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Aus dem Muldenthale. *Waldeuburg, 21. November. Die Schleichhardt- sche Theatergesellschaft brachte am Dienstag Abend das bekannte Lustspiel: „Flachsmann als Erzieher" mit der Besetzung der Rolle des Lehrers Dirks mit Herrn Fritz Rubens zur nochmaligen Aufführung und erntete damit wiederum reichen Beifall. Heute Donnerstag wird das moderne Schauspiel von Gerhard Hauptmann: „Fuhr- mannHenschel" zur Darstellung gebracht werden. Tas stark realistische Stück greift ins Volk herab und führt in einer er schütternden Tragödie vor Augen, wie Fuhrmann Henschel durch sein zweites leichtfertiges Weib ins Unglück ge stürzt wird und daran zu Grunde geht. *— Hinter bedeutende Diebstähle, die zum Nach theile der Inhaber der Firma Mahla L Gräser in Remse verübt worden sind, ist man dieser Tage durch eine Haussuchung gekommen. Als Dieb kommt ein bei der Firma beschäftigter und in Remse wohnender Arbeiter in Frage, der schon seit längerer Zeit aus den Geschäfts räumen Kupfer, Bronze und Blei im Werthe von etlichen hundert Mark entwendet hat. Tas gestohlene Gut brachte er bei einem Glauchauer Althändler unter, der sich nunmehr wegen Hehlerei zu verantworten haben dürfte. *— Im Monat October betrugen die Durchschnitts preise im Hauptmarktorte Glauchau für 50 Kilo Hafer 8 Mk. 93 Pfg., für 50 Kilo Heu 4 Mk. 73 Pfg. und für 50 Kilo Stroh 2 Mk. 63 Pfg. *— Tie Erbschaftssteuer hat dem sächsischen Staate eingebracht im Jahre 1898: 1,295,675 Mk. 40 Pf., 1899: 1,516,637 Mk. 35 Pf., 1900: 1,620,689 Mk. 90 Pf. — In dankbarer Erinnerung an die Ihrem ver storbenen Herrn Gemahl, dem Grafen Richard Clemens von Schönburg-Glauchau, bis zu seinem Heimgange be wiesene Treue und Anhänglichkeit hat Ihre Erlaucht die Gräfin Frida von Schönburg-Glauchau dem Königlich Sächsischen Militärverein Deutscher Kriegerverein Glau chau am Dienstag, als am Geburtstage des hohen Ent schlafenen, zum bleibenden Andenken an denselben eine „Graf Richard Clemens-Stiftung" errichtet und als Grundstock hierzu die Summe von 600 Mark über wiesen, sich auch Vorbehalten, diesen Grundstock bei ge eigneten Anlässen zu verstärken. Se. Erlaucht war be kanntlich langjähriges Ehrenmitglied des Glauchauer Deutschen Kriegervereins. — Wegen Wcchselfälschungen in elf Fällen, wobei es sich um eine Gesammtsumme von 12,350 Mk. handelt, ist der Baumeister Carl Heinrich Schneider in Ane zu 2 Jahren Gefängniß und 5 Jahren Ehrcnrechtsverlust vom Kgl. Landgericht Zwickau verurtheilt worden. — Ter Vorstand des neugcgründeten Geschichts- und Alterthumsvereins in Grimma hielt am Sonnabend seine erste Sitzung ab, in der mitgetheilt wurde, daß die Mitglicderzahl bereits auf 55 gestiegen sei. Auch sind dem Verein bereits Zusagen von Ueberlassung werthvoller Alterthümer für das Museum gemacht worden. Mit der Errichtung desselben soll unverzüglich begonnen werden. Aus dem Sachseulande. — In der 3. öffentlichen Sitzung der 2. Kammer am Dienstag wurde das kgl. Teeret Nr. 6 über den Personal- und Besoldungsetat der Landesbrandver- stcherungsanstalt auf die Jahre 19o2 und 1903 ohne Debatte einstimmig der Finanzdeputation 2V zur Be richterstattung überwiesen. Donnerstag: Die Weiter führung der Reform der directen Steuern. — Den Ständen ging am Montag Abend ein Ge setzentwurf über Unfall- und Krankenversicherung in den land- und forstwirthschaftlichcn Betrieben zu. — Die Regierungs-Vorlage betr. die Gewährung Von Wohnungsgeld-Zuschüssen an die sächsischen Staats beamten ist dem Landtage bereits zugegangen. Sie gliedert die Beamten einmal je nach ihrer Stellung in 6 Klassen und überdies in 5 Ortsklassen. Ter Jahrcsbe- trag der Wohnungs-Zuschüsse schwankt in diesen Klassen zwischen 60 und 1200 Mark. Den Gesammtaufwand, der durch diese Wohnungsgeld-Zuschüsie erfordert wird, veranschlagt die Regierungs-Vorlage auf 5,972,403 Mk. — Ter Fabrikbesitzer Friedrich Paul Hänel, Inhaber der Firma Franz Hermann Löbel auf der Hertelstraße in Dresden, welcher während der letzten Jahre in seiner Fabrik bei Herstellung von sogenanntem Himbeer- syrup giftfreien Theefarbestoff und Stärkesyrup verwendete, um rothe Färbung und Tickflüssigkeit zu erzielen, sowie bei Herstellung von Himbeer-Brauselimonadcnsyrup Wein säure und künstliche Farbstoffe verwendete, wurde wegen Genußmittelfälschung zu 1000 M. Geldstrafe verurtheilt. — Wegen vorsätzlicher Körperverletzung mit tödt- lichem Ausgange hatte sich der 13jährige Schulknabe Schlegel aus Raden bei Großenhain vor dem Dresdner Landgericht zu verantworten. Am 11. September hatte Schlegel den Schulknaben Haupt mit einem faustgroßen Stein geworfen, der ihn ins Genick getroffen hatte. Der Getroffene war sofort zusammengesunkcn und ver storben. Durch den Wurf war ein Bluterguß in das Gehirn herbeigeführt worden. Ter Ausgang des Vor falls wurde als ein besonders unglücklicher Zufall be zeichnet. Unter Annahme mildernder Umstände wurde der Junge zu zwei Wochen Gefängniß verurtheilt. — Von sämmtlichen Vertretern der Militärvereine im Bundesbezirke Dresden wurde am Montag ein- müthig folgende Entschließung angenommen: Tie Ver sammlung der K. S. Militärvereine im Bundcsbezirke Dresden, in welcher 17,228 Mitglieder, darunter ca. 1000 Feldzugstheilnehmer, vertreten waren, schließt sich den bereits wiederholt veröffentlichten Protestkundgebungen gegen die englischen Verleumdungen voll und ganz an und giebt sich der festen Zuversicht hin, daß alles Weitere in dieser Angelegenheit von berufener Seite in die Hand genommen wird." — Am Montag Vormittag stürzten in der Ledig- Passage in Leipzig zwei Dachdecker fünf Stockwerke hoch vom Dache herab, durchschlugen zwei Glasdächer und ein Trahtgitter und fielen in einen Niederlagsraum. Sie wurden schwer verletzt in's Krankenhaus gebracht. Wie sich das Unglück zugetragen hat, konnte mit Sicher heit bislang nicht festgestellt werden. — Im Connewitzer Holze bei Leipzig wurde der in Zörbig bei Bitterfeld wohnhafte Bankdirector Her mann Otto Gramm erschossen aufgcfundcn. — Im erfreulichen Gegensatz zur Maschinenbranche, die in Chemnitz gegenwärtig arg darniederliegt, herrscht in fast allen Hauptzweigen der dortigen Textilindustrie eine volle Beschäftigung. In einigen Branchen werden sogar die verschiedenen Waaren äußerst knapp, so daß Bestellungen nur noch zu laugausgedchnten Lieferfristen, wie auch zu entsprechend höheren Preisen Berücksichtigung finden. Es fällt daher den überseeischen Einkäufern nicht leicht, ihre Aufträge zu gewünschten Lieferterminen zu plaziren, auch müssen diese Herren Nachzügler nicht unwesentlich höhere Preise, wie ihre früher dort weilen den College» anlcgcn. — In Nöschwiiz bei Plauen i. V. ist Sonntag Abend 10 Uhr das Herrn Gutsbesitzer Arnold gehörige unbewohnte Bauerngut abgebrannt. Mit verbrannt sind mehrere Kühe, sowie die gesammtcn Vorräthe und das Inventar. — Tas 9 Monate alte Kind des Kutschers Stran- kofski in Denben ist am Montag an einem Gummi hütchen erstickt. Ter Vater des Kindes war zur Ar beit, die Mutter in die Kirche gegangen. Bei ihrer Rückkehr lag das Kind todt im Bett. Tas Gummi hütchen stak tief im Halse. — Am Sonntag Abend stürzte ein Tagelöhner bei einem Gutsbesitzer in Wittgensdorf während des Heu- holcns die Treppe herab und erlitt dabei einen Schädel bruch, sodaß er bald darauf verstarb. — Am Montag Abend gingen in Schönheide wiederum zwei Großfeuer zu gleicher Zeit auf. Durch das eine wurde das der Aktiengesellschaft Bürstenfabrik Lenk gehörige, von Arbeitern der Firma bewohnte Haus eingeäschcrt, während durch das andere, außerordentlich starke Feuer ein aus mehreren Gebäuden bestehendes Hausgrundstück im Oberdorf, der Firma Flemming, Bürstenfabrik, gehörig, vollständig nicdcrbrannte. Am Sonnabend bereits wurden die Wehren von Schönheide durch einen großen Brand in Stützengrün alarmirt. Daselbst brannte das Gutsgrundstück der Wittwe Päßler vollständig nieder. Bermijchtes. Allerlei. Tie größte Geldladung, die je mit einem Schiffe verfrachtet wordrn ist, bringt der Bremer Lloyddampfer „Kaiser Wilhelm Ver Große" auf seiner diesmaligen Reise von Nordamerika nach Europa. Der Grund ist der, daß der deutsche Dampfer der schnellste der Welt ist, was eine Ersparnis? an Zinsen bedeutet. — Die deutsche Industrie hat in Holland einen schönen Erfolg zu verzeichnen. Tie Gemeindeverwaltung der Stadt Amsterdam hat die Ausführung eines neuen Gasometers von 100,000 Kubikmeter, die größte der artige Anlage des europäischen Festlandes, einer Dort munder Firma nach internationalem Wettbewerb über tragen. — In dem Augsburger Prozeß gegen den Räuber und Mörder Kneißl beantragte der Staatsan walt die Todesstrafe. Kneißl sei kein muthiger, romantischer Räuber, sondern ein feiger Meuchelmörder. Das Land, für welches er eine wahre Landplage gewesen, müsse dauernd von ihm befreit werden. — Vom Gnescner Prozeß wegen des Schulaufruhrs wird berichtet, daß der Staatsanwalt die Vorgänge scharf verurtheilte und Strafen von 2 Jahren 6 Monaten Gefängniß bis her ab auf 4 Wochen Haft beantragte; ferner soll einer der Angeklagten, der gegenwärtig eine Zuchthausstrafe verbüßt, eine Zusatzstrafe von 6 Monaten Zuchthaus erhalten. — Was in Amerika alles möglich ist, zeigt folgende Meldung aus New York: Verschiedene große Meteore gingen hier nieder; sie erleuchteten den Horizont und fielen in einen Petroleumsee, welchen sie in Brand setzten. — Von den beim Grubenunglück in Staßfurt Verschütteten find jetzt zwei als Leichen zu Tage ge fördert worden. — Eine Brandkatastrophe ereignete sich in Darmstadt, wo das neue große Gebäude dcrTuru- gemeinde niederbrannte. Zwei Dienstmädchen kamen in den Flammen um, ein drittes, welches sich an einem Seil herunterlassen wollte, stürzte ab und trug lebens gefährliche Verletzungen davon. Ein Kellner spang von der Giebelmauer herab und brach sich das Genick. — Bei einem Eisenbahnunglück in der Nähe von Helena (Montana, Nordamerika) wurden 25 Personen getödtet. — An der Brooklyner Brücke sind nach einer New- Yorker Meldung der „Franks. Ztg." neuerdings weitere Beschädigungen festgestellt worden. — In Dittersbach bei Sagan in Schlesien ermordete der Landbriefträger Müller mit Beilhieben eine Frau und beraubte sie. Er wurde verhaftet. Telegramme. Leipzig, 21. November. Der Centralvorstand des Verbanses deutscher Kriegsveteranen, der etwa 60,000 Mitglieder zählt und sich über ganz Deutsch land verbreitet, veröffentlicht folgenden Brief a« de« englische« Colouialminister Chamberlain t „Herr Minister! Nach unwidersprochen gebliebenen Berichten haben Sie am 28. Vctober d. I. di« «enßernng gethan, Englands Vorgehen in Süd afrika werde sich an Brutalität und Grausamkeit nie dem nähern, was Deutschland im Kriege von 1870/71 gethan habe. Sie wissen genau, wie eng lisch« Söldner in Südafrika Hausen, und wissen aus der Geschichte, welche Zeugniffe Ihr« eigene« Lands leute, sowie rechtdenkende Franzose« den deutschen Kämpfern auf frauzöstschem Boden uud ihre« Führer« ausgestellt haben. Wider besseres Wisse« also haben Sie die Wahrheit entstellt und zu einer groben Verleumdung sich erniedrigt. Vor Gott und den Menschen haben Sie zu verantworten, was Sie in Südafrika sündigen lasse« und selbst an der Wahrheit sündigen. Wir aber, die deutschen Theil- nehmer am dentsch> französischen Krieg, weise« mit reinem Gewissen und tiefer Entrüstung Ihre Be schimpfungen zurück und machen Sie verantwortlich für oen verderbliche« Einfluß, de« diese Be schimpfungen auf die Beziehungen zwischen der eentschen «uo englischen Nation haben müssen. Der Vorstand seS Verbandes Deutscher Kriegsveteranen." Berlin, 21. November. Hier hat sich ein deutscher Burenhilfsbund gebildet, der sich zur Aufgabe ge macht hat, das Elend in den südafrikanische« ,,Z«- fluchtslagern" zu milder«. Der Aufruf ist von einer großen Zahl Politikern, Gelehrte« und Künstler« unterzeichnet. Teplitz, 21. November. Im Falkenauer Revier sind ans de« Heleneuschächten Zweiorittel der Belegschaft in den Ausstand getreten« Die Veranlassung sind Differenzen mit der Grubenverwaltung. Pest, 21. November. „Narodny Listh" melde« a«S Petersburg, daß in Rußland lebende orthodox« Tscheche« an den heutigen Shnod die Bitte richtete«, Johann Huß heilig zu sprechen, und PobodonoSzew wolle die,eS Gesuch befürworte«. Paris, 21. November Dem „Eclair" zufolge hat in London ein Offizier der Usomanry erklärt, daß das neue Reglement betreffs Aufstellung von Uroma« für die Mehrzahl sehr lästig sei, und daß man eine Rückkehr von etwa 10,000 Man« derselben zu er warten habe. Brüssel, 21. November. Hier wurde gestern ei« Mann mit einer Frauensperson verhaftet, die vor mehreren Wochen den bekannten Einbruch beim Hofrath Broekel in Mainz verübt habe«, wobei ihnen außer einer Anzahl Orden 7000 M. bareS Geld nnd Hunderttausende in Werthpapiere« i« die Hände fielen. Die Werthpapiere wurde« noch bei ihnen vorgefunden. Madrid, 21 November. Der Mariueminister wird in seinem Erat eine mehrere Millionen betragend« Summe für den Bau von Unterseeboote« verlangen. — Gestern Nachmittag waren Soldaten mit dem Verlasen von Sprengstoffen bei der Coruna-Kasern« beschäftigt, als «ine schreckliche Explosion erfolgte. Drei mit der Arbeit b«schäfti.-te Artilleristen wurde« getöotet und fünf schwer verwundet. Kattowitz, 21. November. Die Verwaltung der fiS« calischen Weichselbahn hat eine besondere Commisfio« zur Station Sosnowice gesandt, damit sie ein« ge- naue Untersuchung betreffs der dieser Tage entdeckte« Mißbräuche bei Versendung von Getreide anstelle». ES handelt sich um Unterschlagungen im Betrag« von 80,000 Rubel. Haag, 21. November. Präsident Krüger Wird de« Winter nicht im Süden Frankreichs zubringen, son dern in Hilversum bleiben. Haag, 21. November. Der Ausschuß des Schieds gerichts hat beschlossen, de« Ministerpräsidenten z« ersuchen, er möge de« ablehnenden Bescheid deS Schieogerichtöhofes de« Burenbevollmächtigte« müudlich mittyeilen. Amsterdam, 21. November. Hier vrrlautet, di« Burenbevollmächtigteu würden, nachdem sich der TchiedgerichtSyof in der süsasrikauifche« Angelegen heit für unzuständig erklärt hat, Lord Salisbury direkt den Vorschlag machen, gleichzeitig mit de« Bure« daS Schiedsgericht anzurufe». Nur unter diesen Umständen könne sich das Schiedsgericht wirksam für die Beilegung des Krieges in Südafrika verwenden. Lonson, 21. November. Einem Herr«, der de« Minister Chamberlain zu einer Aeutzerung über di« deutsche Protestbeweguug gegen seine Verdächtigun gen des deutschen Heeres «ufsorderte, ließ der eng lische Colonialminister von seiner Birminghamer Besitzung durch seine« Sekretär antworte«, oatz di« sogenannte Agitation in Deutschland gegen ihn so offenbar erkünstelt (??) sei und so völlig auf einer mißverständlichen Auffassung seiner Rede beruhe, daß er nicht gesonnen sei, irgendwelche Notiz davon zu nehme«. Lonso», 21. November. Die Verlustliste der Eng länder giebt, nach Bekanntmachung deS Kriegs amtes, für den 10. November an: 6 Toste, 12 Verwundete, eine« Gefangenen und 151 an Krank heiten Gestorbene. London, 21. November. Der Emir von Afghanistan hat sämmtlichen politische« Flüchtlingen, die meist