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In Berlin fanden ähnliche direkte wie indirekte versuche in gleicher Nichtuna kein Entgegenkommen. Serbien. Der ehemalige Minister Ristic be reitete seinem Regenten eine arge Verlegenheit dadurch, daß «r in den oppositionellen Blättern verbreiten ließ, Fürst Milan werde ihn demnächst auf Andrängen des russischen KabinetS wieder zum Minister machen. Die serbische Regierung, die nicht Lust hatte, dem österreichischen j Labinet gegenüber den Verdacht eine- unwürdigen Doppelspiels auf sich zu laden, beeilte sich, die Nach richt von einem bevorstehenden Minister- und System- Wechsel zu dementiren. Türkei. Am 27. Juni haben die Verhandlungen in dem Proteste gegen Midhat Pascha und Genossen j wegen Ermordung deS Sultans Abdul Aziz ihren An fang genommen. Dieselben werden in einem Zelte ge- ! führt, daS in der Nähe deS Sultans im Jildiz KioSk errichtet worden ist. Die angrklagten drei Ringkämpfer legten bereits vollständige Geständnisse mit umständlichen - Einzelheiten ab; indem sie behaupteten, die Befehle zur Ermordung deS Sultans von Mahmud Damat, Nuri Damat Pascha und den Urbrigrn erhalten zu haben, sowie daß ihnen Fabri Bey behilflich gewesen sei. Letzterer und alle anderen Angeklagten leugnen aber ihre Schuld. Sadyk Pascha wurde wegen Unterschleife- riesiger, für die bei dem Erdbeben in ChioS Verunglückten bestimmten, Summen in Haft genommen. Er ist beschuldigt einen Be trag von über 200,000 Mark unterschlagen zu haben. Nach angestellten Berechnungen hätte Sadyk nämlich noch ! über einen Kassenstand von 11,000 Pfund verfügen müssen; eS fanden sich indessen nur 500 Pfund bei ihm vor. Nun wurde ein Ausschuß eingesetzt, der ! Eadyk's Treiben, insbesondere seine Finanzverwaltung und seine Verbindung mit zwei Pariser Bankiers, zu untersuchen hat. Algerien. Das vielverbreitete Gerücht, daß der > gefürchtete Jnsurgentenführer Bu-Amena wieder auf dem Wege nordwärts sei, wird als unbegründet be- ! zeichnet. Bu-Amena befindet sich vielmehr etwa 15 j Stunden von Geryville im Süden der Schotts. Eine Abteilung von 800 Mann ist von Saiida nach Mazbum abgegangen, von wo aus der Vormarsch auf Alfa fort gesetzt wird. Wie mehrere Spione auSgesagt haben, ließ Bu-Amena alle gefangenen Zuaven und Jäger tödten und verschonte nur 33 Spanier, darunter 7 Frauen. SlaLrrHrert LuS Drehet und drr Provinz. — In dem Befinden Sr. kö'nigl. Hoheit des Prinzen Albert war seit Sonntag eine wesentliche Verschlimmerung eingetreten. Der junge Prinz fieberte stark und zeigten sich Symptome, welche auf eine Blutergießung in die Hirnhäute hindeuteten. Nach einem Bulletin vom 28 Juni hat jedoch das Fieber abgenommen; die bedrohlichen Gebtrnerscheinungen find geringer; die Schwächt ist aber noch sehr bedeutend. — Das königl. sächs. Gelammt-Ministerium hat laut einer Bekanntmachung vom 27. Juni auf Grund des h 28 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie mit Genehmigung des Bunkesraths ange ordnet, daß Personen, von denen eine Gefährdung der öffent lichen Sicherheit oder Ordnung zu besorgen ist, der Aufent halt in Leipzig und in dem Bezirke der Amtshauplmannschaft Leipzig von der Landespolizeibehörde versagt werben kann. Im Anschluß hieran schreibt das „Dresdner Journal": Seit dem Erlaß des Reichsgesehes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie haben es, wie anderwärts, so auch in Leipzig und Umgegend die Polizeibehörden für ihre Pflicht erachtet, gegen die dort erscheinende socialdemo kratische Presse, welche geradezu terroristisch gegen Alle vor ging, von Denen bekannt war, daß sie die Ziele der social- demokratischen Bewegung mißbilligten oder verabscheuten, und deren Hauptzweck offenbar es war, durch Schürung des Klassenhasses die Partei zu kräftigen und ihr neue Mitglieder zuzuführen, energisch einzuschreiten. Dieses Vorgehen gegen die Presse hat die socialdemokratische Agitation veranlaßt, sich mit um so größerem Eifer dem Vcreinswcsen zuzuwenden, „Herr Urban, es kommt auch noch ein Anderes hinzu," entgegnete er, „ein großer Theil der Arbeiter ist ein anderer geworden, seitdem Sie die Leitung der Fabrik nicht mehr in Händen haben. Sie würden viele nicht wieder erkennen. Seit längerer Zeit weht durch die Arbeiter ein Zug hin, den ich nicht begreife und dem zu steuern ich nicht gewachsen bin. Unruhige Köpfe bringen ihnen thörichte Ideen bei, machen sie unzufrieden mit ihrer Lage und reden ihmn ein, daß ihnen ein großes Unrecht geschehe, weil sie arbeiten müßten und raum daS Brot verdienten, während Andere ohne Arbeit von ihrem Vermögen lebten. Die Vernünftigen hören nicht darauf, nur zu Viele lassen sich indeß dadurch be- thören. Die Arbeiter haben Vereine gebildet, in denen sie ihre Lage berathen und in denen einige unruhige Köpfe ihre Unzufriedenheit erhöhen. Ich habe in der letzten Zeit Aeußerungen vernommen, die ich früher nie von ihnen hörte. Sie wollen nicht mehr arbeiten, um Andere reich zu machen, sie verlangen den Gewinn, den ihre Arbeit bringt und hoffen in Freuden davon leben zu können." l^ortiryu»9 folgt.) VeruniLteü. — Bei dem in den letzten Tagen über einen großen Theil PommemS herniedergegangenen Gewittern, schlug der Blitz u. A. auch zündend in einen Schafstall zu Schwedt a. O-, infolge dessen 1100 Schafe den Tod in den Flammen fanden. — Am 23- Juni Nachmittags entlud sich über Karlsruhe in Oberschlesien ein heftiges Gewitter, von wolkenbruchartigem Regen begleitet; von vier mit der Heu- in welchem dermalen unverkennbar ihr Schwerpunkt zu suchen ist und welches durch eine große Zahl von meistens sehr unschuldig klingend« Namen führenden Vereinen betrieben wird. Insbesondere, seitdem über Berlin und über Hamburg der sogenannte kleine Belagerungszustand verhängt worden ist, Hal sich Leipzig mit seinen stark bevölkerten industrie reichen Vororten zu einem Hauplsammelpunkte der Social- demokraten ausgebildet, von wo aus dir Agitation planmäßig geleitet, da- Zusammenhalten der wohl disciplinirten Pattei gepflegt und die Verbindung mit den Parteigenossen des übrigen Deutschlands unterhalten wird. Aus den eingegangenen Be richten hat die Regierung gegenwärtig die Ueberzeugung ge winnen müssen, daß die Organisation und die revolutionäre Thätigkeit der dort vereinigten, nicht wenige der tonangebenden Führer unter sich zählenden Mitglieder der Umsturzpartei eine Höhe erreicht hat, durch welche die öffentliche Sicherheit be droht erscheint. Die Regierung hat es daher für ihre Schuldig keit gehalten, von der durch das oben gedachte Gesetz gewährten Füglichkeit Gebrauch zu machen und bei dem BundeSrathe die Genehmigung zur Anwendung der in h 28 erwähnten Maßregeln zu beantragen. Seiten- des Bundesrathrs ist diese Genehmigung ausgesprochen worden. — In der Bezirksausschußsitzung der königl. AmtS- hauptmannschaft Dresden-Altstadt am 27. Juni wurde zuvörderst über die Errichtung einer Bezirksarbeitsanstalt in Saalhausen bei Potschappel in geheimer Sitzung verhandelt. Unter anderen Gegenständen der Tagesordnung von minderem allgemeinen Interesse heben wir hervor, daß der Branntwein- schank in Kirsckhütten, wie früher, auch in diesem Jahre unter gewissen Beschränkungen gestattet werden soll. Letztere bestehen namentlich darin, daß nur solchen Leuten die Koncession er- theilt wird, welche ein Pachtgeld von mindestens 400 M. zahlen, daß Branntwein nur an Kirschenkonsumenten verab reicht werden darf und daß der Schankbetrieb Abends 9 Uhr geschlossen werden muß. Auch soll in Plantagen, welche an mehrere Personen verpachtet sind, nur eine derselben die Er- laudniß zum Branntweinschank erhalten. Für nächst-S Jahr sind größere Beschränkungen dieses cft zu Unzuträglichkeiten führenden Gewerbebetriebes in Aussicht genommen. Nach Erledigung mehrerer Gesuche um Dispensation in DiSmem- brationesachen wurden zwei Gesuche um Erlaubniß zur all sonntäglichen Abhaltung öffentlicher Tanzmusik, sowie zwei Gesuche, Schankkoncessionen betreffend, genehmigt. — Trotz des günstigen Wetters ist der Verlauf des Detailverkaufs auf dem verflossenen Jahrmärkte ein nicht allzu glänzender gewesen ; zwischen den Budenreihen sah man zwar, namentlich in den Nachmittagsstunden, viel Frequenz, gekauft wurde indeß leider wenig; auch war der Zufluß, von Landlcuten aus der Umgegend der Stadt, hauptsächlich wohl wegen der gegenwärtigen Heuernte, nur ein mäßiger und brauchten besondere Ertrazüge auf den Bahnhöfen nicht ein gestellt zu werden. — Im kgl. Hoftheater zu Altstadt-Dresden erwies sich die Oper Gounods „Margarethe" am Dienstag äußerst zugkräftig. Ob das verhältnißmäßig zahlreiche Audi torium der musikalischen Genüsse oder der prunkvollen Aus stattung wegen angezogen worden war, bleibt besser unerörlert, jedenfalls war Beides des reichgespendeten Beifalls würdig. Frl. Malten war als Gretchen sowohl im Gesang wie im Spiel hohen Lobes werth und Gleiches läßt sich von dem Mephisto des Herrn Fischer und dem Valentin des Herrn Degele sagen. Neben diesen Meisterleistungen traten Herr Erl als Faust und Frl. Siegler als Siebel ein wenig zurück, obwohl Beide einzelne recht glückliche Momente hatten. Das Ballet war ebenso geschmackvoll als prunkhaft und erhöhte die sinn berauschende Wirkung des erregendes Tonstücks noch wesent lich. Unwillkürlich drängt sich dabei die Frage auf, ob eS der Kunst und deren Bedeutung für die Volkserziehung förderlich sein kann, wenn sie mit dem raffinirtesten Prunk und dem Aufwande aller möglichen Mittel eine solche be rauschende Wirkung anstrebt und die Nerven der leistenden wie der Empfangenden überanstrengt und übersättigt. — Im Residenztheater liefert Herr Theodor Schelper in dem von Harnack nach Reuter nicht eben besonders glücklich bearbeiteten Volksstücke „Ut de Franzosen- tied" als Müller „Voß" ein geistreich gezeichnetes Charakter bild voll ergreifender Kraft und wird der Künstler dabei von den beiden anderen Gästen, der Frau Wollrabe und den Henn ernte beschäftigten Personen, welche sich bei dem Unwetter in eine Koppe Heu versteckt hatten, wurden drei durch einen Blitzstrahl getödtet und die vierte so schwer verletzt, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. — Posen. DaS „Dtsch. Tgbl." bringt unterm 27. Juni folgende Nachricht: Die Strafkammer des hiesigen Land gerichts verhandelte heule die Anklagesache wieder den ultra montanen Grafen Czarnecki auf RuSko, welcher bekanntlich auf seinem Schlosse 2 Fahnen anbringen ließ mit der In schrift: „Tod den Deutschen!" DaS Gericht verurtheilte den Grafen zu 6 - monatlicher Gefängnißstrafe und den Dachdecker Aweidert wegen Beihilfe zu I4-tägigrr Gefängnißstrafe. Der StaatSanwalt hatte 12, resp. 3 Monate Gefängniß beantragt. DaS freisprechende Urtheil vom Landgericht Lissa war bekannt lich vom Reichsgericht kassirt worden. — In Jglau fand am 26. Juni die feierliche Ent hüllung des Kaiser-Josef-Monuments statt. Tausende von Menschen, alle Vereine von Jglau und Umgebung waren anwesend. Bürgermeister Stäger hielt auf dem dekorirten Festplatze eine begeistert aufgenommene Festrede, in welcher er die Verdienste Kaiser Josefs um Deutschthum, Kultur, Frei heit und Aufklärung hervorhob. Das Monument sei ein Akt der Dankbarkeit der deutschen Bevölkerung Mähren-. AlS die Hülle deS Monuments fiel, brachten die Anwesenden Hochrufe auS. Die Statue ist ein sehr schöner broncirter Eisenguß und stellt den Kaiser in Ueberleben-größe dar. Der Bürgermeister forderte die Anwesenden zum Schwure auf, daß sie an Josef- Ideen festhalten wollen und schloß mit einem Hochrufe auf den Kaiser. — London. Nach hier eingegangenen Nachrichten au- Oldbury haben am 27. Juni gegen 30,000 Nagel- fabrtkarbeiter in den Grafschaften Stafford und Worcester Bock, sowie von den einheimischen Kräften, der Frau Bauer- Körnig, Frl. Rods und dem Herrn Worlitzsch trefflich unter stützt. Die lose an einander gereiheten Scenen de- wesentlich hinter der Reuterschen Erzählung zurückstehenden Stücke- gewinnen außerordentlich durch da- flotte Zusammenspiel aller Darstellenden. — Durch unvorsichtige- Aufgießen von Spiritus in eine noch brennende Lampe hat am Sonntag Nachmittag ein Kindermädchen in einer Wohnung am Terrassenufer schwere- Unglück herdeigeführt. Die Spiritu--Klasche zersprang und die Flammen verbreiteten sich sofort über da- Mädchen, sowie über ein ihr zur Beaufsichtigung anvertraute- Kind. Der herbeieilenden Muller deS letzteren gelang e- zwar, die Flammen wieder zu ersticken, doch ist da- Kind bereit- nach zwei Stunden gestorben und soll der Zustand de- dem Kranken hause übergebenen Mädchen- sehr bedenklich sein. — Au- dem Gericht-saale. Wegen Beiseiteschaffung von Mobiliar, an welchem dem Hau-besitzer wegen rück ständiger Miethe ein Recht zustand, wurde die Witlwe Jo hanne Elenore Marie Hönisch geb. Huhle von der zweiten Strafkammer zu einer Geldstrafe von 100 Mark oder zu 10 Tagen Gefängniß verurthrilt. — Der Rentier Alfred Mendel hatte gegen den Herausgeber der „Deutschen Reform", Pinkert, den verantwortlichen Redakteur diese- Blatte-, Schmidt, und den Drucker Iuliu- Reichel geklagt, weil ihn die Re form grundlos beschuldigt hatte, seine Arbeiter zur Sprengung einer Versammlung des ReformvrreinS gedungen zu haben. DaS Schöffengericht hatte nur den verantwortlichen Redakteur mit einer Geldstrafe von 50 Mark belegt, wogegen sowohl der Klagsteller als auch der Verklagte Berufung einlegten. Die Strafkammer bestätigte die verhängte Geldstrafe, ditlitte aber außerdem noch dem Herausgeber Pinkert eine Geldstrafe im gleichen Betrage zu. — Dieselbe Zeitschrift hatte durch eine auS Mainz datirte Notiz eine kränkende und irrige Mittheilung über die Firma I. Bensheimer L Co. au- Mannheim gebracht und der verantwortliche Redakteur Schmidt, von dem Inhaber der Mannheimer Firma verklagt, war deshalb von dem Schöffengericht zu einer Geldstrafe von 150 Mk. verurthrilt worden. Sowohl der Kläger wie der Beklagte hatten gegen dieses Erkenntniß remonstrirt, aber beide Berufungen erzielten nur den Erfolg, daß dem Kauf mann Bensheimer, außer der Schmidt zudiktitten Strafe, noch die Genugthuung zuerkannt wurde, daS Strafelkenntniß in der „Neuen Badischen Landeszeitung" auf Kosten seines Be leidigers veröffentlichen zu dürfen. — Der Restaurateur Frievrich Hermann Schubert hatte Berufung gegen ein Er- kenntniß des Schöffengerichts eingelegt, das ihm wegen Körper verletzung 3 Monate Gefängniß zudiktirte. Die Strafkammer fand jedoch die ausgeworfene Strafe dafür, daß der genannte Restaurateur einen Droschkenkutscher mit dem Bierglase auf den Kopf geschlagen und eine Woche arbeitsunfähig gemacht hatte, nicht zu hoch. — Ebenso wurde die Berufung deS Bierschröters Karl Julius Schanze auS Tharandt verworfen, der sich der Arretur so gewaltsam widersetzt, daß der betreffende Beamte eine Fußverrenkung erlitt, er war deshalb wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu 5 Wochen Gefängniß verurtheilt worden. — Verregnetes, aber gesegnetes Gustav- Adolphs fest, am 26. Juni. Das JahreSfest des Lock s witz-Leubnitzer AweigvereinS der Gustav-Adolph-Stiftung wurde ! verregnet, gründlich verrtgnet, verlief aber trotz der Ungunst der Witterung in erbaulicher Weise mit günstigem Erfolge. Die Festpredigt des Hrn. Archidia^nuS Frommhold war ganz vortrefflich und begeisterte zu opferwilliger Liebe für die evang. s Glaubensgenossen in der Zerstreuung, so daß die Festkollekte 80 M. betrug, welche von der Abendversammlung in Neu- ostra der Gemeinde Fleißen, der Wiege deS Gustav-AdolphS- VereinS, zugesprochen wurden. Die köstliche Predigt, die trefflichen Gesänge, die schöne von Hrn. Baron v. Kaphen ! zu Prohlis gespendete Altardekoration, wirkten harmonisch zu- ! sammen, so daß daS Fest, wenn auch verregnet, doch gesegnet war. Herzlichen Dank Allen, die zu dem Gelingen opfer- ! freudig mitgewirkt haben. — In der Adendversammlung : wurde der Anschluß der Parochie Striesen (H. k. v. Soden) ! an den Zweigverein Lockwitz-Leuben freudigst begrüßt und das Drittel der diesjährigen Sammlung für den Toleranz- Jubiläums-Fond bestimmt, durch welchen der österreichischen Diaspora eine ausreichende Pensionsanstalt für emerititte die Arbeit eingestellt. Dieselben verlangen eine Lohnerhöhung von 30 Procent. — Wie man Karriere macht. Wie durch den Telegraph aller Welt verkündet worden ist, soll der Ex-Groß- vezier Mehemet Ruschdi Pascha (geboren 1806), der bekannt lich ebenfalls angeklagt ist, an der Ermordung des Sultan- Abdul Aziz theilgenommen zu haben, zur Degradation und zeitlicher Festungshaft verurtheilt werden. Interessant dürfte eS nun sein, zu erfahren, wie dieser Staatsmann, der in seiner Jugend nur simpler Soldat war, dazu kam, zu so hoher Gunst deS Sultans Mahmud 1l. sich aufzuschwingen und dessen Vertrauen zu erwerben. Der Sultan hatte nämlich eine OdaliSke, die er ungemein liebte und der er nie einen Wunsch versagen konnte. Eine- Tages kam nun ein Savoyardenknabe mit einem kleinen, abgerichteten Affen in den Hof deS kaiserlichen Palastes zu Konstantinopel und mußte hier dieses gelehrte Thier den Damen deS Harem vorführen. Die OdaliSke bat sogleich den Sultan, ihr doch diesen so interessanten Affen zu kaufen. Im Palaste fand sich jedoch Keiner, der sich mit dem Knaben verständigen konnte. Auf Anrathen eine- kaiserlichen Dieners wurde nun der Soldat Mehemet Ruschbi, von dem man wußte, daß er etwas französisch spreche, auS der nahen Ka<^, e herbrigeholt, um den Dolmetscher zu machen. Zum Lohn dasür ernannte ihn der Sultan auf der Stelle zum Offizier und behielt ihn von nun ab beständig in seiner Näh«. — Mexiko, 26. Juni. Auf der MoreloS-Eisenbahn ist in der vergangenen Nacht bei Kuratla ein Zug in den San-Antoniofluß gestürzt. Gegen zweihundert Personen sind hierbei umgekommen und viele Personen verletzt worden. Die Passagiere des AugeS waren zum größten Theile Soldaten.