Volltext Seite (XML)
Ptzped. ». R,d»Wo» tl. Meißner Gaffe 3. Die Zeitung erscheint Dienst«,, Denn erst«, und G««aa»ea» früh Ubmme«e»t»- Prei-r ^«tellührl. M. 1^0. Z» beziehen durch die katserlühen Post- «Pallen und durch unsere Boten. Bet freier Lieferung in» Hau- erhebt die Pop noch eine Gr- «ihr von 2b Pfg. Lnser«ten- Siiihsische Aorßtilm>g.W Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptrnannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr««»» MüLer in Dresden. U»»«tz«ektestea r Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalideadank, Haasenpein L Bögler, Rudolf «offe, G. L Daub« « Lo. tu Dresden, Leipzig Hamburg, Berl«, Frankfurt a/M. u. s. w. Ar. 138. Donnerstag, den 24. Aovember 1881. 43. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Unleugbar ist die durch den Rerch-hau-hallS-Etat zum Ausdruck kommende Finanz lage deS Reiche- eine befriedigende, rraS nach der Ein führung so außerordentlicher Zoll- und Steuerrrhöhungrn, wie di« deS JahreS 1879 kaum anders sein konnte. Den Matrrkularbeiträgen von 116 Millionen Mark steht eine HerauSzahlung von 83,400,000 Mark an die Bundesstaaten gegenüber, bis auf 32 biö 33 Millionen Mark find die Matrikularbeiträge also thatsächlich be seitigt. Dabei kommt der volle Ertrag der sich stufen weise erhöhenden Tabakssteuer «st Lem Etat für 1883/84 zu Tute. Ohne politische Zwischenfülle und kostspielige Experimente socialistischer Tendenz hat sodann die Steuerreform ihr Ziel erreicht, die Matrikularbei- träge fallen hinweg, wenn sie auch durch die von Fran kenstein vorgeschlagene Form der Rückvergütungen an die Einzelstaaten, nominell fortbestehen. Bleiben die socialpolitischen Pläne deS Reichskanzler- unausgeführt, dann braucht daS Reick keine neuen Einnahmen und das in der kaiserlichen Botschaft angekündigte LabakS- monopol sowie die anderen Neubelastungen durch Steuern werden gegenstandslos. Fürst BiSmarck wird voraus sichtlich versuchen, seine staatösocialistischen Pläne mit Hilfe des EentrumS durchzusetzen; daS ist aber wahrscheinlich eine falsche Rechnung. Bei der Präsidentenwahl ist daS Centrum zwar mit den Konservativen gegangen, weil es keine Kulturkämpfer an der Spitze deS Reichstages haben und in einer Formsache sich nachgiebig zeigen wollte, um in Geldfragen und kirchenpolitischen Dingen um so halsstarriger sein zu können. Auch die liberale Partei hätte einen Präsidenten mit großer Majo rität durchdringen können, wenn sie sich zu einer Koncession an daS Centrum verstanden hätte. ES lag aber der Fortschritt-Partei daran, die Situation klar zu stellen und dem Fürsten Bismarck zu zeigen, wie er eS nicht verhindern konnte, daß daS Centrum heute in Deutschland die einflußreichste Stellung einnimmt, daß sogar seine innere Politik den Ultramontanen wesentlich genützt hat. Mit der Präsidentenwahl ist aber die Session nicht entschieden; das Centrum stellt Forderungen, bei denen eS sich nicht um kleine Dinge handelt, sondern um die Aufnahme der aus der preu ßischen Verfassung gestrichenen Bestimmungen in die Reich-Verfassung. Dagegen ist es noch sehr zweifelhaft, ob eS seine Zustimmung zu den Kosten für den deutschen Lolkswirthschaftsrath geben wird. Erst nach der Ab- stimmung über diesen Posten werden sich die Verhält nisse im Reichstage klären. Seit mehreren Lagen ist der Kaiser durch Unwohl sein genöthigt, das Zimmer zu hüten und konnte des- Feuilleton. Höhere Bestrebungen. AuS dem amerikanischen Leben ,. von I. Wackwitz-Lusch. * (8 Fortsetzung.) Es war ihr nicht möglich, sich ruhig hinzusetzen .'und auf die Rückkehr ihrer älteren Freundin und d«S " Doktor- zu warten, eine unwiderstehliche Gewalt trieb sie fort,"ihrer Heimath zu. Wenn sie nur noch einmal in daS Auge ihres Gatten schauen, noch einmal seine Stimmen hören darf, wenn sie nur an dem Herzen ihrer strengen und gerechten Mutter sich noch einmal auSweinen kann, dann will sie daS Schreckliche, daS ja doch kommen wird, kommen muß, muthig ertragen. Aber nicht auf diese Weise scheiden, nicht auf diese Weise! So fuhr sie nach dem Bahnhofe zurück, wo sie eine halbe Stunde allein in den weiten Hallen auf und ab promenirte und auf den Zug, der sie nach Hause bringen sollte, wartc«. DaS Wetter war rauh, die Rächt sternenlos, aber sie verspürte nichts von alledem. AlS der Zug ankam, nahm sie Platz in eimm ge wöhnlichen Wagen, sie brauchte kein Schlafkoupö, ihr war nicht wie schlafen, oder sich auSruheo. Die lange Wogenreihe setzte sich wieder in Bewe gung; die Straßen lichter flogen an den schmalen Fenster scheiben wie flüchtige Irrwische vorüber, die Häuser mit den flachen Dächern nahmen sich io ihrer mangel haften Beleuchtung wie große Käfige einer Menagerie halb weder an der am 21. November zur Feier deS GeburtötageS der deutschen Kronprinzessin im kaiser lichen PalaiS stattfindenden Festtafel, noch an der an demselben Lage stattgefundenen feierlichen Eröffnung deS Kunstgewerbe-Museum- Lheil nehmen. Der Kaiser ist durch die andauernde ziemlich heftige Erkältung auch an dem Empfange de- ReichStag-präfidium- verhindert. Der Katarrh der Luftwege, an welchem ter Kaiser fast alljährlich um diese Zeit leidet, ist die-mal um so pein licher, al- die häufigen Hustenreize mit Schmerzen ver bunden find, die von VerdauungSbeschwerden herrühren. Die „Nordd. Allgem. Ztg." meldet: „Im Hinblick auf Vie epochemachende Bedeutung der kaiserlichen Bot schaft, mit welcher die Eröffnung deS Reichstags statt- gefunden hat, ist von dem preußischen Minister deS Jnnern angeordnet, daß dieselbe in Plakatform in sämmtlichen Gemeinden deS preußischen StaateS durch Aushang an den für die Bekanntmachung lokaler Ver ordnungen bestimmten Oertlichkeiten noch besonders zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden soll.- Die Botschaft wird jetzt in 90,000 Exemplaren in der ReichSdruckerei vervielfältigt. Eigenthümlicher Weise empfahl kürzlich der konservative „ReichSbote" diese jetzt vollzogene Maß, regel mit den folgenden Worten: »Sollte die Auflösung deS Reichstages nöthig werden, dann würde eS sich empfehlen, die kaiserliche Botschaft in großen Plakaten in allen Ortschaften, an öffentlichen Gebäuden und auf Plätzen anschlagen zu lassen, damit Jedermann ohne die liberale Bekrittelung die herrlichen epochemachenden Worte deS Kaisers lesen kann. ES wäre gut gewesen, wenn da- auch jetzt schon geschehen wäre.- DaS „Berl. Lagrbl." erinnert daran, daß derartige Maß regeln unter dem napoleonischen Regiment in Frank reich gang und gäbe waren. In Mainz fand eine socialistische Versammlung statt, in welcher bezüglich einer demnächst vorzunehmen den Nachwahl einstimmig beschlossen wurde, sobald daS Ministerium die Annahme der Wahl Liebknecht'- im Offenbacher Wahlkreise bestätigt habe, in dem Wahl kreise Mainz-Oppenheim Bebel als Kandidaten für den Reichstag aufzustellen. Im dritten Berliner Wahlkreise ist von der Fortschritt-Partei der RechtSanwalt Munckel für die Nachwahl ausgestellt, waS den „Berl. Börsen. Kourrier" zu folgender Notiz veranlaßt: „Herr von Arnim-Scklagenthin ist bei den Wahlen unterlegen; aber der schneidige Bertheidiger deS einstmaligen deut schen Botschafters, der alle Jrrgänge deS Kulturkampfes wie kein anderer Staatsmann vorauSgesehen und vorauS- gesagt, der Anwalt, der einen tiefen Blick in die Ge heimnisse der Diplomatie gethan und »ein wenig mehr Licht" über manchen dunkeln Winkel der EtaatSgeschickte verbreiten könnte, Munckel, den die „Norddeutsche Allg. auS die langen Essen ter Fabriken, auS denen hier und da rin flammender Dampf quoll, glichen feuerspeienden Hälsen fabelhafter Ungeheuer. Bald blieb die Stadt in Nacht gehüllt weit hinter dem dahin donnernden Zuge zurück und in demselben begannen sich die Passa giere sich zur Ruhe zu begeben. Mary lebnte sich in die Ecke ihrer Polsterbank, die dicht am Fenster stand, zurück, zog ihren Mantel fest um ihre Schultern und starrte in die schwarze, rauhe Nacht hinaus. Dann und mann wurde sie durch do- Getön der Glocken aufgeschrecki, dann hielt man bei irgend einer Station einige Augenblicke an, etwas wie Laternen und ein paar dunkle Gestalten gaukelten an den Fenstern hin, einige Stimmen wurden laut und dann ging eS wieder weiter, rauschend und brausend und Mary fragte sich selbst, ob wohl der Sturm, der sich immer ärger erhob, noch mehr Lärm verübe alS der rasselnde Sisenbahnzug. Und weiter dachte sie, ob »S wohl unter all dm Passagieren, welche diese lange Wagenkette füllten, ein Herz geben möchte, da- auch nur halb so unglücklich und verlassen sei, al-daS ihre? Ach, eS war da- erste Mal in ihrem ganzen Leben, daß sie sich allein auf Reisen befand. Mit welcher grenzenlosen Sorgfalt hatte Er sie fiel- gehütet, wie liebevoll hatte Er jede Uranehmlichkeit von ihr fern gehalten — und jetzt war sie eine verlassene, verrathene Frau — mitten in der Nacht allein auf Reisen und Er — ein Treuloser. Ein Seufzer, der wie ein Wehruf klang, entwand sich ihrer geängstigten Brust, sie hätte laut aufschrne» mögen in die donnernde, brausende Nacht hinau-, deren Schrecken so wohl zu ihren Geelenleiden stimmten, daß sie sich nicht einmal groß wundern konnte, al- fick Zeitung" al- die Verkörperung de- radikalen Advokatea- IhumS nach französischer Schablone bezeichnete: er ist nicht umsonst angeariffen and verleumdet worden, er hat nicht unbedankt unablässig mit seiner beredtm Stimme Freiheit und Recht vertheidigt und für den Fortschritt eine kräftige Lanze geschwungen; er wird von dm Berliner Wählern in den Reichstag gesandt und dort die entschieden freisinnige Partei um eine frische hochbrdeutmde energische Kraft verstärken." Da« gegen macht die „Norbd. Allg. Ztg." auf den h 4 der Geschäftsordnung de- Reichstag- aufmerksam, welcher lautet: „Wahlanfechtungen und von Seiten eine- Reich»- tag-mitgliede- erhobene Einsprachen, welche später al» zehn Tage nach Eröffnung de- Reick-tage- and bei Nachwahlen, die während einer Session stattfinden, später al- zehn Lage nach Feststellung de- Wahlergeb nisse- erfolgen, bleiben unberücksichtigt." Danach läuft der Lermin, bi- zu welchem Wahlanfechtungen ange- meldet werden können, am Sonntag, 27. November, ab. Da» gouvernementale Blatt hofft offenbar, die Wahl einiger liberalen Führer ungiltig erklärt zu sehen. — Der älteste Sohn deS Reichskanzlers, Graf Herbert BiSmarck, wurde an Stelle de» Kürsten Lynar al» zweiter BotschaftSrath zur Londoner Botschaft versetzt und ist bereits dorthin adgereist. In München scheint eine MinisterkrifiS unvermeid lich. Bleibt die Kammermrhrheit bei ihrem Entschlusse, dm Malzaufschlag von 4 auf 6 Mk., statt auf zwei Jahre nur auf drei Monate zu bewilligen, dann ist ein Ersatz für den SteurrauSfall kaum zu finden. Eine entsprechende Er höhung der direkten Steuer ist geradezu unmöglich und so steht man vor einer Katastrophe. Darauf steuern die Klerikalen lo»; sie wollen daS Ministerium zwingen, zwischen seiner Entsagung auf da» Portefeuille und einem Ereign'.ß, dessen Bedeutung und Folgen zur Zeit Niemand zu be rechnen vermag, zu wählen. Die ultramontane Kammer mrhrheit stellt da» Ministerium vor leere Kaffen und schneidet ihm die Ex stenz ab. Der Abgeordnete Ruppert hob dem Bedenken de» Finanzministrr» gegenüber her vor, daß bei der Stellung der Majorität de» Haufe» dem Ministerium gegenüber «lle sonstigen Gründe in den Hintergrund treten müßten. Man ist allgemein sehr gespannt, wie diese von den Ultramontanen absichtlich geschürzte Verwickelung endigen wird. Eine Kammer auflösung ist von der Regierung roch nicht in's Auge gefaßt, vielmehr ist die Session durch eine königliche Botschaft bi- zum 31. Januar 1882 verlängert worden. — Der badische Landtag wurde dagegen dis Mitte Januar vertagt. Oefterr.»Ungar. Mo raredte. Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlichte die langerwartete Liste der neuen Herrenhausmitglieder; eS wurden davon drei daS Getös zu einer solchen Macht erhob, daß et war, alS ob Alles über und durcheinander in einen bodenlosen Abgrund stürzte. Stunde nach Stunde verstrich, gegen Morgm wüthete der Orkan immer noch mit einer grenzenlosen Heftigkeit. Prasselnd schlugen harte Gegenstände von außen ggen die Fenster, die Scheiden fielen klirrend auf Marien'» Schooß und der Sturm, der sofort einen Eingang gefunden, schleuderte die Lampen gegen die Dicke, so baß sie zischend verlö'chten. Zu gleicher Zeit läuteten die Glocken rasch und rascher und plötzlich, mit einem Heft tigen, dröhnenden Ruck stand der large Zug still. Die Kondukteure rannten auS und ein, Passagiere drängten sich in wildem Gemisch allen AuSgängrn zu, ihr Rufen und Schreien mischte sich mit dem Donner d«S SturrneS und dem Schnauben der Lokomotive Obwohl Alle einsehen mußten, daß kein einziger Passagier einer Ge fahr au-geletzt war, so wollten sie doch alle hinaus in'» Freie. Die Ursache deS plötzlichen Anhalten- mitten auf der Fahrlinie, wurde denen, welche mit Besinnung in die Morgendämmerung hinaus schauten, dald klar. Der Orkan hatte auf dieser Stelle mit so furchtbarer Stärke gehaust, daß klafterd'cke Stämme über die Schienen geschleudert lagen und eine umgeworfene Hütte fast die ganze Bahnbreite bedeckte. Von einer andern Hütte flog daS Dach zer trümmert in die Weite und heulende Menfchenstimmen zogen, ähnlich dem Unglück verkündenden Mvoengeschrei auf offener Gee, durch die hochfluthenden Lüfte. Mary war, wie die meisten Passagiere, auSgestiegm. Der Sturm hatte sich sofort ihre» Hute» bemächtigt und die lange» Zöpfe ihre» schönen Haare- zum beson-