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Gxped. u. R«daMo» Dre-dkn-Reuftadt N. Meißner Gaste S. Die Zeitung erscheint Dienst««. ronnersta, und ennnadend früh. UtouunoentL- Pretdr tzietteljährl. M. 1^0. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- «rpalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung tuS Hau- erbebt die Pop noch eine Ge bühr von 25 Pfg. iich sHe D ochritmS. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmanu Müller in Dresden. Inserate »erden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dte1spalt.Zeile15Pf Unter Eingesandt: 30 Pf Inseratru- «nnah»estestenr Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, HaasensteinL Bögler, Rudolf Mosse, G. L. Daube L Eo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Ar. 84. Donnerstag, den 21. Juli 1881. 43. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Zwischen der konservativen Partei und dem größeren Theile der Antisemiten hat sich in Berlin eine Scheidung vollzogen, bei der sich der bekannte Or. Henrici, alS der Führer der sogenannten .freisinnigen" Antisemiten, bereit zeigte, mit dem konser vativen Programme vollständig zu brechen. Die „Leipz. Ztg." bespricht diesen Zwist ausführlich und äußert sich darüber in folgender die Verhältnisse scharf kennzeichnen den Weise: „Die Namhaftmachung der Kandidaturen für Berlin hat insofern einen Zwiespalt unter den anti fortschrittlichen Parteien zur Folge gehabt, al- die Anti semiten wenigsten- eine spezifisch antisemitische Kandi datur beanspruchen zu dürfen glaubten und hierzu auch wohl in gewissem Sinne berechtigt waren, da eS keinem Zweifel unterliegen kann, daß die Massen für die anti fortschrittliche Bewegung hauptsächlich durch den Anti semitismus gewonnen oder mindesten- doch zuerst in Fluß gebracht worden sind. Auch würde man wohl nicht abgeneigt gewesen sein, den Antisemiten einen Kandidaten zu bewilligen, wenn nur eine, präsentable Persönlichkeit vorhanden gewesen wäre. Aber Herr Or. Henrici hat doch durch sein unreife- Wesen zu große Bedenken gegen sich wachgerufen und gegen Herrn Lieber mann v. Sonnenberg erheben sich Schwierigkeiten per sönlicher Art. Or. Förster sieht sich durch sonstige per sönliche Verhältnisse behindert; der Kaufmann Pickenbach ist noch gar zu sehr domo uovus. So war eS denn einfach nicht möglich, ihnen Rechnung zu tragen und werden sie sich eventuell mit der Vertretung durch Herrn Rudolf Hertzog oder auch damit begnügen müssen, daß vr. Henrici sich einen pommerschen oder posenschen Wahlbezirk zu erobern sucht. Verstimmungen werden wohl Zurückbleiben; aber die antisemitischen Führer sind nicht verständig genug, da- Gewicht obiger Gründe zu würdigen". Der Vorstand de- socialen Reich-Verein- in Berlin hatte eine Erklärung erlassen „angesichts der ernsten Lage, io welche die nationale Bewegung gerathen sei" müsse eine Versammlung da- Thema berathen: „Wie führen wir unsere nationale Bewegung weiter?" Am Montag Abend kamen zu diesem Zwecke in der BerlinrrBvck- . brauerei ungefähr 2000 Personen zusammen, denen vr. Henrici auSeinandersetzte, daß nicht allein die Auf- stellong der bekannten konservativen Kandidatenliste den Grund zur Trennung gegeben habe, sondern, daß weit wichtigere und principiellere Unterschiede eristirten. Die konservative Richtung sei unfähig, daS Tute am Libe ralismus anzuerkennen, habe da- Kind mit dem Bade au-geschüttet und niemals die Initiative zu wichtigen Schöpfungen ergriffen, sondern stet- de- Impulses von dem Fürsten Bismarck bedurft. Die Konservativen repräsentirten mehr die zurückhaltende, die Antisemiten mehr die treibende Kraft; die neueste von ihm und seinen Freunden geleitete Bewegung sei nicht konservativ. Es wurde hierauf für und wider die Versöhnung mit dem konservativen Central Wahl-Komilö gesprochen, diS eine Einmischung eine» Socialdemokraten die polizeiliche Auflösung der Versammlung herbeiführte. Dieser stürmische Anfang der Wahlagitation in der ReichS- hauptstadt scheint nur das Vorspiel zu dem verwickelten Drama der nächsten Reich-tag-wahl, daS sich in ganz Deutschland abspielen wird. Möchte nur der Ausgang desselben ein befriedigender und beruhigender sein! Der Einweihung des neuen Gebäude- der deutschen Seewarte in Hamburg am 14. September wird der deutsche Kaiser beiwohnen und bereitet sich die Hanse stadt vor, den kurzen Aufenthalt de- greisen Monarchen in ihren Mauern so glänrend als möglich zu gestalten. Nachdem sich Prinz Heinrich von Preußen an Bord deS englischen Klaggenschiffs „Herkules" eingeschifft hatte, um sich zu dem Besuche der Königin Viktoria und seiner bei derselben anwesenden Eltern zu begeben, ver ließ auch daS britische Geschwader, von deutschen Panzer schiffen eSkortirt, am Montag den Kieler Hafen und nahm seinen KourS über Frederik-Haven nach Leath. Der „Voss. Zeitung" wird die Pensionirung deS deutschen Kontre-Admiral- Mac Lean, der mit dem Prinzen Heinrich die Reise um die Welt gemacht hat, alS nahe bevorstehend bezeichnet. Von dem Vice-Ad miral Batsch beordert, sich dem Herzog von Edinburg zur Verfügung zu stellen, nahm er vor dem Galadiner seinen Urlaub und fehlte auf dem ihm zugedachtrn Ehrenplätze neben dem Prinzen Heinrich. Man nimmt an, daß dieser ausgezeichnete Seeofficier, bissen definitiver Abschied eine bedauerliche Lücke zurücklassen würde, sich durch irgend einen Formfehler verletzt fühlte. > DaS Großherzogthum Posen wird dadurch mehr und mehr germanifirt, daß viele polnische Großgrundbesitzer sich ihres EigenthumS entäußern und nach Russisch- Polen ziehen. Zwei sollte Verkäufe erregen in polni schen Kreisen gerechtes Aufsehen und insofern auch tiefen Unmuth, al» durch den Besitzwechsel zahlreich« polnische Wahlstimmen zum Reichstage verloren gehen, der Verkauf der 16 000 Morgen umfassenden Besitzung Choci-zewice und der 17,000 Morgen großen Herrschaft Wronke im Kreise Samter. Die erste Besitzung kaufte Herr von Hansemann in Berlin dem Kürsten Wilhelm Radziwill ab, die zweite Baron v. Kapherr in Dresden dem Grafen v. Götzendorf-GrabowSki. Wie der „N. Pr. Ztg." auS Hannover geschrieben wird, setzte die dortige Handelskammer im Anfänge dr- JahreS eine Kommission ein, welche ein umfangreiches Material über die Nachtheile sammelte, die der stets zunehmende Betrieb deS HaasirhandelS für die soliden stehenden Geschäfte mit sich bringt. Auf Grund diese- Materials wurde eine Eingabe an den Handelsminister auSgearbeitet und in einer Versammlung von Delegirten von acht hannöverschen Handelskammern am 8. No vember 1880 berathen, sodann von sämmtlichen Han delskammern, mit Ausnahme derjenigen zu Göttingen, unter schrieben und dem Minister eingesendet. Seit der Ueberreichung jener Eingabe haben sich die Klagen über die Schädlichkeit deS HausirhandelS noch vermehrt. Auch der jüngst erschienene Bericht der Handelskammer der Stadt Hannover für daS Jahr 1880 spricht diese Lhat- sache auS. ES erscheint nothwendig, daß die Vor schriften der ReichSgewerbeordnung über den Hausir- handel abgeändert, bez. Vorschriften über die höhere Besteuerung deS HausirgewerbeS erlassen werden. Oefieer «Ungar. Wkonarcdie. Arn 30. Sep tember d. I. sind eS 500 Jahre, daß die freie Hafen stadt Triest zu Oesterreich gehört und wird dieser Er- ! innerung-tag, mit der Einweihung deS nun vollendeten neuen Hafen- und einer größeren Industrieausstellung ! verbunden, in großartig-festlicher Weise begangen werden. Die Vorbereitungen zu dieser Feier, welche die Bedeu- ! tung Triest- für den Welthandel in daS hellste Licht stellen soll, haben bereit- die bisher tobenden politischen Streitigkeiten in der deutsch-italienischen Hafenstadt völlig verstummen gemacht. DaS britische Mittelmeer-Geschwader hat den Trirster Hafen am 18. Juli wieder vrrlassen, um zunächst nach Venedig zu gehen. — Der frühere liberale Justizminister Glaser, den die Leipziger „Grenzboten" durch Veröffentlichung eine- arroganten an seinen Vater gerichteten Schreiben- in ihrer letzten Nummer zu diS- krrditiren suchten, erklärt diesen Brief öffentlich alS eine Fälschung. Gleichzeitig druckt die „Presse" ein amt- j licheS Aktenstück ab, auS welchem hervorgeht, daß der fragliche Brief bereits am 11. Sept»mder 1872 in der seither eingegangenen Zeitschrift, der „Wanderer", publi- cirt und durch gerichtliche- Erkrnntniß schon damals ! als Verleumdung gebrandmarkr wurde. E- ist bezeichnend, mit welchen Mitteln die österreichische Verfassungspartei > von Deutschland auS bekämpft wird. — Eine Berliner Gesellschaft beabsichtigt in Wien eine Stadtbahn auf eisernen Säulen zu erbauen. Der Centralbahnhof ist am Donaukanal in Aussicht genommen, lä^gS dessen die Linie läuft, um dann an die Wien abzuschwenken und an deren Ufer bi- zum Schlachthause fortzulaufen; von dort soll sie über die Mariahilfer, Hernalsrr und Wäh- rinqer Linie wieder zum Kanal kommen. — Der Mi nisterpräsident LiSza hielt am 19. Juli in Großwardein, wo er alS dort gewählter Abgeordneter mit großem Enthusiasmus empfangen wurde, eine Rede, in welcher i er die Nothwendigkeit der Erhaltung deS Frieden- im Feuilleton. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. (15. Fortsetzung.) „Muß ich Dir denn hierauf noch antworten?" sprach sie. „Nein, nein!" rief Heinrich, sie mit beiden Armen umschließend und fest an sein Herz pressend. „Deine Augen haben mir Alle- verrathen, Du bist mein, mein!" „Ich bin eS ja längst gewesen," flüsterte die Glückliche und schlang den Arm um seine» Hal». Auf der Bank neben einander saßen sie im seligen Glücke. ES ist da- Wunderbare, daß zwei liebende Herzen einander verstehen, wenn auch der Mund kein Wort spricht. Ein einziger Druck der Hand vermag mehr zu sagen alS tausend Worte, ein einziger liebender Blick entrollt eine ganze Reihe der glücklichsten Bilder, er umsäumt den Himmel der Zukunft mit den goldigsten Träumen. Ueber den Herzen liegt in solchen Augen blicken noch der ganze unberührte Hauch und Schmelz; sie gleichen einem Schmetterlinge, der die Flügel zum ersten Male in dem vollen, warmen Sonnevscheine entfaltet. Stunden waren vergangrn, al- sie sich endlich trennten, selige, glückliche Stunden, wie sie da- Leben kaum je wieder bringt. Toni begleitet, Heinrich bi- an die Sartevthüre. Fest hielt sie seine Hand in der ihrigen und blickte ihm noch einmal glückselig in da- Auge. „Wirst Du nun wieder in so langer Zeit Dich nicht sehen lassen?" fragte sie scherzend. „Könnte ich eS, auch wenn ich wollte?" entgegnete Heinrich. „Mein Herz und Gedanken bleiben ja bei Dir zurück." „Dafür nimmst Du die meinigen mit," fuhr Lom fort „Darf ich meinem Vater sagen, daß ich jetzt Dein bin?" „Nein, Toni, laß mir die Freude, dieö zu thun," bat Heinrich. „Ich möchte au- seinen Augen lesen, ob er Dich mir gern giebt." „Er wird e- thun, denn er wünscht nur mein Glück!" erwiederte Loni, „und er muß eS thun, denn ich werde nie einem anderen Manne meine Hand reichen!" Noch einmal flüsterte Heinrich ihr ein liebes Wort zu und eilte bann fort über den Hof der Fabrik. AuS seinen Augen leuchtete daS Glück, welches er in der Brust trug, seine sonst so blaffen Wangen waren geröthet, der Himmel erschien ihm höher und blauer, die ganze Welt hätte er an seine Brust zi«hen mögen. Da trat ihm Viktor entgegen. Sein dunkle- Auge glühte, um seinen Mund zuckte ein spöttische-, höhnen de- Lächeln, sein ganze- Gesicht war durch die leiden schaftliche Erregung verzerrt. Heinrich wollte an ihm vorüberrilen, denn er hatte nicht- mit ihm zu schaffen. „Halt, Herr Wallis!" rief Viktor und vertrat ihm fast den Weg. „Dieser Hof gehört zu meinem Eigen- thume, treffe ich Sie noch ein Mal auf demselben, so werde ich von meinem Hau-rechte Gebrauch machen!" Mit ruhigem Stolze blickte Heinrich ihn an; er wollte ihm antworten, zur rechten Zeit noch drängte er da- Wort zurück. Er wandte sich von ihm ad und schritt weiter. Viktor rief ihm ein höhnende- Woit nach. Loni hatte Viktor- Aeußerungen gehört und theilte dieselben ihrem Vater mit, sobald derselbe zurück gekehrt war. Der Unwille, welcher schon seit einiger Zeit in Urban » Brust sich angesammrlt hatte, bedurfte nur diese- Anstoße-, um überzuwallen. Er hatte sich zwar beim Verkaufe der Fabrik da- Recht Vorbehalten, den Hof al- Eingang benutzen zu dürfen, dennoch ließ er noch an demselben Lage die auf den Hof führende Lhür verschließen und einen neuen Eingang von der Straße au- durchbrechen. Arthur, alS er kaum von dem Vorfälle Kenntniß erhalten, eilte herbei, um Verzeihung zu erbitten. „Mein Bruder ist leidenschaftlich," sprach er, „sein heiße- Blut reißt ihn hin, sehen Sie e- al- eine Lhor- heit an, die nie wieder geschehen wird, dafür bürge ich Ihnen " „Herr Loppin," entgegnete Urban ernst, „Ihr Bruder ist kein Knabe mehr, dem man solche Lhorheit nachfieht; Sie begriffen wohl, daß solche Worte all dem Munde eine- gebildeten Manne- doppelt hart de- urtheilt werden müssen. Ich liebe den Frieden und e- würde mir sehr lieb gewesen sein, wenn derselbe zwischen uns nicht gestört worden wäre!" „Bester Freund," fiel Arthur fast erschreckt rin, 1 „ich hoffe doch, daß unser Lerhältniß dadurch nicht ge- ! trübt wird."