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Vierundzwaiizig Jahre vergingen unter Harren und Hoffen. Der Kampf mit dem Dasein, der Kampf ums Brot, der Kampf um Frauenehre und Reputation drohte voftmals meine Kraft zu erlahmen, nichts hielt mich aufrecht als die Hoffnung. , Eines Tages hieß es: Der Mann, den du einst deinen Bräutigam naniitest, Maria Charlotte, der Mann, der dich dem Gelde opferte, der ist wieder frei, er hat die fortwährend krankelnde Gattin begraben, er hat seine Mutter, die geldgierige Mutter begraben, er igk frei. Jauchzen,·iiinerliches Jauchzen drohte mich zu ersticken, ich rang formlias nach· tem. Als die Hinterbringerin der Botschaft fortgegangen war, stürzte ich auf ie Knie. Herrgott im Himmel, betete ich, du weißt, daß ich bei Lebzeiten meiner Nebenbuhleriii niemals mein Auge zu ihrem rechtmäßigen Gatten erhoben, daß ich nie versucht habe, ihm zu begegnen oder ihn durch irgend ein Zeichen an sein Gelöbnis zu erinnern, doch nun, nun, da er nicht mehr einer andern gehört, nun, da er frei ist« führe ihn zu mir, wende sein Zerz, feine Seele mir zu, wie dereinst in heißer, unsag barer Ziehe. - Mem Gebet s ien Erhörung zu finden. An einem Sommertage in der Dammerung hatte ich die Fenster geöffnet, der Duft der roten Nelken betäubte greift .die Sinne. Plöglich erklang ein Schritt, ein fester, wohlbekannter Schritt, drit n aus der andern eite der Straße schritt er der Witwer langsam vorüber· Ich wagte mich nicht zu rühren, ich wagte nicht zu atmen, ich stand wie sesstgebannt. Dann. als er verschwunden war, befiel mich eine Art Rausch, ich lief unid betrachtete mich im Spiegel, ich prüfte mein Gesicht, meine Gestalt; ich eilte zum Kleiderschrank und wählte und wählte, nichts war mir schön genug, ihn zu empfanigen Nach einer fchlaslvseii Nacht ging das Spiel so weiter. Verwundert, fast ängstlich lickte mich die alte Diener-in an, wenn ich forschte und immer wieder forschte: Wie sehe ich heut’ aus, Christel, sieht .man meine fünfzig Jahre? Oder wenn ich, die bisher nur Arbeit Ind nichts als Zäbeitthgelkannt hatte, die Hände müßig in den Schoß legte und vor mich hinträuinte. · n in . Jeden Tag, iede Stunde erwartete ich ihn. Aber er kam nicht zu mir, er schritt nur vorüber; hinter meinen Blumen sah ink, wie langsam, wie sinnend- Trauerte er anstandshalber um die Gattin, wurde es i in schwer, an einen zweiten Ehebund zu denken? Nun, ich drängte ihn nicht, ich sicher nicht, deswegen konnte er getrost meine Schwelle betreten, deswegen konnte er mir getrost die Hand reichen Zum Gruße nach so langer Trennungszeit Gestern noch nahm ich mir vor, ihm zu s eiben, ein paar Zeilen, ein paar Worte. Ein unerklärliches Gefühl, ein« Gemisch von Scheu und Bangigkeit hielt miech zurück. Und gut, daß das Gefühl siegte, gut, daß ich schwieg. »Wie würde er mitl dig die Achseln gezuckt, wie würdeer üiber die »Narrin gelachelt habeitz die sich einbildete, ein Gelöbnis gelte noch etwas und sein Vorubergehn geschebe mii -retwill- en. . - Hahahaha, nach dem großen Haufe, wo sie heut’ abend Verlobung halten, lenkte er Tag für Tag die Schritte; uin mit der zarten Mädchenknospe zukosen und ziz «tändeln, erweckte er in mir den Wahn, den eitlen törichten Wahn, die Hoffnung auf das Wiedererwachen und Erstarren der einst nicht toten, nur welken Liebe. · Wie konnte, wie durfte ich, die alternde Frau, diii Veteranin der Arbeit, mir einbilden, wieder geliebt zu werden, wie konnte ich vergessen, daß er sich durch den Bund mit der ugend jun erhalten will? Sagte es nicht-heut niorgen die Mutter der Braut in i rer geschwäTigen Weise? Sagte sie nicht: Mein kunstiger Schwieger sohn liebt nur ie Jugend; gestern erst gestand er mir ein, daß er sich nie würde ent schlossen haben,«eine Frau in den sogenannten reiferen Jahren, wie-sie fiir sein Alter passe, zu heiraten. Meine Tran jedoch die erst achtzehn gewesen ist « - Ob sie noch etwas hinzusetzte, ob sie merkte, daß es mich traf wie ein Donner jschlag ich weiß es nicht ich weiß es nicht. Ich weiß nichts, nichts mehr, als daß inun alles in mir und um mi tot ist, nicht welk, tot für immer-« · i Die-Stimme Maria s rlottes verliert sich in einein- kriåäipshasten Schluchzen. Lieder beghun die Schatten leise und zärtlich ihr Haar, ihren und, ihre Hand und rn it bitten. . »An Soll ich’s ausspröcheii wasß sie sättstern und bitten? Nein, wer will, mag’s aus idem l "erraten., er Schlii au : I XX immer besucht-eben die Schatten über den Krvkussen und Hyazinthem über den Mchen Mb und Bildern, aber der Morgen, ein klarer, leuchtender Winter kmovgen wird sie v uchen und Maria Csbarlotte völlig verandert finden. Schon seht l im uimner glückselig, wie von einer schweren Last befreit und ant srvortet en- : R habe überwunden nnd verziehen, Gott säginle ih: iiviiäissield - v ain . M ---———————»—..—.——· ZY sorgen. , « M M wir uns W daß wir —»- selbst Untier-n Jahren - wie W dem unis- me aber spd as- i WÆAÆ W km( .-.-.·k-.. WITH-Mk Im i- IM-