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-wed.«. sredaMo» Gre-«e»-sreuftadt Il.Pteiß»er Paste S. Dit Aetbmg erscheint E-mrerRa, med Emmade«» früh. Utz«mie»e«t»- PreiSr ^UllLhrl. M. 1M u» beziehen durch die Werlichen Post» ,nMen und durch iwsere Boten. freier Lieferung VL^au« erhebt die Post noch eine Ve» bthr von 25 Pf«. äii) fische NorheilnG werde» di« »meta«, Mittwoch ». FrettW «littag angenom»»» und koste«: die Ispatt. Seile 1S Pf. Unter Eingesandt: (Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmaunschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Müler in DreSdtn. zusorate»- «unatzmeftolenr Die «rnoldtfche Buchhandlung, Invo!ldk>idank. HaaiensteinL Vogler, Rudolf Mosse, G. L. Daube « E». in Dresden, Lechat^ Hamburg, Berlin, Frankfurt aM. n. s. w. Ar. 119. Dienstag, den 11. Mtotier 1881. 43. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Wie stebt die Reich-regie- rung zur Jnnung-frage? Ein großer Theil der Hand- »etker, welcher durch da-Ueberhandnrhmen de-Masldinen- bettiebS und de- MagaziniresenS seinen Erwerb seit Jahren geschädigt sieht, hofft bei dem den Arbeitern ent- gegrngebrachten Wohlwollen gleicher Berücksichtigung ge würdigt zu werden und erwartet von der ReichSregierung, sie werde die vollständige Rückkehr zu den Awang-» innungen befürworten. Unter den schädlichen Freiheiten verstehen die den harten Kampf ums Dasein kämpfen» den Handwerker nichts Andere- al- die Erwerbefreiheit und die Freizügigkeit und erhoffen deshalb schleunige Abänderung der Gesetzgebung, um der wilden Konkurrenz gegenüber eines ähnlichen Beistandes theilhaftig zu werden, wie die Großindustrie durch die Schutzzölle. Da- jüngste InnungSgesitz betrachten sie nur als eine Abschlagszahlung und meinen, die jetzige konservative Strömung werde ihnen die alten Zünfte wieder bringen. Dieter überschwängliche und bei dem besten Willen un erfüllbare Wunsch verhindert sie, da- ihnen bei dem Erlaß des JnnungSgesetzes bis an die Grenze deS Mög lichen bewiesene Wohlwollen auszunutzen und von den ihnen dadurch gewährten Rechten Gebrauch zu machen. Am Vorabend der Wahlen ist es nur ehrlich gehandelt, wenn den Freunden der alten Zünfte klar gemacht wird, daß die ReichSregierung nicht geneigt ist, die Hand- werkerfrage anders als auf dem Wege der gesetzlich E- regulirten fakultativen Innungen zu lösen, ein Weg, den auch der zu Stuttgart versammelt gewesene Kongreß deutscher G.werbekammrrn empfohlen hat. UebrigenS liegt rin direktes Zeugniß darüber vor, daß die Reichs- regierung an ihrem Standpunkte in der JnnungSfrage festhält. Der Direktor der volkswirthschaftlichen Ab- theilung im Reichsamt des Innern, Geh. Rath Bosse, hat sich in seinem jüngst durch die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlichten Schreiben an die Wähler deS Kreise- Duisburg-Mühlheim a. d. R. eingehend über die Handwerksfrage ausgesprochen und dabei die fakul tative Innung als da- einzig Mögliche hingestellt. Er bezeichnet den Ruf nach Zwangsinnungen ohne Wei teres als ein bloßes Schlagwort und steht ganz auf dem Standpunkte deS vorigen Reichstages, daß vor Allem die OrganisationSfähigkeit deS Handwerks erprobt und alles Andere abgewartet werden müsse. Die Errichtung von Handwerker» und Gewerbekammern muß da- nächste Ziel weiterer Organisation sein und in dem Normal- Jnnungsstatut, welches die ReichSregierung veröffent lichen wird, soll besonders die Lehrlingsfrage erörtert und überhaupt den Handwerkern gezeigt werden, wie sie sich selber helfen und staatlichen Zwangsschutz entbehren Feuilleton. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. (50. Fortsetzung.) „Wären Sie eine Minute später gekommen, Herr Kommissar," fügte er hinzu," so hätte der Mensch mich wahrhaftig gedämpft! Es dunkelte mir bereits vor den Augen und ich war nahe daran, die Besinnung zu verlieren. Der Mensch hat ganz außerordentliche Kräfte." „Diese Vögel scheinen sehr flüchtig zu sein," ent gegnete Heinrich, über den glücklichen Zufall, der ihn zur rechten Minute sicher geführt, erfreut. „ES giebt rndeß Käfige, die auch für solche Vögel zu fest sind! — Wie sind Sie aus Ihrer Zelle entkommen?" wandte er sich an Arthur. Dieser schwieg, hielt indeß da- glühende Auge so fest und so drohend auf ihn gerichtet, daß er fühlte, er habe alles zu befürchten, wenn dieser Mensch je die Freiheit wieder erlange. — „Nun, die Untersuchung Ihrer Zelle wird eS ja zeigen," fuhr Heinrich fort. „Ihre Frau steht jedenfalls damit in Verbindung. Ich hatte vor einer halben Stunde da- Vergnügen, ihr zu begegnen. Sie ist mir entflohen allein hoffentlich ist auch sie in diesem Augenblicke bereit» tzerhaftet." Arthur athmete rasch und schwer. „Teufel!" rief er. Er brachte die- Wort kaum hervor. . können. Die besonnenen Handwerker werden eS zu schätzen wissen, daß ihnen die ReichSregierung ein Statut liefert, welch,- für die auf Grund der hh 97 ff. der Gewerbeordnung (in der Fassung deS Gesetze- vom 18. Juli 1861) neu zu bildenden Innungen al- Muster zu dienen geeignet ist und nach welchem ältere JnnungS- statut'N zeitgemäß umgearbeitet werden können. Der socialistische Weltkongreß zu Chur verlief wenigstens anscheinend merkwürdig harmlos. Die Aus fertigung eines Manifestes an die Arbeiter aller Na tionen, welche eine Hauptaufgabe deS Kongresses sein sollte, wurde aus Mangel an Vorarbeiten verschoben. Sin Vorschlag deS Socialisten Rackow, der Kongreß solle die Bildung einer schlagfertigen Revolutionsarmee beschließen, um eventuell die errungene Macht behaupten zu können, wurde allseitig als lächerlich und verderblich bezeichnet. Die Delegirten begnügten sich damit, über den Stand der Socialdemokratie in ihrer Heimath zu referiren und vermieden Alles, was sie zu Anhängern der Revolution stempeln könnte. Schließlich wurde eine Resolution angenommen, in welcher eS heißt: „Der Kongreß stellt al- die nächsten allgemeinen Ziele fest, 1. die volle körperliche und geistige Erziehung der Indi viduen auf Kosten der Gefammtheit, 2. die Ueberfüh» rung der Produktions- und Verkehrsmittel in Gesammt- eigenthum, 3. den vollen Reinertrag der Arbeit für jeden Arbeiter. Der Kongreß anerkrnnt 4. daß in nächster Zeit die Arbeiterparteien sich werden verständigen können über eine Abfassung eine- gemeinsamen Mani festes und fordert sie daher auf, Vorschläge für den künftigen internationalen Kongreß, dessen Organisation der französischen Arbeiterpartei anvertraut wird, au-zu- arbeiten". Auffallend ist, daß auf dem socialdemo- kratischen Weltkongreß keiner von den Häuptlingen der deutschen Socialdemokratie anwesend war, wenn auch die rastlose Beschäftigung mit der Wahlagitation das Aus bleiben Brbel'S und Liebknecht's einigermaßen erklärt. Die deutsche Socialdrmokratie koncentrirt sich unter der Leitung dieser Beiden, um so unverständlicher ist es, daß sich die Ordnungsparteien immer mehr zersplittern und untereinander schonungslos bekämpfen. Der Kaiser empfing am Freitag in Baden-Baden den Bischof Raeß und zwei Domkapitulare von Straß burg in halbstündiger Audienz. Eine sehr bemerkenS- werthe Stelle in dem anerkennenden Schreiben des Kaisers an den Geheimrath vr. Hahn in Bezug auf dessen vor Kurzem herauSgegebene „Geschichte LeS Kul turkampfes" lautet: „Die Sammlung wird jedem Un befangenen den Beweis liefern, daß meine Regierung in der Ueberzeugung, daß Staat und Kirche nur in friedlicher Arbeit ihren hohen Zielen dienen, voll versöhnlicher Gesinnung stets von dem Wunsche be- „Nennrn Siemich immerhin so," entgegnete Heinrich. „Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Sie vollständig zu entlarven und dieS ist mir gelungen. Jetzt geben Sie jede Hoffnung auf, denn sie ist eine Thorheit!" Arthur wurde in daS Gefängniß zurückgebracht. Der Inspektor war nicht wenig erstaunt, alS er auS seinem süßen Schlafe gepocht, den Gefesselten vor sich erblickte. Er hatte besonders fest in dieser Nacht ge schlafen. In der Freude über daS ihm gemachte glänzende Anerbieten, in dem zuversichtlichen Traume von seinem künftigen hohen Gehalte, hatte er in der Restauration einige GlaS Bier mehr getrunken, als sonst seine Ge wohnheit war. „Woher haben Sie den Gefangenen? Wie kommt er in Ihre Hände?" fragte er halb noch im Schlafe, verwirrt, die Augen starr auf Arthur gerichtet. „Wir haben ihn auf der Straße gefunden!" ent gegnete Heinrich. „Herr Inspektor, daS Entfliehen scheint Ihren Gefangenen jetzt sehr leicht zu werden." „Er kann nicht entflohen sein — eS ist unmöglich!" rief der Inspektor. „Den Beweis der Möglichkeit sehen Sie hier mit eigenen Augen," fuhr Heinrich fort. „Nun wird eS sich ja erweisen, ob irgend Jemand die Schuld einer Nach lässigkeit trifft." „Wie sind Sie au- Ihrer Zelle entkommen?" wandte sich der Inspektor mit größter Erbitterung an Arthur. „Sehen Sie," fiel Heinrich ein, „der Herr versteht zu schweigen, die Untersuchung seiner Zelle wird alles aufklären! Legen Sie dem Gefangenen feste Handschellen an," befahl er einem Gefängnißwärter, „binden Sie ihm auch die Füße und bleiben Sie bei ihm. Er soll sich seelt -ewefen ist, unbeschadet ter staatlichen Rechte, mit der katholischen Kirche in Frieden zu leben." — Die feierliche Einweihung der neuen Garnison kirche zu Metz ist vorläufig bis zum 23. Oktober ver schoben worden und scheint der Kaiser seine Absicht, derselben beizuwohnen, aufgegeben zu haben. Wenn Fürst Bi-marck seine Drohung wahr macht, daß er für den Fall einer Zollerhöhung seitens Oester reich »Ungarn- mit weiteren Repressalien, z. B mit der Erhöhung der Zölle auf Vieh und Getreide, ant worten werde, so wäre der Zollkrieg gegen den Nach barstaat unvermeidlich und eine Rückwirkung auf daS politische Verhältniß beider Kaiserreiche würde ver- muthlich nicht auSblriben. Lhatsächlich hat sitzt die österreichisch-ungarische Zollkonferenz beschlossen, die von Deutschland hrreinkommrnden Massengüter höher zu be steuern und der deutschen Zollpolitik in dieser Weise entgegenzutreten. Bisher waren die ungarischen Ver treter freihändlerisch gesinnt, aber der von dem deutschen Reichskanzler befürwortete Mehlzoll hat auch sie bekehr!, weil Ungarn immer eine große Mehlau-fuhr hatte. Sie sind nun bereit, für Einführung eines gegen Deutsch land gerichteten MehlzolleS den Wünschen der Oester reicher wegen mehrerer Jndustriezölle, darunter des Zolle- auf Wollenwaaren nachzukommen, während bei den deutschen Verhandlungen mit Oesterreich auch der An trag auf Bindung der Wollzölle entschieden abgelehnt worden ist. Die von Oesterreich in Aussicht genommenen Gegrnmaßregeln, welche natürlich auf den deutschen Handel einwirken werden, sind rin merkwürdiges Seitenstück zu dem Programm, welche- nach dem Abschluß deS Bünd- nißvertrazeS mit Oesterreich durch den deutschen Reichs kanzler der Welt verkündet wurde, daß nämlich mit der Zeit zwischen beiden Reichen eine Zollunion hergcstellt werden sollte. Dazu sind jetzt offenbar alle Aussichten geschwunden. Oetterr.«Ungar. Monarchie. In einer Zeit, wo der Kaiserstaat offenbar berufen ist, in der orien talischen Frage wesentlich zur Entscheidung beizutragen, wo die auswärtige Politik Oesterreichs dabei zu wählen hat zwischen Rußland und England und durch den sich mit Deutschland entspinnenden Zollkrieg in die unan genehme Lage kommt, der deutschen Unterstützung nicht mehr ganz sicher zu sein, in einer solchen drangvollen Zeit ist es fast unverantwortlich, daß sich die kleinlichsten Parteifehden fortspinnen. Wenn sich der österreichische ReichSrath nur in eine große slavische und eine große deutsche Partei schiede, so würde dies den Verhältnissen am besten entsprechen. Wohl wird dieses Ziel von Bielen an gestrebt, aber die Erreichung steht noch in weiter Ferne. Die deutsche Partei spaltet sich noch in eine Fraktion Herbst und eine Fraktion Plener, die slavische ist noch nicht rühren, bi- ich zurückkomme. Sie haften für ihn. Ich werde zuerst seine Zelle untersuchen." Von dem Inspektor geleitet, begab er sich in die oberen Räume des Gefängnisses, in welchen Arthur- Zelle lag. AlS sie den vor derselben befindlichen Gang betraten, fanden sie den Wärter, welcher die Nachtwache hatte, fest schlafend in eiver Ecke sitzen. „Hier scheint alle- bezaubert zu sein in dieser Nacht," bemerkte Heinrich nicht ohne tadelnden Spott. Unwillig rüttelte der Inspektor den Schlafenden wach, mit den heftigsten Worten stürmte er auf ihn ein. „Wo ist der Gefangene? Wo ist Loppiu?" rief er, auf die Thür von Arthur- Zelle zeigend. Der Wärter stand erschreckt, verwirrt da. Wie ein Traum erschien ihm Alle- und er war nicht im Stande, sich zu fassen. „Geben Sie mir die Schlüssel und leuchten Sie," warf Heinrich ein, da deS Inspektor- heftige Worte am wenigst-n geeignet waren, Klarheit zu verschaffen. Die Thür der Zelle war sicher verschlossen und ver riegelt. Sie traten in die Zelle ein. Heinrich» Blick fiel sofort auf da- Fenster. „Ach, auch hier da- Gitter fort!" rief er. Er nahm dem Wärter da- Licht auS der Hand und trat an da- Gitter. „Die Stäbe sind auch hier durchsäzt, geschickt durchsägt. Woher bekommen die Gefangenen die In strumente?" „ES ist mir ein Räthsel!" entgegnete der Inspektor. Heinrich- Blick glitt über da» Gesicht deS Wärter- Hin. Sollte dieser sonst so treue Mann sich von dem Gefangenen doch haben verlocken lassen? „Haben Sie kein Geräusch gehört?" fragte er.