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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzeua«, Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Fernsprecher Nr. ». Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. — —— 1-Z — — !l »W I I ,I_II u III»»>!«»»» i — 7— Mri, ! vD- 276. Mittwoch, den 27. November 1901. UMM, I, __ --- — —————— und der bisherigen Handhabung der Gesetzesbestimmung. Eine allerhöchste Entscheidung über das Ergebniß der Wahlhandlung ist hiernach nicht herbeizuführen. Den Stadtverordneten steht es frei, die vorgeschriebene neue Wahl vorzunehmen. Der letzte Satz ist geradezu klassisch. Die verblüfften Gesichter der Herren Stadtvertreter bei der Lectüre dieses Satzes zu sehen, wäre zweifellos ein Genuß gewesen. Ter Oberst v. Reiß enstein, Commandeur des Jnster- burger Infanterie-Regiments, bei welchem der im Duell gefallene Leutnant Blaskowitz gestanden hatte, hat der „Königsb. Allg. Ztg." zufolge seinen Abschied be willigt erhalten. Ter Oberst hat also seinen Abschied uachgesucht, er ist nicht verabschiedet worden. Gleich wohl kann es nicht ausbleiben, daß dieses Ereigniß mit der unglücklichen Tuellgeschicyte in Zusammenhang ge bracht und als ein Beweis dafür, daß dieses Duell hätte vermieden werden können, gedeutet werden wird. An gesichts dieser Möglichkeit möchten wir doch zu bedenken geben, daß für den Wechsel im Commando des Jnster- burger Infanterie-Regiments doch auch eine ganze Reihe andrer Gründe maßgebend gewesen sein können, wenn wir es auch begreifen, daß ihn die öffentliche Meinung unwillkürlich auf das bekannte Duell zurückzufuhren ge neigt ist. An der Berliner Börse verlautete gerüchtweise, wie wir der „Voss. Ztg." entnehmen, daß in der Aufsichts- rathssitzung des Kohlensyndikats beschlossen worden sei, die Abschlußpreise für die Zeit vom 1. April 1902 für Cokskohlen um 1 Mark pro Tonne, für Feinkohlen um 0,50 Mk. herabzusetzen, von einer Festsetzung der Preise anderer Sorten vorläufig aber noch Abstand zu nehmen, in Anbetracht, daß die Umstände bis zum Eintritt der neuen Periode sich noch wesentlich ändern könnten. Dem Reichstage ist außer der verhältnißmäßig kurz gefaßten allgemeinen nun auch die besondere Begrün dung des Zolltarifentwurfs zugegangen. Sie be steht aus zwei Bänden mit 551 Seiten; ihr sind zwei umfangreiche Anlagen beigegeben, enthaltend eine Statistik der Ein- und Ausfuhr und eine vergleichende Zusammen stellung des Zolltarifentwurfs mit den Bestimmungen des geltenden Zolltarifs. Die Seemannsordnung, deren zweite Lesung am heutigen Dienstag im Reichstage begonnen hat, hat die Commission schon zweimal beschäftigt, aber beide Male war bis zum normalen Sessionsschluß keine Erledigung herbeizuführen. So entschloß die Regierung sich dann im vorigen Frühjahr, als wieder kein Ende dieser Arbeiten abzusehen war, durch Vertagung des Reichs tags die Vorlage in eine Zeit hinüberzuretten, in der eher auf ein beschlußfähiges Haus zu rechnen sein dürfte. Im Hinblick auf die zu regelnde Frage wäre, wie die „Nat.-Ztg." hervorhebt, zu wünschen, daß die Hoffnung auf Beschlußfähigkeit keine Täuschung erleide; denn ohne ein längere Zeit hindurch beschlußfähiges Haus wird es angesichts der unzähligen socialdemo kratischen Zusatz- und Abänderungsanträge nicht möglich sein, die Scemannsordnung in einer Form zu verab schieden, die sowohl den Forderungen der heutigen Socialpolitik wie den Lebensbedingungen des deutschen Seewesens und unsrer hoch entwickelten Rhederei ent spricht. Leider scheint über dieser Vorlage ein Unstern zu walten, wird doch auch diesmal die Berathung, und zwar durch die Zolltarifdebatte, unterbrochen werden *Waldeuburg, 26. November 1901. Wenn »och daran gezweifelt worden ist, daß die handelspolitische Lage eine ernste ist, so sind diese Zweifel durch die Kundgabe der Begründung zum neuen deutschen Zolltarif beseitigt worden. Tie Reichsregie, rung kann wegen der Vereinbarung der neuen Handels- Verträge etwas Bestimmtes nicht sage», sie hält es aber für angemessc», sich vorzusehe». Tas ist ein Prinzip, das im Auge behalten werden muß. Tie verbündeten Regierungen erkennen, wie aus der Begründung unzweideutig hervorgeht, die Nothwendigkeit an, der von der viel billiger producirenden ausländischen Concurrenz bedrängten deutschen Landwirthschaft durch Erhöhung der Zölle einen gewissen Schutz zu gewähren, der sich aber in solchen Grenze» halten soll, daß die Interessen der Industrie nicht ernstlich geschädigt werden können. Diesen Standpunkt glauben die verbündeten Regierungen auch mit der Vorgeschlagcne» Erhöhung der Zölle auf landwirthschaftliche Produkte, namentlich auf Getreide und Vieh, nicht verlassen zu haben; sie würden aber auch dann dabei stehen bleiben, wenn sich eine vorübergehende Belastung der Bevölkerung daraus er geben sollte; „denn die Landwirthschaft lebensfähig zu erhalten, erscheint als eine Nothsache." Wie sich in den abzuschließenden Handelsverträgen die landwirthschaftliche» Zölle genau stellen werden, ist heute noch nicht zu erkennen. Wir dürfen uns nicht davor verschließen, daß man vom Auslande aus nicht geringe Forderungen an uns stellen wird, sowohl bei den landwirthschaftliche», wie bei den Jndustriezöllen, ohne daß man sich beeilen wird, entsprechende Gegen bewilligungen zu machen; eine gewisse Vorsicht ist auf deutscher Seite unvermeidlich, wir sehen ja z. B. bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wohin man mit der zu weit ausgedehnten Gutmüthigkeit der Meist begünstigung kommt. Tie Vereinigten Staaten haben für nicht wenige deutsche Artikel einen beträchtlich höheren Zollsatz, als Deutschland ihn für die entsprechenden nordamerikanischen Artikel erhebt. Daß ein solcher Zustand für die Dauer unhaltbar ist, weil er kein Ge schäft bedeutet, ist selbstverständlich. Darnach muß der neue Zolltarif angelegt werden. Tie Reichsregierung betont die Nothwendigkeit der Erhaltung einer existenzfähigen Landwirthschaft; sie ver weist aber auch darauf, daß unserer Ausfuhr-Industrie der Weg geöffnet bleiben müsse. Sie will also keinen einheitlichen Industriestaat, sie will auch nicht die Land wirthschaft ausschlaggebend machen, sie hofft die beider- fettigen Interessen mit einander vereinen zu können. Diese Hoffnung setzt zu ihrer Erfüllung Entgegenkommen der beiden großen Zweige deS Nährstandes voraus, vor Allem also auch, daß die Vertreter der Landwirthschaft mit der für sie bestimmten Zollerhöhung in der von der Reichsregierung vorgeschlagenen Fassung einverstan den sind. Es wäre erwünscht, wenn sich im letzteren Punkte die Vertreter des Reichstags-Parteien gleich mit aller Be stimmtheit äußerten, es würde unserer Handelspolitik gegenüber dem Auslande verstärktes Gewicht geben. Denn daß man außerhalb unserer Grenzen die Ver- Handlungen im Reichstage und die dort sich geltend machenden Strömungen mit gespanntester Aufmerksam keit verfolgen wird, ist selbstverständlich. Es kann und wird Niemandem verwehrt werden, in Sachen des neuen Zolltarifs Anschauungen zu haben, die sich mit der Ueberzeugung der Reichsregierung und der Reichstags- Witterungsbericht, ausgenommen am 26. November, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 766 WM. reducirt auf den Meeresspiegel. ThermomAerstand -4 2» 0. (Morgens 8 Uhr — 1" 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 85"/«. ThailPMlkt — 0,s" 0. Windrichtung: Nord. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 1,, wm. Taher Witternngsaussichteu für de» 27. November: Vorwiegend trübe und neblig. Mehrheit von Dem, was uns nützlich ist, nicht decken, aber es ist zum Mindesten sehr unpraktisch, die Ge schäfte des Auslandes zu besorgen, unseren Vortheil zu vernachlässigen. Denn das Letztere ist mit dem Ersteren verbunden. Selbstverständlich ist auch, daß man im Auslande die handelspolitischen Forderungen an das deutsche Reich um so mehr steigern wird, als man sieht, wie schwer im Reichstage eine Einigung zu erzielen ist. Je krauser cs im Reichstage zugeht, um so mehr wird man sich draußen ins Fäustchen lachen. Darum ist auch die an gedrohte Obstruction d. h. die Verzögerung der Beschluß fassung ein zweischneidiges Schwert, mit dem unserer eigenen Ausfuhr-Industrie die schwersten Wunden ge schlagen werden können, weil sie die ausländischen An sprüche steigern muß. Ter fremden Concurrenz kann cs nicht verdacht werden, wenn sie das Möglichste hcr- auszuschlagen sucht, wir handeln unklug, wenn wir cs dahin bringe». Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ter Kaiser, der am Sonnabend der Rekruten-Ver- eidigung in Berlin beigewohnt, traf Montag früh in Kiel ein, woselbst er von seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, am Bahnhof empfangen wurde. Der Monarch begab sich alsbald an Bord des Panzerschiffes „Kaiser Wilhelm II.", um dort zu wohnen. Die Kriegsschiffe feuerten Salut. Mittags war Se. Majestät bei der Vereidigung der Marinerekruten im Exerzirschuppen der Matrosenkascrne zugegen und hielt eine Ansprache. Wählend seiner Anwesenheit in Kiel (bis Mittwoch Abend) will der Kaiser auch die Kriegsschiff-Neu- und Umbauten besichtigen und einer Uebungsfahrt des ersten heimischen Geschwaders in See beiwohnen. Die Kaiserin kam am Montag zum Besuch ihrer Söhne in Plöhn an. Von seiner Verantwortlichkeit gegenüber dem Volke sprach der Kaiser bei der Vereidigung der Marinerekruten in Kiel. Er wies zunächst auf die jüngsten Ereignisse in China hin und ermahnte die jungen Soldaten, dem Beispiele der zurückgekehrten sieg reichen Kämpfer zu folgen und den Fahneneid, den auch er, der Kaiser, geschworen, treu zu halten. Er lobte das heldenmüthige Verhalten der Marinetruppen während des Chinafeldzuges und sagte schließlich nach einem Be richt, auf den Treueid hinweisend, daß er für die Thaten jedes Einzelnen von den Soldaten dem Volke gegen über verantwortlich sei. Das königliche Schloß zu Charlottenburg bei Berlin, das seit dem Frühjahr 1888, wo es dem Kaiser Friedrich zum Aufenthalt diente, unbewohnt war, wird nach Berliner Blättern in diesem Winter, voraus sichtlich in der ersten Hälfte des Januar, von dem Bruder des Kaisers, Prinzen Heinrich, nebst Familie bezogen werden. Das Schloß ist restaurirt und zum Theil mit neuen Möbeln versehen worden. Der ministerielle Bescheid in Sachen Kauffmann in Berlin ist nunmehr ergangen. Die Antwort, die der Minister des Innern Frhr. v. Hammerstein dem beschwerdeführenden Magistrat ertheilt hat, ist zu schön, als daß wir sie unsern Lesern vorenthalten könnten. Hier ist sie: Die in dem Erlasse des Herrn Oberpräsi denten zu Potsdam vom 6. Octobcr d. I. vertretene Auslegung des tz 33 der Städteordnung erachte ich auch nach Prüfung der Ausführungen des Magistrats für zutreffend. Sie entspricht dem Wortlaut wie dem Sinne' müssen. K M