Volltext Seite (XML)
heimnißvolle Agitatoren wurdrn in der kaiserliche« Uniform gesehen, welch« sich al» die Mandatare de» -zarea aoSgaben und «» al» seinen Willen erklärten, haß die Juden geplündert und vertilgt werden müßten. Val Manöver hat ja einige Aehnltchkeit mit den nihi» Mschen Gepflogenheiten, die Siegel und Unterschriften her höchsten Aemter zu fälschen und unechte Dokument« herzustellen. Der neue Minister de» Innern und die Gouverneure scheinen gewillt, die Skandale in der Lhat auf Rechnung der Nihilisten zu bringen, wie ihre Profla- «Nationen andeuten, während die panslavisttsche Presse sich abmüht, die Bewegung auf die deutschen Anti semiten zurückzuführen, welche die Agitation durch russische Gesinnungsgenossen in» Werk gesetzt hätten. Der Bewei» der deutschen Schuld ist jedoch damit nicht erbracht, davon abgesehen, daß den Panslavisten eine Hetze argen die Deutschen nach der Judenhetze viel zu gelegen käme, al» daß man ihre Denunciationen ohne Weitere» ernst nehmen könnte. Woher immer dielektrische Funke kam, der in der russischen Volksseele gezündet und sie in Helle Lohe gesteckt hat und wie viele Jntriguanten mit geheimen Nebenabsichten die Bewegung schüren mögen, da» Eine ist ganz sicher, daß sie lediglich den nihi listischen Ideen und Plänen in einem heute noch gar nicht zu berechnenden Maße Förderung leistet. Alle Kombinationen der russischen Revolutionäre laufen auf ! die Anarchie hinaus und fanden sie bei ihrer Politik den zähesten Widerstand an der Apathie und der Interesse- losigkeit der niedrigsten Volksschichten, der großen Massen für sociale und politisch« Fragen. Da» sociale Interesse ist nunmehr in grauenhafter Weise erwacht, in der Form, in welcher e» sich zurrst dem Ungebildeten darstellt, da» Interesse an dem Eigenthum de» Anderen. Nach Millionen zählt da» Eigenthum, da» in den letzten § Wochen in Rußland Diebstahl geworden ist; wenn die sinnlosen Banden nicht mehr rauben mochten» so zerstörten sie, wa» ihnen unter die Finger kam und noch immer macht die Bewegung Fortschritte; löscht das Feuer irgendwo au» Mangel an Nahrung auS, so züngelt e» in der Entfernung von hundert Meilen an einem andern Orte von Neuem hervor. Die russischen Regierungen haben, wie die Geschichte de» Ezarenreiche» erzählt, schon mit schrecklichen, orkan artig über die unermeßlichen Fernen diese» Lande» her- fegrnden Aufständen zu thun gehabt und sie sind ihrer nach dem ersten Aufbrausen de» Sturm«» immer wieder durch koncrntrirte und gewaltige Kraftanstrengungen Herr geworden; dem neum Minister de» Innern ist eine so schwere Aufgabe beschieden, wie je ein«m Rathgeber de» Czaren, aber sein bisherige» Auftreten macht nicht den Eindruck eines zielbewußten Vorgehen» und einer wohlberechneten Disposition über die Machtmittel de» Staate» zu ausgreifender Niederdrückung der Empörung gegen daS Eigenthum. Die bisherigen Maßnahmen der Petersburger Regierung sehen sich an, als ob wir nicht im Zeitalter der Telegraphen und Eisenbabnei leben und in Kurzem dürften bei dem bisherigen Fort schreiten der Agitation in der Lhat beide den Dienst versagen, womit denn die Entfernungen wieder hergestellt wären, welche in Rußland eine durchgreifende Aktion deS Staate- ebenso erschweren, wie die Invasion de» Aus landes. Die Rathlvsigkeit der Central-Regierung hat sich den Gouverneuren mitgetheilt; erst in den letzten Lagen ist man zu ausgiebiger Unterdrückung der Un ruhen geschritten und auch dabei hat eS allem Anscheine nach nicht an Mißgriffen gefehlt, denn eS wurden gleich Lausende eingesperrt, von denen der größte Lheil vier- undzwanzig Stunden später wieder entlassen werden mußte. Nicht» könnte aber für da- Czarenreich verhängnißvoller sein, al» wenn der Eindruck bei den Massen sich ver breiten sollte, daß der Staat ohnmächtig ist, eine Be wegung niederzuwerfen, welche seine Grundfesten bedroht, denn der sklavische Gehorsam der Russen beruht auf der Ueberliefrrung von der Allmacht deS Czaren und seiner Regierung: lockert sich diese Ueberzeugung, die ja da- erste russische Dogma ist, so lockert sich in dem selben Maße auch da» StaatSgefüge und in die Risse säen die Nihilisten da» Unkraut, welche» den Zusammen halt de» großen Reiche» de» Osten» sprengen soll. Sie haben de» archimedischen Pnnkt gefunden, der ihnen bi» jetzt mangelte, um die Czar«u»acht au- ihren Volk», wurzeln zu heben. Nachrichten aus DreSdev and de, Provinz. — Nach Mltthellungen de« ,Dr. Jour." ist dl« ge hoffte Besserung ln dem Befinden de» jungen Prinzen Albert auch durch den Aufenthalt in Hosterwttz und durch den Ge nuß der stärkenden Luft bi» jetzt nicht erzielt worden. Der selbe liegt fortwährend zu Bett und nimmt nur sehr wenig Nahrung zu sich. Die Blutungen kehrten in der letzwer- gangrnen Woche etwa» seltener wieder. — Die Landes-Synode genehmigte den Antrag de» Bürgermeister» Haberkorn in Bezug auf dir Unterzeichnung der Urkunden de« Kirchenvorstande«, sowie denjenigen de« Professor« Pötzschke, der ein Au«pfarrung«ges,tz anstrebt. Eine Petition de- Pastow Richter in Leutewitz und Genossen, welche Vermehrung der Religion-stunden und Wiederherstellung ' de« einjährigen Katechilmu-kursu- verlangt, wurde zwar von dem Au-schusse al« durch neuerliche Verhandlungen mit der Regierung al» erledigt betrachtet, veranlaßte aber trotzdem eine längere Debatte. Konsistorialrath Dr. Meier und Professor Pötzschke regten bei dieser Gelegenheit eine Vermehrung de» Religionsunterricht« in den Realschulen von 3 auf 4 Stunden an. Nach einer Erläuterung de« Staat-minister» von Gerber, nach welcher da» Augenmerk der Regierung diesem Gegen stände längst zugewendet ist, zog Professor Pötzschke seinen Antrag zurück und schloß sich die Lande«-Synode der Ansicht der Kommission an, daß die Leutewiher Petition al« erledigt ! zu betrachten sei. — Die Sitzung der Stadtverordneten am 25. d. M. dauerte nur 1*/, Stunde. Den Vorsitz führten die beiden Vlcevorsteher wechselweise, und von Seiten de« Rath« nahmen Bürgermeister Ör. Rüger und Stadlralh Bönisch an den Verhandlungen Theil. St.-V. Baumeister Strunz berichtete im Auftrage de« Verwaltung«auSschusse« über die Einrichtung de« von der Stadt für 255,000 M. angekauften alten Seminargebäude«, welche« gleichsam al« Hinter haus von Nr. 5 der Freibergerstraße bis zur Maternistraße reicht. Dieser Gebäudekomplex soll für Leihhaus-, Sparkassen-, Wohlfahrtspolizei- und andere VerwaltungSzwecke eingerichtet werden, wozu da< Kollegium ein BerechnungSgeld von 45,000 M. bewilligt. Den übrigen Bedingungen de- Gut achten« stimmte da- Kollegium allenthalben bei, nur vermißte man die Angabe, «le da- versteckt liegende Gebäude durch einen, wenn auch nicht für Fuhrwerk, jedoch für Personen Tag und Nacht offenen Durchgang durch da« Hau« Nr. 5 der Freibergerstraße mit der Maternistraße in Verbindung gesetzt werden soll. Ein darauf bezüglicher Antrag de- St.-V. vr. Wigard wurde zum Beschluß erhoben. — Der in voriger Sitzung unerledigt gebliebene Schlußbericht über da« Ort-stat ut lag in einem 42 Druckseiten starken Hefte vor, worüber Dicevorstehrr Lehmann Bericht erstattete. E- sind über da- au- 73 U bestehende Ort-statul nur noch drei Differenzpunkte zwischen beiden städtischen Kollegien. Da« Kollegium der Stadtverordneten beharrte nämlich dabei, da rin Vorrecht der Rath-herren im Stadtverordnetensaale hin sichtlich der beliebigen Wottergreifung nicht in- Ort-statut gehört, daß ferner die Rath-mitglieder PensionSbeiträge zu zahlen und bei Kassenverwaltungen Sicherheit zu stellen haben. Wahrscheinlich wird auch über diese drei Punkte noch ein Au-gleich stattfinden, ehe «S bis zur Entscheidung der Ober- behörde kommt. — Die städtischen Unlerbeamten haben unter sich eine Begräbnißkasse gebildet, der jeder Neuangestellte deitrrten muß. Da- Kollegium beschließt seine zwei Kanzlei- beamten nicht zu nöthigrn, dieser Privatgesellschaft beizutreten. — Die Flurgrenze von Dresden, wo die Blasewitzer- und Striesener Flur an dieselbe stößt, machte eine AuSflurung eine- kleinen ParzellentheilS wünschen-werth, wa< bei der vollen Uebereinstimmung aller dabei betheiligten Besitzer und Ge meinden auch die Zustimmung deS Kollegium- erhielt. Ebenso wurde die Einflurung de- von der Neustädter Kirchengemeinbe neuerworbenen Areal- von 6 Hektaren vom Staat-fi-ku- zur Erweiterung de- am Walde gelegenen Friedhofs ge nehmigt. — Zur Neupflasterung deS vielbetretenen Platzes zwisch« der Lrühl'l'ch« Terrassentrepp« und dem Plattenweg« vom Georgothor nach der Brücke wurdrn nickt nur di« 4290 M. gern bewilligt, soadera beantragte man dabei noch, daß der Platz auch weiter nach der AugustuSstraße hi» n«u gepflastert werd«. Die Sitzung wurde ^«9 Uhr geschloffen. — DieKald.rouS-JudtläumSvorstelluag im Hoftheater zu Altstadt-DreSden hatte am Mittwoch da» HauS nur mäßig gefüllt, jedoch bekundete sich di, festlich« Stimmung d«r Darsttllendrn durch b«sond«rS rtfrig« Hingabe an ihre Aufgabe und di« dw Auditoriums durch degeist«rt« Empfäng lichkeit in unverkennbarster Weise. Den meisten Erfolg er zielte Herr MatkowSky, welcher als Prinz SigiSmuad außer ordentlich ansprach und sich d«n großen Vorbildern, an die gerade diese Rolle die älteren Dresdner «rinnett, würdig aa- reihete. Hie und da that er de- Buten vielleicht zu viel, zog auch die Endsilben auffallend hoch und überschritt in Gestikulation und Mimik etwa- da« schöne Maaß, im Ganzen war seine Leistung jedoch überraschend und der gespendeten Anerkennung werth. Maßvoll, kraftvoll und erschütternd wirkte Herr JaffS al« König, geistvoll und überzeugend Frl. Ullrich al« Rosaura. Herr Dettmer hätte dem Aflolf eia minder biedere« und mehr berechnende« Gepräge geben sollen. Die Prinzessin de-Frl. Hahn hatte aber etwa« Gezwungene« und zeigt« einen empfindlichen Mangel an Ursprünglichkeit. Di« komische Partie de« Dimer« gestattete Herr Devrient überraschend ergötzlich. Eine schwere Aufgabe war Herrn Walther zugefallen, die de« Erzieher« und Gefangenwärter« de« unglücklichen Prinze», al« welcher er die echt spanischen Ansichten Kalberon« über Uaterthanentreue und Ritterehre an-führlich darzulegea hatte. Trotz de« allzu predigenden Lone« errang er durch die klang vollen Reime der Grie«'schea Uedersetzung Beifall. Daß diese Kalderon'schen Grundsätze der jetzigen konservativen Strömung besser entsprechen, al« die der früher beliebten republikanischen Römerdramen hat die Mittwochvorstellung gezeigt und wird von der Intendanz hoffentlich beherzigt w«rdrn. — Zm Resideaztheater trat Fräulein Bendel am Donnerstag wieder zum ersten Matt nach Ablauf ihre- Urlaub» al- Haiderose in den .Glocken von Korneville" auf. Da« Thomas-Dammhofer'sch« Gastspiel dauert nur noch bi- zu Ende dieser Woche, al-dana beginnt ein Gastspiel Ober- daierischer Schauspieler, die im Verein mit Frl. Lina Bendel, d«n Herren Direktor Karl, Schwarz, Einicke und Sttltmettr unter Andern da- von der einen Gästin, Krau Harll-Mitiu», verfaßte baierische VolkSflück .Der Protzenbauer" gewiß prächtig zur Darstellung bringen werden. — In Folge eine- Erlasse- deS preußischen Kultus minister- an alle preußischen Universitäten, welcher dtt Bildung von Vereinen deutscher Studenten zur Pflege de» Deutschlhum« und de- ChristeathumS befürwortet, haben sich überall schleunigst dergleichen Vereine gegründet, so auch in Leipzig, Halle, Göttingen, Greif-wald rc.; auch hat da- schon lange projektirtt Kyffhäuser-Fest nunmehr feste Stellung angmommen und sind die ersten Tage de- August zur Feier desselben endgiltig bestimmt worden. AlS Vorort wurde die Universität Halle a. d. S. au-erkoren und werden in den andern Universitätsstädten Aweigvrreine konstituirt. Die Feier selbst verspricht, da man an Urr Erlaubniß d«S Minister« de- Innern und de- Kultu- nicht zweifelt, eine glänzende und allgemeine zu werdm. Biele Korporationen sagtm berett» ihre Theilnahme zu; jede Universität entsendet ihre Oelegirten. Die Begeisterung für diese- Projekt ist selbst in den Kreisen .alter Herren- eine große. Auch di« projektiere .Deutsch« Studenten-Zeitung" dürft« noch la dttsem Semester entstehen. — Au- dem Gericht-saale. Die vierte Straf kammer verhandelt« unter Ausschuß der Oeffentlichkeit gegen den Expedienten Hermann Friedrich Schlüter, den Bürsten macher Richard Albert Iuliu- Fromm und den Schriftsetzer Bernhard Heinrich Anton Zumbusch wegen Vergehen gegen die öffentliche Ordnung. ES handelte sich um die Verbreitung eine» unwahre und entstellte Thatsachen und Schmähungen der Obrigkeit enthaltend Gedicht». Schlüter wurde zu 8 Monaten, Zumbusch zu 6 Monalm Gefäagniß verurtheilt, während den Fromm nicht nachgewiesen werden konnte, baß er bei der Versendung de» Gedicht» thätig gewesen sei, wrßhald seine Freisprechung erfolgte. DaS Urtheil in der Strafsache gegm den Rechtsanwalt Karl Herrmann Jäger wird erst am Dienstag verkündigt werden. — Wegen Unterschlagung eine» Jagdgewehr» zu einer Grldstrvfe von 100 Mk. ober zu 20 ihrer stet- anerkannten Pflicht der positiven Fürsorge für die Handwerker, hat die ihr durch die Resolutionen de- vorigen Jahre- feiten- der Mehrheit erklärte Be reitwilligkeit freudig begrüßt und dem gegenwärtigen Reichstage eine Vorlage unterbreitet, welche eine Wie derbelebung der Innungen bezweckt, insoweit dieselbe mit den allgemeinen Grundlagen der Gewerbegesetzgebung und mit der Wahrung der allgemeinen Interessen ver träglich erscheint. Wenn auch nach dem bisherigen Grgebniß der Berathung nicht alle Wünsche und Hoff« nungen de» Handwerkerstandes erfüllt werden sollten, so wird derselbe doch hoffentlich in den Stand gesetzt, nach Maßgabe seiner eigenen Bereitwilligkeit und seines Eifers für sein Wohl die nothweudigsten Einrichtungen zu treffen, welche geeignet sind, da- Gewerbe zu heben, und einen Schutz geaen die ihm drohenden Gefahren zu bilden. Wenn die Innungen jedenfalls auch über Ihren KreiS hinaus Einfluß auf daS gewerbliche Leben und namentlich auf die Erziehung der heranrvachsenden . Lernenden Jugend üben, werdm sie für den gesammten Stand heil« und segenbriugeod sei». Die demselben auferlegten neuen Pflichten sollen im Sinne der Vor« läge theilS durch neu« Rechte, IheilS durch den Gewinn welchen daS korporative Leben für die Einzelnen mit sich bringt, reichlich aufaewogm werdm, und e» wird so nach der Absicht der Regierung und derer, die sie unterstützen, dem Handwerk die Möglichkeit gegeben, -ch zu eine« ledmSkräftigm, gesunden Körper zu ent wickeln, auf welchen die Gesammtheit mit Stolz und Befriedigung blicken kann." Ueder Mangel an Wohlwollen seitens der -esetz- Hebenden Faktor« kann sich demnach da- Handwerk nicht länger beklagen; soll dasselbe aber gegenüber der naturgemäß sich immer mehr entwickelnden Großindustrie wieder lebenskräftig gestalten, so muß der Handwerker s el bst da- Beste dabei leisten und zwar durch Srlbsterkennt- uiß, Fleiß, Sparsamkeit und Bescheidenheit. Ja dem Fa milienleben de- Handwerkerstande- muß die rechte Reform zuerst beginnen und wenn erst die Meister ihren über- , mäßigen Besuch von Vereinen und Gastwirthschaften elnschränken, statt einer oberflächlichen Kenntniß von wissenschaftlich« Dingen, für die ihnm ja doch die Vor bildung fehlt, sich unablässig mit der Vervollkommnung in ihrem sveciellen Fach beschäftigen, ihre Mußestunden ihrer Familie widmen, ihre Gehilfen und Lehrlinge zu ' dieser Familie rechnen und heranziehm und dieselben ' dadurch vor Abwegen bewahren, wenn sie ihrm Kindern ein gute- Beispiel in Fleiß und Sitte gebm, wenn sie ihnen Zufriedenheit mit ihrem Stande zeigen und sie davor wamen, eitel und ehrgeizig über ihre Lerdält- ! niste hinauszustreben, — dann, aber nur erst dann kann ! der gute Wille der Regierung« und Volksvertretungen für dm Handwerkerstand Früchte tragen. Der Zunft- ; zwang hat dm Handwerker nicht nur geschützt, sondern viel- mehr gehemmt und die unbeschränkte Gewerbefreiheit hat ihn schutzlos jeder Unbill preisgegeben; der jetzt einge schlagene Mittelweg kann zu besseren Zuständen führ«, ' «mn der Handwerker in bescheidener Selbsterkenntniß an sich und dm Seinen arbeitet und sich dadurch eines Hesse« Loose» würdig zeigt. vermischtes. — I» Leipziger Blätter» findet sich felgend« recht be herzt,m-werth« Reflektiere »ES wuß ander- werdm l" Welche köstliche Musik für den unzufriedenen, mißvergnügten Menschen, welcher Trost für da» zweifelnd« Gemüth. .E« muß ander« w«rden!" sagt der güterbtsitz«nd« Agrarier, und der Schutz zoll auf Da-, wa» er baut, auf die nothwendigsten Led«a»mtUel wird zum Heil de- armen Manne» von 2 auf z Pfg., er höht; — »e» muß ander» werden", sagt der kleine Land mann, der kaum mehr erntet, al» er für seine Kamille braucht, und wartet sehnsüchtig auf dtt versprochene Hilfe für d«a »armen Mann." Die Hautfrau ruft: »e« muß ander« werden"; denn wa« man kauft steigt im Prel«, aber der Verdienst steigt nicht mit. .E» muß ander« werden", sagt der feiernde Handwerker, und die längst entschlaf«« .Innung" erwacht kraft Reich«tag«beschluß zum neu« Leben; »es muß ander« werden", sagt der thätig«, rechnend« Gerverbtzmann, und bildet Associationen; .e« muß ander« werd«", sagt der Brauerbund, und e« wird wieder da« Bier nur au» Hopfen und Malz gebraut; »e« muß ander» werden", sagt der Chemiker, und »in »unschädliche« Bierverbeffemng«miU»l" ist gefunden; ,e« muß ander« werd«", sagten dtt Bekleidung«- künstler", und ihr« Stoff« bleib«» nach wi« vor »billig und schlecht"; „«« muß ander« werden" sagt der Künstler, und unsittlich« Bilder, Fratz« und d«rgl«ichen werd« heimlich und öffentlich nach wie vor angeboten und gekauft. „E» muß ander« werden" sagt der dedräagt« Familienvater und e« wird auch fernerhin „Nicht« gespart". Wohin man hört, in der Familie, in der Werkstatt, auf der Straße, am Bier tisch, überall daffetb« Wort: »E« muß ander« werden." — Wie oft aber, lieber Leser, hast Du da» Wort gehört: ,Lch muß «»der« werden?"