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reich Sachsen. Nach längerer Berathung wurde das Gesetz gegen 3 Stimmen angenommen. Nächste Sitzung Dienstag. — Das „Dr. Journ." veröffentlicht das Gesetz, betr. die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1902. — Auf den Sächsischen Staatsbahnen sind im November aus den sächsischen Steinkohlenbezirken 301,759 Tonnen befördert worden, d. s. 30,218 T. weniger gegen den gleichen Monat des vorigen Jahres. Es gelangten aus dem Zwickauer Bezirk 153,048 T. (— 17,632 T.), aus dem Lugau-Oelsnitzer Bezirk 113,280 T. (— 4566 T.) Steinkohlen zur Beförderung. — Die am Freitag Abend in Dresden abgehaltcncn 22 socialdemokratischen Versammlungen verliefen zum Theil sehr stürmisch. Im besonderen Maße tumultuös gestaltete sich die von 2500 Personen besuchte Ver sammlung, in der der Reichstagsabgeordnete Kaden sprach. Als ein Herr Hoffmann das Verhalten des überwachenden Beamten, der Kaden das Wort entzogen, einer abfälligen Kritik unterzog, wurde die Versammlung aufgelöst. — Der am Sonnabend im Betrugsprozeß Friedel- Arendt in Dresden zu 4 Jahren 6 Monaten Gefüng- niß und 33,000 Mk. Geldstrafe verurtheilte Agent Arendt aus Breslau hat noch am selben Abend in der Gefängnißzelle durch Erhängen seinetn Leben ein Ende gemacht. Ta das Urtheil noch nicht rechtskräftig war, bleiben die 33,000 Mk. Geldstrafe den Hinterlassenen erhalten. Tie von Arendt Geschädigten werden sich an dieser Summe einigermaßen schadlos halten. — Für die Umgestaltung der Bahnhofsanlagen in Leipzig ist seitens der Sachs. Staatsbahnvcrwaltung ein Bauburcau errichtet morden. Der Dienstbereich des ketzeren umfaßt 1. die Erbauung des Central-Personen- Bahnhofes Leipzig nebst Güterbahnhof I, 2. die Er bauung des Rangir- und Werkstättenbahnhofes Engels dorf, 3. Herstellung der Verbindungsbahnen von Engels dorf nach Schönefeld und von Engelsdorf nach Stötte ritz, 4. Erbauung des zu errichtenden Elektricitätswerks, 5. Aus- beziehentlich Umbau einzelner Linien der Ver bindungsbahn, 6. Erweiterung des Bahnhofes Piag- Witz-Lindenau und 7. Herstellung der Verbindungslinie der in Plagwitz-Lindenau anzulegenden Uebergabegleise Mit der Haltestelle Großzscbocher. — Falsche Fünfzigmarkscheine sind in der letzten Zeit in Leipzig und Umgegend in Zahlung gegeben worden, ohne daß es gelungen ist, bisher die Verausgeber oder Anfertiger zu ermitteln. Die Scheine, die angehalten worden sind, I,. «r. 0,134,168, 6. Nr. 0,140,706, L. Nr. 0,102,403, sind im Allgemeinen gute Nachbil dungen der in bläulich-grünem Kupferstichdrucke auf eigen artig geriffeltem Hanfpapier hergestellten echten Scheine vom 5. Januar 1899. Besonders auffällig ist aus der Vorderseite der schlechte Druck des Datums, darunter des Wortes „Reichsschuldenverwaltung" und der Unter schriften. — Zu dem Raubmorde in der Kleinen Fleischergasse in Leipzig ist folgendes weitere mitzutheilen: Der in Meißen verhaftete Schmied kommt ganz außer Frage. Derselbe konnte nachweisen, daß er zur betreffenden Zeit nicht in Leipzig gewesen ist. Inzwischen ist von der Kriminalpolizei ein in Leipzig in Arbeit stehender Fleischergeselle ermittelt worden, der ganz kurz nach Verübung der That den Laden betrat, um einen Ueber- zieher zu kaufen. Hierbei sah er die Unglückliche Wimmernd hinter der Ladentafel liegen. Anstatt Lärm zu schlagen, entfernte er sich wieder und erzählte erst später davon. Von der Polizei in Cönnern wurden zwei Handwerksburschen festgenommen, die verdächtig sind. Näheres hierüber ist bisher nicht bekannt. — Die städtischen Collegien in Chemnitz genehmig ten den nächstjährigen Haushaltplan. Es ist, da auch noch 25,000 Mk. für den Theaterneubau eingestellt tvurden, für die politische Gemeinde durch Gemeinde unlagen ein Fehlbetrag von rund 2,477,551 Mk. zu decken. Für die Schulgemeinde muß ein Fehlbetrag von rund 1,625,409 Mk. durch Schulanlagen aufgebracht werden. Der Abschluß ward von Rathsseite als günstig bezeichnet, trotzdem macht sich eine Steuererhöhung von 0,6 Simpla nöthig. — In Chemnitz wurde der Vorsteher eines Spar- bereins im Stadttheil Altendorf zur Haft gebracht, weil er 500 Mark Spargeld unterschlagen hatte. — Der Spar- und Consumverein Schlotzchemnitz hat den Mitgliedern bekannt gegeben, daß zu Weihnachten Spargelder nicht ausgezahlt werden könnten. Am 7. December hat einer der Hauptlieferanten einen großen Theil des Lagers versiegeln lassen, während der Rest am 10. December von einem anderen Lieferanten mit Beschlag belegt wurde, so daß die Geschäftsstelle ge schlossen werden mußte. Tie Mitglieder haben ver Kasse Spargelder bis zu 20 Mk. anvertraut und 40 bis 70 Mk. Dividende zu beanspruchen. Als Grund für den Mangel jeglicher Baarmittel im Verein giebt der Vor steher an, daß die Außenstände bei den Mitgliedern zu «roße seien. «in der mechanischen Weberei von Focke & Baum in Meerane sollte der Schluß der Arbeitszeit von 6 Uhr abends auf 7 Uhr festgesetzt werden; hiermit waren jedoch die Arbeiter nicht einverstanden und legten am Sonnabend Morgen die Arbeit nieder. — Am Sonnabend stürzte in Wittgensdorf der Gutsbesitzer Ludwig aus Köthensdorf von einem Balken und brach den Hals. In wenigen Minuten gab der Bedauernswerthc seinen Geist auf. — In der in Grünhainichen abgchaltenen Jahres versammlung der Gewerbevereine des oberen Flöhathales stellte Fabrikbesitzer Seifert-Neuhausen den Antrag, die Gauversammlung wolle geeignete Schritte einleiten um Erlangung eines einheitlichen und verbesserten Concurs- gesetzes im Deutschen Reiche. Es wurde beschlossen, vorerst weiteres Material in dieser Angelegenheit zu sammeln. Ein Antrag des Gewerbevereins Grün hainichen, die Gewerbekammern zu Chemnitz und Dres den bezw. das Königliche Ministerium des Innern zu ersuchen, für die Hersteller der Spiel- und Holzwaaren im Spiclwaarenbezirke eine gesonderte Commission zur Abnahme der Gesellen- und Meisterprüfungen zu er nennen, gelangte zur Annahme. Als Vorort für die nächsten zwei Jahre wurde Olbernhau gewählt. — Bei dem heftigen Gewitter am Montag Abend hat der Blitz in die Orgel der Kirche zu Lobstädt ge schlagen. Glücklicherweise war der hierdurch angerichtete Schaden geringfügiger Natur. — Am Elbstrande bei Nienstedten (Blankenese) ist nach einer nach Reichenbach gelangten Mittheilung am 14. d. die Leiche eines bejahrten Mannes auf- gefnnden worden, die nach bei ihr Vorgefundenen Notizen identisch ist mit der des seit ca. 6 Wochen in Reichen bach vermißten Consumvereins-Expedienten und social- demokratischen Agitators Robert Muller, der bekanntlich nach seinem Verschwinden von Reichenbach, von Ham burg aus seine Familie benachrichtigte, daß er sich das Leben nehmen wolle, da er lebensmüde sei, daß man ihn aber nicht suchen solle, da man ihn nicht finden würde. — Der Stadtgemeindcrath in Augustusburg hatte, wie s. Z. gemeldet, die Einführung einer Katzensteuer beschlossen. Diese ist auch vom Ministerium genehmigt worden und tritt nun mit dem 1. Januar nächsten Jahres in Kraft. — Einen lobenswerthen Beschluß hat auf Anregung der Gemeinde Oelsnitz i. E. die Direction des dorti gen Schachtes „Deutschland" gefaßt. Nach diesem wur den 40 italienische Arbeiter entlassen und durch Anschlag bekannt gemacht, daß 30 inländische Arbeiter dafür in Arbeit treten können. Bei der bestehenden Arbeits losigkeit hat es das Werk für richtig erachtet, erst der inländischen Arbeiter zu gedenken und diesen zu einem sicheren Brote zu verhelfen. Vielleicht findet dieses nicht hoch genug zu schätzende Verhalten obigen Werkes überall Nachahmung. — Wie verlautet, ist der Obersteiger Giehl von der Grube Wyhra bei Borna nach Unterschlagung der Lohn kasse flüchtig geworden. Er ist etwa 177 Ctm. groß, trägt Vollbart, graue Hosen und Joppe, grünen Hut und hat gewandtes Benehmen. — Der 33 Jahre alte, verheiratet-» Förster Heyrodt und der 19 Jahre alte Waldwärter Krautheim, beide in Mühltroff, haben in den Jahren 1898 bis 1901 zum Schaden ihrer Herrschaft gewirthschaftet, indem sie Gelder aus dem Erlöse von abgeschlagenen Hölzern des gräflich Hohenthal-Püchau'schen Reviers in der Mühl troffer Gegend in Höhe von nahezu 5200 Mk. unter schlagen haben. Vom Landgericht Plauen wurden wegen Unterschlagung Heyrodt zu 2 Jahren, Krautheim zu einem Jahr 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Vermischtes. Allerlei. 14,000 Metallarbeiter, Schlosser und Klempner sind in Barcelona (Spanien) ausständig. Ter deutsche Consul verlangte vom Gouverneur Schutz für die deutschen Fabriken. Die Lage wird als ernst bezeichnet. In Barcelona sowohl wie in Kadiz machen sich anarchistische Umtriebe bemerkbar. — Seit zwei Tagen sind in Tilsit große Schneemengen nieder gegangen, welche bereits Verkehrsstörungen verursacht haben. Telegramme. Chemnitz. 17. December. Der „Allg. Ztg." wir» ans Berlin geschrieben r Die Versuche, welche auf der Militärbahn Berlin-Zossen mit elektrisch betrie benen Schnellzügen ««gestellt werden, haben tnsosern bereitK zu positiven Ergebniffen geführt, als mit diesen Probefahrten der Beweis erbracht worden ist, daß der schon jetzt vorhandene Unterbau der StaatSbahulinien auch eine weit größere Fahrge schwindigkeit der seitherigen Schnellzüge gestattet. Man trägt sich deshalb im preußischen Eifenbahn ministerium mit dem Plane, einige Schnellzüge der Hauptstrecken schon Mit dem Beginn des nächsten Sommerfahrplanes so zu beschleunigen, daß hier durch beispielsweise dir Fahrzeit zwischen Berlin und Frankfurt a. M. eventuell vis um zwei Stun de« abgekürzt würde. Gegenwärtig beträgt die Fahrzeit der Schnellzüge auf dieser Strecke ca. 9 Stunden, sodaß eine Verkürzung derselben um 2 Stunde« gleichbedeutend wäre mit einer um ca. 22 vergrößerte» Fahrgeschwindigkeit. Berlin, 17. December. Nach einer Meldung aus Sofia hat daS Cabiuet Karawelow seine Entlassung gegeben, weil das Anleihegesctz nicht zu Stande ge kommen ist. Das Parlament wurde bis zur Neu bildung de? Cabinets vertagt. Berlin, 17. December. Eine parlamentarische Correspondeuz meldet, daß dem preußischen Laud tag an größere« Vorlage« i« jedem Falle daS Pro« vinzial-Dotationsgesetz, und zwar bald nach seinem Zusammentritt, zugeyen wird. Die Neubearbeitung dieser Vorlage ist ziemlich weit vorgeschritten, nach dem im Sommer die Conferenz der preußische« Landesdirectore« Stellung zu dieser Angelegenheit genommen hat. Es wird ferner nicht als «nmög« lich bezeichnet, daß vielleicht das Schnldotationsgesetz deu Landtag beschäftigen töuute. Berlin, 17. December. Der bekannte Geschichts maler Anto« v. Werner ist infolge eines Schlag anfalles gestorben. Breme«, 17. December. Im Osterholz wurde di« 50jährige Ehefrau des Laudmaunes Schnakenberg von dem 26jährigeu Maler Grimm aus Sachse«, der einzubrechen versuchte, mit eiuem Rastrmeffer ermordet. Der Thäter ist verhaftet. Triest, 17. December. Die UebertrittSbewegung unter der slavischen Bevölkerung zum griechische« Bekenntniß nimmt immer größeren Umfang au. Nachdem bereits die gesammte Bevölkerung meh rerer großen Landgemeinden vom römisch katho- l-saieu zum griechisch-orthodoxe« Glaube« überg«» treten ist, sind jetzt in der hiesige« Vorstadt Rojano nicht weniger alS 800 Personen diesem Beispiel gefolgt. »Paris, 17. December. Gerüchtweise verlautet, i« Ministerium seien wichtige Telegramme a«S Tripolis eingeganzen, daß die Stämme des Gebiets vo« Fizzan eie Waffen ergriffe« haben und sich auf dem Wege «ach Momzack befinden sollen, wo eine stark« türkische Besatzung liegt. Petersburg, 17. December. Die russische Negierung hat mit Persien ein Zollüvereinkommen abgeschlossen, wonach beide Länder ihre Products gegenseitig zoll frei einführe«; für Erzeugnisse anderer Länder wird Persien de« russischen Zolltarif einführen. Rußland hat damit ein äußerst vortheilhastes Geschäft ge macht, und die zollfreien Waaren werden natürlich allen übrigen empfindlichste Concurrenz machen. Petersburg, 17. December. Fürst Nikolaus von Montenegro ist hier etngeiroffen und sofort vom Zaren in längerer Audienz empfangen worden. Petersburg, 17. December. Eine Privatdepesche der „Nowoje Wremja" aus Wladiwostock meldet, daß Man dort die Ankunft eines amerikanischen Syn dikates erwarte, das sich gebildet habe, um i« Sibirien in der Nähe der Eisenbahnen Land zu er werben n«d dort Fabriken zu errichten. Sofia, 17 December. Da keine Aussicht Vorhände« ist, daß die Sobranje das Anleihegesetz annehme« wird, hat, wie bereits gemeldet, das Ministerium seine Entlastung gegeben, hier rechnet man mit der Möglichkeit, daß das neue Ministerium die Sobranje auflöseu wird. Belgrad, 17. December. Wie in Hofkreisen ver sichert wird, wurde die Reise des Königspaarrs a« den russischen Hof auf den Monat Januar festgesetzt. London, 17. December. Lord Rosebery hielt gestern die augetündigte Rede in Chesterfield und erklärt« darin, England werde vo« der ganze« Welt gehaßt; das sei nicht so gewese« damals, als di« gegen wärtige Regierung ans Ruder kam. Chamberlain- Reden seien harmlos genug für England, aber im Ausland eine nationale Gefahr für England. Die Regierung hätte de« Präsidenten Krüger frage« sollen, warum er rüste, dadurch wäre der Krieg ver mieden oder abgekürzt worde«; sie hätte den Raub zug vo« Jameson ««trrsuchen und Transvaal eine Entschädigung zahlen sollen. Wenn keine andere Regierung alS die gegenwärtige möglich sei, könne man sie ReichSioee «ufgeben. Der Krieg habe Eng lands internationale Stellung geschwächt, die Re formen im Innern aufgehalten und die Regelung in Südafrika verzögert, der Krieg müsse aber zu Ende geführt werden, und das Ende werde ei« re gulärer Friede und eine reguläre Verständigung fei«. England werde daher nicht taub sei« gegen Friedens« Vorschläge vo« einer verantwortliche« Seite, eS könne aber nicht selbst ein solches Angebot mache«. Di« Buren kannte« die Bedingungen Kitcheners und ihre Unabhängigkeit sei für immer dahin. Er sei nicht für »Abdankung Chamberlains und Milners, auch nicht für Entsendung einer FriedeuScommissto« nach Südafrika, er sei für eine möglichst liberale Amnestie und Anuullirung der Proklamation Kit cheners; er biete dem Land« seine Dienste an. Da rauf zu einer Kritik der militärischen Mißgriffe und Thorheiten übergehe«», zollte er den Deutschen hohe Anerkennung, die, wie er sagte, »Meister in der wissen« schaftlichen Forschung auch auf diesem Gebiete seien, und die alle Lehren des Krieges verstehen und «ach Beendigung deffelbe« die daraus geschöpften Erfah rungen und gewachten Beobachtungen in die That Umsetzer» würden. Loudo«, 17 December. Nach der Rede Roseberys sprach Sir ASqnith, um seinem Vorredner dafür zu danke«, daß dieser seinen Entschluß, sich vom öffentliche» Leben zurückzuziehcn, aufgegebeu hat. Darauf sprach «och Eward Grey, der seiner Neber« zengung oahin AuSdrnck gab, daß die Einheit der liberalen »Partei auf der Basts, die Rosebery aus gestellt habe, sich wiederherstellen laste. London, 17. December Wie hier bestimmt verlautet, ha» »Präsident Krüger der englischen Regierung di« Abtretung des Witwaterörand mit alle», Goldgrube« ««geboten, falls den Bure« die U«abhäugigk«it ge laffen werde. Shanghai, 17. Dccember. Die Kaiserin beabsichtigt, einige Tage in Paotiugfu auszuruhe«, u«d wird erst am 12. Januar in Peking eintreffen. Newyork, 17. December Zwischen Arbeit-Geber« uud Nehmern finden zur Zett wichtig« Verhand lungen statt zur Herbeiführung eines Ueberein« kommens, durch daS künftig die »Möglichkeit eines Conflictes zwischen beiden »Parteien abgeschwächt wir» und eine »Art Schiedsgericht gebildet werde« »oll, nm in Zukunft jede« Ausstand zu verhindern. (?)