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iilhsische DocheilMA 43. Jahrgang Donnerstag, den 8. September 1881 Feuilleton werd,« bi- Montag Mittwoch u Freitag Mittag angenommen und kosten: dtelspalt Zeile lbPf. Unter Eingesandt: 30 Pf. rechten Zeit entlarvt sind, ehe e» ihnen gelungen, sich noch fester mit Ihnen zu verbinden." »Ich hätte auf ihre Ehrlichkeit geschworen," erwie- derte Gaßmann. »Ich bot ihnen meine Unterstützung an, weil ich wußte, daß sie durch den Brand in Ver legenheit gerat hen wären; sie lehnten dieselbe ab. Würden sie die gethan haben, wenn sie gegen mich nicht ehrlich sein wollten? Heinrich zuckte zweifelnd mit der Achsel. .An ihre Ehrlichkeit kann ich in keinem Falle glau ben," entgegnete er. .Sie waren klug und berechnend. Konnte ihre Ablehnung nicht den Zwlck haben, Ihr Vertrauen roch zu stärken? Ich bin der festen Ueber- zeugung, daß Sie in kurzer Zeit in Anspruch genommen worden wären." .Ich würde jeden Verlust gern ertragen haben, wenn e- mir möglich gewesen wäre, meiner Tochter diese Schmach zu ersparen Sie ist außer sich vor Schmerz Noch gestern wurde sie von Bielen beneidet und glücklich gepriesen und heute ist sie die Verlobte eine- Verbrechers. Herr Kommissar, giebt eS keinen Weg der Rettung? Eie wissen, welchen Dienst Sie einem unglücklichen Vater erweisen würden." .Keinen!" entgegnete Heinrich fest. „Können LoppinS nicht dennoch unschuldig sein?" fragte Gaßmann weiter. „Si< find schuldig Nicht da- Verbrechen der Brandstiftung allein liegt gegen sie vor, sie haben die Bücher gefälscht, sie Haven einen Anfall auf mein Leben versucht. Jede- dieser Verbrechen reicht au-, um sie für Jahre in da- Zuchthaus zu bringen. Noch ist mir ihre Vergangenheit unbekannt, aber ich hoffe, e- wirb mir Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. l36. Fortsetznu,.) .Ich biete Ihnen für den Verlobten meiner Tochter und dessen Bruder jede Bürgschaft, wenn Sie dieselben sofort wieder in Freiheit setzen!" rief er. .E- muß hier irgend ein Jrrthum vorliegen, e« ist nicht möglich, daß sie ein Verbrechen begangen haben." .Ich darf Ihre Bürgschaft nicht annehmen, Herr Gaßman," entgegnete Heinrich, obschon er mit dem Schmerze de- ehrenhaften Marne» Mitleid empfand. Mauden Sie, ich würde LoppinS verhaftet haben, wenn ich nicht die sichersten Beweise ihrer Schuld in Händen hätte? Diese Menschen sind weit gefährlicher, al» Sie sich vorstellen können. AlS ich erfuhr, daß Ihre Tochter sich mit dem jüngeren Loppin verlobt habe, hätte ich Sie gern gewarnt — ich konnte eS nicht. Sie würden mir auch nicht geglaubt haben, denn Näheres durfte ick Ihnen nicht mittheiün. Ich habe gegen diese beiden Menschen von Anfang an Mißtrauen gehegt, diesem allein verdanke ich die Entdeckung ihres Ver brechen- Fast die ganze Stadt war ja für sie einge nommen, der Zufall stand ihnen ohnehin günstig zur Seite, denn e» fehlte nur wenig und der arme Arbeiter Wendel wäre wegen Brandstiftung zum Zuchthause ver- urtheilt, weil alle Beweise scheinbar gegen ihn sprachen. Schätzen Sir sich glücklich, daß die Verbrecher noch zur Politische Weltschau. D^utsckeS Reick. Von Danzig au- wurde in diesen Tagen plötzlich die überraschende Nachricht ron einer demnächst daselbst bevorstehenden Zusammen kunft de- deutschen Kaisers und de» Kronprinzen mit dem russischen Kaiser verbreitet. Die .Danziger Ztg." berichtete ausdrücklich, Kaiser Alexander III. werde nächsten Freitag mit einem russischen Kriegsschiffe auf der Rbede vor Danzig anlangen und zu gleicher Zeit würden, mit einem Ertrazuge vom Könitzer Kavallerie-Manöver kommend, der Kaiser Wilhelm mit Gefolge und wahr scheinlich auch der Kronprinz in Danzig eintreffen, worauf dann die freundschaftliche Begrüßung der beiden Souveräne stattfinden solle. Die Anwesenheit der Majestäten werde sich jedoch nur auf einen Tag be- tchränken. Seltsamer Weise verhielten sich anfangs die oificiösen Blätter gegenüber dieser überraschenden Bot- schäft von einer Zweikaiser Begegnung durchaus un gläubig und schließlich, als die Na»richt von wohlunter richteter Seite bestätigt wurde, behaupteten sie, wenn die Zusammenkunft überhaupt noch zur Ausführung komme, so werde sie keinesfalls in Danzig selbst, sondern in dem Vorhafen Neufahrwasser stattfinden. Diese zurückhaltenden Auslassungen, die sich gleichlautend in der „Nordd. Allg. Ztg." und in der „Post" fanden, gelten allgemein als Beweis dafür, daß diese Begeg nung deS Kaisers Wilhelm mit seinem russischen Groß- mssin ebensowenig von dem deutschen Reichskanzler veranlaßt oder gewünscht worden, alS das letzte Zu sammentreffen des Kaiser- mit seinem unglücklichen Neffen Alexander II. in Alexandrowo, welches durch den Feltmarschall Freiherrn v. Manteuffel vermittelt wurde. Trotzdem gilt da- Erscheinen deS Fürsten Bismarck bei der Kaiserzusammrnkunft für gesichert; da Varzin nur wenige Eisenbahnstunden vom Orte der Zusamm.nkunft entfernt ist, sprechen innere und äußere Gründe dafür, daß Fürst Bismarck der Zusammenkunft nicht fern bleibt. In Danzig haben, nach weiteren Mittheilungen der .Danziger Zeitung" die Vorbereitungen für die Aus schmückung der Straßen, welche der Kaiser bei dem Besuche DanzigS zu der Fürstenzusammenkunft am Frei tag passirt, begonnen. Voraussichtlich werben an der Begrüßung der Souveräne auch mehrere andere regierende Fürsten Theil nehmen. Kaiser Wilhelm wird, wie eS beißt, außer ron dem deutschen Kronprinzen auch von den Großherzögen von Mecklenburg und von Baden be gleitet sein ; ferner will man w ssen, daß auch der König von Sachsen und der König von Rumänien hierher kommen werden. Den russischen Kaiser wollen, wie man nach hier eingegangenrn Nachrichten vermuthet, ßspev. m Redaktion ßre»»e«-Reustadt L Meißner Gasse 3. Pie Zeitung erscheint Dienstag, pennerstag und Lounaben» früh- Udovnement»- Prei»: stertel.ährl. M. 1,50. Z» beziehen durch die kaiserlichen Post- ustalten und durch unsere Boten. -ei freier Lieferung l>1 Hau- erhebt die Jost noch eine Ge- KM von 25 Pfg. Liu unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann Amtsblatt für die tgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadl, für die Ortschaften des tgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentitmter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmauu Müler in Dresden. Sonn,-»- d« Tag s-lb, »i-d «k noch d.n °°n ».«.sch" R.,»*! I-,, d.konm Ist, la- d» . a " " 28^ September einberufenen zum ersten Präsidenten brr baierischen Rt'^rathSkammer. — In Bezug auf die mißverständliche Auslegung der Vorschriften über die Hundesperre durch d.e Srekutiv- behörden richtete der Reichskanzler ein Schreiben an die Bundesregierungen, welches durch zahlreiche an den Fürstm S-langt- «'schwer" veranlaßt worben ist. Zn diesem Schreiben wird die Anordnung einzelner Polizeibehörden S-rügt, daß alle Hunde, welche während der Sperrzeit innerhalb des Sperrbe-irkS frei umherlaufend getroffen ""den, sofort zu töbten seien und zwar ohne Unterschieb, ob dieselben bei dem freien Umhrrlaufen polizeilich eingefang.n oder ob sie nur frei- umherlaufend gesehen, demnächst aber von ihren Besitzern wieder an sich genommen waren. In Fällen der letzteren Art sind z. B. in Berlin die Hunde au- den Be hausungen ihrer Besitzer zur sofort^en Tödtung polizei lich abgeholt worben. Nach der Meinung des ReicvS- kanzlerS überschreitet diese- Verfahren durchaus bie den Polizeibehörden durch das Gesetz vom 23. Juni 1880 beige- leqten Befugnisse, denn einen Zwang zur Tödtung von Hunden enthält daS Reichsgesetz überhaupt nicht, viel mehr erklärt dasselbe im h 38 die polizeiliche Anord nung der Tödtung nur unter Umständen für zulässig. Italien. König Humbert hat sich zu den Manöoern nach Venetien begeben. Am Montag traf er mit dem Prinzen AmateuS und dem Kriegsminister in Cattajo ein, wo ihm bie fremden Offiziere vorgestellt wurden. — Die in Rom erscheinende „Jtalie" bringt eine bedeut same Nachricht auS dem Vatikan. Nach derselben wurden die deutschen Bischöfe ermächtigt, künftig bei der preußischen Regierung die Zustimmung zu den Pfarrer-Ernennungen vor der kanonischen Einsetzung neuer Geistlicher eiozuholen. Damit käme Papst Leo XIII. auf sein erste-, später wieder zurückgezogene-Zugeständniß zurück und leistete dem definitiven Frieden zwischen Staat und Kirche bedeutenden Vorschub. Frankreich. Dem „TempS" geht ein Bericht von St. Martin an der italienischen Grenze zu, dem- zufolge man dort sehr aufgeregt sei, weil die italienische Armee ihre Manöver bi- angesichts der Grenze ausge dehnt habe. Außerdem befinden sich seit drei Monaten acht- bis zehntausend italienische Soldaten nur zehn Kilometer von dem französischen Grenzorte Isola entfernt. Man befestige dort die Durchgänge, habe Kruppsche Kanonen aufgestellt und unter- minire sogar die Wege. — Die am Sonntag voll- jetzt gelingen, daS Dunkel zu erhellen und ich bin über zeugt, daß die- nicht daS erste Verbrechen ist, dessen sie sich schuldig gemacht haben." Gaßmann fuhr mit rer Hand über die sorgenschwere Stirn, alS könne er sich dadurch Erleichterung verschaffen. „Kann ich die Verhafteten in Ihrer Gegenwart auf wenige Minuten sprechen?" fragte er. „Auch diese Bitte muß ich Ihnen abschlagen," ent gegnete Heinrich. „Noch find fie nicht einmal verhört. WaS wollen Sie bei ihnen?" „Ich will ihnen in die Augen sehen, um mich zu überzeugen, ob fie wirklich schuldig find oder nicht Für meine arme Tochter möchte ich doch einen Grund der' «eruhiguna mit heim nehmen. Sie können mich nicht offen anblicken, wenn fie mich hintergangen haben, wenn fie wirklich Verbrecher sind. Auch ich habe mir durch langjährige Erfahrung Menschenkenntniß erworben." „Und Sie würden dennoch getäuscht werden," fiel Heinrich ein. Ich habe noch nie Menschen kennen ge lernt, welche eine solche Fähigkeit der Verstellung de- sitzen. Lasten Sie in dem Herzen Ihrer Tochter keine Hoffnung fortleden, beide LoppinS find Verbrecher." Mit bekümmertem Herzen schied der Kaufmann. Heinrich stellte noch an demselben Tage ein kurze- Verhvr mit Arthur, Viktor und Sinell an Alle drei waren ruhiger geworden, beantworteten indeß nur wenige seiner Fragen. Ee lag nicht in Heinrich'» Aufgabe, tteser in sic zu dringen. SS war die- Sache de- Un- ersuchungSriwter-, dem er die drei Gefangenen übergab. « H a" diesem Tage sehen ließ, wurde er mit Fragen bestürmt und hatte große Mühe, denselben au»- zuwetchen. Seine nächste Aufgabe bestand darin, noch Inseraten- Annahmeftelco: Lie Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, HaasensteinL Bögler, Rudolf Moste, S. L. Daube L Eo in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. mehrere Großfürsten und der gegenwärtig in Peter-burg § weilende König von Dänemark auf dem Seewege nach Danzig begleiten. Sichere- darüber ist jedoch noch nicht bekannt. Da» auS den Fregatten „Friedrich Karl", „Preußen", „Kronprinz" und „Friedrich der Große" und dem Aviso „Grille" bestehende deutsche Panzer- Uedunglgeschwader hat bereit- am Sonnabend seine Hebungen in der Eckernförder Bucht abgebrochen und ist nach Kiel gegangen. Von dort wird eS am Don nerstag auf der Danziger Rhede eintreffen und zur Begrüßung der fremden Monarchen bi- Sonnabend da selbst verbleiben. Alsdann tritt eS die Rückfahrt nach Kiel an und trifft am 14. d. MtS. zu dem Kaiser- ! Manöver wieder in der Eckernförder Bucht ein. Zu den Ecksteinen der gesammten kirchenpolitischen Gesetzgebung Preußens gehört vor Allem der kirchliche Gerichtshof, dessen Beschränkung oder völlige Aufhebung gegenwärtig den Gegenstand lebhafter Erörterungen im Kultusministerium bildet. ES verlautet, daß man die Befugnisse jenes Gerichtshöfe- auf daS Staat-ministerium j zu übertragen gedenke, womit der Staar den bisherigen principiellen Standpunkt in der Kirebenpolitik aufgeben > würde. ES kommt nun besonder- darauf an, ob auch die Klerikalen ihrerseits zu Koncrssionen bereit find und i wird sich dieS bei der jetzt in Bonn tagenden General versammlung der Katholiken wohl zeigen. Die letztere trat am vergangenen Sonntag zusammen. Der Abgeordnete Windthorst wurde bei seiner Ankunft jubelnd begrüßt und dankte mit den Worten, daß er wohl wisse, in ! welchem Sinne diese Begrüßung gemeint sei. Der Klaggenschmuck in der Stadt Bonn ist großartig, der Zuzug dauert unablässig fort und die Stimmung ist eine ge hobene. Am Montag früh celebrirte der Kölner Weih- bischof Baudri das Hochamt in dem überfüllten Münster, dann fand der glänzende Festzug nach dem Versamm- ! lungSlokale statt, an welchem die Studenten sich in WichS betheiligten. Die von dem Freiherrn von Wamboldt präsidirte konstituirende Versammlung war sehr zahlreich besucht. Zur Verlesung gelangte zunächst daS Antwort- ! schreiben deS heiligen Vater» auf die Ergebenheit», adreffe des vorbereitenden Konnte», sodann die Schreiben deS Erzbischof- LedochowSki, deS Erzbischofs Melcher», deS Herrn Bischofs Brinkmann und zahlreiche ander,. In dem Erlaß des Domkapitels von Trier an alle Gläubigen der Diöcese heißt e-, daß der Bischof Or. Korum am 1. Stptember das ErnennungSbreve vorge- legt und nach einer ergreifenden Ansprache, die sowohl von seiner Demuth, wie von seinem Gehorsam gegen den heiligen Stuhl Zeugniß gab, feierlich erklärt hat, daß er in hingebendster Liebe alle seine Kräfte der ihm anvertrauten Diöcese widmen werde. Al- den Tag der , Inthronisation hat der Bischof Korum einen der nächst-