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Landtagswahlkreise, ab, mit der Motivirung, daß das Stadtverordnetencollegium zur Stellungnahme zu dieser Petition weder verpflichtet, noch berechtigt ist. Auch die Eingabe des Vereins selbständiger Kaufleute und Fabrikanten um Befürwortung eines Gesetzentwurfs zur Extrabesteuerung der Waarcnhäuser, ließ man avf sich beruhen. — Allgemeine Aufmerksamkeit erregt ein Schaustück im Schaufenster des Kaufhauses Kariel L Co. in Glauchau, welches des Kindes Weihnachtstraum darstellt. Es er« scheint der Weihnachtsengel in weißem Atlasgewand, als Bote vom heiligen Christ gesandt, die Wunschzettel der Kinder abzuholen, sowie ihm folgend der Weih. Nachtsmann in voller Ausstattung, der immer neue Herr- lichkeiten für artige Kinder heranschleppt. Beide Figuren, nahezu in Lebensgröße, mechanisch bewegt, erscheinen nach einander und schreiten rechts aus einer Thür her- vor, um links wieder zu verschwinden. Wer an dem Kaufhaus vorübergeht, wird schon des anziehenden Bildes wegen gern dort einmal Halt machen. — Auf Antrag der Ortskrankenkasse in Zwickau werden laut Rathsentschließung vom 1. Januar k. I. an die dortigen Dienstboten, welche nicht allein im Haushalt, sondern auch im Gewerbebetrieb der Herr» schäft thätig sind, als Gewerbegehilfen betrachtet und der Ortskrankenkaffe zugewiesen. — Tie Direction der Königin-Manenhütte zu Cains- darf macht jetzt durch Anschlag den Arbeitern der Röhrengießerei bekannt, daß an jedem Sonnabend und Montag Feierschichten für sämmtliche Arbeiter eintreten. Weiter hat beim Eisenbahnbetrieb des Werkes eine wesentliche Einschränkung insofern platzgegriffen, als von dem 21 Mann starken Personal immer 3 Mann eine ganze Woche feiern. Eine Lokomotive ist außer Betrieb gesetzt. Maschienengießerei, Maschinenbau und Modell tischlerei arbeiten sieben« bezw. achtstündig. Tie Buddel und Schweißöfen stehen ungefähr zur Hälfte unter Feuer. Dementsprechend ist der Betrieb der Walzenstrecken ver mindert. Tie Hochofenarbeiter sind zum größten Theil in andere» Abtheilungen untergebracht. — Für das erledigte Archidiaconat in Penig ist Herr Pfarrer Georg Hiller in Herwigsdorf bei Zittau gewählt worden. — Ter Besitzer des Feldgrundstückcs in Grimma, auf dem sich das Brunnenunglück zugetragen hat, ver langt von Thiele unbegreiflicher Weise eine Entschädi gung von 1960 Mk. Thiele will wohl einen neuen Brunnen anlegen, weigert sich aber sonst, die genannte Forderung anzuerkennen. Auch lehnt er einen Vergleichs- Vorschlag ab, wonach er sich durch Unterschreibuiig eines Wechsels zur Zahlung von 500 Mark verpflichten soll Aus dem Sachsenlande. — Tie 2. Kammer des sächsischen Landtags setzte am Freitag die Etatsberathung fort, nachdem des Ab lebens des Abg. Bößneck-Glauchau gedacht worden war. Nicht weniger als 24 Redner hatten sich zum Worte gemeldet. Abg. Leithold-Tcttau sprach sich in der Te- batte gegen das Verbot des Spielens in auswärtigen Lotterien aus und bemängelte weiter die Verschiedenheit der Fleischbeschaurelative für das Königreich Sachsen. Nachdem die Tebatte geschloffen worden war, beraumte der Präsident die nächste Sitzung auf Montag, den 16. d., an mit der Tagesordnung: Schlußberathung und mündlicher Bericht über den Entwurf eines Ent- eigungsgesetzes für das Königreich Sachsen. — Auf der Brüdergasse in Dresden verstarb am Dienstag Mittag ein in Plauen wohnhaft gewesener Dreher Namens Brühl, nachdem er in einer Schank- wirthschaft zwei trockene Käse gegessen hatte; er war daran, wie ein herbeigerufener Arzt fcststellte, erstickt. — In Haft genommen wurde in Leipzig ein 41 Jahre alter Bauführer aus Colditz, der für eine Dres dener Baufirma an dem Bahnhofs-Erweiterungsbau in Brambach i. V. beschäftigt war und daselbst am 16. November spurlos verschwand. Er ist dringend ver dächtig, zum Nachtheile der Firma mehrere Tausend Mark unterschlagen zu haben. — Unter dem Verdachte, an dem in Leipzig an der Trödlerin Lory verübten Raubmord betheiligt zu sein, erfolgte in Leipzig die Verhaftung eines Landstreichers, auf welchen die Personalbeschreibung des einen der ver meintlichen Thäter passen soll. Ter Verdächtige trug u. A. neues Schuhwerk. Er verweigert jede Auskunft und erweckt den Anschein, als ob er taubstumm wäre. Tie Ueberführung des Verhafteten nach Leipzig steht bevor. Außer den 300 Mk. Belohnung für Ermitte lung des Thäters seitens des Polizeiamtes in Leipzig hat auch das Justizministerium eine Belohnung von 500 Mk. ausgesetzt. — In dem Wollkämmereiprozeß in Leipzig beantragte der Staatsanwalt gegen alle Angeklagten das Schuldig unter Zubilligung mildernder Umstände. Die Vertheidiger verlangten Freisprechung. Das Urtheil wird am Sonn abend Mittag 12 Uhr verkündet werden. — Eine Leipziger Verlagsbuchhandlung erhielt dieser Tage eine Sendung, die sie an den polnischen Lese verein „Czytelnia" in Mährisch-Ostrau gerichtet hatte, zurück mit der Begründung: „Nicht angenommen wegen Kinderquälerei in Wrcschen und Verurtheilen in Gnesen." Woher will nun dieser Leseverein seine Intelligenz be ziehen? — Der seitherige Vorstand der Direction der Königs, sächs. Landeslotterie in Leipzig, Herr Oberfinanzrath I)r. Mehr, wird vom kommenden 1. April ab als Kreissteuerrath des 5. Bezirks nach Chemnitz versetzt; an seiner Stelle wurde Herr Kreissteuerrath Schilling in Chemnitz zum Director der Sächs. Landeslotterie er nannt. — Festgenommen wurde ein 42j8hriger Schuhmacher in Chemnitz, der als Vorsteher eines dortigen Spar vereins Gelder in Höhe von mehreren hundert Mark zum Nachtheil dieses Vereins veruntreut hat. — Empfindlich verbrannt hat sich am Donnerstag Vormittag eine Ehefrau in Hohenstein-Ernstthal, die mit einer Petroleumlampe in den Keller gehen wollte, wobei die Lampe durch einen Luftzug explodirte. Das Petroleum ergoß sich auf die Kleider, welche im Augenblick hell brannten. Durch die Geistesgegenwart der Frau und durch das schnelle Hinzuspringen eines zufällig im Hause anwesenden Herrn wurden die Fam- men rasch erstickt, indem die Frau schnell in den Hof eilte und in den dort liegenden Schnee sich wälzte. Trotz der schnellen Hilfe hat die Frau am Arm und am Kopfe Verletzungen davongetragen, auch ist der Haarzopf zum Theile abgebrannt. — Beim Pilzesuchen betroffen wurde am 13. August d. I. das 11jährige Schulmädchen Kux in Gersdorf von dem Mühlenbesitzer Paul Renfranz daselbst auf dessen Waldgrundstück, worauf ihr dieser die Pilze ab nahm und mehrere Schläge mit der Hand versetzte. Auf Antrag des Vaters des Mädchens belegte ihn des halb am Dienstag das Landgericht Zwickau wegen leichter Körperverletzung mit 10 Mk. Geldstrafe. Tas Schöffengericht Hohenstein-Ernstthal hatte vorher auf Freisprechung erkannt. — In seiner am Tienstag stattgehabten Sitzung nahm das Stadtverordneten-Collegium in Crimmitschau eine Rathsvorlage an, wonach die baupolizeilichen Ge bühren in dortiger Stadt verdoppelt werden sollen. Diese Neuerung rechtfertigt sich nach den diesbezüglichen Landtagsvcrhandlungen sowohl wie auch aus dem Grunde, daß die Stadt etwa 5000 Mk. pro Jahr für Bau polizeizwecke verausgabt, dagegen nur eine Einnahme von ca. 1100 Mark hierfür zu verzeichnen hat. — Am Donnerstag früh 8 Uhr fand man im Mühl graben in St. Egidien die Leiche des Bahnarbeiters Karl Nagel auf, welcher sich in der vorhergehenden Nacht heimlich entfernt halte. — Ter Glascrgchilfc Max Trübenbach in Auerbach fiel am Montag Vormittag infolge eines Epilepsie- Anfalles in der Werkstatt seines Meisters rücklings auf einen glühenden Ofen, und da zu jener Zeit gerade Niemand in der Werkstatt anwesend war, erlitt der be- dauernswerlhe Mann am Rücken und Hinterkopfe furcht bare Brandwunden, und ist es fraglich, ob er mit dem Leben davonkommen wird. — In Bautzen starb am Tienstag der Realschul director a. D. Or. Vollhering, ein in den weitesten Kreisen bekannter, hochgeachteter Schulmann, im 66. Lebensjahre. Der Entschlafene hatte sich im Kriege 1870/71 das Eiserne Kreuz erworben. — Durch mehrfach vorgenommene Bohrversuche wurden in Oberlödlaer Flur ziemlich bedeutende Kohlenlager erschlossen, die eine Gesellschaft auszubeuten gedenkt. Tie diesbezüglichen Unterhandlungen mit den betreffenden Grundstückseigenthümern sind bereits im Gange. — Auf dem Mannschen Gärtnereigrundstück in Wiederitzscher Flur wurden am Dienstag Vormittag beim Rigolen eines Feldstückes in der Tiefe von etwa r/z Meter inwitten eines Steinringes einige Begräbniß- urnen und verschiedene Sleinwerkzeuge aus der Slawen zeit gefunden. Die Urnen zerfielen leider zum größten Theile bei der Beförderung an das Tageslicht. Die Fundstücke wurden vorläufig bei Herrn Gärtnereibesitzer Mann untergebracht. — Recht enttäuschte Gesichter konnte man bei der diesjährigen Auszahlung der Spargelder des Sparver eins in Markneukirchen beobachten. Der Verein hatte die Gelder bei der dortigen Wechselstube und Depositenkasse der verkrachten Leipziger Bank niederge legt; es konnte infolgedessen nur etwa die Hälfte der Sparguthaben zur Auszahlung gelangen. — Eine seltene Naturerscheinung wurde, wie dem „Pirn. Anz." berichtet wird, während des mit Ge witter verbundenen Schneesturms am Montag auf der Straße von Waltersdorf nach Liebenau beobachtet. Während in dem rasenden Unwetter Alles in tiefe Nacht gehüllt war, leuchteten die äußersten Spitzen aller Zweige an den Straßenbäumen in herrlichem Glanze. Es war das sogenannte „St. Elmsfeuer", das sonst vor Allem auf Schiffen beobachtet wird. — Die Stadtverordneten Mittweidas hatten sich in ihrer letzten Sitzung mit neuen Steuerprojecten zu be fassen. Wein und Branntwein, sowie Bier sollen ver steuert werde», und zwar in folgender Höhe: Klein handel und Ausschank von Branntwein 20—300 Mk., ^Kleinhandel von Branntwein und Spiritus in versiegel ten, verkapselten oder auf andere Weise verschlossenen Flaschen 5 — 15 Mk. und Weinschank 40—100 Mk. Gegen eine Stimme erklärte man sich nach längerer Debatte mit Sonderbesteuerung einverstanden. Hieran reihte sich die Erhöhung der Biersteuer. Gegen eine Stimme lehnte das Collegium die Erhöhung ab. Altenburg, 12. December. Im Herzogthum Alten burg sind im vergangenen Jahre 105 Brandschäden vorgekommen. In 33 Fällen ist die Ursache des Brandes nicht ermittelt worden. Dagegen wurde in einem Falle vorsätzliche Brandstiftung nachgewiesen und in 6 Fällen vermuthet. Auf fahrlässige Brandstiftung werde» drei Schadenfeuer zurückgeführt. Durch unvorsichtiges Um gehen mit Zündhölzern, mit Feuer und Licht entstanden 17 Brände; zehn davon haben allerdings Kinder unter 12 Jahren verschuldet. Auf den Gebrauch mangelhafter Feuerungsanlagen werden 7 Brände zurückgeführt, und auf fehlerhafte Bauconstruction vier. Durch Gewerbe- und Fabrikbetrieb wurden 5 Brände veranlaßt. Der Blitz schlug 29 mal ein, zündete aber nur in 10 Fällen. Auf das platte Land entfielen 77 Brände, auf die Städte 28. Tie Brände in den Städten verursachten an Ge bäude» einen Schaden von 96,926 Mk., in den Dörfern dagegen einen solchen von 282,583 Mk. Vermischtes. Allerlei. Arbeitsloscn-Unruhen haben am Mittwoch i» Budapest stattgefunden. Die Polizei schritt mit blanker Waffe ein und nahm sehr zahlreiche Verhaftungen vor. — Ein dramatischer Vorfall ereignete sich auf einem Münchener Standesamt. Als der Bräutigam die übliche Frage des Standesbeamten mit Ja beant wortete, erschoß sich im Zuschauerraum ein junges Mädchen. Es handelt sich um die That einer Ver lassene», die noch während des Fallens den Namen des Bräutigams rief. Tie Trauung nahm ihren Fortgang. — In Nordamerika, wo es Riesenvermögen giebt, da sind auch große Schenkungen nichts Seltenes. Es hat sich aber noch Niemand so nobel gezeigt, wie Mrs. Stamford, die »ach einer Meldung der „Post" der von ihr begründeten Leland-Stamford-Universität zu Palo Alr o in Kalifornien Actien und Grundbesitz im Werthe von 120 Mill. Mk. zugewendet. Trotz dieser Riesen schenkung bleibt Mrs. Stamford immer noch vielfache Millionärin. — Eine Aufsehen erregende Nachricht erhält die Berliner „Post" aus Hamburg: „Der dicht vor dem Assessor stehende Referendar Prueß wurde wegen Verdachts der Zuhälterei verhaftet." Und dem Berl. Tagebl. wird aus Breslau gemeldet: „Aufsehen erregt die plötzliche Beurlaubung des Polizeicommissars Pflanz vom Polizeibezirk 21, der seit mehreren Tagen Breslau verlassen hat. Es verlautet, gegen ihn sei die Unter suchung wegen Sittlichkeitsverbrechens eingeleitet. — An der holländischen Grenze, inbesondere bei Aachen, treiben wieder holländische Werber ihr Unwesen. So erschien dieser Tage in einer Aachener Wirthschaft ein solcher, nicht etwa in Civilkleidung, sondern in hollän discher Tropenuniform mit Tropenhelm, Seitengewehr und Kriegsdenkmünzen und kneipte mit einer Anzahl junger Leute, die er angelockt hatte. Vielleicht hat man es mit englischen Werbern unter holländischer Maske zu thun. Jedenfalls ist es Sache der Behörde, hier nach dem Rechten zu sehen. — Das Nehmen einer Prise im Gerichtssaal kann für den Betreffenden zuweilen recht böse Folgen haben. So verurtheilte dieser Tage das Schöffengericht zu Rössel in Ost preußen den dort wohnhaften Schuhmachermeister M-, der sich erkühnt hatte, gemüthlich eine Prise zu nehmen, als er in einer Beleidigungsklage den Zeugeneid leisten sollte, wegen Ungebühr vor Gericht zu zwei Tagen Haft. Ter Verurtheilte wurde zur Verbüßung der Strafe sofort dem Gefängniß zugeführt. — In Berlin ist der „Kapitän Wilson," mit wirklichem Namen Adolph Kühne, gestorben. Er spielte bekanntlich im Sternberg- Prozeß eine Rolle und war vor ganz Kurzem wegen Meineids zu 2^ Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. — Eine sensationelle Beleidigungsklage verhandelte das Schöffengericht Mühlhausen im Elsaß. Der frühere Reichstagsabgeordnete, Stadtrath Bueb (Soc.) hatte den Stadtrath Böhm öffentlich bezichtigt, Gemeindeanlagcn in Höhe von 14,000 Mk. hinterzogen und Prozeßkosten auf die Stadt abgewälzt zu haben. Bueb wurde freige sprochen. Tas Urtheil stellt fest, daß der Klagepunkt verjährt, im Uebrigen der Wahrheitsbeweis erbracht sei. (Frkf. Ztg.) — In Breslau hat die erste deutsche Dame die Approbation als praktische Zahnärztin er langt. — Ter Kaufmann Müller in Görlitz, welcher bei der Verwaltung der städtischen Nebensparkaffe 12,000 Mk. unterschlagen hat, ist verhaftet worden. — Geheimrath Krupp in Essen schenkte wie im Vorjahre 500,000 Mk. an die Arbeiterpensionskasse. — Der Modewaarcnhändler Müller in Nordhausen ist nach Verübung großer Fälschungen und Unterschlagungen flüchtig geworden. Die Höhe der unternommenen Fälschungen ist enorm; sie werden auf über mehrere Hunderttausend Mk. geschätzt. Die Flucht erregt großes Aufsehen.