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N.-UVN'USSS-.'-S»« 1 SV SS Feuilleton sie führten ihre Unterhaltung in dieser Sprache. Ich muß gestehen, daß ich dadurch ein wenig stutzig ge worden bin. Deon wie kommen Französinnen in die preußischen Ambulanzen? Felix, Felix! am End: ist Dein Schützling ein weiblicher Spion!" Und Feodor lachte herzlich. .Dieser Gedanke ist in der Lhat lächerlich. Daß die Altere der drei Damen eine Französin ist, steht fest, aber die beiden jungen Mädchen find gewiß nicht au- Frankreich. Unsere Dame vom Perron spricht da- Deutsche vollkommen geläufig, wenn auch etwa- hart, etwa wie man da- Deutsche in meiner Heimat spricht, der Krauskopf aber plauscht daö Deutsche wie eine Schwäbin und ich möchte schwören, daß fie auö Süd deutschland ist. Alles in Allem ist mir daS Kleeblatt ein Räthsel." .Du hast ja sehr eingehende Studien mit den drei Grazien gemacht!" scherzte Feodor. .Schade, daß Du die Studien nicht fortsetzrn kannst. Deine Schöne sprach unterwegs mit einem preußischen Husarenleutnant, der sie sehr vertraulich behandelte. Sie wird wohl feine Braut sein!" „WaS? wie? wo? Redest Du im Ernst, Feodor?" .WaS hätte ich für Grund, zu scherzen? — Er nahm fie an den Arm und geleitete sie eine Strecke und die beiden Mädchen und die dicke Graue nickten ihm noch nach! Im Grunde besehe-, macht diese Freund schaft oder diese Braulschaft die Sache nur noch ver wickelter! Eine schöne Sp onin, verlobt mit einem preußischen Leutnant! ES wird immer ärger!" „Du wirst mich mit Deinen Scherzen ernstlich er zürnen, Feodor! Die Fremde interrssirt mich im höchst n Unterm Rothen Kreuze. Original-Novelle von S. D. Nerajtw. l- Fortsetzung.) Felix hielt sie auf. .Verzeihung, mein Fräulein! ich bedaure von ganzem Herzen die Worte, welche ich vor einer halben Stunde gesprochen. Sie thatrn mir in dem Augenblicke leid, als sie meinen Lippen ent- flohen waren und ich hätte viel darum gegeben, sie nicht gesprochen zu haben. Hätten Sie nur einen Augen blick Ihre Augen mir »»gewandt, so würden Sie be merkt haben, wie erschrocken ich selbst über meine Worte war und wie ich meinem Freunde zürnte, weil er in dem angeschlagenen Lone weiter scherzte!" .Und wenn ich Ihre Worte und Ihre Reue ernst- Haft nähme," bemerkte daS junge Mädchen, indem sich ihre Stirn glättete, „waS für einen Werth könnte meine Verzeihung für Sie haben, da wir uns ohne Zweifel nie wieder auf unsern Lebenswegen begegmn? UebrigrnS bedarf ich keines Beschützers, da ich nicht ohne Schutz und allein bin. Dort kommt meine Beschützerin und meine Freundin. Ich denke, unsere Vereinigung und daS Rothe Krenz werden unS vor weiteren Unbilden sichern!" Dabei verneigte sich daS Fräulein leicht und schritt zwei ankommenden Damen entgegen, die sie lebhaft begrüßte. Die eine derselben war eine ältere Frau, die sich Mühe gab, deutsch zu sprechen, die aber bei jedem Satze, den sie anfing, vrrrieth, daß die deutsche Sprache nicht ihre Muttersprache sei, indem fie den angefangene.i Satz entweder ergänzte oder verbesserte. Die zweite war ein jungeS Mädchen in dem Alter der schönen Unbekannten, ein hübscher, schwarzer Krauskopf mit braunen, feurigen Augen und lebhaften Manieren. Beide trugen, wie die Dame vom Perron, daS Rothe Kreuz. Augenscheinlich gehörten, wie daS junge Mädchen bereits angedeutet hatte, die drei Damen zusammen; denn ein Diener, welcher den beiden Ankömmlingen folgte, trug unter Beihilfe eines EisenbahndienrrS die Gepäckstücke, bei welchen die Fremde in so vrrhängnißvoller Weise Wache gehalten hatte, hinweg und die drei Damen folgten dem davonschreitenden Diener nach. Felix, seit wärts gehend, verneigte sich, den Hut achtungsvoll lüftend, und die schöne Fremde erwiederte den Abschieds- grüß mit leichtem Erröthen. Felix stand noch lange und blickte den Damen rach, bis ihre Gestalten in der Menge deS bunten Gewühles verschwanden. Er war sehr ernst geworden. So traf ihn der zurückkehrende Feodor. .WaS tausend, Junge," rief er Felix entzegen .Du schaust ja so verdrießlich drein, alS hättest Du Sauerampfer verschluckt!" „Ich habe auch alle Ursache dazu, verdrießlich zu sein!" Und nun erzählte Felix seinem Freunde daS gehabte Abenteuer. AlS er mit seiner Mittheilung fast zu Ende, unter brach ihn Feodor. .Die drei Damen sind mir eben begegnet," sagte er, .es müssen Französinnen sein; denn älhsischt Noch Mmg 43. Jahrgang Dienstag, den 31. Mai 1881 werden bi» Montag, Mittwoch a Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 15 Pf. Unter Eingesandt 30 Pf. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" für den Monat Juni nehmen alle kaiserliche Post- «stalten und Postexpeditionen gegen Vorausbezah lung von 5V Pfennig entgegen. Die Verlags Expedition. »tten, !xped. 31 Reichstage mehrere RegierungSkommiffäre am BundeS- rathStische anwesend, entfernten sich aber sofort wieder, alS die Diskussion über den Zollanschluß Ham burg- wieder ausgenommen wurde. Zunächst brachte Abg. MoSle einen Abänderungsvertrag rin, der be stimmt schien, den verhängnißvollen Antrag Richters durch ein dem Kanzler zu ertheilendeS Vertrauensvotum zu beseitigen. Dagegen befürwortete der Abgeordnete Marquardsen feinen in friedlichem Sinne gestellten Antrag, der nur daS Recht der Volksvertretung wahre, in Verwaltungsmaßregeln Meinungen auSzusprechen. Abg. Freiherr von Minnigerode verlangte dagegen den Uebergang zur Tagesordnung, damit die Provokation Richter- eine Ablehnung in schroffster Form erfahre. Abg. Windthorst meinte aber, wenn, wie verlaute, der Vertrag über den Zollanschluß Hamburg- abgeschlossen sei. so handle der Bunde-rath rücksichtslos gegen den Reichstag, indem er ihn ohne jede osficielle Mittheilung lasse. DaS Fernbleiben des BundrsrathS von den Verhandlungen schaffe insofern einen Präcedenzfall, dessen bedenkliche Folgen dem Bunde-rathe erst klar werden würden, wenn der Reichstag auch einmal hinaus ginge und den Bunde-rath allein ließe. Er wünsche auch, wie MoSle, den An schluß der Hansestädte an den Zollverein, wolle aber, daß dieser Anschluß auS vollständig freier Entschließung der beiden Hansestädte hervorgehe und daß keinerlei Druck bei dm Verhandlungen ausgeübt werde, da er daS Wohlergehen dieser Städte für ganz Deutschland alS eine Lebensfrage betrachte. Er könne es auch nicht für eine Ueberfchreitnng der Kompetenz halten, wenn der Reichstag in einer wichtigen Krage seine Meinung äußere und de-halb empfehle er seinen Antrag zur An nahme, dessen Milde in der Form zugleich seine Stärke sei. Für diesen Windthorst'schen Antrag trat auch der Abg. I)r. Delbrück entschieden ei«, währekd sich Abg. v. Kardorff gegen alle eingebrachten Anträge erklärte, weil die ReichSpartei den BundrSrath in Bezug auf die Elbzollämter-Verlegung allein für kompetent erachte. Die Abstimmung ergab die Annahme deS Windt- horst'fchen Antrages. ES folgte nun die Einzelberathung der Stempelsteuer, bei welcher Abg. Sonnemann erfolglos eine Herabsetzung deS Stempels auf ausländische Aktien und Abg. Richter ebenfalls vergeblich Freilassung der städtischen Obligationen beantragte. Nachdem der Reichstag am Sonnabend die Be steuerung der Schlußnoten und Rechnungen über Börsen geschäfte angenommen, wurde nach dem Vorschläge der Kommission die Besteuerung der Lombard-Darlehne ge strichen. Auch der QuittungSstempel war von dem Ausschuß abgelehnt worden und am Sonnabend sprachen sich die Abgg. v. Kardorff und v. Minnigerode dahin aus, daß die Quittungssteuer nicht in daS vor- ßMrd. u. Redaktion HrrSden-Neustadt «.Meißner «aste 3. Me Zeitung erscheint Dienste»,, Don«er-a« und evunadeud früh. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der rasche Abschluß d«S Hamburger Zollanschlußvertrages ist ein abermaliger brillanter Coup der Politik des deutschen ReichSkanzler- und wohl geeignet, bei den begeisterten Anhängern der Einheit-- Theorie große Befriedigung hervorzurufen. Die Stadt Hamburg hat Zugeständnisse erlangt, auf welche sie nach dem bisherigen Verlauf der Verhand lungen kaum rechnen konnte und eS ist sehr wahrschein lich, daß die Bürgerschaft, um diese Chancen nicht zu gefährden, ihren bisherigen Widerstand aufgiebt und dem Senat der Stadt Hamburg bupflichtet. Seltsam berührt eS, daß die „Nord. Allg. Ztg." in zwei offenbar inspirirten Artikeln, erstens die Hamburger Abgeordneten im Verein mit der Fortschrittspartei und Delbrück da für verantwortlich macht, daß Hamburg seitens der Regierung nicht noch größere Vortheile zugestanden worden und zweitens den deutschen ReichStagdeS Bestrebens zeiht, die Alleinherrschaft zu ergreifen und DerfaffungS- rrchte der verbündeten Regierungen an sich zu reißen. Bisher hat aber der Reichstag Hamburg keinen andern Nachtheil zugefügt, alS den Anschluß Hamburgs an daS Reich nicht auf dem Wege der Pression, sondern der bundeSfreundlichen Verhandlungen erreichen zu wollen. Jetzt würde, wenn die Hamburger Bürgerschaft daS Vorgehen ihre- Senats billigt, erst recht der deutsche Reichstag in dieser Angelegenheit «in gewichtiges Wort zu sprechen haben, denn der erforderliche Geldzuschuß deS deutschen Reiches ist so bedeutend, daß diejenigen deutschen Steuerzahler, die bisher von dem Import fremder Waaren durch Hamburgs Großhandel keinen Nachtheil hatten, auch einige Berücksichtigung verdienen. Vierzig Millionen Mark, von denen dreißig Millionen unter allen Umständen rasch flüssig gemacht werden müssen, sind keine Kleinigkeit und diese Summe ver doppelt sich, weil Bremen mit Recht dieselben Ansprüche an daS Reich stellt, wie die Schwesterstadt Hamburg. In den Kreisen des CrntrumS will man deshalb erst noch genauer untersuchen, ob der neueste Erfolg der WirthschaftSpolitik nicht zu theuer erkauft wird. Am Freitag waren bei der Erledigung der allge meinen Rechnung über den ReichShauShalt im deutschen liegende Gesetz gehöre, während die Abgg. Rickert und Richter-Hagen sich gegen jede Steuerbewilligung er klärten, der nicht Zug um Zug der Erlaß an bereit- bestehenden Lasten gegenüberstehe. Abg. Windthorst erklärte sich in demselben Sinne; wenn er heute für die Besteuerung der Börsengeschäfte gestimmt habe, so sei d«S nur geschehen, weil er darin einen billigen Ausgleich für die Belastung deS immobil n Kapitals sehe. Nach dem die Debatte geschlossen war, entspann sich roch eine lebhafte Auseinandersetzung zwischen den Abgg. Richter (Hagen) und v. Putt kämm er (Lübben) bezüglich der von Letzterem in einer Berliner Versammlung gethanea judknfeindlichen Aeußerung. Die KommissionSbeschlüffe wurden darauf angenommen, der QuittungSstempel also abzeleynt, ebenso derjenige auf CheckS und Giro-An weisungen. Der Stempel auf Lotterieloose wurde da gegen genehmigt. Eine von der Kommission vorge- schlagene, auf die Aufhebung der bestehenden deutschen Staatslotterien bezügliche Resolution wurde von den Abgg. Sonnemann, Richter undWindthorst ver- theidigt, jedoch von dem BundeSkommissar Geh. Rath Girth und dem Abg. Stumm, als rin Eingriffin die Finanz, gebahrung der Einzelstaaten, welcher im gegenwärtigen Augenblick, wo man einen Erlaß an direkten Steuern befürworte, doppelt inopportun sei, energisch zurück- gkwiesen. Wie die „Köln. Z»g." bereits am Freitag berichtete, wurde da- Abkommen mit Hamburg wegen des Zollan- schluffeS am 26. d. M. für Hamburg von den Senatoren Vee-mann undO'Swald und dem hmrseatikhen Gesandte» Krüger unterzeichnet. Die Stadt Hamburg tritt diesem Vertrage zufolge nach einer bestimmten Reihe von Jahren in den Zollverband deS Reiches, behält ein Kreigebiet für den Großhandel und Weltverkehr, zu welchem See schiffe das Zollgebiet mit der Zollflagge oder Nachts mit einer Leuchte pasfiren, um dort frei löschen und landen, auch ohne Zollkontrole verkehren zu können. Zu Errichtung der Docks tragen das Reich und Hamburg gemeinsam bei; für Zollerleichterungen scheinen Zusiche rungen aber nicht in bindender Form, gegeben worden zu sein. Da- Abkommen bedarf selbstverstäadlich noch der Annahme von Seiten deS Senat- und der Bürger schaft von Hamburg, sowie deS Bur.deSratheS und Reichstages. Bei der parlamentarischen Soiree im Reichskanzler palast, am vergangenen Freitag, waren die Unterzeichner deS HamburgerVertrazeS, Or. Krüger, O'Swald, Petersen und BerSmann zugegen. Der Reichskanzler äußerte dabei mehrfach seine Genugthuung darüber, daß die Uebereinkunft schließlich so schnell und günstig getroffen sei und versicherte die Hamburger Herren mehrfach der Bundesfreundlichkeit der verbündeten Regierungen ihrer Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmum» WüKer in Dresden. Jnserateu- Annahmtstellear Die Aruoldische - Buchhandlung Jnvalidendanr, HaasensteinL Vogler, Rudolf Mosse, S L. Daube « Eo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. Ad»»»e»e»td- PretSr RetteljLhrl. M. 1^0. Zn beziehen durch die kaiserliche«, Poft- «chatten und durch visere Voten. Bei freier Lieferung «B Hau» erbebt die Ich »och eine Ge- stihr von 2b Pfg.