Ls-, V /V » zwetmonamch 1 M. dl) Pf. und elnuunatlich 7b Pf. ———— 3S. Jahrgang. Mittwoch, Seu 5. Mai. und TWblM. Amtsblatt für die königliche« und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. Inserate werde» bi» Vormittag 11 Uhr äugen om- FHFUL» mm und beträgt der Preil für die gespaltene Zeile H oo»H oder deren Ramu 1b Pf- in Galizien die Hand im Spiele habe und Alles daran heute ihren Anfang. Schon seit einer Woche sind sämmtlichc selbst die Vorlage in der Fassung, die ihr vom preußischen Herrenhause gegeben wurde, warm besürworten werde. Daß die konservative Partei die Beschlüsse des preußischen Herren hauses gutheißen werde, ist nach den Zugeständnissen in Sachen weder durch Waffengewalt, noch durch die von dem Minister Grafen Taaffe angeordneten Perfonalveränderungen in den Verwaltungsämtern beseitigt werden konnten. Daß man bei dem jetzt in Wien herrschenden System keine Neigung verspürt, dem polnischen Adel ein Sünden register vorzuhalten, ist leicht erklärlich, minder verständlich ist es aber, wenn von den Organen der freisinnigen unga rischen Regierung die Unruhen in Galizien fortwährend fo dargestellt werden, als wären die dortigen Landleute nur Plätze aus den Tribünen des Abgeordnetenhauses vergeben und erwartet man allgemein, daß der deutsche Reichskanzler der Anzcigepflicht nicht zu bezweifeln und das Zentrum ist erst recht nicht im Stande, Widerspruch zu erheben, nachdem der Papst selbst den Wunsch nach einem raschen Abschluß deS Ausgleichs in so unzweideutiger Weise kundgegeben hat. Bereits am 29. v. M. sandte der Papst einen in dm herz lichsten Ausdrücken abgefaßten Brief an den Kaiser Wilhelm, worin er Sr. Majestät für das neuliche Geschenk eines Pektoral-Kreuzes dankt, welches dem Papst zum Andenken an eine Vermittelung zwischen Deutschland und Spanien in der Karolinen-Frage verehrt wurde. Einen neuen Beweis für die vom Vatikan aus ergangenen friedlichen Weisungen liefert die Thatsache, daß die Bifchöse von Hildesheim, Limburg und Osnabrück im Auftrage des apostolischen Stuhles dem Ober präsident die Absicht angekündigt haben, gewisse Pfarreien zu besetzen, und gleichzeitig die Namen der hierfür in Aussicht gmommenen Kandidaten mittheilten. Unser Kaiser erließ eine jetzt im „Marineverordnungs blatt" veröffentlichte Ordre, wonach die vierte Kompagnie des Seebataillons am 1. Oktober 1886 von Kiel nach Wilhelms haven in Garnison zu verlegen ist. — Während der Abwesen heit der Kaiserin von Berlin will die Großherzogin von Baden bei dem Kaiser verweilen und dürfte sich dieselbe in nächster Zeit zur Ausübung dieser Kindespflicht nach Berlin begeben, trotzdem ihr eigener Sohn, der Erbgroßherzog von Baden, noch keineswegs vollständig genesen ist. Die nach der schweren und langdauernden Erkrankung erklärliche allgemeine Muskelschwäche und hin und wieder immer noch auftretmde, wenn auch geringfügige rheumatische Mahnungm, gestatten dem Ecbgroßherzog von Baden bis jetzt noch nicht, das Bett zu verlassen. — König Ludwig II. von Baiern wird sich wahrscheinlich dazu entschließen müssen, sich von seinem bei den Klerikalen mißliebigen Minister von Lutz zu trennen, da in Folge der abgeneigten Haltung der klerikalen Partei der bairischen Abgeordnetenkammer das Zustandekommen des von der Regierung erstrebten Arrangements zur Regelung der Verhältnisse der königlichen Kabinetskasse als unwahrscheinlich betrachtet wird. König Ludwig ist aber auch ganz der Mann dazu, eher selbst abzudanken, als durch Aufopferung eines treuen Dieners die Zustimmung der Klerikalen zur Regelung seiner Privatangelegenheiten zu erkaufen. Wie jetzt offiziös verlautet, ist am 6. v. M. zwischen dem deutschen Unterstaatssekretär Gras Bismarck und dem englischen Botschafter Sir Malet eine Vereinbarung über die Abgrenzung der deutschen und englischen Machtsphäre im westlichen stillen Ozean zu Stande gekommen. Darnach geht die Demarkations linie von einem Punkte in der Nähe von Witre Rock an der Nordostküste Neuguineas, im 8. Grad südlicher Breite aus, durchschneidet die Salomonsinscln, so daß die drei größeren nördlichen Inseln Bougainville, Choiseul und Isabel Deutsch land verbleiben und wendet sich dann nordöstlich zu den Marschallinseln. Deutschland und England verpflichteten sich gegenseitig, in demjenigen Theile des stillen Meltmeers, welcher diesseits oder jenseits der gedachten Theilungslinie liegt, alle früheren Gebietserwerbungen oder Schutzherrschaften aufzugeben und weder neue Gebietserwerbungen zu machen, noch der - Ausdehnung des deutschen, resp. englischen Einflusses entgegen zutreten. Auf die Samoa- und Tongainseln findet diese Ab machung keine Anwendung; dieselben bleiben wie bisher neu trales Gebiet. Deutschland und England vereinbarten ferner ; am 10. April eine Erklärung über die gegenseitige Handels- > Verkehrsfreiheit in den deutsch-englischen Besitzungen und Schutz ¬ gebieten im westlichen stillen Weltmeere, wonach Schiffe beider Staaten gegenseitig gleiche Behandlung sowohl, wie die Be- Handlung als meistbegünstigte Nation genießen. Eine Ent scheidung über streitige Landansprüche soll durch hierfür von beiden Regierungen zu ernennende gemischte Ausschüsse erfolgen. Die Einrichtung von Strafniederlassungen soll nicht stattfinden. Kolonien, welche bereits vollständig eingerichtete Regierungen mit gesetzgebenden Versammlungen haben, werden von dieser Erklärung nicht berührt. Bei den in der Schweiz am Sonntag stattgefundenen Volksabstimmungen scheinen die Freisinnigen einen guten Vor sprung gewonnen zu haben. Die in Solothurn stattgehabte Wahl ergab mit großer Mehrheit die Bestätigung der gewählten liberalen Regierung und der Wahl liberaler Vertreter im Ständerath und im Nationalrath. Auch im Kanton Bern ergab die Volksabstimmung eine Bestätigung der jetzigen liberalen Mehrheit bei der Besetzung der Kantonalbehörden, in den Nationalrath wurde ein Konservativer und ein Liberaler ge wählt. Das neue Jmpfgesetz, welches den Impfzwang an- ordnek, wurde mit 28 606 gegen 26 215 Stimmen abgelehnt. Im Kanton Neuenburg wurden 80 Freisinnige und 24 Kon servative in den großen Rath gewählt. Die Ursachen der galizische« Bauern-! ' , „ , Fürsorge für Industrie und Gewerbe nichts bemerken läßt, i daß in der Hälfte der dortigen Gemeinden Schulen gar ! Die österreichischen Behörden haben zwar die ausrühre- nicht vorhanden sind und deshalb dem tollsten Aberglauben ! rischen Landleute in Westgalizien mit Waffengewalt wieder voller Spielraum gewährt ist, so kann man den polnischen § zur Ruhe gebracht, aber die vorausgegangenen Ausschrei- Edelleuten, denen in den letzten Jahren die Verwaltung ! langen, besonders aber die Greuel, welche das in den Galiziens vollständig überlassen wurde, wahrlich kein be- > brennenden Städten Stry und Lisko plündernd eingedrungene sonderes Lob zollen. Wohl stand die ländliche Bevölkerung galizische Landvolk verübte, lenkten die allgemeine Aufmerk- dort auch vor dem System Taaffe auf einer niedrigen Stufe samkeit auf die traurigen sozialen Zustände in diesem Theile der Kultur, aber die Landleute sahen doch mit Vertrauen zu den i Galiziens. Es steht ernstlich zu befürchten, daß dort das deutfchen kaiserlichen Beamten auf, die ihnen die Befreiung i Feuer unter der Asche noch fortbrennt und daß die tief- aus der alten entsetzlichen Bodensklaverei gebracht hatten und ! gehende Bewegung unter den verbitterten westgalizischen sie auch fort und fort gegen den Uebermuth ihrer früheren i Landleuten früher oder später in noch gefährlicherer Weise Bedrücker in Schutz nahmen. Als im Jahre 1846 der i wieder ausbricht. Diese Besorgnis; ist um so gerechtfertigter, Polnische Adel in Krakau einen gefährlichen Aufruhr an- I als von Wien und Pest aus nur wenig geschieht, die in zettelte, der durch Errichtung einer eigenen polnischen KriegS- Galizien vorhandenen Uebelstände zu beseitigen, sondern nur schule in Versailles vorbereitet worden war, fielen die west- die eigenthümlichsten Versuche gemacht werden, die Gründe galizischen Bauern über den empörten Adel her, der deshalb der vorhandenen Verbitterung zu vertuschen. Das öfter- den Minister Metternich beschuldigte, sich der Landleute als reichifche Ministerium Taaffe, welches den parlamentarischen Gegenmittel gegen die polnische Revolution zu bedienen. Beistand der Polen nicht zu entbehren können glaubt, läßt Tobende Haufen von Bauem zogen damals von einem die Sache so hilistellen, als ob die galizischen Landleute nur Herrenhause zum andern, plündernd, sengend und mordend durch die neuen Bestrebungen der Klerikalen nach einer und es spielten sich dabei entsetzliche Szenen ab, die lebhaft strengeren Sonntagsheiligung verstimmt und durch das Ian die Ereignisse des großen deutschen Bauernkrieges er- lügenhafte Gerücht verbittert worden seien, daß der polnische innerten. Heute wie damals glaubt der westgalizische Bauer Grundadel die Wiedereinführung der Frohndienste und der Ian das Wohlwollen seines Kaisers und hofft durch seine Zehnten zu erreichen suche. Auch der Aberglaube, daß nach I Erhebung die polnischen Edelleute zu beseitigen, die ihm die alten Weissagungen zu Ostern des Jahres 1886 der Welt- Wohlthaten der kaiserlichen Regierung entziehen. Jedenfalls Untergang bevorstehe, foll die unwissenden Landleute so haben Diejenigen, welche die Verwaltung dieses Landes außerordentlich erregt haben. Die Osterfeiertage sind nun seinen ehemaligen Zwingherren überließen, eine schwere Aer- vorübergegangen, ohne den Weltuntergang zu bringen und antwortlichkeit auf sich geladen. Dank der an den Hauptheerden der Bewegung getroffenen Man wird darauf entgegnen, daß die verfassungsmäßige militärischen Vorkehrungen, auch ohne neue Empörunas- Entwickelung Oesterreichs dem galizischen Landmanne die- versuche. Die Bauernbewegung ist aber trotzdem nur für dieselben politischen Rechte gewährte, wie jedem anderen den Augenblick zurückgedämmt, sie existirt in jenen Gebieten, Staatsbürger. Thatsächlich hat aber der polnische Adel, besonders in der Wcichselgegend des Bezirks Tarnow, im seitdem er wieder zu Einfluß gelangt ist, Alles gethan, um Mala-Thal, im Dunajez-Thal und im ganzen Bezirke die Ausübung dieser politischen Rechte zu vereiteln. Der Gorlice fort, weil die sozialen und politischen Mißstände galizische Landmann kommt nirgend zu Wort, weder im . Reichsrathe noch im galizischen Landtage, dafür ist durch Vergewaltigungen aller Art und unzählige Wahlbeeinflussungen gesorgt worden. Wenn vor kurzer Zeit im galizischen Landtage behauptet wurde, daß man schon aus der ausschließlichen Vertretung der Landgemeinden durch polnische Edelleute den Schluß auf das gute Ver- hältniß zwischen Adel und Landvolk in Galizien ziehen könne, durfte dies nur geschehen, weil Niemand da war, o, „ ,um zu widersprechen. Dieselben Abgeordneten haben lange von Agenten Rußlands gegen ihre Grundherren gehetzt, genug den nationalen Unterschied zwischen Polen und Die Pester Blätter behaupten, daß Rußland seit Jahren Ruthmen ganz abgeleugnet, und da das schließlich nicht in Galizien die Hand im Spiele habe und Alles daran mehr anging, sich selbst als das fortschrittliche, die ruthe setze, die polnischen Gutsbesitzer zu überzeugen, daß nur die nische Bevölkerung als das rückschrittliche Element hinge- kraftvolle russische Oberherrschaft ihnen wirksamen Schutz stellt. In ähnlicher Weise suchen sie jetzt aus der rein -gegen eine aufrührerische landwirthschaftliche Bevölkerung mirthschaftlichen und sozialen Frage eine politische zu schaffen könne. Es ist wohl richtig, daß man in Peters- machen, indem sie die galizischen Unruhen als das Werk bürg die Bemühungen Oesterreichs, aus Galizien ein Boll- ausländischer Hetzerei darstcllen, während nichts bedroht ist werk gegen Rußland zu machen, vielfach ungünstig be- als die Mißwirthschaft der polnischen Großgrundbesitzer sprochen hat, aber die Beweise für eine vom Auslande und der mit denselben eng verbundenen Verwaltungs genährte Agitation sind bisher in den unruhigen galizischen beamten polnischer Nationalität. Der Ausbruch der Ver- Distrikten nicht erbracht worden, trotzdem die allezeit gegen zweiflung der galizischen Bauernschaft wird trotzdem hoffent- Rußland mit tiefem Mißtrauen erfüllten Ungarn dies fich dazu dienen, derselben das Ohr des von ihr stets wiederholt behaupteten. Die Nuthenen, aus welchen die verehrten österreichischen Monarchen zu öffnen und eine ganze Landbevölkerung in Ostgalizien besteht und die bis gründliche Verwaltungsreform herbeizuführen. Gleichzeitig weit in die polnisch-masurischen Gegenden Westgaliziens an- dürste das auf jene Verhältnisse gefallene Streiflicht aber gesiedelt sind, brauchen nicht erst von ihren russischen auch diejenigen preußischen Kreise über das Wesen des Stammesgenossen gegen den polnischen Grundadel aufgehetzt polnischen Grundbesitzerthum belehren, welche noch an der zu werden; sie hassen denselben ohnedies seit vielen Jahren Nothwendigkeit der außerordentlichen Maßregeln zweifelten, in Folge einer fast unerträglichen Unterdrückung, die freilich die Fürst Bismarck zum Schutze des Deutschthums in den den polnischen Bauer ebenso härt trifft wie den ruthenischen. östlichen Provinzen des deutschen Reiches mit so großem Wohl ist die Leibeigenschaft dort wie anderwärts abgeschafft, Eifer in's Werk fetzte. aber dieselbe ließ eine bittere Verarmung der ländlichen Be- - völkerung zurück, die durch die verächtliche Behandlung, TÄHkSschlUK welche der Bauer nach wie vor dort von den polnischen cxv-ik-r« d-n -r Mai Edelleuten erfährt, noch mehr verbittert wird. Dazu kommt, " "' ' ' daß das in anderen Ländern längst gesetzlich abgefchaffte Die sür die künftige Gestaltung des Parteiwesens in Truck-System in den Grubenwerkcn Galiziens bisher bei- Deutschland entscheidende Berathung der kirchenpolitischen behalten worden ist und die Lage der Arbeiter zu einer Vorlage im preu ßis chen Abgeord netenhause nimmt sehr traurigen macht. Die Lage der galizischen industriellen Arbeiter ist kürzlich in dem amtlichen Berichte des kaiser lichen Gewerbeinspektors über die Boryslawer und Wolanker Grubenarbeiter in das grellste Licht gesetzt worden. Wie es aber mit dem bäuerlichen Wohlstand in Galizien aus sieht, davon zeugen die sich in erschreckender Weise vermeh renden Zwangsveräußerungen.