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iillMit VorhtilMA Dounerst«, «b Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. F-rstrerttämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr««»« MüLer in Dresden. 2»fer«te werd« di« Monta-, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspalt. Zelle 1L Pf- Unter Eingesaadt: 30 Pf. WrtSr dt^teMrlML^). Zn beziehen durch dS kaiferlktzen Post. Ixped. n. -^dakttov v Meißner «aße S. Die Zeitung erscheint Inserate«- A»»ah«wstel«»r Die Arnoldische Buchhaudluaa. ^iivalidnid^iir, HaasensteinL Vogler, Rudolf Mosse, G. L Daube « La. iu Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. Wr. 82. Sonnabend, den 16. Inti 1881. 43. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Die Vertheidigung Ler Kornzülle bildet da» Lhema, welche- sich die halb- amtliche preußische „Provinzial-Korrespondenz" für ihre nächsten Leitartikel erwählt hat und da- sie in dem ersten dieser Artikel, ohne darüber sonderlich neue Diuge zu sag«, in rein akademischer Weise verarbeitet. Da» Organ der preußischen Regierung verwahrt sich gegen da- Gebühren der Opposition, welche den seit zwei Jahren eingeführte» Kornzoll zu unaufhörlichen An griffen mißbrauche und fälschlich al» eine Besteuerung und Bertheuerung de- nolhwendigsten Leben-mittel- der ärmeren Klaffen zu Gunsten der großen Grundbesitzer bezeichne. Nach jeder ungünstigen Ernte würden die Kornpreise in Deutschland abhängig fein von den Preisen auf dem sogenannten Weltmärkte, da» heißt von den Preis«, wie sie da» internationale Korngeschäft zur Erzielung eine- möglichst hohen Gewinne» machen zu können glaubt. Auf die Stellung der Kornpreise durch diese Art Spekulation übe der geringe deutsche Einfuhrzoll keinen Einfluß. Bei einer günstigen Ernte jedoch, welche dem In- und AuSlande zu Gute gekommen ist, solle aber der jetzige Kornzoll einigermaßen regulirend wirken, damit e» der konkurrirenden Spekulation nicht so leicht «erde, unterstützt durch die wohlfeileren Tarife für Massengüter, große, sonst nicht verwendbare Getreide mengen auf den deutschen Markt zu werfen und nöthigen- fall- zu Schleuderpreis« auf demselben zu verkaufen. Eine solche Spekulation schädige in hohem Grade den deutschen Grundbesitzer' und verkehre ihm den Segen einer guten Ernte, von welcher er den Absatz seine» UeberschuffeS hofft, geradezu in Unsegen. „Was nützen, fährt die „Prov. Korr." fort, andererseits solche, durch ausländische Spekulation herbeigeführte Zwischenfälle ganz niedriger Preise der Brot konsumirenden städtischen Bevölkerung deS deutschen Volkes? WaS an den eine kurze Zeit niedrigen Brotpreisen erspart werden könnte, geht zehnfach verloren durch die Zerrüttung, welche daS unver- hältnißmäßige Sinken der Vetreidepreise in die, städtische Arbeit konsumirende ländliche Bevölkerung bringt." Ein andere- Argument für den Kornzoll veröffentlicht die „Nordd. Allg. Ztg.", indem sie auSrechnet, daß durch denselben da- Pfund Brot nur um Pfennig ver- thruert wird, eine Berechnung, welche die „National- Zig." zu der Bemerkung veranlaßt, daß, wenn man den Verbrauch einer Arbeiterfamilie von 5 bis 6 Köpfen nur auf 4 bis 5 Pfund Brot täglich veranschlagt und den darauf lastenden Zoll mit der Anzahl der Tage de» JahreS multiplizirt, man zu dem Resultat gelangt, nur ei» gutgestellter Arbeiter könne diesen Kornzoll mit dem Verdienste von einem bis zwei Arbeitstagen bezahlen. Feuilleton. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. l1S. Fortsetzung.) Auf diesem Hofe hatte er so oft mit Loni und ihrem Bruder gespielt, eS war ihm, alS ob ihm ein Stück Jugenderinnerung für immer entrissen fei. Hastig eilte er über den Hof hin und athmete er leichtert auf, als er den Garten betrat. Ein bekannter und vertrauter Hauch wehte ihm hier entgegen. Nach Loni suchend, schweifte sein Blick umher. Er wünschte ihr zu begegnen, ein einzige- Wort ihre- Gruße- mußte ihm sofort rerrathen, ob er ihrem Herzen fremd ge worden war. Er sah sie nicht. Langsam kam ihm Urban auf einem kleinen Sei tenwege entgegen. „Ah, läßt Du Dich auch wieder einmal sehen?" sprach er. „Ich glaubte schon, wir seien ganz und gar von Dir vergessen worden." „Ich bin erst gestern zurückgekehrt," «rwiederte Heinrich, ihm die Hände eatgegeustreckend. Er that e» nicht so unbefangen, wie früher, denn auch fein Onkel erschien ih« verändert. „Ich habe gehört, daß Du verreist gewesen bist," fuhr Urban fort. „Ich habe e< von Anderen gehört, da Lu mir vorher kein Wort darüber mitgetheilt hast." ' Der Kaiser, welcher bereit- am 13. Juli die Insel Mainau wieder zu verlassen gedachte, um sich zur Fort setzung seiner Kur nach Gastein zu begeben, verlängerte auf Bitten der großhrrzoglich badischen Familie seinen Aufenthalt noch um 24 Stunden. Am Donnerstag fuhr der Kaiser von der Mainau bi- nach Rosenheim wo Nachtquartier genommen wurde und traf am Frei tag über Lend in Bad Gastein ein, woselbst ihn der kaiserliche Statthalter begrüßte. Auf der Rückreise von Gastein wird Kaiser Wilhelm mit dem Kaiser Franz Joseph und dem österreichischen Kronprinzenpaare in Salz burg zusammentrtff«. Gerüchtweise verlautet, daß Baron Haymerle die Absicht habe, bei der Heimkehr vom Bade Neuenahr den Fürsten Bi»marck in Kissingen zu besuchen. Den sächsischen Landtag-wahlen folgten an diesem Donnerstag die Urwahlen zu der baierischen Kammer, so daß in wenigen Lagen das Gepräge der nach dem preußischen Abgeordnetenhaus wichtigsten deutschen Volks vertretungen frstgrstrllt sein wird. Nach vorläufiger Meldung der „Chemnitzer Zeitung" sind in den sächsi schen Landtag gewählt: 14 konservative, 6 national liberale, 6 fortschrittliche Kandidaten, 1 Anhänger der sog Gewerbepartei und 1 Socialdemokrat. Die Wahl betheiligung war im Allgemeinen eine äußerst geringe. WaS die baierische Abgeordnetenkammer betrifft, so lassen sich die Chancen der hartnäckig kämpfenden Par teien schwer im Voraus berechnen, da sowohl die Li beralen alS auch die im baierischen Landtage bisher dominirenden Ultramontanen sich in Anhänger und Gegner der BiSmarck'schen Richtung spalten. Die Stadt Kiel feierte am Donnerstag einen herr lichen Festtag, da da- auS den russischen Gewässern zurückkehrende englische Reservegeschwader in dem deutschen Hafen Station machte. Die ganze Stadt war reich beflaggt und überfüllt von Fremden, welche daS seltene Schauspiel herbeigelockt hatte. Um 1 Uhr pasfirten dir englischen Schiffe unter dem falutirenden Donner der Geschütze die Festung Friedrichtort und bald darauf tafelten die englischen Gäste mit den preußischen Prinzen und den Hafenbehörden, wobei Prinz Wilhelm den Toast auf die Königin von England auSdrachte und Prinz Heinrich in englischer Sprache den Herzog von Edinburg alS den Repräsentanten der mächtigen, Deutschland befreundeten und stammverwandten britischen Nation begrüßte und der Flotte besten Erfolg und glück liche Fahrt wünschte. Der Herzog von Edinburg dankte in einer ebenso verbindlichen al» herzlichen Weise. AuS gutunterrichteter Quelle erfährt die „Nordd. Allgem. Ztg.", daß die Behauptung mehrerer Journale, der Finanzminister Bitter habe sich in Königsberg dahin ausgesprochen, daß man zwar daS LabakSmonopol er halten werde, deshalb aber noch lange nicht auf Ver- „Jch mußte plötzlich adreisen — e- war eine Dienst reise," bemerkte Heinrich. „Ich hoffte früher heim- zukehren, sonst würde ich wenigsten- einmal geschrieben haben." Urban schwieg. „ES hat sich hier während meiner Abwesenheit viel verändert," fuhr Heinrich nach kurzem Schweigen fort, indem er an der Seite seine- Onkel- durch den Gatten hinschritt. Urban ließ nur einen flüchtigen prüfenden Seiten blick über ihn hingleiten. „Ja," erwiederte er ruhig. „Ich habe die Fabrik verkauft, weil ich der Arbeit und Sorge für sie nicht mehr gewachsen war." „Und Du bist mit dem Verkaufe zufrieden?" warf Heinrich fragend ein. Urban zögerte einen Augenblick mit der Antwort. „ES ist mein freier Entschluß gewesen," sprach er dann. „Ich hielt e» für da- Beste und freue mich der Ruhe, die ich dadurch gewonnen habe." Er sprach diese Worte nicht mit dem AuSdrucke der wirklichen Freud«, sondern mit einem halb zurück haltenden und halb ausweichenden Ernste. „Ich habe gehört, daß LoppinS viele Neuerungen vorgenomwen haben," fuhr Heinrich fort, mehr um da» Gespräch nicht in da» Stocken gerathen zu lassen, al» um seinen Onkel au-zuforschen. „Sie verstehen es, sehr viel von sich reden zu machen." Urban zuckte leichthin mit der Schulter. „Ein Jeder hat seine eigenen Grundsätze," entgea- nete er. „Die meinigen sind e» nicht, nach denen sie handeln, sie find indrß Herren der Fabrik und ich will wendu«g öffentlicher Mittel behuf» Erleichterung der Schul- und Armevlasten rechnen dürfe, durchaus unrichtig ist und baß de-halb alle an diese angebliche Aeußerung geknüpften Konjekturen in sich zusammenfallen. Kurz vor den Wahlen hätte der preußische Finanzminister mit solcher Offenbarung auch «ine grenzenlose Unvorsichtigkeit begangen. Minder verfänglich ist eine andere von der „Germania" wiedergegebene Aeußerung de» Minister» btt seiner Anwesenheit auf dem Landrath-amte zu Tilsit, welche besagte, er habe die Anordnung getroffen, daß die Einführung einer zweijährigen Einschätzung zur Klassensteurr angeregt werden soll, welche nicht nur die fast ununterbrochen mit Einschätzungen und Reklama tionen kschLftigwn Behörden entlasten, sondern auch die zweijährigen EtatSperioden einleiten würde. Die Veröffentlichung LeS vom Reichstage beschloffenen JnnungSgesetze» erfolgt in den nächsten Lagen und ver lautet bereit», daß der Erlaß der AuSführungSbestim- mungen den Einzelregierungen überlassen bleive. Im RttchSamte de» Innern wird schon seit längerer Zeit an einer Revision der Bestimmungen über den Gewerbe betrieb im Umherziehen gearbeitet. Da- in der letzten Reich-tag-session unerledigt gebliebene Gesetz wegen Be schränkung de» Gewerbebetriebes der Auktionatoren, Winkeladvokaten, Patentanwälten rc. wird in der nächst« Session wieder in unveränderter Fassung vorgelegt werden. Oesterr.Unga». Monarehie. Die Entlassung de- liberalen tiroler Landeshauptmann- vr. von Bosfi Fedrigotti- wird von der österreichischen BerfaffungSparttt al- ein um so schwererer Verlust empfand«, al- sein Nachfolger sicher der klerikalen Richtung angehören wird. Dem Rücktritte de- böhmischen Statthalter», Freiherr« v. Weber, ist die P«fioni«vg de- Bictpräsideatm der böhmisch« Statthaltern, Grüner, welcher während der letzt« Ernste in Prag amtirte, auf dem Fuße gefolgt. Der letztgenannte Beamte, welcher dem Staate bereit» seit 42 Jahren diente, zeigte sich den czechischen Lumultm gegenüber zu energielos und eS liegt nahe, daß der neue stramme Leiter der Statthalterri, Gmeral Krau-, btt der Entfernung de- älteren Beamten nicht unbetheiligt gewes« sein wird. In Prag macht man jetzt überhaupt reinen Lisch und sichert die öffentliche Ruhe durch strenge Maßregeln. Der akademische Senat beschloß, von den an den letzten drei Ercess« belheiligten czechischen Student« einen von all« österrrichisch« Universitäten, drei von der Prager Universität für immer, drei auf mehrere Semester zu relegiren und ertheilte außerdem mehreren ander« Studenten ernste Rügen. — In den okkupirten Pro- vlnzen richtet sich die katholische Hierarchie unter dem Schutze und zum Rutzen deS österreichischen Regiment- häu-lich ein. Zum Erzbischof von Serajewo wurde der nicht sagen, daß ihre Grundsätze falsch seien, daS kann erst der Erfolg und die Erfahrung beweisen. Die Zeit bringt stet» neue Ideen und ich will Niemand tadeln, der sie versucht. Ohne solchen Versuch würde manche» Gute nie Eingang find«." „Bist Du mit LoppinS zufrieden ? Ist Eure Freund schaft noch dieselbe geblieben?" fragte Heinrich weiter, aber auch jetzt noch ziemlich arglo». „Sie find eben so artig wie früher," erwiederte Urban. „Wir kommen weniger zusammen, weil ihre Zeit mehr durch die Fabrik in Anspruch genommen ist. Mit ihnen unzufrieden zu sein habe ich keine Veran lassung, denn über ihr geschäftliches Verfahren zu ur- theilen, steht mir kein Recht zu." Diese halb und halb au-weichende Art und Weise hatte Heinrich früher nie btt seinem Onkel bemerkt, sie fiel ihm auf. Sie verrieth ihm, daß Urban etwa- ver bergen wollte und so war eS in der Lhat. Urban war mit LoppinS durchaus nicht z»friedm. Sie hatten versprochen, die alten Arbeiter, welche unter ihm ergraut waren, in ihr« Stellungen zu lassen, ihnen gleichsinn daS Gnadenbrot zu geb«, die» Versprechen aber wmig gehalten. Zwar schickt« sie dieselben nicht sott, allein die alten und treubewährten Männer waren durch Sinell so lange und fortwährend gereizt, gequält und mit Geringschätzung behandelt worden, daß sie fast Alle freiwillig au» der Fabrik schieden. Aehalich machte r» Sinell auch mit Lienau; der selbe wurde in solcher Weise zurückgesetzt, da- ihm die Lhränen über die Wangen gelaufen waren, al» er e» Urban geklagt hatte. Urban unterstützte mehrere der alten Arbeiter, welch«