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Expeb. u. Redaktion Pre-deu-Reufta-t kl. Meißner Sasse 3. Die Zeitung erscheint Dienstag, Daanerstag und AonnaHen- früh. NtonnementS- Iuserute Sächsische VocheAU werden bi« Montag» Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zelle 15«. Unter Eingesandt» 30 Pf. Jnseraten- Anuahmestelenr 43. Jahrgang Sonnabend, den 14. Mai 1881 liberaler Seite eine Lhatsache sein wird, und sie ist eS beinahe seit Bennigsen- letzter ReichStag-rede, dann wird LaS Verschmelzen der verschiedenen konservativen Fraktionen mit dem Centrum zu einer einzigen Regie rungspartei eine unabweisbare Nothwendigkeit. Diese Verschmelzung kann aber Niemand besser fördern als Fürst BiSmarck selbst, durch Erfüllung berechtigter Wünsche der katholischen Bevölkerung Preußens und größere Schonung der verbrieften Rechte der Einzelregierungen. Dann haben wir keine Fraktiönchen mehr in Deutschland, son dern nur zwei Parteien, eine Regierungspartei und eine Opposition und die Letztere erachtete ein großer Staats mann für so nöthig, daß er sie schaffen zu wollen er klärte, wenn sie nicht mehr vorhanden wäre. An Wider spruch .muß man sich gewöhnen, wenn man wahrhaft groß sein will! Der deutsche Kaiser hat am Mittwoch früh Wies baden wieder verlassen und ist Abend- 10j Uhr in erwünschtem Wohlsein wieder in Berlin eingetroffen. Der Kaiser gedenkt in nächster Zeit an den Besichti gungen und Uebungen der Truppen im Bereiche deS Gardekorps vielfach Theil zu nehmen. Die BundesrathSauSschüsse für die Verfassung haben sich gegen die Annahme deS Reichstagsbeschlusses erklärt, wonach der Reichstag alljährlich im Oktober einzuberufen ist. Da- Plenum de- Bundekrathe- hat sich dieser Ansicht der Kommission angeschlossen, wie die „Magdeburger Ztg." meint, «eil in Folge dieser Bestimmung de- Reichstage- auch der BundeSrath an Len Oktobertermin gebunden sein würde. Auch die „Germania* hatte auf diese Konsequenz aufmerksam gemacht, aber zugleich auch angrdeutet, daß daS Centrum bei der dritten Lesung dem Reichskanzler den Gefallen erweisen werde, das ganze Gesetz niederzu stimmen. Eine eigenthümliche Vergeltung für diesen Liebesdienst würde eS sein, wenn das allerdings unglaub liche Gerücht sich bestätigte, daß Fürst BiSmarck da von dem Centrum im Sinne der Einzelregierungen um- grwandelte UnfallversicherungSgesetz einstweilen als schätz bare- Material zu den Akten zu legen beabsichtige. Die Abänderung der Reichsverfassung steht auf der Tagesordnung der MontagSsitzung. , Am Donnerstag begannen im ReichSamt de- Innern zu Berlin unter dem Versitze deS Staat-ministerS von Bötticher die Verhandlungen über einen Handelsvertrag Deutschlands mit der Schweiz. ES werden zu diesen Berathungen vier Kommissäre der Schweiz anwesend sein; auch wird der Gesandte vr. Roth an den Ver handlungen theilnehmen. Bekanntlich läuft mit Ende Juni d. I. der bisherige Vertrag ab. — In Betreff der Verhandlungen mit Oesterreich Ungarn ist eine Ent scheidung noch immer nicht erfolgt. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrma«« Müller in Dresden. Preis r dierteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- enstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins Hau« erbebt die Post noch eme Ge bühr von 25 Psg. Die Arnoldisch« Buchhandlung. Invalldendank, HaasensteinL Boal« Rudolf Mosse, G. L Daube « L«. in Dresden, Leipzig» Hamburg, Berlin» Frankfurt a/M. u. s. w. N-ickSaericht in Leipzig kürzlich enb- ... N^dem daS Rade an der preußisch- schieden Vat, »ez A^öth.il Hamburg- zu hamburgischen Grenze^ preußischen und betrachten sei, ist dwser T ^ue Feststellung der hamburgischen K - dieser Streitpunkt nun- Territolialgrenze erfolgt, w oap > 2m ungari- s. ^Ä^'le inMprllirte am Mittwoch Graf Apponyt schm Unterhau e Erhöhung deS Mehlzoller den HandtlSm st Trauben durch die deutsche und?-« 2°°-« >j, B<,Handlung,n al« R-gi-rung, ° S S I und w-lch« Schritte den österreichisch.ungarischen Markt S» sichern. drückte gleichzeitig die Hoffnungaus daß d e rung dem Reichstage über s ne etwa^ Verwickelung VertragSverhandlungen mit Deutschland erschöpfend Bericht erstatten werde. Der «^erreich sche^ Kiew hat in einem Berichte an das auswärtige Amt in Wien die Lhatsache, daß die Waarenlager der Loschen Kaufleute daselbst seit dem 8 d. M. g» plündert worden sind, vollkommen bestätigt und die Nothwendigkeit hervorgehoben, d" "eschcMsmelt m Oesterreich kungarn auf diese Verhältmsse aufmerksam zu machen, damit sie in ihrem Verkehr sich nach dm- selben richte. — Am Donnerstag sind die belgisch« Majestäten von Wien wieder abgereist. Italien. Die Möglichkeit, daß Italien sich ia LripK- für die Verluste in Tunis zu entschädige» suchen könnte, soll die Pforte vrranlaßt haben, einige Schiffe an die Küste von Tripoli- zu entsenden. — Die „Daily News- erfahren von glaubwürdigster privater Seite, die italienische Polizei habe ein Komplott zur Ermordung d«S Königs von Italien entdeckt. Beide Attentäter seien Italiener, einer von ihnen Mitglied der „Internationale-. — Die am Mittwoch der römi schen Deputirtenkammer überreichte Petition gegen de» EhescheidungSgesetzentwurf trägt der „Voos äsUu Vorits." zufolge 637,000 Unterschriften. Frankreich. Der Bericht über die Prüfung der WahlmoduSfrage wird in den nächsten Tagen in der Kammer durch Boysset erstattet. Gambetta soll seine» Einfluß geltend machen wollen, damit die Frage be- züglich der Einführung deS ListenskrutiniumS noch vor dem Beginn der Budgetdebatte erledigt werde. — In dem Rundschreiben Bartholemy s wird mit Hin weis auf das von der Pforte Tunis gegenüber schon seit dem vorigen Jahrhundert geübte Verfahren, die türkische Oberhoheit daselbst entschieden bestritten uns al- daS alleinige Ziel der jetzigen Expedition ein Vertra- Frankreichs mit dem Ley hingestellt, welcher fernere Politische Weltschau. Deutsche- Reich. In der „Provinz.-Korresp.", die sich in neuester Zeit fast ausschließlich darauf be schränkt, Bruchstücke der ReichStagsreden de- Fürsten Bismarck wiederzugeben, findet sich ein PassuS der am b. Mai gehaltenen Rede, der sich speciell gegen die Fraktionen wendet. DaS FraktionSwesen hat allerdings leider in der deutschen Volksvertretung einen Aufschwung genommen, der den VolkSinteressen durchaus nicht ent spricht, so daß gerade diese Klage deS Leiters der deutschen Politik als eine berechtigte anerkannt werden muß. „Ich habe an dem, waS wir besitzen", sagte der Reichs kanzler bei dieser Gelegenheit, „unter Beihilfe der Frak tionen gearbeitet, bald von der einen, bald von der anderen unterstützt, waS sie „unterstützen" nennen. Sie haben mit mir gemeinsam gearbeitet, das heißt, sie haben die Heckenscheere angelegt und daS, waS beantragt war, verkürzt, vielleicht verstümmelt, vielleicht verbessert, vielleicht in eine mehr künstlerische, den allgemeinen politischen Grundsätzen entsprechendere Form gebracht. Für mich hat der Beistand, den ich von den Fraktionen erfahren habe, sehr häufig doch die Natur eines Kampfes, einer Verkürzung deS Erreichbaren angenommen, dem gegenüber ich meine besten Kräfte habe aufreiben müssen, und wenn wir noch nicht weiter gekommen sind, so mache ich den Fraktionen den Vorwurf, auch auf die Gefahr hin, daß von der äußersten Linken noch einmal der Aus druck des Verdrusses darüber laut wird, daß Ihre Kämpfe untereinander hauptsächlich schuld daran sind, daß da» Reich nicht besser vorwärts kommt, daß man zweifelhaft wird an dem, waS man errungen hat, daß eine gewisse Abspannung und Verstimmung eintritt. DaS Volk ist es müde, sich mit hoher Politik und mit Fraktionspolitik zu befassen. Es will seine praktischen Interessen wahr genommen sehen, die Streitigkeiten der Fraktionen halten eS davon ab und sind ihm langweilig, und daS werden Sie finden bei dem AuSgang der Wahlen, und wenn nicht bei diesen, dann bei den folgenden." Wenn irgend Etwas aber die bedauerlichen Kämpfe innerhalb der Parteien immer wieder geschürt hat, so war es eben, daß die ReichSregierung bald mit der einen bald mit der anderen Fraktion Fühlung suchte, daß heute Herr v. Bennigsen, morgen der Centrumführer Windihorst, der Träger der Regierungsabsichten zu sein berufen schien. WeShalb wenden sich denn die preu ßischen Regierungsorgane fortwährend mit solcher Heftig keit gegen die secessionistischen Abgeordneten, die ein Mittelglied zwischen den Nationalliberalen und Fort schrittlern schufen und gegen den Oberbürgermeister Berlin- v. Forkenblck, der zuerst die Gründung einer einzigen 1 beralen Partei anrezte? Sobald erst diese Einheit auf Feuilleton. Der Bruder seiner Mutter. Erzählung von Lari Achmelivg. (17. Fortsetzung.) „Natürlich!" fuhr Edgar fort, „hat er eS nur auf die Mitgift Elisabeths abgesehen. Doch werde ich nicht so dumm sein, dieselbe auf'S Spiel zu setzen. Ich gebe einfach diese Heirath nicht zu, und wird Elisabeth nicht aehorchen, so werde ich sie zu ihrem eigenen Vortheile m Sicherheit bringen lassen!" „Der beste Weg, einer Lhorheit vorzubeugen!" sagte Sir Jame-, indem er verständnißvoll mit den Augen zwinkerte; „dennoch muß der Mensch möglichst bald au- dem Wege gejchafft werden, wenn er nicht noch viel Unheil anrichten soll. Er ist ein wilder, ra biater Bursche!" „Ich halte ihn für einen Feigling!" sagte Edgar kalt. „Für einen Feigling?" meinte Sir JamrS ganz erstaunt. Von dieser Eigenthümlichkeit seine- Bruders hatte er bisher noch keine Kenntniß gehabt; er fügte hinzu: „Woraus schließen Sie daS?" Edgar Barrow gab seine Begegnung mit dem Major zum Besten; dann fügte er noch hinzu: „Statt aufzubrausen und mich anzugreifen, ward der Mensch bleich und starrte mich an wie ein Gespenst!" Der alte Baronet musterte den jungen Mann mit einem ganz eigenthümlichen Lächeln. »Ja!" sagte er, wie es schien, belustigt, „daS sind allerdings Zeichen von Feigheit — wenigstens Ihnen ge genüber. Doch st diese Empfindung deS Burschen in Ihrer Nähe sicher erklärlich. Sie sehen eben nicht auS, alS ob sie mit sich spaßen ließen. Behalten Sie nur den angeschlagenen Lon bei, wenn fernere Begegnungen zwischen Ihnen und ihm stattfinden sollten!" „Oh, Sir James! meinte Edgar nicht ohne eine gewisse Anmaßung, „für solchen Fall werde ich noch einen Schritt weiter gehen. Man führt ja eine Reit peitsche nicht als reines Spielzeug bei sich!" Die beiden Herren lachten. Plötzlich jedoch ward Edgar sehr ernst. „Wozu indessen!" sagte Edgar, e- giebt noch an dere Mittel, einen so überflüssigen vagabundirenden Lump unschädlich zu machen und ich kenne ein solche-, wodurch eS vielleicht heute Abend schon geschehen kann. ES sollte mich freuen, wenn ich Ihnen dadurch einen Dienst leisten könnte, Sir JameS!" „Einen großen Dienst würden Sie mir dadurch leisten, lieber Edgar!" erwiederte Sir Jame-, „wenn Sie mich für immer von dem Menschen befreiten. Wie wird eS kommen mit ihm — ? ich muß geben und geben, bi» ich nicht mehr kann. Dann wird er der Armuth, vielleicht dem Verbrechen verfallen und der Makel haftet mit an meinem Namen. Können Sie den Burschen auS der Gegcnd entfernen, so dürfen Sie auf meine weitreichende Dankbarkeit rechnen!" „Ich werde ihn für immer unschädlich machen; ver lassen Sie sich darauf, Sir!" antwortete Edgar Barrow mit großer Bestimmtheit. Sir JameS Rowe sah durchaus nicht ab, wie Edgar eS anfangen wollte, sein Versprechen wahr zu machen; doch er hielt eS nicht für angemessen, weiternach den Absichten de» jungen ManneS zu forschen. Mochte Edgar thu» waS er wollte, ihm sollte eS recht sein; wenn er nur keine Verantwortung dafür zu übernehmen hatte. Da der Gegenstand durch die Erklärung Edgars gewissermaßen zum Abschluß gelangt war, so ließ man den selben fallen. Edgar blieb auch, wie so häufig, zum Mittagessen in Rowehouse. Angenehm zu leben wußte man daselbst hinlänglich. Inzwischen hatte George Rowe BarrowSborough erreicht und erwartete, vor dem Thore angelangt, daß ihm der alte GraSlow dasselbe öffne. Der Pförtner erschien auch mit einem Schreiben in der Hand; statt daS Thor zu öffnen, reichte er dem Maior den Br»ef durch die Eisenstangen de- GitterwerkS. meinte der Major verwundert, wollt Ihr nicht öffnen —; von wem ist daS Schreiten?" von Lady Elisabeth!" antwortete de alte Mann. „ achtete nicht weiter darauf, daß der erste Theil seiner Frage nicht beantwortet ward. Schnell öffnete er daS Schreiben und begann zu lesen. DaS Antlitz deS Major- war bleich, trübe und kummervoll, als er vor dem Thore anlangte. Während " va» Schreiben la», ward feine Stirn immer finstcrer. End ich entrang sich ein schwerer Seufzer seiner Brust. .Also Ihr habt Befehl, mich nicht in da- Schloß zu lassen, GraSlow?" fragte er, al- die Lektüre beendet war. Euer Gnaden!" antwortete der alte Mann achselzuckend.