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»erde« Die Behauptung, da- sich da» neue RMiment insonderheit gegen die Angestellten kroatischer MtWalltät riHte, bezeichnet man aefchmackt Eine und Politik de» Minister» e» muß stlbstverstänUi, er welcher Nationalität» auf dieselbe Anerkennung m>d Berücksichtigung zählen kann, so lange er in dteH Richtung mit aufrichtiger Hingebung dient. Außer den schon bekannten find des halb derzeit keine bedeutenderen Personenveränderungen im Beamtenpersonal der okkupieren Länder in Aussicht genommen» Italien. In Brescia wurde am vorigen Sonn tag da- Denkmal deS als Ketzer verbrannten MöncheS Arnold von BreScia enthüllt, der im zwölften Jahr hundert zehn Jahre hindurch an der Spitze Rom» stand, bi» er einer kurzen Aussöhnung der Hohenstaufen mit dem von ihm angefeindeten Papstthum zum Opfer fiel. Um in Italien jetzt populär zu werden, muß man nun einmal ein Gegner deS PapstthumS und deS Pfaffen thum» sein; so sind e» heute Arnold und Giordano Bruno, welchem in Rom auf dem Campo bei fiori, wo auch er verbrannt wurde, ein Denkmal errichtet wird. Daß die italienische Demokratie diese Opfer pfäffischer Herrschsucht al« echte Demokraten und Freidenker im Sinne de» 19. Jahrhundert- für sich in Anspruch nimmt, zeugt zwar von mehr gutem Willen al» historischem Verständniß; da aber dadurch Niemandem ein Leid ge schieht. ist eS eben auch kein Unglück. Frankreich. AuS völliger Machtlosigkeit ist Gambetta dadurch wieder auferstanden, daß die Unbe dachtsamkeit der französischen Depulirtenkammer da- Ministerium Freycinet stürzte, welche- der lebendige Au-druck de» Widerwillen- gegen die abenteuerlustige Cäsarenpolittk Gambetta» war. Die Gegner diese» ehr geizigen Staatsmannes, der selbst ein feste- Ziel vor Augen hat, sind leider mit sich selbst und unter einander uneinig. Natürlich wird er sich nun zu beeilen suchen, die wiedergewonnenen Bortheile anSzunutzen, bevor eine neue Vereinbarung seiner Feinde denselben ein Ende macht. Seine Organe kündigen auch schon sehr ver ständlich die Kammerauflösung an, welche ja die eigent liche Grundidee deS ehemaligen „großen Ministerium»" gewesen ist. Auch dirömal soll dieselbe mittelst Ein führung deS ListrnskrutiniumS, also der gründlichen Wahl reform bewirkt werden. Am Mittwoch war in Pari» daS Gerücht verbreitet, der Präsident Grövy sei ernstlich er krankt, wa» die Börse tief verstimmte. Die Nachricht erwies sich jedoch al» unbegründet. Dagegen bestätigt sich die Nachricht von dem Ableben des Mineral» Auguste Alexandre Ducrot (1817 zu Never» geboren), der, schon vor dem deutsch-französischen Kriege einer der größten Hetzer gegen Deutschland, nach der Schlacht von Sedan seinen Namen durch Ehrenwortsbruch befleckte und von Pont L Moufsoa au», auf» Neue zum französischen Heere zurücklrat. Die von ihm geleiteten Ausfälle auS dem belagerten Pari- verliefen sämmtlich für seine Truppen unglücklich. Bei demjenigen, den die Franzosen am 29. und 30. November gegen die Stellungen der Sachsen und Würtemberger bei Champigny, ver bunden mit einer Demonstration gegen daö preußische VI. Armeekorps unternahmen, kommandirte Ducrot die AuSfalltruppen, nachdem er feierlich verkündet hatte, al» „Sieger oder todt" zurückkehren zu wollen. Er kehrte weder al» Sieger zurück, noch war er als „Held" auf dem „Felde der Ehre" geblieben, sondern hat erst jetzt nach 12 Jahren ein friedliche- aber rühmlose- Ende gefunden. — Auf der Insel Madagaskar ist ein Konflikt zwischen der einheimischen Regierung und der französischen Kolonie auSgebrochen. Ohne Rücksicht nämlich auf einen im Jahre 1868 ge schloffenen Handel-- und Kreundschaftsvertrag, welcher den Fremden daS Recht zusichert, ungehindert Ländereien zu erwerben und Handel zu treiben, hat die Königin Ranavalona II., die Beherrscherin der HovaS (welche» der Hauptstawm der Insel ist) ein Gesetz erlassen, daS diejenigen ihrer Unterthanen, welche Grundstücke an die Weißen verkaufen, mit zehnjährigem Kerker bedroht. enen ^ana te Kränkung zu a roHbritannien Ain Tadel-votum, da» der Deputirte Bartlett am Dienstag beantragte, über welche» aber da» Unterhau» ruhig hinwegging, gab dem Unterstaat-sekretär Sir Dilk« Veranlassung nicht nur die Behauptung Bartlett » zurückzuw<isen, da- die gegenwärtige Regierung die Allianz de- vorigen Kabinett- mit Deutschland umzestürzt habe, sondern auch zu erklären, daß ganz im Gegentheile gerade die jetzige Regierung sich zu der Lhatsache beglückwünsche, daß Deutschland ihre Politik auf da- Wärmste unterstützt habe, wofür England auf da- Dankbarste seine Anerkennung zolle. Der Versuch, eine gegen Deutschland und Oesterreich gerichtete Allianz mit Frankreich zu Stand« zu bringen, sei niemals gemacht worden. Auf den deutschen Einfluß in Konstantinopel zeige sich England durchaus nicht eifersüchtig und habe auch dazu keinen Gmnd. Durchaus unbegründet sei ferner, daß eine Union von vier Mächten gegen die englische Politik bezüglich de- SuezkanalS be stehe, von den anderen Mächten wurden nur verschiedene vorübergehende Maßregeln vorgeschlagen, in welche Eng land willigte. Am Mittwoch beantragt« Lawson, da- Finanzgesetz nicht eher zu genehmigen, als bi- die Regierung durch parlamentarische Zugeständnisse an Aegypten ihre Frieden-liebe bethätigt habe. Hierauf bemerkte Gladstone, man müsse erwägen, daß schon seit Jahrhunderten die Aegyptcr die Macht und die Ver antwortlichkeiten einer Nation nicht mehr besessen haben, man könne ihnen daher nicht sofort die unbegrenzten Privilegien freier Leute geben. Die englische Regierung wünsche aber, ihnen allmählig den Genuß der Selbst verwaltung und der Freiheit wieder zu verschaffen. Der Minister drückte ferner die Hoffnung au-, daß, wenn eS im europäischen Rathe wieder zur Erörterung der aegyp- tischen Frage komme, England im Stande sein werde, an diese Berathung mit dem moralischen Anspruch heranzutreten, den eS auS einer energischen und wirk samen aber gleichzeitig ehrenhaften und uneigennützigen Handlungsweise ziehe. DaS Unterhaus verwarf hierauf Lawson'S Antrag ohne besondere Abstimmung und nahm da» Finanzgesrtz in dritter Lesung mit 57 gegen 4 Stimmen an. — Der frühere Zulukönig Cetewayo begab sich am Dienstag mit seinen Häuptlingen nach Osborne, um der Königin vorgestellt zu werden. In PortSmouth wurde der schwarze Ex Monarch von den Spitzen der Militär- und Marinebehörden empfangen und an Bord der AdmiralitätSyacht „Fire Queen" geleitet, die ihn und sein Gefolge direkt nach OSborne führte. Die Königin, welche den St. Michael- und GeorgSorden, sowie den „Stern von Indien" an einem breiten blauen Bande trug, empfing den Gast in ihrem Privatzimmer in Gegenwart der Prinzessin Beatrice und der Herzogin nen von Connaught und Albany. Cetewayo «ar mit Sorgfalt gekleidet und trug einen schwarzen Anzug nebst Cylinderhut. AlS er sich der Monarchin näherte, trat er einige Schritte seinen Häuptlingen voraus und, sich tief verneigend, erhob er seine rechte Hand über sein Haupt und wiederholte zweimal in der Zulusprache: „Ah, die Königin!" Nach der Unterredung wurde den Zulus ein Gabelfrühstück servirt, worauf dieselben nach London zurückkehrten. — Bei der am Dienstag in Du blin erfolgten Enthüllung deS O'Connell-Denkmals durfte nirgends die englische Volkshymne gespielt wer den und in der ganzen Stadt wehte keine einzige eng lische Flagge, wohl aber viele französische und ameri kanische. Am Tage darauf verliehen die Gemeinde behörden der Stadt den Parlamentsmitgliedern Parnell und Dillon daS Ehrenbürgerrrcht. Der Bürgermeister gedachte dabei in seiner Rede der wegen deS von ihm herausgegebenen Hetzblattes erfolgten Verhaftung deS Parlamentsmitgliedes Gray'S, dessen Erwähnung laute Beifall-bezeu-ungen der Lpweswden Hervorries. Diese UngeleMheit Apr^FM DvnnnHg auch im britischen NnterhMe zur Spracht Gt-M vertheidigte baS PerfAhren Är» Bericht» zz, »Mn in beredter Weise -nh .w« Hie Stunden währenden Un-Bme dik irischtH DWlltirtrn glänzend zurück. RNMcknd Im SusußWenhange mit der dem nächst in Moskau stattfivdenvm Krönung steht die ver- sttzung deS Petersburger OberpolireimetsterS KoSloff nach Moskau, wo derselbe schon früher den gleichen Posten bekleidete. ES ist dem gewandten und schnei digen Beamt« ^«Petersburg gelungen, tüchtig unter den Terroristen aüfzutäumen; so hofft man auch, daß er in Moskau, von wo neuerdings wieder zahlreiche Mitteilungen über entdeckte Anschläge einlaufrn, für die Krönung-felerlichkeiten da» Terrain ebnen und sichern werde. Türkei. Da» Schicksal der zwischen England und der Pforte geplanten Militärkonvention sist noch in der Schwede. Am Mittwoch nahm da- dreitägige Beiramfest seinen Anfang, vor dessen Ablauf von dem Sultan keine Entscheidung zu erwarten steht. Diese neue Verzögerung wird darauf zurückgeführt, daß der vom Sultan zu Rathe gezogene Scheck ul J-lam ent gegen den günstigen Dispositionen der Pforte seine Mei- nung in ungünstigem Sinne abgegeben hätte. Die türkischen Minister hoffen jedoch, wenn ihnen Frist ge gönnt wird, diese Schwierigkeiten zu überwinden. Die „Time-" meint aber, der englische Botschafter, Lord Dufferin, werde in den nächsten Lagen die unverzüg liche Annahme seiner Vorschläge fordern und im Wei- gerunaSfalle alle weiteren Verhandlungen abbrechen. Den Engländern kommt die Halsstarrigkeit de- Sultan» nur erwünscht, denn sie läßt der britischen Heere-lritung in Aegypten freie Hand und raubt den Lürken die letzten Sympathien ihrer Freunde im Abendland«. Die deutsche Diplomatie sieht abermals ihre wohlmeinenden Rathschläge verkannt und den Sultan umgarnt von den Sunuchenränken der Alttücken. AlS der übelberathene osmanische Herrscher sich herabließ, die Konferenz zu be schicken, war e- bereits zu spät, denn England hatte sich schon zum selbstständigen Handeln entschlossen. Nun wäre eS gewiß klug gewesen, rasch auf den eng lischen Vorschlag einzugrhen, durch gemeinschaftliche mi litärische Besetzung AegyptenS und moralische Vernich tung Araby'» die türkische Oberherrschaft zu sichern, aber auch dazu kann man sich im Serail nicht ent schließen. Mißmuthig wollen nun die Bevollmächtigten Europas die Konferenz vertagen. Die darüber nicht wenig betroffenen türkischen Vertreter sprachen darauf in der Sitzung vom 14. d. M. den Wunsch auS, man möge zunächst von der Vertagung noch Umgang nehmen; mehrere Bevollmächtigte erklärten, hierüber erst ihren Regierungen berichten zu müssen. Amerika. Am 6. d. M. ist der Präsident de» FreistaateS Costa Rica, General TomaS Guardia, ge storben. Vorläufig hat deS Verstorbenen Schwiegersohn, General Lizano, die RegierungSgeschäfte übernommen. Die Ereignisse in Aegypten. BiS jetzt hat Araby Pascha jede Beeinträchtigung der Schifffahrt auf dem Guezkanal vermieden und sich gegen die wenigen noch im Innern Aegyptens zurück gebliebenen Europäer merkwürdig liebenswürdig be nommen. Dem Besitzer einer Bierwirthschaft in Kairo gestattete er, seinen ganzen Vorrath auf einem eigenen Bahnzuge zu befördern. In Port Said sind mehrere Herren eingetroffen, die daS freie Geleit, daS ihnen Araby gewährte, anfangs für eine Falle hielten und nach glücklich beendeter Fahrt zu träumen glaubten, al» sie sich gerettet sahen. Der französische Kommissar der Domänenverwaltung, Bouteron, erhielt seine Schrift stücke durch die Post, uneröffnet eingehändigt. Wo Araby von den Domänengütern aufgespeicherte Vorräthe ! an ReiS, Weizen u. s. w. requirirte, ist stet» der Be ! trag dafür baar ausgezahlt worden. KonfiScirte Kohlen, ' lager, die für die Bewirthschaftuntz der Güter unent. Freudige Zustimmung folgte dieser Versicherung, der greise Pfarrer Traumann aber fügte mit ungewöhn licher Bewegung hinzu: „Unsere verehrte Hausfrau.fand wie immer daS richtige Wort für den Ausdruck unserer Gedanken, ich aber habe meinem Freunde und seiner Erzählung noch außerdem einen Trost für meine alten Lage zu verdanken, wie auch ich ihn kaum mehr erhofft." Mit fragendem Lächeln blickte der Pastor seinen alten Freund und GlaubenSgegner, wie er ihn bisweilen scherzweise nannte, an, worauf dieser fortfuhr: „Seht Kinder, mehr alS achtzig Jahre schon lasten auf diesen meinen Schultern und waS ich in dieser langen Zeit erlebt, war nicht geeignet, die Hoffnung meiner Jugend auf einen Sieg deS edleren LheileS der Menschen, auf ein Fortschreiten auf dem Wege zu Licht und Freiheit zu nähren. In den letzten Lagen, al» die Gefahr meinen liebsten Freunden drohte, war ich oft nahe daran, an der Vorsehung selbst zu zweifeln. Nun freilich erkenne ich meine Kurzsichtigkeit und sehe, wie gerade jetzt im Stillen der Krei» wackerer Streiter sich immer dichter schließt und wie dieser in jenem hochherzigen Prinzen einen festen Mittelpunkt gefunden, der ihm unerschütter liche Widerstandskraft verleiht. Ja, eine innere Stimme sagt e» mir, daß in diesem erleuchteten Jüngling der Religion der Menschenliebe ein neuer Prophet ent- standen ist, welcher deren Reich gerade inmitten ihrer schlimmsten Feinde begründen wird und daß diese» Reich — mögen auch Jahrhunderte de» Kampfe» darüber vergehen, nach demselben Naturgesetze siegreich bestehen wird, nach welchem da- Licht besteht im Kampfe mit d«r Finsterniß!" Von der Rache des Waldes. Bon Fritz Brentano. 1. DeS Sommer- fröhliche Lage waren vorüber. — Der Wald da drüben hatte sein grünes Gewand abgelegt und sich in sein rothgelbe- Sterbekleid gehüllt; stiller war e» geworden in Feld und Au, nur vereinzelt drang noch der Lon eine- Sensenhammer», das Klingen einer Sense, die durch daS Riedgras fuhr, hinüber zum Waldrand und abgerissene Löne eine» alten Volksliedes klangen auS dem Munde de» verspäteten Mähers da zwischen — melancholische Löne, halb verweht von dem Abendwind, der über die Stoppeln strich und die Aeste der Bäume bald leise, bald stärker wiegte, daß die rothen Blätter herniederwirbelten, noch einmal leuchtend und glitzernd im Herbstglanz, um dann im Schooße der mütter lichen Erde zu verwesen. Abendsonndurchglühte Wolkenzüge schwebten hoch über den Wipfeln — ein stillt- gespenstische- Heer, mit jedem Windstoß seine Gestalten wechselnd. Mehr und mehr verblaßten die rothen Tinten. Oie Schatten der Dämmerung huschten zwischen da leuchtende Gewölk — au- der Ferne hob sich noch ein mal die Stimme de- heimkehrenden Sänger-; der letzte Lon de- Bolk-liede- verhallte und der letzte Sonnen, strahl blitzte durch die Zweige. — Unten im Wald aber, wo die Quelle au- dem moo-umwucherten Felsen rann, stand der Förster neben dem alten Baum, der seit urdenklichen Zeiten im Munde de» Volke- die Mordeiche hieß. Flüchtige Wallonen hatten dort im Spiel ihren Rottenmeister erstochen und waren dann unstät weiter ge irrt. Der Erschlagene aber hatte drei Tage da gelegen, in der erstarrten Rechten den Würfelbecher haltend, die Linke krampfhaft auf die klaffende Wunde gepreßt, während die tobten Augen nach dem Himmel stierten, alS wollten sie von dort oben den Rächer dieser Frevel- that herabrufen. Andere Kriegsleute, welche deS WegeS durch den Wald kamen und an der Quelle ihre müden Gäule tränkten, hatten drn Lobten am Fuße de» Baume» ein gescharrt, wo er lag, ohne Sang und Klang. Auch sie waren dann weiter gezogen und am anderen Lage war der todte Kamerad vergessen, denn drüben im nächsten Dorf, da wurden sie von den Schweden ereilt — die Schwerin blitzten, die Hakenbüchsen donnerten eine Stunde lang und die Lodtengräber von gestern lagen selbst kalt und starr und Hanten der milden Hand, die auch sie der Erde übergab. AlS darauf der nächste Sommerwind über die Gräber der Gefallenen wehte, da dachte kaum einer noch ihrer. Spielende Kinder tummelten sich auf dem Anger und pflückten die Feldblumen, welche auf den Leichenhügeln wucherten, lachende Kränze darau» windend für ihre blonden Häupter. Der Landmann aber bestellte friedlich daneben sein Feld und dachte erst der Schrecken de» Kriege» wieder, wenn sein tiefeinschneidender Pflug eia Stück Menschengebein aufwarf. Die Kinder starrten e» einen Augenblick an, mit großen, verwunderten Augen, um in der nächsten Minute wieder lachend und jubelnd zu ihren Spielen zurückznkehren. (Fsrtsetznn, f«l,^