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ächsische VorhttlunA Inserate werden bit Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenomm« und kosten: dreispalt. Zeile 1b Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Jnseraten- «unah»eftellen: Die «rnoldische Buchhandlung. Znvalidendank, HaasensteinLBogler, Rudolf Mosse, T L. Daube « Lo: in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. tzped. u. Redaktton PttSden-Xeufta-t S. Meißner Sasse 3. ra Zeitung erscheint Dienstag, Dennersta, und Honuadend srüh. «deune»ent»- PreiS: ^erteljihrl. R 1^0. a, beziehen durch die keiserlichen Post- «Pallen und durch Misere Boten. gei freier Lieferung ii» HauS erhebt die »ep n»ch nne Se- M »on 25 Pfg- Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Müller in Dresden. Ar. 88. Sonnabend, den 30. Juki 1881. 43. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Bestellungen aus die „Sächsische Dorszeitung" für die Monate August und September nehmen alle kaiserliche Postanstalten und Postexpeditionen gegm Vorausbezahlung von 1 Mark entgegen. Die Verlags-Expedition. Politische Wellschau. DcutsckeS Reich. Den Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten zwischen Süden und Norden, jmschen Sklavenhaltern und Abolitionisten, rief neben dem mn staatsrechtlichen und principiellen Gegensatz auch Ns wirthschastliche Ringen hervor und der materielle Hintergrund deS großen BruderkampfeS jenseits des OceanS war eS, der zuerst den Senator Mercy von New- Uork zu dem AuSspruche veranlaßte: „Dem Sieger ge hört die Beute!" Diese- Motto machten sich beide Karteien zu eigen und alS der Sccrssionskrieg zu Ende »ar, da hatten die besiegten Südprovinzen die Genug- thuung, zu sehen, wie sich da- falsche Princip an den Giegern rächte, wie die Korruption, wenn auch nicht die Bevölkerung der Nordprovinzen, doch deren leitende Kreise ergriff und daS Gemeinwesen zu Gunsten einzelner kühner Führer schändlich auSbrutete. Gerade weil wir in Deutschland so glücklich sind geregelte und redliche Verwaltungen und einen ehrenhaften Beamtenstand zo besitzen, deshalb sollten unö die amerikanischen Verhältnisse, auf welche durch die Ermordung deS Präsidenten Linkoln und neuerdings wieder durch daS Attentat auf Garfield ein grelles Streiflicht fiel, zur Warnung dienen gegen den Grundsatz, der drüben »er Korruption Thür und Thor öffnete. Die sogenannte Znteressenpolitik, welche an die Stelle der idealen po litischen Anschauungen getreten ist, leitet fast unwill kürlich auf die abschüssige Bahn deS »Kampfe- um tie Beute". Die Ausnutzung der Gesetzgebung im Interesse der siegenden Parteien, die Vortheile, welche den Fraktionen und BerufSgenossenschaften bei unS »inken, wenn eS ihnen gelingt, dir »Klinke der Gesetz- zebung" zu erfassen, die Art, wie jetzt ganz ohne Scheu lei den Wahlagitationen die materiellen Vortheile in den Vordergrund gestellt werdcn, die fast unerfüllbaren Versprechungen, die man vor drm Wahltage den großen Nassen macht, die ganze seit der Zollreform eingeleitete Zkteressenwirthschaft, sowie da- leidige Hantiren mit Popanz und Köder—da- sind lauter Erscheinungen, welche die deutschen Politiker verhindern müssen, in moralische Entrüstung über amerikanische Zustände auSzubrechen, hie sie vielmehr daran mahnen sollen, immer und immer darauf hinzuweisen, daß die uneigennützige Hingabe > an da- Gesammtwohl da- Streben deutscher Männer bilden und bleiben muß, während die Jnteressenpolitik nur den Kampf Aller gegen Alle hervorruft. Ist durch die Opferfreudigkeit Aller der Staat wohlbestellt, dann wird dabei da» Wohl deS Einzelnen gewiß besser ge deihen, als wenn man daS Letztere voranstellt und zum leitenden Grundsatz macht. In Stettin ist, wie die „N. Stett. Ztg." meldet, die Nachricht eingrtroffen, daß der Kaiser den diesjäh rigen Kavallerie-Manövern, welche in der Nähe von ! Flatow stattfinden sollen, persönlich beiwohnen werde. Die Meldung verschiedener Blätter, daß der HauS- Minister, Graf v. Schleinitz, bei Antritt seines Urlaubes sich zunächst zum Kaiser nach Gastein zu begeben ge denke, wird von der „N. Pr. Ztg." ausdrücklich al- unrichtig bezeichnet, doch war eS auch ohnehin unglaub lich, daß der Minister deS königlichen Hause- den ihm gegenüber von officiösen Blättern begangenen Taktlosig keiten irgend eine folgenreiche Bedeutung beilegen würde. Die unvorsichtige Aeußerung der „Nordd. Allg. Ztg.", daß die Bevölkerung bereits mehr politische Rechte besitze, alS sie mit Verstand anzuwenden wisse, ! wird von liberaler Seite alS Beweis dafür angenom- ! men, daß ein systematischer und bewußter Angriff gegen daS VerfassungSlebrn in Preußen im Werke sei, wozu der jetzige Augenblick, wo daS wachsende Hervortreten der Vereinigten Staaten im Export von Rohstoffen und Jndustrieerzeugnissen, die geänderten Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel, die Bemühungen aller see fahrenden Völker, sich ihren Antheil bei der Erschließung deS schwarzen Kontinente- zu sichern, die größte Hin gabe Aller an die friedliche Kulturarbeit gebieterisch verlangt, so übel gewählt alS möglich erscheinen müßte. Wie hoch die Siegeszuversicht deS CentrumS jetzt vor den Wahlen gestiegen ist, zeigt ein Artikel des »Wests. Merkur" in dem e- heißt: „Viel umworben ist die CentrumSfraktion allerdings. Länger schon alS die Parteien nach ihr gefreit, hat der Reichskanzler gesucht sie zu gewinnen, aber daS Centrum ist noch eine freie Maid, die sich in ihrer Freiheit glücklich fühlt; niemals wird sie dieselbe opfern für eitel Ehr und Ruhm und Reichthum. Und wie ihre Freiheit, so hält ihr Stolz und ihre Treue zur katholischen Kirche sie zurück, unter den um ihre Hand werbenden Kandidaten den Bräutigam zu küren. Sie verschmäht rede Mesalliance und jede Mischehe. ES kann zu einer solchen Verbindung auch nicht kommen mit der konservativen Partei. DaS würde eine gemischte Ehe sein, die von der Kirche verboten ist — und daS Centrum bewahrt dieser seine Treue. ES fehlen ja zudem zwei Voraussetzungen, welche der Wer bung von konservativer Seite einige Aussicht auf Erfolg , geben könnten: der Fraktion deS CentrumS mangelt die HerzenSneigung und die ganze Familie und Verwandt schaft — daS katholische Volk — gewitzt durch die üblen Erfahrungen bei der Abstimmung über die Windt- horst'schen Anträge im preußischen Abgeordnetenhaus^ würde niemals die erforderliche Einwilligung geben. Man mag sich also beruhigen im liberalen Lager! Weder eine klerikal-konservative noch eine klerikal-fortschrittliche Alliance ist in Sicht; beide find Hirngespinnste einer verdorbenen Phantasie". Die ZinSherabsetzung der Berliner städtischen Obli gationen ist zwar von der preußischen Regierung nicht abgelehnt, aber einstweilen sistirt worden, um diese An gelegenheit erst einer genauen Prüfung zu unterziehen. Die Regierung findet in dem Gesetze vom 17. Juni 1831 Bestimmungen über die Aufstellung von Papieren, dir eine Zahlungsverpflichtung an jeden Inhaber enthalten, welche die KonvertirungSmaßregel als bedenklich er scheinen lassen. Der bevorstehende Eintritt deS Prinzen Ernst von Sachsen-Meiningen in den Richter- und Verwaltungs dienst deS ReichSlandeS hat daselbst zu Gerüchten von einer elsaß-lothringischen Thronfolge Anlaß gegeben. Die Elsaß-Lothringer möchten gar zu gern eine Selbst ständigkeit alS eigenes Fürstenthum erlangen, aber für jetzt hat der junge Prinz keine Anwartschaft auf eine Souveränetät, sondern allerhöchsten- auf den Posten eine» Statthalter- der vom Kaiser und dem Bunde-- rathe beherrschten Reichslande. Der neuernannte Koadjutor des Bischof- von Metz, Generalvikar Fleck, wurde am 26. Juli in der St. Vincenzkirche zu Metz zum Bischof i. p. i. geweiht, da in der Kathedrale, wegen der Arbeiten für die neue Bedachung, Gotte-dienst bi- auf Weitere- nicht abge- halten werden kann. Zu der Feierlichkeit, die einen rein kirchlichen Charakter trug und zu welcher Einladungen an weltliche Behörden nicht ergangen waren, hatten sich mehrere hundert Geistliche von auSwärt- eingefunden, darunter der Bischof von Straßburg, sowie die Bischöfe der beiden französischen Nachbar-Diöcesen Nancy und Verdun. Dcr König der Sandwich-Inseln, Kalakaoa I., welcher sich von London nach Brüssel begeben hatte, trifft wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, über Frank furt a. M. kommend, am 1. August in Berlin ein. Oester». «Ungar. Monarchie. Der Kaiser Franz Josef beabsichtigt mit drm Besuche de- deutschen Kaiser- in Gastein eine Reise über München an den Bodensee und von dort über Voralberg nach Tirol zu verbinden. DaS hierbei in Aussicht genommene Zu sammentreffen deS österreichischen Kaiser» mit den Königen von Sachfen und Württemberg und dem Großherzog FesiUeton. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. (1S. Fortsetzung.) Heinrich zuckte mit den Achseln. Er sprach sich jedoch nicht offen aus. Er ging noch einmal zu der Brandstätte, wo noch immer eine große Anzahl Menschen versammelt war, »ementlich fast sämmtliche Arbeiter der Fabrik, die mitten in ihrem Vergnügen gestört und mit einem Male brotlos geworden waren. Er hörte verschiedene Ge» spräche zwischen ihnen, in denen sie ihre Ueberzeugung, baß daS Feuer durch eine verbrecherische Hand angelegt sei, auösprachen, allein sobald er sich mit ihnen in eine Unterhaltung einließ und sie nach den Gründen ihre- Verdachte- fragte, würbe er gewahr, Laß ihr Verdacht nicht mehr war, al- eine grundlose Vermuthung, weil ße keinen bestimmten Grund für die Entstehung de- Ieuer» hatten. Victor erblickte er auch jetzt noch auf der Brand stätte, derselbe schien ihm indeß absichtlich auSzuweichrn. Geschäfte riefen ihn in die Stadt zurück. DaS Feuer hatte großes Aufsehen gemacht. Eine- TheileS war eine große Anzahl Arbeiter dadurch brotlos geworden, dann waren Loppin» auch in der ganzen Stabt bekannt und fanden die größte Lheilnahme. Gleichzeitig hatte sich da- Gerücht verbreitet, daß daS Feuer durch verbrecherische Hand angelegt sei, ohne baß ber Verdacht sich bereit- auf eine bestimmte Persönlich keit gelenkt hätte. Heinrich befand sich am folgenden Lage auf seinem Bureau, alS der StaatSanwalt Sander zu ihm trat und ihn aufforderte, den Arbeiter Wendel verhaften zu lassen. »Ich habe bereit- mit Ihrem Direktor darüber ge sprochen," fügte er hinzu. »Wendel ist verdächtig, daS Feuer angelegt zu haben." Heinrich «ar mit Sander befreundet. .Worauf stützt sich Ihr Verdacht?" fragte er, Wendel ist ein sehr tüchtiger Arbeiter." »Aber zugleich ein leidenschaftlicher, excrntrischer Mensch," bemerkte Sander. „Zwischen Leidenschaft und Verbrechen ist noch ein großer Unterschied," warf Heinrich ein. „Sie wissen, daß ich mit LoppinS befreundet bin," fuhr Sander fort. „Ich besuchte deshalb den jüngeren Bruder gestern, um ihm meine Lheilnahme zu beweisen, zugleich aber auch, um nachzusorschen, denn ich hatte be reit- von dem Gerüchte, daß daS Feuer durch eine ver brecherische Hand angelegt sei, Kenntniß erhalten. Auch der jüngere Loppin hatte dieselbe Ansicht, er sagte, er halte die Entstehung deS FeuerS in anderer Weise kaum für möglich; dennoch sprach er keinen bestimmten Ver dacht auS. Den älteren Bruder, der natürlich sofort durch den Telegraphen von drm Unglück benachrichtigt und während der Nacht zurückgekehrt ist, sprach ich heute Morgen. Er lenkte meinen Verdacht zuerst auf Wendel. Derselbe ist vor wenigen Tagen auS der Fabrik entlassen, er hat einen heftigen Streit mit dem Geschäftsführer gehabt, ist auch dem älteren Loppin sehr aufgeregt entgegengetreten und hat sich sogar zu einer Drohung gegen ihn Hinreißen lassen. Diese Drohung scheint er nun au-geführt zu haben." „Die- ist Ihre Vermuthung," warf Heinrich lächelnd ein. „ES ist mehr alS Vermuthung," fuhr Sander fort. „Sie werden mir zugestehen, da- bei Wendel da- Motiv zu einer solchen Lhat vorhanden ist, nun kommt aber noch ein Umstand hinzu und darauf lege ich da- meiste Gewicht. Wendel ist während der Nacht, kurze Zeit ehe da-Feuer bemerkt wurde, in der Nähe der Fabrik ge sehen worden." Heinrichs Auge zuckte. »Haben Sie für diesen Umstand einen Zeugen?* fragte er. „Loppin hat sich erboten, einen zuverlässigen Zeuzm dafür zu stellen." „Gut, ich werde Wendel verhaften", erwiederte Heinrich rasck. „Der Verdacht gegen ihn ist hinreichend begründet. GS würde mir leid thun um den jungen Mann, wenn er sich durch Leidenschaft und Rachsucht zu einer solchen That hätte Hinreißen lassen." „Sie glauben noch nicht an seine Schuld?" warf Sander ein. „Seine Schuld oder Unschuld muß sich ja bald Herausstellen", gab Heinrich ausweichend zur Antwort. „Ich kenne ihn nicht hinreichend, um ihn genau berechnen zu können." Heinrich gab zwei Polizeibeamten den Auftrag, ihm zu folgen und begab sich hinaus vor das Thor. AlS er on der Fabrik vorüberging, hörte er, daß der feuerfeste Geldschrank au- den Trümmern hervorge-