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Der Tumult in Marseille. Trotzdem die französische Flagge über Tunis weht «nd vor dem Bardo die französische Regiment-musik korcertirt und trotzdem der erste Minister deS tunesischen Vasallen Frankreich- seinem neuen Herrn in Pari- mit orientalischer Unterwürfigkeit aufwartet, sind die hoch- gtspannten Erwartungen der französischen Bevölkerung durchaus nicht befriedigt. Die erste Mobilisirung in der neuen Organisation war ein Fehlschlag, der mit officlellem Lod nur dürftig zugedeckt werden konnte; der Feldzug gegen die KhumirS erschien dem unsichtbaren und unfaß- baren Feinde gegenüber wie eine lächerliche Komödie und die halben Verhältnisse, die in Tunis die ganze Annektion ersetzen müssen, werden al- eine Demüthigung Frankreichs, al- ein Zurückweichcn vor der Mißstimmung in England und Italien aufgefaßt. DaS große und bedeutungsvolle Resultat, welches die Republik erzielt hat, präfentirt sich vor den Augen eine- großen TheileS von Frankreich alS ein halber Mißerfolg und die Nach richten von dem algerischen Aufstand und die Unmög lichkeit den Rebellen beizukommen, haben die Mißstim mung nur noch vergrößert. Nur so erklären sich die Vor gänge der letzten Tage in Marseille, die an die Deutschen- hetzen erinnern, welche den großen Krieg einleiteten. Die Italiener in Marseille bildrn eine zahlreiche Kolonie, ihre Zahl wird auf sech-zigtausend geschätzt, auf ein Fünftel der gesammten Einwohnerzahl. Die Auf regung, welche sich der italienischen Nation gegenüber dem Vorgehm der Franzosen in Tunis bemächtigte, hat iu dem Sturz de- Ministerium- Kairoli ihren Ausdruck gefunden; eS bedurfte aller Anstrengungen der gemäßigten Elemente, um die leidenschaftliche Erbitterung zurückzu drängen, die jede neue Nachricht in dieser Richtung hervorrief. Aber nur zurückgedrängt wurde diese Em pfindung, überwunden ist sie noch nicht und wird sie voraussichtlich noch lange nicht werden; im Gegensatz zum Franzosen, der leicht ausbraust und leicht vergißt, lebt ter Italiener nachhaltig und zähe in seinen Plänen, «r zehrt Jahre lang von einer Beleidigung, bi- er den Augenblick gekommen erachtet, sie vergelten zu können. Zn den italienischen Blättern hat «S hie und da auf- geblitzt, alle aber haben darauf hingewiesen, daß ein Posten in die Rechnung eingestellt sei, dessen Aus gleichung der Zukunft Vorbehalten bleiben muß. Unter solchen Umständen konnte die italienische Kolonie in Marseille, deren eifersüchtiger Patriotismus durch den Aufenthalt in der Fremde nur noch verstärkt ist, in der Rückkunft französischer Truppen auS Tunis nur ein schmerzliches Ereigniß sehen. ES war eine Handlung des UebermutheS der Marseiller Bevölkerung, von dem italienischen Klub daS Heraushängen der italienischen Fahne bei einem Aufzuge zu verlangen, der eine Art Lriumphzug über Italien bedeute. Ob eS Italiener waren, welche die französischen Truppen auSpfiffen, ob eS Franzosen waren, die dem italienischen Klub ihre Ge ringschätzung in dieser Weise zeigen wellten, wird stets unaufgeklärt bleiben. Vielleicht war eS nach beiden Richtungen neutraler Pöbel, der sich einen Skandal be reiten wollte. Da aber die Stimmung einmal vorbe reitet war, so schien jedes Signal und jeder Vorwand recht, um den erregten Leidenschaften die Zügel schießen zu lassen. Man kann schon von vornherein annehmen, daß die Franzosen, welche alle Vortheile auf ihrer Seite hatten, der angreifende Theil waren; authentische, nicht zweifelhafte Berichte bestätigen dies auch vollständig. Die Vorfälle in Marseille werden vielfach auch auf lokale Verhältnisse zurückgeführt werden können; allein eS liegt darin doch auch ein allgemeiner typischer Zug für die Beziehungen zwischen Italienern und Fran zosen. In dieser Zeit, wo die Fragen über die Ver- theilung der Macht im Mittelmeere immer mehr in den Vordergrund treten, ist diese Volkspolitik sicher nicht ohne Interesse und nicht ohne nachhaltige Tragweite. Der Mäßigung und Weisheit der französischen Regie rung, dem mühsam gewonnenen Verständniß der Lage von weiten der leitenden italienischen Politiker ist «S zuzuschreiben, daß die tunesische Angelegenheit die offi- ciellrn Beziehungen Frankreichs und Italiens äußerlich nur gestreift hat. Aber eS ist dabei sehr deutlich zu Tage getreten, wie die beiden großen romanischen Na tionen von einander denken und welche Ansprüche jede für sich erhebt. Diese Erscheinungen sind von dauernder Bedeutung und haben ihren Grund in der eigenartigen Entwickelung und den Traditionen der beiden Rassen. Die Franzosen betrachten ihre Nation alS die leitende Vertreterin de- RomanenthumS, und Italien unter dem Lichte der ehemaligen Zerrissenheit und Ohnmacht. DaS befreiet« Italien schuldet nach ihrer Ansicht der befreien den französischen Nation ewige Dankbarkeit und Ehr erbietung. SS will ihnen nicht in den Kopf, daß da- neue Italien auch ihnen gegenüber den Anspruch voller Selbstständigkeit erhebt und nicht mehr an daS frühere Elend erinnert sein will. Zudem hat sich Frankreich durch Nizza und Savoyen so überreich bezahlt gemacht und die Rechnung ist derart beglichen, daß da- Pochen auf jene selbstständige Hilfe italienischen Ohren wie eine herbe Demüthigung klingt. Dem Italiener gilt die Stellung Frankreich- nur alS eine zufällige, ihm ist die italienische Nation noch immer dir älteste Schwester unter den Romanen und ihn belebt die Hoffnung, daß sie einst wieder die leitende werden wird. Mit Stolz ver gleicht der Italiener die Eigenschaften, die seine Nation auS- zeichnrn, mit dem Bilde, da- er sich von dem französischen Charakter macht. Derselbe gilt ihm alS oberflächlich, gut- müthig und lenkbar, ganz gemacht, um von dem schnei digen, tiefgründenden und überlegten Italiener in jeder Richtung überholt und beherrscht zu werden. Kein Italiener vergißt, daß Mirabeau, wie die Bonaparte- italienischen Blute- sind, sowie daß Gambetta auS Genua stammt und er ist geneigt diese Lhatsachen zu genexa- lisiren. Die Fragen deS täglichen Erwerbe-, der Kon kurrenz treten dazu. Der Italiener weiß sich alS den besseren und kühneren Seemann, alS den unternehmen deren und mehr vorsorgenden Kaufmann. Aber er be gegnet überall im Mittelmeere dem Uebergewicht, welche» daS stärkere französische Kapital au-übt, der gewaltigen und koncentrirten Staatsmacht, die dem französischen Kaufmann und Unternehmer so gewaltig vorarbeitet. Die Regentschaft Tunis hatte italienische Betriebsamkeit und Beharrlichkeit in Jahrhunderte langer Arbeit für sich ge- Wonnen: da wird das gallische Schwert in die Wagschal« geworfen und aller Aufwand italienischen Genie- scheint vergeblich gewesen zu sein. Die bitteren Empfindungen der Italiener kann man leicht begreifen. Auch an einem an deren Punkte der afrikanischen Küste erhebt sich im Augen blick zwischen den Interessen Frankreichs und Italiens ein Konflikt. Der Deputirte Massari hat diese Ange legenheit, bei der eS sich um einen von Frankreich in der Nähe der Bucht von Assad anzulegenden Hafen handelt, bereits in der Kammer zur Sprache gebracht. An dieser Bucht, in deren Nähe kürzlich die italienische Expedition TiulettiS vernichtet wurde, haben die Jta- liener seit längerer Zeit Ansiedlungsversuche gemacht, so daß die daselbst plötzlich auftauchende französische Konkurrenz immerhin Besorgnisse erregen muß. Der neue Minister deS Auswärtigen, Mancini, er klärte in seiner Beantwortung der Interpellation, daß das Eigenthum deS betreffenden Terrain- bereit- vor einigen Jahren von Frankreich erworben worden sei. Das in Obok geplante Etablissement könne übrigen- keinerlei Besorgnisse erwecken, da Frankreich weit davon entfernt sei, der italienischen Handelöfaktorei in Assab Schwierigkeiten zu bereiten. Freilich mußte Mancini zugleich erklären, daß er keinerlei aulhentische Mitthei- lungen über den Stand der Sache habe, so daß Massari die ertheilten Aufklärungen nicht für ausreichend er achtete. Da Kairoli, der Vorgänger Mancini'-, in der tunesischen Frage gleichfalls geraume Zeit große Sorg losigkeit zur Schau trug, wird die Opposition sicherlich nicht unterlassen, die Frage bezüglich der Bai von Assab genauer zu kontrolliren. Die „Opinione" erklärt denn auch bereits, daß Akt davon gerommen werden müsse, wenn Frankreich gerade im gegenwärtigen Augenblicke seine EigenthumSrechte in Obok geltend mache. ES sei vorauSzusehen, daß die französische Handelsstation sich bald in eine KriegSstatlon verwandeln würde. — Die- jetzige Gestaltung der Dinge schließt für die italie nischen Staatsmänner die weise Lehre ein, daß die Superklugheit ihrer bisherigen StaatSkunst, wrlche sich alle Wege offen halten zu können glaubte, Italien den Nachtheil zufügte, ernsten Gefahren gegenüber ohne Irgend einen hilfsbereiten Verbündeten dazustehen. Nachrichten aus Dresden und der Provinz. — Dom tgl. Ministerium de- Innern sind die Handels- und Gewerbekammern zu einer schleunigen gutachtlichen Aeußerung über die Krage aufgefordert, ob die bei dem Bundesrath« angeregte Verminderung der 20- und der 5- Mark-Scheine auf den Betrag von je 10 Millionen'Mark nicht etwa selten- de- größeren Publikum- al- nachtheilig empfunden werden könnte. — Die Handel-- und Gtwerbe- kammer zu Plauen l. B. erklärte in .ihrer letzten Sitzung, daß im Verkehre die Zwanzig- und Fünf-Markscheine di-her nicht lästig geworden sind und daß deren Umlauf in erheblicher Menge auch ferner wünschen-werth erscheint. — Bei der am 22. d. M. im Karolahause an der Blasewitzer Straße unter Vorsitz Ihrer Majestät der Königin abgehaltenen 6. Hauptversammlung de- Albert-Verein-, zu welcher sich außer zahlreichen Dre-dner Mitgliedern auch Drlegirte von 14 sächsischen Aweigvereinen eingefunden hatten, ging eine eingehende Besichtigung der höchst praktisch angelegten Räum lichkeiten und der hygieinischrn Einrichtungen de- neuen Kranken- hause- unter Führung de- Oberstleutnant Dr. Naundorff den Verhandlungen voraus. AuS letzteren heben wir u. A. den Beschluß der Versammlung hervor, daß nunmehr die Aweigvereine unbeschränkte Verfügung über die ihnen zu- kommenden Einnahmen durch Geschenke und außerordentliche Zuwendungen, dagegen über die eingehenden Mitgliederbeiträge und Eintrittsgelder nur zur Hälfte Antheil haben sollen, die andere Hälfte wird jedoch, wie bisher, an den Hauptverein abgeführt. Nach dem vorgetragenen Geschäftsbericht betrugen die Ein nahmen deS Vereins im Jahre 1880 an Beitragsgeldern 2682 M., an Geschenken 10,000 M.; durch Veranstaltungen und Feste außerordentlicher Art wurde gewonnen im Zeiträume von 1868 bis 1879 im Summa 129,000 M., an Ge schenken 164,000 M., durch Lotterien 305,000 Mark. Gewöhnlich balanciren im Jahre Ausgaben und Einnahmen, da etwaige Deficit- meist durch außerordentliche Einnahmen gedeckt werden konnten. D.r Kassenbestand stellte sich ult. 1880 auf 4566 M. Noch sei bemerkt, daß der Kommerzien- rath Hopffe der hohen Protektorin eine von einem unbe kannt bleiben wollenden Freunde de« Vereins herrührende Spende von 10,000 M., zur Stiftung eines Freibette-, überreichte. Der Gesammtverein zählt gegenwärtig 4200 Mitglieder, wovon 3742 auf die 36 Aweigvereine kommen. — Einer amtlichen Bekanntmachung der kgl. Polizei- direktion Dresden zufolge ist daS Einsam mein von Beiträgen zur Förderung der Wahl eines der socialdemokratischen Partei angehörenden Abgeordneten zum deutschen Reichstage, sowie die öffentliche Aufforderung hierzu verboten worben. — DaS einem großen Theile der hiesigen Bevölkerung innewohnende PietätSgefühl bekundet sich alljährlich an dem Johanni-feste durch den zahlreichen Besuch der Kirchhöfe, die zum Andenken an die daselbst schlummernden Lieben mit duftigen Blumengaben geschmückt und dadurch in prächtige Gärten verwandelt werden. Diese alte rührende Sitte wurde auch in diesem Jahre fleißig geübt, so daß der Besuch der Kirchhöfe ein überaus zahlreicher war und der Blumenhandel vor denselben sich in äußerst lebhafter Weise entfaltete. — Die Sitzung der Stadtverordneten am 22- d.M. leitete der vom Reichstage zurückgekommene Präsident, Vor steher Ackermann, mit gewohntem Ernst, so daß die früher so störenden Zwiegespräche, welche manchmal die Stimme deS Berichterstatter- verhüllten, nicht vorkamen. DaS Kollegium bewilligte dem hiesigen Aweigverein der Gustav-Adolph- Stiftung den Sitzungssaal für ihre öffentliche Versamm lung am 1. Juli von Abend- 6 Uhr an, nahm Kenntniß von dem vierwöchentlichen Urlaub de- Oberbürgermeister« Dr. Stübel und beschloß die diesjährigen Ferien im Monat August zu halten. — Uebcr die Rechnung d«S BürgerhoSpitalS auf 1880 berichtete St.-V. Schönecker. lich zu ihr und hatte jedesmal einen bestimmten Vor wand zu dem Besuche, so daß die Absichtlichkeit desselben nicht hervortrat. Anfangs hatte Loni wenig Zuneigung zu ihr gefühlt, allein bald gelang eö Betty, mehr und mehr ihr Vertrauen zu erwerben. Ihre- Schwagers ermähnte sie nur selten und wenn eS geschah, in der unbefangensten Weise, als ob sie keine Ahnung davon habe, daß er um Loni'S Hand geworben habe und zurückgewiesen worden sei. lstortsttzuu- folgt.) Vermischtes. — Prag. Der Katechet der Josefstädler deutschen Volksschule, ein 36 Jahre aller Kaplan, welcher sich in einer Mäbchenklasse in acht Fällen eine- schändlichen Verbrechen« schuldig gemacht, wurde dieser Tage dem Strafgerichte ein- geliefert; ein 13-jährige« Mädchen hatte sein Treiben ihren Eltern entdeckt. — Zur Impfung in Fraurnzell im Allgäu brachte «ine Bäuerin vier gesunde kräftige Sprößlinge und zwar je «in Zwillingspaar, wovon da- erstere im Frühling, da- zweite Ende d«- Jahre- da- Licht der Welt erblickte. Die vier durstigen Buben trinken täglich 13 Liter Milch. — London. Der australische Dampfer „Tararua" ist am 29. April auf der Reise von Dunedin nach Mel bourne während eine- dichten Nebel« auf der Waipapa-Klippe gescheitert und zu Grunde gegangen. Von den an Byrd chefindlichen Personen sind 104 ertrunken. — Der amtlich« Bericht über da- jüngste große Brand-Unglück in Quebec (Neufundland) konstatirt, daß 1811 Kamillen, bestehend au« 4088 Personen, durch dasselbe obdach-lo- geworden sind. Zwei Drittel dieser Anzahl waren nicht versichert und haben ihre ganze Habe verloren. — Petersburg. Die russischen Polizeimänner sollen, wie der „MoskowSkij Telegraph" schreibt, bald anstatt der Säbel — Stöcke mit Bleiknöpfen wie die englischen Poli zisten erhalten. In London wurden zu diesem Behufe von der russischen Regierung mehr al- 20,000 derlei Stöcke be stellt. Gleichzeitig mit den Stöcken wurden in der britischen Residenz 5000 sogenannte Polizei-Bracelet- mit Ringen zum Fesseln von Häftlingen bei Arretirungen bestellt. Diese „Bracelet«" zeichnen sich dadurch au-, daß mit ihnen auch ein Kind den stärksten Mann durch Umdrehung eine- Ringe« fesseln und zur Folgeleistung zwingen kann. DaS „Bracelet" verursacht nämlich bei der Umdrehung de- Ringe« den Ge fesselten die empfindlichsten Schmerzen. Die russische Re gierung gedenkt auch die englische Polizei-Uniform für die russischen Polizisten zu acceptiren. — Konstantinopel. Wie man der „Polil. Korresp." meldet, beträgt die Anzahl der bei dem letzten Erdbeben auf Chio« Verunglückten nach dem Berichte de- dortigen Gou vernement-: an Todten 3612 und an Verwundeten 1306. Die Ueberlebenden beziffern sich auf 66,573 Seelen. — Washington. (Kotillon-Offiziere.) Der neue Krieg-Minister der Vereinigten Staaten, Robert Linkoln, wollte arge Mißbräuche in seinem Departement abstellen und beabsichtigte, die sogenannten „Koburger" Offiziere der Land- armee und der Marine, welche in Washington dem Dienste obliegen, bei den großen Bällen der hohen Gesellschaft die Kotillon« arrangiren und zugleich die besten Walzertänzrr sind, zu ihren respektiv«n Regimentern und Schiffen zurück- zuschicken. So war z. B. ein General-Kotillon-Arrangeur und Hauptwalzertänzer, Koloael Bradley, schon seit 17 Jahre« nicht bei seinem Regiment« gewesen. Linkoln machte den Versuch, diesen Kotillon-Oberst zum Pulverdienst zu stellen und gab ihm Ordre, binnen acht Tagen bei seinem Regiment« zu Fort Worth (TexaS) sich einzufinden. Am nächsten Tage brachten 170 Equipagen 14 Dutzend der bezauberndsten Schönheiten Washington« in da« Krieg-Ministerium. Dem 57jährigen Jüngling Linkoln schmolz da- Harle Herz und Fräulein Georgina Juliet Korkoran führte ihm die Hand, alS er den Erlaß widerrief, der vor 12 Stunden den braven Kolonel Bradley nach TexaS detachirte. — Der „Gipfel" der Reklame. Letzthin wurd« in Kalkutta ein Uebelthäter gefährlichster Sorte arretirt und zum Tode verurtheilt. Der Tag der Hinrichtung war an gebrochen, der Henker beschäftigte sich eben mit der Toilette deS Delinquenten, als ein Gentleman, vor Kurzem von der Reise angekommen, sich vorstellt und eine Ordre de« Gou verneurs vorzeigt, die ihn ermächtigt, sich einige Augenblicke mit dem Verurtheilten zu unterhalten. Man läßt sie während einer Viertelstunde allein und als sie sich trennen, hört man wie der Verurthiilte zu dem Gentleman sagt: „Hören Sie, ich thue «S, aber Sie werben meinen Verwandten 1000 Pfd. Sterling au-zahlrn." „Ich schwöre auf die Bibel!" Der Verurtheilte läßt sich binden, man führt ihn au« dem Ge fängnisse und bald ist er auf dem Schaffet. Dort macht er von dem Recht, da- jeder Gefangene hat, vor dem Tode einige Worte an die Zuschauer zu richten, Gebrauch, und ruft mit Stentorstimme: „Ihr Alle, die Ihr mich hört, wisset: Die beste Chokolade Haden Williamson, Kennedy u. Ko., Pikkadilly, London!" Hierauf steckt er seinen Kopf in die Schlinge. — So weit haben «S selbst die Amerikaner noch nicht gebracht.