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29. 43. Jahrgang Donnerstag, den 15. September 1881 Feuilleton tport ner »aft inem beten ,nd sl » /o lnter Nk" uen rsf » und thb den, und irger ast d. enter ' t» ken- der aeu, rhe« owit en-, urzer sion. » r. „Sie wußten auch, daß sie geladen war?" .Auch die- wußte ich, da ich sie selbst geladen hatte." .Zu welchem Zwecke?" .Ich hade seit Jahren stet- ein geladene- Pistol oder Revolver in meinem Zimmer gehabt, zu meiner Sicherheit — einen anderen Zweck konnte ich damit nicht verbinden." .Weshalb suchten Sie sich de- Revolver- zu be mächtigen, al- Sie verhaftet werden sollten?" .Um mich mit Gewalt einer gewaltsamen Verhaftung, einem Ulberfalle in meiner Wohnung entgegenzusitzen. Sie werden mich vielleicht fragen, ob e- mein« Absicht gewesen lei, den Kommissar zu erschießen — ich weiß nicht wa- ich in dem Augenblicke der höchsten Leiden- schäft gethan haben würde, wenn ich den Rerolver wirklich ergriffen hätte. Meine Absicht war nur, mich mit allen Kräften zu widersetzen. Herr Untersuchungs richter, ich weiß sehr wohl, daß ich mich damit einer strafbarm Hanclung schuldig gemacht habe. Ich will nicht fragen, wie Sie in ähnlicher Lage gehandelt habm würden, denn unsere Handlungen sind in solchen leiden schaftlichen Augenblicken nur eine Folge unsere- Tem perament-. Ich saß mit meinem Bruder in dem trau- lichstm Gespräche, al- ter Polizeikommiffar plötzlich mit mehreren Polizridienern in mein Zimmer drang. Ich sollte verhaftet werden wie ein Brrbrecher und »ar mir keine- Unrecht- bewußt; es kam noch ein besonderer Umstand hinzu, den ich gern verschwiegen hätte, den ich indeß jetzt nicht unerwähnt lassen darf. Der Polizei- kowmiffar Walli» ist von Anfang an sowohl mir wie meinem Bruder mit einer oft beleidigenden Kälte entge- gengetreten. Der Grund dieser Külte n urde mir erst tll : al« t bet noch eme Ge- « von 25 Pfg. wdn, i der tdm. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschaftcn Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr»«»» MÜCer in Dresden. Znseraten- U»»«tz»eftele«r Die «rn.ldische Buchhandlung Invalrdcudank, H a asenstein L Boyler, Rudolf Mosse, S. L Daube ch L» io Dre-den, Leipzig, Hamburg, Berltn, Frankfurt a/M. °u«wä„ig,n »Uttern A- ri<»,lln- «in« «-'-"«'»-ft vU' °u. Sei,. ?«j«nig,n »>-tt«, »L Haden, der p«°»»ch«n Regier«», bigkeit zuzuschreiben. ES werden in dieser Beziehung die «eußerunaen deS Fürsten BiSmarck au» der Zeit ter Aufhebung der auch jetzt nicht wuderherzustellenden ReichSgesandtschaft citirt. W^n di- preuß.sche Regie rung sich entschloß, die Wiederaufnahme emer regel mäßigen diplomatischen Verbindung mit Rom anzuregen, so darf man versichert sein, daß die Borau-s.tzungen, welche der Reich-kanzler für du Wiederaufnahme machte, jetzt eingetretm find, und man wird ruh.g abwaeten können, ob die Erfüllung jener Voraussetzungen m einer Weise hervortreten wirb, welche auch den betreffen den Blättern die Augen öffnet." DaS gouvernem.niale Blatt kann sich noch immer nicht darüber beruhigen, daß die „Danziger Ztg." früher al- die officiösen Organe Nähere- über die Monarchenzusammenkunft veröffent licht hatte und behauptet, daß noch im letzten Moment nach dieser indi-kreten Blröffentlichung, welche sehr ver stimmt hatte, Stettin und König-berg al- Zusammen- kunft-one in ernste Erwägung gezogen worden find. Ohne die Dementirung der officiösen Blätter wäre die Stadt Danzig noch im letzten Augenblicke der Auszeich nung verlustig gegangen und würde sich in solchem Falle bei den Redakteuren der .Danziger Zeitung" dafür zu bedanken gehabt haben. Die .Rational-Ztg." meint, die Moral dieser Rekapitulation se,: „mögen die Dan ziger den liberalen Abgeordneten Rickert, der Beziehungen zur „Danz. Ztg." hat, nicht wiederwählen! Weiter hat es keinen Zweck " Der fünfte internationale Orientalisten. Kongreß wurde am Montag in Berlin m der Aula der Univerfi tät eröffnet. SS batten sich ungefähr 150 Gelehrte vom AuSlande zusammengefunden, unter welchen ein sehr lebendiger Gedankenaustausch in de» verschiedensten Sprachen stattfand. Der Kultusminister v. Goßler begrüßte die Mitglieder dc» Kongresses mit einer schwung vollen Ansprache, in der er unter Anderem sagte: .Ich begrüße die Herren von Pari-, von London, von Ruß land, von Amerika, von Indien und China. So viele Männer sind zusammengekommen au- allen Kulturländern zu ernster Arbeit, überall erkennt der Blick den wun derbaren Zusammenhang zwischen Occident und Orie»t; und nicht ganz unbetheiligt an dem geistigen Zusammen hang ist diese Stätte der Wissenschaft, diese Universität, an der schon 1816 Bopp wirkte. Mit ihm zusammen wirkten Humboldt, Schlegel und diesen schloffen sich an die großen Meister Ernst Renan, Mar Müller, AScoli, die wir unter un- haben. AlS diese Universität 1810 VolMfche Weltschau. Deutsches Reich. Wenn da- Tabak-monopol genug abwerfen soll, um von dem Ertrage große social- politische Versuche bestreiten zu können, so dürfen die zu zadlenden Entschädigungen a» die bisherigen TabakSinte- ressenten nicht allzureichlich bemessen sein. Die officiösen Berliner Blätter erklären deshalb jetzt rundweg, daß die Reich-regierung bei etwaiger Einführung deS Labak-mono- pvl- nicht die Absicht habe, Entschädigungen in der Höhe zu gewähren, die von Ler LabakS-Enquete-Kommission seiner Zeit berechnet und seitdem allerseits alS feststehend be trachtet worden ist. Anstatt der 700 Millionen Mark würde die Regierung, wie officiöS versichert wird, Alle in Allem nur 109 Millionen für Entschädigungen ge währen. DaS Gutachten der Enquete-Kommission, meint die .Nordd. Allg. Ztg.", habe nur geringen Werth, weil dieselbe dem Monopol feindlich gegenüberstand, trotz dem «S eine bekannte Thatsache ist, daß ter Referent LeS Au-schusseS, der würtembergische Obersteuerrath v. Moser, dessen gründliche Berechnungen der Aufstellung der Ent schädigungssumme zu Grunde lagen, alS entschiedener Verfechter deS Monopols auftrat. Allerdings äußerte bald nachher der Reichskanzler sich dahin, daß die Ent schädigungssumme viel zu hock gegriffen sei und Laß die LabakShändler z. B gar keine Berechtigung auf Entschädigung hätten. Während die „N. A. Z." jetzt die „fortschrittlichen Demagogen" den LabakSfabrikanten zoldene Berge versprechen läßt, haben gerade in letzter Zeit mehrere Mitglieder der konservativen Fraktionen, so unter anderen die Herren v. Kleist-Retzow, Graf Frankenberg, ja sogar neulich Prof. Wagner in Elber feld den Wählern erklärt, daß sie für daS Labaks- Monopol nur bei gerechten Entschädigungen eintreten würden. Die unzweideutige Auslassung deS gouver- nrmentalkn Blattes wird nur dazu dienen, dem Tabaks- Monopol noch mehr Gegner zu schaffen, als rS bereits hatte. So lange über Lie Entschädigungsfrage und über die VlrwendungSfrage an maßgebender Stelle keine anderen Anschauungen alS bisher Platz greifen, ist da» LabakSmonopol völlig aussichtslos. Der Kaiser reiste am Sonntag zu den Manövern de- 9 Armeekorps von Berlin über Hamburg nach Itzehoe. In Hamburg fand kein Aufenthalt statt; dem Publikum, welches an der Bahnlinie überall nach Lausenden Spalier bildete und den Kaiscr enthusiastisch bewillkommne, winkte derselbe mit dem Taschentuche seine Grüße zu. Auf dem prächtig dekorirten Bahnhofe zu Itzehoe wurde Kaiser Wilhelm von der Generalität und den Spitzen der Behörden empfangen und begab sich sodann im offenen Wagen unter dem Geläute der Glocken und unter den jubelnden Zurufen der Bevölkerung nach später offenbar. Mein Bruder liebte die Koufine deS Kommissars, die jetzige Braut desselben, beide waren auf einander eifersüchttg und Sie wissen, daß au- Eifer- sucht sehr häufig die bitterste Feindschaft entspringt. E- kam noch hinzu, daß mein Kruder mit dem Kommisftw grade in Betreff dieser Liebe in der heftigsten Weise an einander gerathen war. Ich wußte also, daß un- der Kommissar durchaus nicht hold sei; mein erster Ge danke, al» ich ihn eintreten sah, war, daß Alle» nur ein W»rk seiner feindseligen Gesinnung sei. Ich »ar im Innersten darüber empört, daß er die Ehre zweier unbescholtener Männer anzutasten wagte; wa» blieb mir der Gewalt gegenüber ander« übrig al» Gewalt? Za, ich glaube, Herr Richter, daß ich ihn erschossen habe» würde, wäre die Waffe in meiner Hand gewesen! Der Kommissar hat mich durch einen Schlag, den er »ir auf den Arm versetzte, daran gehindert und dafür bi» ich ihm in der That dankbar, denn er hat mich dadurch von einem Verbrechen zurückgehalten zu dem mich die Leidenschaft wahrscheinlich hingerissen haben würde." Sern, Worte klangen so offen und wahr, daß sie emen weniger erfahrenen Mann al» Röder vollstänti; für sich eingenommen haben würden. auch mehrere Ihrer früheren Arbeiter, al» Sre au» Ihrem Hause fortgrführt wurden, aufge- fordert, Sie zu befreien?" , „Auch da» habe ich gethan. Ich räume ein, Laß , I ^*in w,r ließe sich in euern solch«, Augenblicke der Erregung nicht zu einer Thvrh«t hmrerßen?" .Sie Haden gesagt, Sie seien sich keine» Unrech«» d'wußt gewesen — hätte denn nicht La» Gefühl Jdier H>ed. u. Redaktion presse«-Re»ft«st sl. Meißner Gasse S. Pie Zeitung erscheint Dienstag, «säuerst«, und ronnaben» fr»,. «bonnement«- Preisr »üel,ührl. M. 1^0. Z» beziehen durch Ne kaiserlichen Poß- »«Pallen und durch uusere Boten. »erden bis Moutag älhsische VochkiluH-M Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. <39. Fortsetzuv,.) „Herr Untersuchungsrichter, ich will auf diese Worte nicht antworten, weil ich e» meiner selbst für unwürdig erachte mich gegen einen solchen Verdacht zu vertheidigen. Soll ich vielleicht auch diesen Mordversuch, wenn derselbe wirklich stattgefunden Hal, veranlaßt haben, halten Sie «ich vielleicht für fähig, einen Meuchelmörder zu dingen?" .Die Untersuchung wird hoffentlich auch diesen Punkt näher aufklären. Sinell ist noch nicht verhört. Sie behaupten also nicht» damit zu schaffen gehabt zu haken?" .Nicht»!" gab Arthur halb trotzig, wie ein an seiner Ehre Verletzter, zur Antwart. .Ich komme nun auf einen Punkt bei Ihrer Ver haftung", fuhr Röder fort, .den zu leugnen Ihnen schwerer werden dürfte, da Sie mehrere Augenzeugen sich gegenüber haben. Ich meine Jdren versuchten Wider- stand gegen den Polizeikommissar." .Ich werde nicht einen Augenblick lang versuchen, diesen Umstand zu leugnen, da er wahr ist." „Sie gaben auch zu, daß in dem Sekretärkasten, welchen Sie aufzogen, sich ein Revolver befand?" .Gewiß" „Sie wußten, daß die Waffe darin lag?" .Ich wußte eS." seinem Absteigequartier in der Billa de» Kommerzien- rath» de Voß. Im Gefolge fehlte bei dieser Gelegen heit der kaiserliche Leibarzt vr. von Lauer, der bedenk lich »krankt daniederliegt, ein Umstand, der auf den Kaiser bei seiner langjährigen Gewöhnung an den be währten ärztlichen Berather recht verstimmend wirkte. Am Montag Vormittag begab sich Kaiser Wilhelm von Itzehoe zur Abhaltung der Parade über da» 9. Armee- korp» nach dem Lockstedter Lager. In seiner Begleitung befanden sich die deut'che Kronprinzessin, sowie die Prinzen Wilhelm und Heinrich und der Großherzog von Mkcklenburg-Schwerin. Nachdem die Parade glän zend verlaufen war, kehrte der Kaiser mit zahlreicher Suite in die Stadt zurück und erschien im Rathhause, woselbst ein Diner zu 220 Kouvertö stattfand, zu welchem ausschließlich höhere Militär- und insbesondere die fremdherrlichen Offiriere Einladungen erhalten hatten. Den Schluß de» Tage« bildete rin großer Zapfenstreich. Für Mittwoch war der Besuch der Stadt Hamburg in Aussicht genommen. Der Kaiser und seine Umgebung wollten daselbst vormittag» der Einweihung der ReichS- Eeewarte beiwohnen, demnächst die Blumen- und Frucht- AuSstrllung in Augenschein nehmen und nach einer Promenadenfahrt an der Alster die Rückkehr nach Altona antreten. Der soeben veröffentlichte Wahlaufruf der Frei konservativen versichert, daß diese Partei darauf Hin weisen könne, daß sie die Gedanken und Ziele, welche ihrer Bildung und ihrer parlamentarischen Lhätigkeit zu Grunde gelegen, stet» hvchgehaltev habe. >Zm Ganzen schließt sich daS neue Programm der deutschen ReichS- partei vollständig der bisherigen Regierung-pvlirik an, begrüßt den bevorstehenden Au-gleich zwischen Senat und Kirche freudigst und billigt die Vereinfachung deS parlamentarischen Apparat». ES wird der Wunsch auf Herabsetzung der GerichtSkosten au-gesprochen und auf die nothwendige Kolonisation mit den folgenden Worten hingrwiesen: „AlS einen schweren Schaden erkennen wir eS, daß stets wachsende Züge von Auswanderern dem Vaterlande verloren sind, bevor sie die brutsche Erde verlassen haben; wir werden unser Bestreben darauf richten, Mittel und Wege zu finden, um diesen ge wichtigen Theil unserer Doikskraft und deutschen Na tionalvermögens mit der Heimath in nutzbringender Verbindung zu erhalten." — Zu den Wahlprogrammen, welche man in der nächsten Zeit erwartet, wird in der bevorstehenden Kampagne ein neue- hinzutreten, welches besonderes Interesse verspricht, da- Parteiprogramm der Antisemiten. Dasselbe soll auf einem besonderen Kongreß am 18. dS. MtS. in Dresden vereinbart und dann von den Reform-Vereinen veröffentlicht werden. Die „Nordd. Allgem. Ztg." druckt die folgende, 5. fg., I ln teren men, sion raren V» eten. tden, Seite )chen men. rped. 91