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. ... ... Txp<d. u. Redaktion rre»de»-Ueusta»1 kl. Meißner Gasie 3 Die Zeitung erlcheini Dtemftag. ßa«»ersta, und e*n«a»en» früh. Utouuewrur-- Pretü r »terteltährl. M. 1^0. Z» beziehen durch die kaiserlichen Post, -istalten nnd durch unsere Boten. -ei freier Lieferung kr Hau- erhebt die noch erne Ä>e- »Är von 25 Psg. ächsische DachntMS. Inserate werden bi- Montag Mittwoch n. Freitag Mittag angenommen und kosten: dtelspaltZetlelbPf. Unter Lingesaudt: SO Pf. Luserate»- <Nn unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr««»« Müller in Dresden. Auua-»eftele»: Die Arnoldische Buchhandlung Jnvalidendam, HaasensteiuLBogltl. Rudolf Moss«, G L Daube « Lo. in Dre-den, Leipzig. Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Dienstag, den 6. September 1881. 43. Jahrgang. Politische WeltfLau. Deutsches Reich. In der Reich-Hauptstadt begann am 1. September die amtliche Aufstellung der Listen für die Reich-tag-wahl. Die Ausschreibung dieser Wahlen veranlaßte die„Nordd. Allg. Ztg." zu folgender Au-lassung: „Der gesunde Kern der Nation wird sich nicht vom rechten Wege ablenken lassen. Er bleibe vor allen Dingen eingedenk der Lhatsache, daß unser geliebter Kaiser Wilhelm dem Manne, der unter seiner glorreichen Re gierung so Großes vollbracht hat, dem Fürsten Bismarck, „in vertrauen und seine Huld ungeschmälert bewahrt; daß deS Kaisers Wille und Wünsche durch die Haltung seiner Regierung allein unzweideutig erkannt werden können, und daß eS Spiegelfechterei «st, dem Volke Vor reden zu wollen, eS könne — unbeschadet seiner Treue für den Monarchen — dessen Regierung bekämpfen. Wer für. den Kaiser ist, der ist auch für seine Regie rung! Wer die Regierung angreift, indem er deren Feinde durch seine Stimme unterstützt, der greift auch unsern Kaiser an! DieS fei unser Feltgeschrei, und damit laßt unS vertrauensvoll in den Kampf ziehen gegen Lie zungenfertigen Feinde de« Kaisers und de- ReichS!" Die liberalen Blätter sind natürlich wenig erbaut von diesir Art die Vertreter jeder unabhängigen Ueberzeuguig als königsfeindlich zu verlästern. Aber auch Blätter anderer Richtung verurtheilen das Be streben der „Nordd. Allg. Ztg ", die Person deS greisen Kaisers in den Wahlkampf hinein zu zerren. Die „Germania" äußert sich: «Wir protestiren gegen diesen Versuch einer Vergiftung deS politischen Lebens, welches in gleicher Weise der Würde der Krone wie dem Gewissen der Bürger Gewalt anthun will. Jede ehrliche und selbst ständige Partei wird ter Regierung Unterstützung und Opposition zu Theil werden lassen, je nachdem ihre Maßregeln eS verdienen, während die Treue gegen daS Oberhaupt deS Staateö unwandelbar über dem Partei kampfe erhaben bleibt." Selbst das Organ de- Hof- predigrrö Or. Stöcker, der konservative „Reichsbvte", schreibt: „Wir können die Sprache deS gouvernemen- talen BlatteS nur bedauern, denn wir halten diese Taktik sowohl moralisch wie politisch für gleich verwerflich und gefährlich. D*e KönigStreue dcö preußischen Volkes — unabhängig von ter jeweiligen Richtung der Regie rung — ist ein so hohes edleS Gut, daß man sich hüten sollte, dasselbe in den Staub der politischen Anna deS Wahlkampfes zu werfen. Die politische Richtung wechselt — wir erinnern nur an den Kulturkampf vor sieben Jahren und von heute — daS Lönigthum aber bleibt und die KönigStreue deö preußischen Volkes soll auch unter allen Wechseln bleiben. Gerade der Umstand, daß in Preußen die freie Meinungsäußerung geschützt war, hat so viel -u dieser königlichen Gesinnung im Volke deigetrager. Wir protestiren von unserm konser vativen Standpunkte auS gegen die Taktik der „Nordd. Allgem. Ztg.". Sie leistet damit der Regierung wie dem Kaiser den denkbar schlechtesten Dienst." DaS Manöver de- 10. Armeekorps verlief am Sonn abend bei günstigem Wetter ganz vortrefflich. Der Kaiser kehrte nach Beendigung desselben in'S Refidenzschloß zurück, woselbst um 4 Uhr Galadiner für dieSpitzen der Cwil- behörden stattfand und erschien abends bei ter Soiröe deS Prinzen und der Prinzessin Albrecht. Vor dem Residenz schlosse begann um 9 Uhr der große Zapfer streich, auS- geführt bei Kackelbeleuchtung von sämmtlichen Musik- korpS und Spielleuten de- 10. Armeekorps. Der Kaiser erschien am Fenster und dankte für die ihm dargrbrachten enthusiastischen Begrüßungen der dichtgedrängten Men schenmenge. Am Sonntag Nachmittag wohnte der Kaiser dem Ossicier-Pferderennen auf der „Kleinen Bult" bei. — Der Kaiser hat dem Geh. Rath Prof. Or. Busch in Bonn, welcher bekanntlich die Kaiserin behandelt, in einem in wärmsten Ausdrücken an diesen gerichteten Schreiben seinen Dank ausgesprochen. DaS betreffende Schreiben schließt mit der Unterschrift: „Ihr dankbarer König." Die Kaiserin empfing, nach einer Mittheilung der „Koblenzer Ztg.", am Mittwoch Morgen um 9 Uhr i in der Schlopkirche zu Koblenz zum Dank für ihre Wieder» genrsung daS Abendmahl durch Len Konsistorialrath Korten. Der neue Bischof von Trier, Or. Korum, j der am Donnerstag Morgen im Dome zu Köln die Messe gelesen hat, wollte sich auf seiner Weiterreise nach Trier, in Koblenz der Kaiserin vorstellen. Zu dem SedanStage halten die Konservativen in der ReichShauptstadt in jedem Stadtlhriie Volksfeste arrangirt, zu dem alle „deutschgesinnten" Bürger mit Weib und Kind eingeladrn waren und Musik, Illumi nation, Theater rc. ohne Entgelt genießen konnten. Die Bürger haben sich natürlich auf Kosten deS konserva- ! tivrn WahlkomitöS herrlich verg ügt, ob damit aber der Zw«ck erreicht wurde, die Wählerschaft umzustimmen, muß sich erst zeigen. Bisher hat sich diese alttömische Wahltaktik, die Unzufriedenheit durch „Brot und Spiele" zu bannen, stelS nur kurze Zeit bewährt, dafür aber nachhaltig die Moralität und GesinnungStüchtigkeit deS Volkes untergraben. Die „Neue Preuß. Ztg." tritt drn Blättern ent gegen, die bereits die Weissagung deS Grafen Harry Arnim „Der NuntiuS kommt" in Erfüllung gehen sehen. Alle Angaben über Abänderung oder Aufhebung der Mai-Gesetze, sowie über eine künftige Vertretung bei der Kurie seien aus der Luft gegriffen, drnn die Berhand- ! lungrn würden streng vertraulich geführt und Niemand ! sei über den Inhalt derselben unterrichtet. Bei dem preußisch-römischen AuSzleiche gewinnt eine wunderliche Stiqaettenfrage an Bedeutung. Bei Ler Auffahrt de» Bischofs Korum salutirte die Wache vor drm kaiserlichen PalaiS, eine Au-zeichnung, die jedem katholischen Bi schof im Ornat zu Theil wird. Die Würdenträger der evangelischen Kirche werden der militärischen Honneur« nicht theilhaftig — sie rangiren auch sehr weit hinter den hohen katholischen Geistlichen. Die B.schüfe gehen allen Ercillenzen vor und die General-Superintendenten kommen erst weit nach den Ercellrnzen, sie haben einen verschwindend geringen Rang. Die „Germania" citirt ausdrücklich die preußische Rangordnung, um diesen Um stand zu erklären, den die liberalen Blätter sehr scharf kritisiren und bei dem die „National-Zeitung" erklärte, eS gäbe für den Staat Preußen keine „Lirchenfürsten". Der Minister d«S Innern, von Puttkammer, erließ gemessrne Weisungen an alle Regierungsbehörden, Störungen der öffentlichen Ordnung durch Ercesse gegen die jüdischen Einwohner, wie sie in verschiedenen Orten vorgekommen, energisch zu unterdrücken, agitatorische Reden zu verbieten, Versammlungen zu solchen Zwecken aufzulösen und die Agitatoren erforderlichenfalls sofort zu verhaften. In Würtemberg koursirt daS Gerücht, König Karl sei zum KatholiciSmuS übergetreten. ES ist nicht LaS erste Mal, so schreibt daS „Berl. Tagebl.", daß solche Gerüchte gerade immer von Stuttgart auS Len Weg in die Oeffentlichkeit finden, ohne daß fie sich bisher jemals bewahrheitet hätten. DaS genannte Blatt glaubt nicht, ! daß diese Meldung diesmal größeren Anspruch auf Glaub- ! Würdigkeit besitze als früher. Oefferr.« Ungar. Monarchie. Der Besuch seines Vorgängers bei dem Könige von Rumänien fol den Minister von Haymerle stark verschnupft baden, wenigstens leistet der gouvernementale „Pester Lleyd" gegen Len ehemals von ihm so gefeierten Staatsmann da- Unerhörteste. Er vergleicht ihn in einem Artikel voll Hohn geradezu mit Gambetta und dessen Nebrnregie- rung, beschuldigt ihn anmaßlicher Eitelkeit, die nach dem Au»!pruche BiSmarcks eine Hypothek sei, welche den Verstand belaste und waS dergleichen Ausfälle mehr sind, an denen der stille Bewohner deS Hause» am Ballplatze nicht ganz unschuldig sein wird. Die artige Diskussion wird sich ohne Frag« noch weiter entwickeln. Damit wird Herr von Haymerle wahrlich die Wieder- deeufung seines Vorgänger- nicht verhindern, wenn sein zahme- Verhalten gegen die slaoischen Jntriguen dieselbe nölhig erscheinen lassen sollte. AlS Erfolg dieser Agi tation wird iS zu betrachten sein, daß 12,000 seit dem Jahre 1735 im Torontaler Komitate in Ungarn wohn hafte Bulgaren nach Bulgarien auSwankern wollen. > Die Regierung verweigert bi- jetzt jedoch die Bewilligung Feuilleton. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. l35. Fortsetzung.) Viktor wollte sich auf Heinrich stürzen, die Beamten kamen ihm jedoch zuvor und erfaßten ihn. Sin heftiges Ringen entstand. Dasselbe war indeß nur von kurzer Dauer, Viktor und Arthur unterladen Ler Uebermacht. „Fesseln Sie die betden Verbrrcher mit aller Strenge!" rief Heinrich den Beamten zu. „Keine Schonung! Binden Sie ihnen die Hände auf Len Rücken." Er ergriff den in dem Kasten liegenden Revolver. Derselbe war fein gearbeitet und sech-läufig. „Hiermit hätten Sie unS in der Lhat viel zu schaffen gemacht", sprach er zu Arthur. „Sie hatten sich indeß in meiner Achtsamkeit getäuscht. Bei solchen Verbrechern, wie Sie sind, ist man doppelt vorsichtig!" Arthur rrwiederte kein Wort. Sein Gesicht war entstelle, jeder Zug der Ruhe war darau» verschwunden, auS Len Augrn glühte ein tödtlicher Haß, die Lippen waren fest auf einander gepreßt, sein Körper erzitterte. Er schien zu ahnen, daß ihm keine Hoffnung übrig bleib,. «Sie glaubten Ihr Verbrechen sehr schlau angelegt zu haben," fuhr Heivrich fort, „allein Sie haben Ihre Klugheit doch ein wenig überschätzt. Da- Attentat auf me>n Leben in der vergangenen Nacht w«r zu plump, Simll- Hand war auch nicht sicher genug. Daß Sie soeben noch den Versuch machten, mich au- der Welt zu schaffen, will ich Ihnen gern verzeihen, eS war der einzige Weg zur Rettung, denn jetzt giebt «S keinen mehr. Sine Lhorheit war eS freilich immerhin, allein in solch' einem Augrnblicke überlegt man nicht genau." Beide Gefesselten schwiegen. Sie standen regungs los da, nur ihr Auge folgte jeder Bewegung Heinrichs, der den Sekretär und LaS Zimmer sorgfältig durchsuchte, wenn auch mit wenig Erfolg. Die Polizeidiener hatten die Hände der beiden Verbrecher fest gebunden, dennoch versuchte Viktor mit Anstrengung aller Kräfte die Fesseln zu zerreißen. Heinrich bemerkte eS. „Binden Sie den Herrn noch fester, damit er rin- sieht, daß seine Bemühungen erfolglos sind," befahl er. „Wir haben die Mittel, noch stärkere Verbrecher zu bändigen." „Zum Glück für Sie, dmu meine Freiheit würde Ihnen schlecht bekommen!" rief Viktor, der seine Er bitterung nicht zu beherrschen vermochte. „Ich würbe Ihnen den Bubenstreich heimzahlen!' Heinrich lächelte, er kannte solche Ausbrüche ohn mächtiger Wuth. „Ich habe auch noch Mittel, Ihre Drohungen zu verhindern," rrwiederte er. „Vergessen Sie nicht, baß «S allein von mir odhängt, ob Sie gefesselt zu Fuß durch die Stadt geführt werden, oder ob ich Sie in einem Wagen zum Gefängnisse bringen lasse. ES würde Ihnen gewiß nicht sehr angenehm sein, sich von Lau- sendin in Ihrer gefesselten Loge anstaunen zu lassen. Die ganze Stadt hält Sie ja bl- zu diesem Augenblicke für sehr «hrenwerthe Leute." Arthur warf einen sehr vorwurfsvollen und mah ¬ nenden Blick auf seinen Bruder. Der Gedanke, zu Fuß und gefesselt durch die Stadt geführt zu werden, war ihm fast unerträglich. „Sie sehen, Laß ich mich in Ruhe in mein Ge schick ergebe," sprach er zu Heinrich. „Kleinliche Rache trau' ich Ihnen nicht zu. Ich wage deShalb^auch eine Bitte an Sie zu richten.' „Sprechen Sie", forderte Heinrich ihn auf, alS er dieselbe auSzusprechen zögerte. „Schreiben Sie meiner armen Frau und theilen Sie ihr daS Geschick, welches unS betroffen hat, mit," bat Arthur. „Diese Ditte kann ich nicht erfüllen," entgegnete Heinrich. „Und weShalb nicht?' „Weil auch Ihre Frau um daS Verbrechen ge wußt hat." Mit starrem Auge blickte Arthur ihn an. Er hatte nicht erwartet, daß Heinrich so genau unterrichtet war. „Sie weiß von nichts," sprach er. „Die Aussagen deS HotelkellnerS im Bade beweesl» daS Gegentheil," fahr Heinrich fort. „AlS Sie Lie Depesche, welche Ihnen den Brand der Fabrik anzetgle, empfingen, wae Ihre Frau zugegen und Sie waren in ihren Aeußrrungen sehr unvorfichtig. Sie konnten freilich nicht wissen, daß ich so genau nochforschen würde." Arthur preßte die Lippen fest, erbittert auf einander. Der Wagen, welcher Sinell zur Stadt gebracht batte, kehrte zurück. Die Kunde von der Verhaftung der beiden Loppins