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für den Burenkrieg für vereinbar erachte, daß deutsche Firmen den Engländern Kriegsmaterial nach Südafrika liefern. Und diese Anfrage würde dem Empfinden des deutschen Volkes durchaus entsprechen. Tenu wenn die Reichsregierung auch nicht im Stande ist, Schritte zu Gunsten der Buren zu thun, so wird man doch von ihr erwarten, daß sie, soweit ihr Arm reicht, Maß nahmen verhindert, die den Engländern zum Vortheil gereichen. Italien. Papst Leo hielt am Montag ein geheimes Confi- storium. Wie berichtet wird, äußerte er bei dieser Gelegenheit, daß die Einführung der Ehescheidung in Italien eine Verletzung des christlichen Gefühls und eine Gefahr für den Bestand der Familie bedeute. Zu den Wiener Nachrichten, der neue österreichische Botschafter beim Vatikan solle versuchen, den Widerstand des Papstes gegen den Besuch des Kaisers Franz Joseph in Rom zu besiegen, bemerkt die ministerielle „Tribuna", die feindselige Haltung des Vatikans gegen den Dreibund mache einen derartigen Versuch so un wahrscheinlich wie aussichtslos. Keinesfalls aber werde Victor Emanuel Wien besuchen, ohne die Gewähr der Erwiderung des Besuches zu haben. Ein Neapeler Blatt macht Enthüllungen über hinter lassene Papiere Crispis. Daraus soll hervorgehen, daß vor der Schlacht bei Adua im abessynischen Kriege Crispis Absicht, den General Baratieri als ungeeignet abzuberufen, im Ministerrath und namentlich beim Könige beharrlichen Widerstand gefunden habe. Türkei. Auf dem Balkan, dem Pulverfaß Europas, machen sich augenblicklich sehr friedliche Bestrebungen geltend, die auf nichts Geringeres, als auf einen engeren und festeren Zusammenschluß Bulgariens, Serbiens und Montenegros Hinzielen. In allen diesen drei Staaten besitzen das russische Wort und der russische Rubel einen entscheidenden Einfluß; ob diese aber eine politische Annäherung der drei streitlustigen Nachbar völker herbeizuführen im Staude sein werden, das darf man mit Recht bezweifeln. Zwischen diesen unruhigen Elementen wird vielmehr erst dann ein gewisser Frieden herrschen, wenn sie einmal alle unterschiedslos in dem großen russischen Topfe schmoren werden. Tahin wird es ja doch einmal kommen. Rutzlanv. Eine Alarmnachricht ist dem „Berl. Lok.-Anz." zu gegangen. Dieser Tage fand die Uebersiedelung des kaiserlich russischen Hoflagers aus Zarskoje Selo nach Gatschina statt, was befremdete. Wie es nun heißt, soll ein Bubenstück bei der Wasserleitung ausgeführt worden sein. Zarskoje Selo besitzt wundervolles Quell wasser. Aus diesen Quellen erhält auch das kaiserliche Palais Wasser. Es wurde nun angeblich entdeckt, daß das Leitungsrohr, welches nach dem Palais führt, durch bohrt worden ist, wodurch das Wasser vollkommen un brauchbar wurde. Man munkelt von noch schlimmer« Absichten. Nach einer anderen Meldung sind in Zars koje Selo durch eine Typhusseuche gegen 100 Personen erkrankt. Als Ursache wird von dieser Seite eine Ver giftung des Wassers in den Leitungsröhren angesehen, entstanden durch die große Dürre während des letzten Sommers, worauf im Herbst eine Verbindung mit einer anderen Wasserader nothwendig wurde. Afrika. Ein Londoner Blatt veröffentlicht die briefliche Dar stellung eines englischen Offiziers vom Stabe Kitchener- über die Lage auf dem südafrikanischen Kriegsschauplätze. Danach ist Lord Kitchener vor Allem seiner Auf gabe nicht gewachsen, seine Kriegführung fei ebenso lächerlich wie erfolglos. Die Buren seien thatsächlich unbezwingbar. Ihre Vernichtung dürfte mehr als zehn Jahre beanspruchen und eine halbe Million Soldaten fordern. Das Beste wäre daher, die Buren unbehelligt zu lassen und die Aufmerksamkeit auf die Beruhigung des Gebietes innerhalb der von den Eisenbahnen ge bildeten Zone zu lenken. Es wäre lächerlich zu glauben, daß der Feldzug sich einem erfolgreichen Ende nähere, und daß die Stärke der Buren mit jeder Woche ab nehme. Ihre Streitkräfte nehmen vielmehr infolge des Aufstandes in der Kapcolonie fortgesetzt zu. Ganz im Einklang damit steht eine briefliche Meldung Bothas an den Präsidenten Krüger, der zufolge die Zahl der im Oranjefreistaat und im Kaplande stehenden Buren streitkräfte 24,000 Mann betrage, darunter 14,000 Ausgebildete und 10,000 Rekruten, welche letztere zum größten Theil aus der Kapcolonie stammen. Weiter heißt es in der Nachricht, die Buren hätten Lebens mittel in großer Fülle, die sie aus den von den Eng ländern nicht besetzten Provinzen bezogen, sowie aus den den Engländern abgenommenen Proviantzügen ent nommen hätten. Der Entschluß, bis zum Tode zu kämpfen, werde von den Buren mehr denn je aufrecht erhalten. Die Buren werden weder ein Compromiß, noch ein Protectorat oder trügerische Autonomie-Vorschläge annehmen, sondern ihre volle Unabhängigkeit fordern oder im anderen Falle den Tod vorziehen. Aus dem Muldeuthale. ^Waldenburg, 17. December. Tie 76. Ziehungs liste der Kgl. Landescultur-Rentenbank, December 1901, ist erschienen und in unserer Expedition einzusehen. *— Zur erleichterten Wiedererlangung von verlorenen Gegenständen werden jetzt von der Staatseisenbahn- Verwaltung die Zugführer der Personen- und Schnell züge mit Vordrucken zu Verlustanzeigen ausgerüstet, die an die Reisenden zum Zwecke der Ausfüllung während der Fahrt und Abgabe auf der nächsten geeigneten Station auf Verlangen unentgeltlich verabfolgt werden. *— Gab es wohl je eine deutsche Braut, die nicht an ihrem Hochzeitstage ein Reis aus ihrer Myrthen- kröne brach und es in einen Blumentopf pflanzte, in der süßen Hoffnung, es möchte anwachsen, und, ein Zeuge ihres glücklichen Hochzeitstages, auch Zeuge einer glücklichen Ehe sein? Wohl schwerlich! Aber viele von ihnen sind enttäuscht worden; denn ob auch ihre Zukunft grünte und blühte, das Myrthenrcischen wollte nicht gedeihen. Sollte das ein böses Omen sein? Nein sicher nicht! Die junge Frau beschäftigte sich nur zu sehr mit der Pflege ihrer stärkeren Ehehälfte und vergaß das arme Reis darüber. Oder sollte sie gar mit der Pflege eines Myrthenstecklings nicht vertraut sein? Das wird es sein! Auf diesem Gebiete der Leibespflege sind ja unsere deutschen Frauen alle Meisterinnen, nicht aber immer in der Pflanzenpflege. Diesem Mangel abzuhelfen und den Kummer über den Mißerfolg zu beheben bemüht sich in seinem SO. Heft dieses Jahrganges der praktische Rathgeber im Obst- und Gartenbau zu Frankfurt a. d. Oder. Nach einem darin enthaltenen Aufsatz „Blühende Myrthen muß der Steckling Halbschatten, kräftige, nahr hafte Erde und mittlere Temperatur haben. Er wurzelt sehr schnell an und bedarf dann eines öfteren Sprüh regens der Brausekanne. Bis zum Herbste entwickelt sich der Steckling zu einem starken Busch, der bei 8 — 10 Grad Wärme in einer Hellen Ecke überwintert wird. Im weiteren Verlaufe des Artikels geht derselbe dann auf die spätere Behandlung der Myrthe insbesondere zur Erzielung reicher Blüthe ein. Interessenten wird auf Verlangen gern die Nr. 50 durch das Geschäfts amt kostenfrei übersandt. * — Tie wirlhschaftliche Bedeutung der Obstbäume geht am besten aus einer Zusammenstellung hervor, in welcher das sächsische Finanzministerium den Erlös der Obstnutzungen bekannt giebt. Im Jahre 1901 sind im Ganzen 180,303 Mk. für die Verpachtungen einge gangen (1900 nur 112,183 Mk.) * — 901/g Mill. Obstbäume gab es im deutschen Reiche nach der Zählung, darunter 26,8 Mill. Aepfel- 12,2 Birn-, 37,4 Pflaumen- und 13,8 Mill. Kirsch bäume. Auf den Kopf der Bevölkerung entfallen also noch nicht 2 Obstbäume. Tieser Betrag ist sehr nied rig und für ven Verbrauch keineswegs ausreichend, wenn man bedenkt, daß nicht alle ermittelten Bäume trag fähig sind. * — Ende dieses Monats ereignet sich nach den Be rechnungen der Astronomen eine merkwürdige und ziem lich seltene Planetenconstellation: Mit Ausnahme des Planeten Venus stehen Ende December alle hervor ragenden Glieder unseres Sonnensystems nahe in einer geraden Linie und zwar so, daß aus der einen Seite der Sonne die Erde und Neptun, auf der anderen Merkur, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus sich be finden. Es bringt dies eine Massenvertheilung von 18 Erbmassen auf der einen und 415 Erdmassen auf der anderen Seite mit sich. * — Nach Mittheilung des Commandos der Schiffs- jungen-Dioision ist eine größere Zahl von Anmeldungen zum Eintritt in dieselbe sehr erwünscht. Anmeldungen können jederzeit an das Bezirkscommando in Glauchau gerichtet werden. *— Ter hiesige Turnverein, der sich die Erbauung einer eigenen, der Neuzeit entsprechenden Turnhalle an gelegen sein läßt, ist seinem Ziele in neuester Zeit wieder einen erheblichen Schritt näher gekommen. Dank freundlichen Entgegenkommens zweier hochangesehener Bürger unserer Stadt, welche die Hälfte des dem Turn verein gehörigen großen Grundstücks, die für die Er richtung der Turnstätte nicht benöthigt wird, kauften, ist der Fond der Turnhallenbaukasse um 3000 Mark bereichert worden. Der Turnhallenbaufond hat nun mehr, außer dem baar bezahlten Platze die Summe von rund 7000 Mark allein für den Bau der Halle erreicht und es ist nun auch mit den Vorarbeiten bereits be gonnen worden, um den Bau im Frühjahre nächsten Jahres in Angriff nehmen zu können. Freilich reichen die Geldmittel bei weitem noch nicht aus, um die Kosten einer praktischen und imposanten Turnhalle zu decken. Deshalb veranstaltet der Turnverein am ersten Weihnachtsfeiertage abends im Saale des „Schönburger Hofes" zu Gunsten seines Turnhallenbaufonds eine öffentliche Aufführung. Bei dieser Gelegenheit wird der Turnverein bemüht sein, wie in den Vorjahren, so auch Heuer wieder etwas Großartiges zu bieten. Um rahmt von gutgewählten Concertvorträgen gelangen im turnerischen Theile Barrenturnen, Keulenschwingen und Gruppirungen am Barren zur Darstellung, ebenso wird ein Einakter „Unter'm Weihnachtsbaum", welcher neben vielen lustigen Momenten ernst dramatische Scenen ent hält, so daß der Erfolg außer Frage steht, zur Auf führung gelangen. Die Haupt- und Glanznummer des Abends bildet eine Vorführung von 8 Traumbildern, bestehend in Turnen, Gesang und Tänzen mit verbin dender Dichtung, betitelt „Die Weingeister oder 500,000 Teufel". Weiteres hierüber ist aus den Einladungen des Turnraths zu ersehen. Dem Turnverein ist zu dieser Aufführung in Anbetracht des gemeinnützigen Zweckes recht zahlreicher Besuch zu wünschen. Ziegelheim, 16. December. Vergangenen Sonnabend Abend hielt der hiesige Sparverein im Mahnschen Gasthofe seine diesjährige Generalversammlung ab. Tie Tagesordnung bestand in der Auszahlung der Sparbeträge, sowie Neuwahl der Mitglieder des Direk toriums. Tas summarische Sparguthaben dieses neunten Geschäftsjahres, welches an die Mitglieder zur Aus zahlung gelangte, betrug 1608 Mk. Die Verwaltungs kosten beliefen sich auf 20 Mk. 35 Pf.; zur Deckung derselben wurde von jedem Mitglied pro Mk. Kapital 1 Pfg. erhoben. Der Zinsbetrag vom 8. Geschäftsjahr kam in Höhe von 35 Mk. 65 Pfg. mit zur Auszahlung. Sämmtliche Directorial - Mitglieder wurden durch Acclamation einstimmig wiedergewählt und an Stelle des durch den Tod ausgeschiedenen Johann Heinke wurde der Hausbesitzer Friedrich Krause gewählt. Ein Familienabend wurde für die sogenannten Zwölfnächte in Aussicht gestellt. Frohnsdorf, 16. December. Ein wahrer Erbauungs abend war der gestrige im hiesigen Gasthof vom Herrn Pastor Günther und Herrn Kantor Jehnigen veranstaltete christliche Familienabend. Eingeleitet wurde derselbe mit dem gemeinsamen Gesang: Hosianna! Davids Sohn kommt in Zion cingezogen. Nachdem dann die Ouvertüre zu Mignon von Thomas durch Herrn Pastor Günther und Herrn Seminarist Weber zum Vortrag gelangt war, folgte die Begrüßung durch Erstgenannten. Die beiden Herren Veranstalter erachteten es als eine patriotische Pflicht, diesen Abend zu einer Gcdächtnißfeier eines großen Wettiners, des Herzogs Ernst des Frommen, welcher durch sein frühlingswarmes Herz so viele Früh lingsblumen in den Winter gebracht, anläßlich der am 25. December dieses Jahres stattfindeudcn Wiederkehr seines 300jährigen Geburtstages zu gestalten. Durch den Vortrag des Herrn Pastor Günther über: „Herzog Ernst der Fromme ein treuer Vater für sein Land und sein Haus", sowie durch den Vortrag des Herrn Kantor Jehnigen über: „Ernst der Fromme ein treuer Er zieher der Lernenden und Lehrenden" erhielten die zahlreichen andächtigen Zuhörer ein treffliches Lebens bild von diesem in der Christnacht des Jahres 1601 auf dem Schlosse zu Altenburg geborenen hochverdienten Fürsten. Tieser edle Fürst, welcher der neunte Sohn des Herzogs Johann und seiner Gemahlin Dorothea Marie war, und welcher durch seine Festigkeit und Treue zu seinem evangelischen Glauben und durch seine Ge setze und Verordnungen, sowie durch die erziehlichen Gedanken, die derselbe in dem ersten Schulgesetz, der „Schulmethodus" genannt, niedergeschrieben, das Land, in welchem durch den 30jährigen Krieg grenzenlose Sittenlosigkeit herrschte, wieder zu guter Sitte, Wahrheit und Frömmigkeit gebracht hat, konnte von dem Herrn Vortragenden mit Recht als ein leuchtendes Vorbild seiner Unterthanen geschildert werden. Verschönt wurde der Abend außer den gemeinsamen Gesängen noch durch einen Klaviervortrag des Herrn Seminarist Weber, so wie durch gut gewählte Chorgesänge des Ortsgesang vereins, welchem Herr Pastor Günther im Namen aller Anwesenden warme anerkennende Dankesworte zollte. — Bezüglich der auf dem Thürmer Gottesacker vorgekommenen Leichen- und Grabschändung haben die weiteren Ermittelungen ergeben, daß der auf den Natur heilkundigen Trotz aus Mülsen gefallene Verdacht wahr scheinlich unbegründet ist, daß vielmehr eine andere Person als Thäter in Frage kommen dürfte. Ein Liebespaar, das zur fraglichen Zeit einmal nachts in der Nähe des Gottesackers gestanden hat, will damals Verdächtiges Pochen im Gottesacker gehört und sich des halb aus Furcht entfernt haben. Wahrscheinlich ist da mals der Frevler an der Arbeit gewesen. Trotz befindet sich immer noch in Hast. — Wegen Vorberathung der Angelegenheit betreffs eines Kohlensyndikats für den Zwickauer und Oelsnitz- Lugauer Bezirk haben die betheiligten Werksvertreter eine siebengliedrige Commission niedergesetzt. Aus dem Sachsenlan-e. — Die 1. Kammer nahm in ihrer Sitzung vom Montag, nachdem der Präsident Graf von Könneritz eine Gedächtnißrede an König Johann gehalten hatte, das Gesetz, Ausdehnung der Verwaltungsrechtspflege nach dem Gesetze vom 19. Juli 1900 auf kirchliche Angelegenheiten betreffend, nach dankenden Worten des Oberconsistorialrathes Or. Ackermann einstimmig an. Weiter ließ das Haus einige Petitionen auf sich beruhen. — Auf der Tagesordnung der 2. Kammer stand am Montag die Schlußberathung über den Bericht über den Entwurf eines Enteignungsgesetzes für das Königs