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Hped.». RedaMon VreSden-Reuftaat «.Meißner «affe 8. Di« Zeitung erscheint Dienstag. Dannersta» und Donnahea» früh. »tounemeutü- Prei»r »ierleljLhrl. M 1^0. Zn beziehen durch dir kaiserlichen Poft, «stallen und durch unsere Boten. Lei freier Lieferung tu» HauS erhebt die Post noch eine Ge- bthr von 25 Pfg. Inserate werden bi» Montag, Mittwoch n. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 15 Pf. Unter Lingesandt: 30 Pf. Inseraten- Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Wüller in Dresden. Aunahmeftelleur Die Arnoldische Buchhandlung Jnvalidendank, HaasensteinL Bögler, Rudolf Moste, B. L Daube L Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Dienstag, den 5. Juli 1881. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" für das dritte Quartal nehmen alle kaiserliche Post- anfta lten und Postexpedttionen gegen Vorausbezah lung von 1 Mark 50 Pfennig entgegen. Die bereits erschienenen Nummern werden, soweit möglich, nach geliefert. Die Verlags-Expedition. Politische Wellschau. Deutsches Reich. Der Termin für die ReichStagSwahlen scheint nahe bevorzustehen, denn auS den westlichen Provinzen Preußens kommt die Nachricht, daß von Seiten der Landrathsämter be kannt gemacht wird, eS würden in den nächsten Tagen bereits den Bürgermeistern und OrtSvorständen die Formulare zur Aufstellung der Wählerlisten für die Reichstagswahl zugehen. Gleichzeitig werden die Bürger meister u. s. w. ausgefordert, auf Grund der vorhandenen Duplikate der Listen für die letzte Wahl diejenigen Vorkehrungen zu treffen, welche eine beschleunigte Auf stellung der Listen ermöglichen. Man bezeichnet den 20. September alS den Tag, der für die nächsten ReichS- tagöwahlen vorläufig in Aussicht genommen ist. Der Wahltermin soll unmittelbar nach dem Ablauf deS Mandats des jetzigen Reichstages, am 30. Juli publi- cirt werden. Der deutsche BundeSrath hat den die Kosten für die Berufung eines deutschen VolkSwirthschaftSraths ab lehnenden Beschluß deS Reichstages in Erwägung ge- zogen und seinerseits beschlossen, von der Veröffentlichung der Verordnung zur Berufung deS Volkswirthschafts- raths für Deutschland einstweilen Abstand zu nehmen, sowie sich die Wiedereinbringung des betreffenden Etals- postenS im Reichstage vorzubehalten. OfficiöS wird der Annahme entgegengetreten, daß die Einziehung der Unterelbe und AltonaS in die Zolllinie biö zum Ein tritt Hamburgs ausgesetzt bleiben solle. Die Angelegen heit nehme vielmehr trotz des Vertrages mit Hamburg ihren Fortgang. Von einer erheblichen Anzahl von preußischen Kreisen und Bezirken wird gemeldet, daß die Aufsicht über daS Lokalschulwesen wieder an die Geistlichen zurückgegeben wird und dabei mitgetheilt, daß diese Uebertragung in Folge einer generellen Verfügung deS früheren Kultus ministers v. Puttkammer geschieht. DaS am 1. Juli in Koblenz auSgegebene Bülletin über daS Befinden der deutschen Kaiserin lautet: „Nach einem unruhigen Lage hatte Ihre Majestät die Kaiserin- Königin gestern Abend mit beträchtlicher Schwäche zu Feuilleton. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. (8. Fortsetzung.) „So, also Ihr Alle wünscht die Abkürzung der Arbeitszeit, aber natürlich denselben Lohn wie bisher," sprach er. „Ihr könnt nicht erwarten, daß ich Eurem Wunsche sofort nachkomme, ich möchte erst die Gründe, die Euch zu diesem Verlangen veranlaßt haben, hören. DaS werdet Ihr selbst nicht mehr al» billig finden. Theilt mir also Eure Gründe mit." Ein junger Mann, namens Wendel, wurde von den Uebrigen gleichsam alS Sprecher vorgeschoben, sie sprachen ihm Muth zu und entschlossen trat er vor. Er arbeitete erst seit ungefähr einem Jahre in der Spinnerei, war ein sehr befähigter Mensch, aber leiden schaftlich, leicht erregbar, selbst excentrisch. „Nun sprecht, Wendel," forderte Urban, der für den Namen jedes seiner Arbeiter ein außerordentliche- Gedächtniß hatte, ihn auf. In geschlossener und geläufiger Weise sprach Wendel seine Ansichten auS. Er hob hervor, daß die Lage der Arbeitet eine traurige und beklagenswerthe sei. Ihr einziges Kapital, die Kraft ihrer Arme und Hände, müßten sie im Ringen um daS tägliche Brot aufzehren, der Lohn ihrer Arbeit und ihres Schweißes komme ihnen nicht zu gute, sondern denen, in deren Dienste sie arbeiteten, die oft an einem einzigen Tage mehr ver- kämpfen. Die Nacht brachte jedoch etwa- Schlaf und eS wurde Nahrung genommen. Seitdem ist die Schwäche geringer geworden. Kein Fieber. Pulö und Zustand der Wunde fortdauernd gut." Die seitdem ringe- troffenen Meldungen lassen eine Besserung deS Zustande- erkennen und erachten die Leibärzte, wie die „Neue Pr. Ztg." mittheilt, die Krisis für überstanden und erwarten einen weiteren normalen KrankheitSverlauf. Der Kaiser hat, wie auS Koblenz gemeldet wurde, am Mittwoch zum ersten Mal kurze Zeit am Krankenbette der Kaiserin verweilen können. Der deutsche Kronprinz hat seine Reise nach England noch nicht angetreten, sondern sich nach Koblenz an da- Krankenlager seiner kaiserlichen Mutter begeben. Der Reichskanzler ist mit seiner Gemahlin und seinen beiden Söhnen nach Kissingen abgereist. Der Fürst schien sich von seiner letzten Unpäßlichkeit voll ständig wieder erholt zu haben, denn er verließ kräftigen Schrittes, nachdem die nahe Abfahrt des Zuge- gemel det war, mit seiner Familie den Wartesalon und betrat die Bahnhofshalle, nach allen Seiten hin das anwesen de Publikum freundlich grüßend, in Erwiederung der ihm allseitig entgegengebrachten Grüße. Der Reichs kanzler geleitete darauf die Fürstin zum Salonwagen und war ihr beim Ginsteigen behilflich, dann bestieg er mit seinen beiden Söhnen den Wagen, in welchem auch der „Reichshund" einen Platz gefunden hatte. Oesterr.-Ungar. Monarchie. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ging die Polizei gegen die heulenden czechischen Rotten vor, welche da- deutsche Kasino umdrängten und sich dann dem deutschen LandeS- theater zuwälzten, das ebenfalls von Polizeimannschaft beschützt wurde. Bei den Ercessen vor dem deutschen Theater wurde auf die Sicherheitswache mit Steinen und Gläsern geworfen und zwei Mann leicht vrrletzt. Abermals zurückgedrängt, zogen die Massen vor daS VersammlungShauS der „Austria" und versuchten zwei mal unter tumultuarischem Wuthgeschrei einzudringen. Die Polizei trieb die Banden mit Gewehrkolben aus- einander und schloß einen dichten Kordon um daS Lokal, worauf zwanzig Verhaftungen vorgenommen wurden und der übrige Pöbel sich langsam zerstreute. Am andern Morgen erließ der Bürgermeister von Prag eine Proklamation an die gesammte Bevölkerung, in welcher er dieselbe aufforderte, dafür zu sorgen, daß jede weitere Aufregung verhindert, der gute Ruf Prag s nicht gefährdet werde und kein Bewohner der Stadt sich beklagen könne, daß ihm nicht jede als Mitbürger schul dige Rücksicht zu Theil werde. Er richtete an alle , Mitbürger daS Ersuchen, zur Erhaltung der vollkom- , menen Ruhe und Ordnung mit allen Kräften mitzu- ' wirken und alle Ansammlungen zu vermeiden und for- I schwendeten, alS der fleißigste Arbeiter im ganzen Jahre verdient. Jeder Arbeiter sei feines Lohnes werth, es sei nicht mehr als billig, daß er auch an dem Gewinne, den seine Arbeit bringe, Theil nehme, sie hätten dies bis jetzt noch nicht gefordert, obschon sie überzeugt seien, die Zeit sei nicht mehr fern, in welcher jeder Arbeitge ber dies zugestehen müßte, sie verlangten nur eine Ab kürzung der Arbeitszeit, um ihre Lage zu erleichtern, um von ihren Familien und von dem Leben mehr zu genießen als bisher. Eine neue Zeit breche herein und bald würden alle Arbeiter der ganzen civilisirten Erde zufammenstehen und dann märe keine Macht stark ge nug, um sich ihren gerechtfertigten Forderungen zu Wie dersehen. Schweigend hatte Urban ihm zugehört, nur einige Male war ein halb bemitleidendes, halb spöttisches Lächeln über sein Gesicht hingezuckt, sonst hatte er kein Zeichen der Mißbilligung gegeben. „Wendel scheint für Euch Alle gesprochen zu haben," wandte er sich an die auf der linken Seite Stehenden. „Seid Ihr mit dem, was er gesagt hat, einverstanden?" „Ja — ja!" ertönte eS vielfach. Nicht ein Einziger war dagegen. „So, nun will ich Euch auch meine Ansicht sagen," entgegnete Urban, indem er sich noch höher emporrich tete und einen Schritt hervortrat. „Ich hoffe nicht, Euch zu überzeugen, nur meine Ansicht sollt Ihr kennen lernen. Es ,st wahr, die Lage der Arbeiter ist im Ganzen keine bemidenSwrrthe, allein daS werden weder die Ar beiter ändern, noch können eS die Fabrikbesitzer. ES wird immer Arme und Reiche geben, wie e» immer Faule und Fleißige, Dumme und Kluge giebt! — Jeder 43. Jahrgang. derte besonders die Lehrherren auf, ihre Gesellen und Lehrlinge abends »u Hause zu halten und denselben ernstlich von jeder Theilnahme an Straßenkrawallen ab- zurathen. Die Prager Schuldirektoren wurden ebenfalls angewiesen, die Schuljugend von einer jeden Belhei» ligung an Excessen abzuhalten. Die „Wiener Abend- post" ist in der Lage zu erklären, daß die Regierung an die kompetenten Behörden die strikte Weisung er lassen habe, den Tumulten in Prag auf daS Entschie denste eitgegenzutteten. Daß es an Energie auch bisher nicht gefehlt habe, bewiesen die zahlreichen, von den Blättern gemeldeten Verhaftungen. Der Wiener Ge- meinderath beschloß am Freitag ohne Debatte die An nahme einer Resolution, in welcher der Entrüstung der Bevölkerung Wiens über die Ercesse gegen die Deutschen in Prag Ausdruck gegeben und die Haltung der czechischen Journale, sowie die Saumseligkeit der Behörden beklagt wird. Der Gemeinderath spricht darin sein tiefste- Bedauern über jene Vorfälle au» und giebt der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck, dass bald solche Maßnahmen ergriffen werden, die die uner träglichen Zustände dauernd zu beenden geeignet er scheinen. Wegen de- Abdruckes dieser Resolution wurden die „Wiener Allgrm. Zeitung", die „Neue Freie Presse", die „Deutsche Zeitung", daS „Vaterland" und die „Mor genpost" konfiscirt, was von liberaler Seite so auf gefaßt wird, alS wolle Graf Taaffe die liberale Magistrats- behörde der österreichischen Reichshauptstadt mundtodt machen. Seit Sonnabend ist übrigens in Prag kein neuer Erceß wieder vorgekommen, doch erwartet man neue Krawalle, welche diesmal gegen die Juden gerichtet sein sollen, die bekanntlich bei den neulichen Han delskammerwahlen den Deutschen zum Sieg verhalfen. Der Bezirkskommiffar Hruby ist auf Anordnung deS Statthalterei-Vice-Präsidenten vom Dienste suspendirt und gegen ihn die DiSciplinar-Untersuchung eingeleitet worden, weil er im Kuchelbad, entgegen der Instruktion deö StatthaltereileiterS, die Ercedenten ruhig gewähren ließ, ohne den ihm zur vollsten Verfügung stehenden Gendarmen den Auftrag zum Einschreiten gegen die Tumultuanten zu geben. Italien. König Humbert hat das Entlassungs gesuch deS italienischen Botschafters in Pari-, des Generals Cialdini angenommen. Wie man versichert wird Graf Menabrea den Pariser Posten erhallen; inzwischen ist der erste Legationssikretär, Baron Marochfetti, mit der Leitung der Gesandtschafts-Geschäfte beauftragt. — In der Deputirtenkammer ist am 28. Juni die Interpellation deö Abgeordneten Micelli, welche da- Einschreiten der Truppen bei dem Tumult von Cosenza betraf, zur Erledigung gelangt. Der Minister präsident Depretis erklärte, ihm seien keine Berichte Arbeiter ist seines Lohnes wertb, auch daS ist richtig, allein es wird im Großen und Ganzen auch jeder Ar beiter bezahlt nach dem, was er verdient. Die Höhe des Lohnes richtet sich nicht nach dem Willen Einzelner, sondern nach dem Werthe der Arbeit; wird die Arbeit gesucht, so wird auch der Arbeiter gesucht, danach richtet sich der Lohn. DieS Lerhältniß ist daS sich natürlich ergebende und läßt sich auf die Dauer von Niemand umwerfen. Wollte ich Euch von morgen an bedeutend weniger Lohn geben, so würdet Ihr mich ver lassen und bei Anderen Arbeit suchen und verlangt Ihr mehr Lohn, alS ich geben kann, so muß ich Euch entlassen und mir andere Arbeiter nehmen! — Wenn aber Euer Sprecher, Wendel, sagt, der Lohn Eurer Ar beit und Eures Schweißes komme nicht Euch zu Gute, sondern dem, für den Ihr arbeitet, also mir, so hat er die Unwahrheit und eine Thorheit obenein gesagt. WaS ich besitze, habe ich mir selbst erworben und ich kann dreist behaupten, daß ich in meinem Leben mehr gear beitet habe, alS irgend einer von Euch. Ihr hofft, eS werde bald die Zeit kommen, in der Ihr den Gewinn, den Eure Arbeit bringt, theilt; wenn Ihr billig dächtet, müßtet Ihr auch den Verlust mit tragen — doch ge nug, ich habe bereits mehr gesprochen, als ich wollte. Die Antwort, welche ich Euch auf Eure Forderung ge be, ist diese: Ich habe Euch so viel Lohn gegeben, al» ich geben kann, vielleicht sogar m:hr; mehr werde ick nicht bewilligen, die Arbeitszeit werde ich auch nicht abkürzrn. Wem von Euch diese Verhältnisse nickt genügen, dem steht eS frei, seine Arbeit einzustellen. Findet Ihr Stellungen, die Euch besser zusagen und mehr Lohn bringen, gut, so wählt sie; wie ich fertig werde, laßt