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Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. 43. Jahrgang Sonnabend, den 19. Wär; 1881 1 setzungen der Abgg. v Bamberger, Feuilleton und um 2 nserare werden bi- Montag Mittwoch n. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 1b Pf. Löwe-Bochum und Sonnemann über die bis jetzt bemerkbaren Folgen deS Zolltarifs werden die Zölle ge nehmigt. Der Titel 2 der EtatS der Zölle und Ver brauchssteuer „Tabakssteuer", dessen Einnahme auf 4,578,000 Mark veranschlagt ist, gab am Donnerstage den Abgg. Richter und Sonnemann Gelegenheit, die Reichsregierung über ihre Stellung zu den auf die Einführung des Tabaksmonopols hinwirkenden Agita tionen der Straßburger Tabaksmanufaktur zu inter- pelliren. Staatssekretär v. Bötticher verschanzte sich hinter den BundeSrath, der sich seit dem Jahre 1879 mit der Tabaksfrage nicht beschäftigt habe, we-halb er auf die gestellte Frage keine Auskunft geben könne. Alle an den Bunde-rath gelangten Beschwerden Über die Straßburger LadakSmanufaktur find bisher an den Statt halter von Elsaß-Lothringen abgegeben worden. Graf Udo Stolberg findet an dem Verfahren der Straßburger LabakSmanufaktur, die mit geringerem Gewinn sich be gnüge, nicht- auSzusetzen, dennoch hielt eS der Staats sekretär für Ellaß Lothringen, Mayr, nicht für über flüssig, das Gebahren der Straßburger Manufaktur zu vertheidigen und dabei sich auf das Princip der Ge- werbefreiheit zu berufen, wonach der Betrieb der Ma nufaktur sich nicht auf Elsaß-Lothringen zu beschränken brauche. Sowohl der nationalliberale Abg. vr. Blum alS auch der ultramontane Abg. vr. Buhl rügten die Beunruhigung der LabakSindustrie durch die Monopol gerüchte, was den Abg. v. Kardorff zu dem Versuche veranlaßte, den Spieß herumzudrehen, indem er den Gegnern des Monopols die Beunruhigung der Labaks- Industrie zur Last legte und die Behauptung aufstellte, daß der Gedanke deS Monopols gar nicht unpopulär sei, eine Anschauung, der sich Fürst Hohenlohe an- schloß. Abg. Or. Windthorst erklärte, daß daS Centrum an seinen früheren ablehnenden Beschlüssen noch heute festhalte. Bei den Zollaversen Hamburgs und Bremens spricht Abg. v. Lreitschke sich gegen die Jsolirung der Seestädte von der deutschen Gemeinschaft aus. Der Hamburgische Bevollmächtigte VerSmann Abonnent eut»- Prel-r vierteljährl. M 1^0. Zu beziehen durch dir kaiserlichen Post enstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung in- HauS erbebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Psg. Aped «. Redaktion PreSden - Neustadt kl. Meißner Gasse 3. Die Zeitung erscheint Dtensta», Donnerstag und Eannadeud früh. Der Herr Baron. Novelle von Ludwig Habicht. (29. Fortsetzung.) Nein, um all Deine Schandthattn aufzudecken Ich rufe um Hilfe! drohte sie wieder. Rufe immer, war die hohnlachende Antwort. Ich habe zug'schlossen und ehe eS einer meiner Leute wagen könnte, Dich zu retten, stirbst Du unter meinen Händen, den Brief her, oder ich erwürge Dich! Enrichetta wollte eine Scheibe einschlagen und sich auf diese Weise in den Hof flüchten; aber ihr Gegner hatte sie schon vom Fenstersims heruntergerissen. Den Brief! oder — er umklammerte mit den Händen ihren Hals und ihr erster verzweifelter Hilfeschrei endete bald in einem dumpfen Gurgeln: Ich habe ihn nicht bei mir. — Den Brief! knirschte er von Neuem, ganz besinnungs los vor Wuth. Ich habe ihn in meinem Mieder, preßte sie mühsam hervor Er riß ihr daS Mieder ohne Weiteres auf und seine fieberhaft zucker.deHand hatte rasch ein zusammengefaltetes Blatt Papier gefunden. Ein Blick überzeugte ihn, daß eS wirklich der verhängnißvolle Brief sei. Er Katte Mühe, einen wilden Freudenschrei zu unterdrücken. Nun war viel erreicht, nun durfte er hoffen, daS rachsüchtige Geschöpf völlig unschädlich zu machen. Er steckte hastig den Brief in seine Brusttasche und sich über daS erhitzte Gesicht fahrend, alS wolle er damit seine furchtbare Aufregung beschwichtigen, sagte er mit wildem höhnischem Lächeln: Du siehst also, daß ich nicht mit mir spaßen lasse und vor keinem Mittel zurückscheue, wenn eS gilt, mich meiner Haut zu wehren und daß eS für Jeden weit besser ist, sich in Güte mit mir zu ein,gen, dann bin ich ja um den Finger zu wickeln. Auf Enrichetta hatte der gewaltsame Angriff doch Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dres en, veranlaßte, eine Aenderung deS Tarifs zu versprechen. Abg. v. Mirbach hofft, der Kanzler werde Mittel finden, die deutsche Landwirthschaft gegen die amerika nische Konkurrenz zu schützen. Abg. Oechelhäuser be hauptet, daß der Zolltarif die Besserung der wirthschaft- schaftlichen Lage nicht herbeiführe, sondern nur aufhalte, waS der RegierungSkcmmissar Burchard dahin richtig stellt, daß der Zolltarif nicht auf Theorien basiren und die Mitte zwischen den Extremen deS Freihandels und deS Schutzzolls halten müsse. Dabei daS rechte Maß zu finden, sei die Hauptaufgabe; übrigen- sei der Export in neuerer Zeit gewachsen. Nach längeren Auseinander- Jnserateu- Aunahmesteleu: Die Arnoldische Buchhandlung Invulidendank, HaasensteinL Vogler, Rudolf Mosse, G. L- Daube L Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Dich zu entlarven, denn ich bin im Besitz deS verhäng- nißvollen Briefes, den damals die Fürstin von dem russischen Grafen erhielt und der — Weiter kam sie nicht, denn ihr zur Verzweiflung gebrachter Feind wollte sich voll wahnsinniger Wuth auf sie stürzen, um sie vielleicht mit seinen Händen zu erwürgen; aber die unruhig funkelnden Augen der Italie nerin hatten trotz ihrer Aufregung, jede leiseste Bewe gung deS Anderen beobachtet und mit einer aalglatten Bewegung entschlüpfte sie seinen Händen. Im nächsten Moment hatte sie schon da« ohnehin nicht hohe Fenster bret erreicht und sich damit vorläufig vor dem Rasen- den in Sicherheit gebracht, der ihr auch dahin folgte und sie herabzuretßrn suchte. Ich rufe um Hilfe! drohte sie sich an daS Fenster- kreuz anklammernd und nun doch durch seine grenzen lose Wuth geängstigt. Ihr Gegner trat rasch bis zu Thür zurück, alS finde er die ruhigere Besinnung wieder und wolle eS nicht zum Aeußersten treiben. Plötzlich eilte er von Neuem auf die Italienerin zu und knirschte zwischen den Zähnen hervor: Den Brief oder Du kommst nicht mehr lebendig von der Stelle. Politische Wellschau. Deutsches Reich. Die deutsche Regierung läßt es sich in jeder Beziehung angelegen sein, sich der Freundschaft deö neuen russischen Kaisers zu versichern. Der deutsche Kronprinz wird, sobald eS seine Gesundheit erlaubt, nach der nordischen Hauptstadt reisen, um das Band neu zu knüpfen, welches der plötzliche Hintritt seines russischen kaiserlichen VetterS lockerte. Die deutsche Regierung erwartet von Alexander III., daß er den Tradi tionen seines Vorgängers getreu und fest bleiben werde gegen die Lockungen der französischen Republikaner und und der moskovitischen Panslavisten, die mit großen hoffentlich unberechtigten Hoffnungen an ihn herantreten. Was dem unreifen schwärmenden Jünglinge in dieser Be ziehung auch sympathisch gewesen sein mag, der Mann alS Selbstherrscher Rußland« wird wohl anders urtheilen und vor einem Bündniß mit den Pariser Königsfeinden und den Panslavisten, die seinen Vater in dm letzten unglücklichen Türkenkrieg hetzten, zurückschrecken. Sin vom Kaiser Wilhelm an den neuen Kaiser gerichtetes herzliche- Telegramm enthielt die Stelle: „Getreue Nachbarn haben Sie, daS wissen Sie!" Möge sich Kaiser Alexander III. diese treuen Nachbarn nicht ver scherzen! — Die neuesten Nachrichten aus Athen lassen keinen Zweifel darüber obwalten, daß da- KriegSfieber - dort noch unverändert fortdauert, daß man griechischer- seitS dem Kampfe, wenn er zum Ausbruche kommt, im propagandistischen und revolutionären Sinne eine möglichst weite Ausdehnung zu geben suchen wird. In solchem ernsten Momente ist eS gewiß sowohl für die deutsche wie für die russische Regierung nützlich und fast unumgänglich die alten freundnachbarlichen Beziehungen aufrecht zu erhalten. In der Mittwochssitzung deS deutschen Reichs tags erstattete zunächst Präsident v. Goßler Bericht über den Kondolenz-Empfang bei dem Kaiser, dann referirte Abg. v. Benda über den Etat der Zölle und Verbrauchssteuern, wobei konstatirt wurde, daß die Ein nahmen die Voranschläge weit überschritten haben. Eine Bemerkung über etwaige Kosten te- Zollanschlusses der Stadt Altona, veranlaßte den Schatzsekretär Scholz zu der Erklärung, daß die Bewilligung dieser Kosten von der Zustimmung deS Reichstages unabhängig sei, waö die Zurückverweisung deS Etats an die Kommission nöthig machte, wofür sich die Abg. Lasker, Haenel, Bennigsen, Delbrück und Windthorst aus sprachen. Abg. Buhl lenkte die Aufmerksamkeit auf die übermäßige zollfreie Traubeneinfuhr, welche daS Interesse der Weinproducenten und zugleich die ReichSeinnahmen schädige, waS den ReichSschatzamtsdirektor Burchard Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmaun Wüller in Dresden. recktfertiat die ablehnende Haltung der freistädtischen «chtlerngr Zolleinverleibung, die nicht auf poft- «^!^tbie sondern auf sachlichen Gründen beruhe. Prüfung der Einwendungen gegen den An- nochmaliger ^i Trier und de« Kasernen- bau-/?n Lüben beschlossen, ihren ursprünglichen Antrag au? « williaüna der R gierung-forderungen aufrecht zu die Steuervorlagrn, »rau-, von der Regierung «»gebracht ^ nächsten Woche zur Berathung zu gelangen. Da aber »E, d« -u' -"«'g'i-d-» Wid«chand Aoß«n wird, dü,s>«, — s° w<mBen» unhnlt man heute in Adgeordnet.nkrelsen, — der Anlaß für die Auflösung des Reichstages gegeben sein. - D,e dies seitigen und die österreichisch-ungarischen Komm.ffarien ttattn am Dienstage unter dem Vorsitze des Staats sekretär- v. Böttieber zur ersten Sitzung über d.e Ver handlungen des Abschlusses emeS deutsch-österre.chlschen Handelsvertrag.- zusammen. Es Mensich bereits so Zele Differenzpunktc ergeben haben, daß der Abschluß eine- Handelsvertrages schon jetzt als gescheitert betrachtet werden kann. Ebenso gering ist die Aussicht auf Verstän digung über einzelne Tarifpositionen und da* Zustande kommen einer Eisenbahukovventiou. Die Aussichten de« Un- fallverficherunzsgesetzeS im Reichstage werden dagegen jal gute bezeichnet. Namentlich ist auch im Schooße der national- liberalen Fraktion eine diesem Gesetzentwmf günstige Stimmung vorhanden. Eine freie Kommission, welche den Entwurf diSkutirt, ist bereit- in Thätigkrit. AuS Veranlassung der tiefen Trauer, in welche der Hof durch die Ermordung des russischen Kaiser- versetzt ist, wird von jeder äußeren Krier deS Geburts tage- unseres Kaisers in diesem Jahre am königlichen Hofe in Berlin Abstand genommen. — Der deutsche Kronprinz hat seine Abreise nach Petersburg wieder aufgefcheben. Prinz Friedrich Karl, der auf dem Bahnhöfe erschienen war, um dem Kronprinzen Adieu zu sagen, erfuhr erst hier die Nachricht von der Ver schiebung der Reise „wegen Heiserkeit" des Kron prinzen. Vorläufig ist nun noch kein bestimmter Tag für die Abreise festgesetzt. Die neueste Nummer der halbamtlichen „Prov. Korresp." schließt ihren dem russischen Thronwechsel gewidmeten Leitartikel mit den bedeutsamen Worten: „Deutschland wird dem Heimge gangenen edlen Fürsten ein herzliche-, ehrende- Andenken widmen: eS begrüßt seinen Sohn, den jetzigen Kaiser, mit dem aufrichtigen Vertrauen, daß auch er die Ueber- lieferungen seiner Ahnen treu pflegen und den Werth einer ernsten Freundschaft mit Deutschland wahrhaft würdigen werde." iichsische NorhnlnG- einen furchtbaren Eindruck gemacht. Der Baron sprach die Wahrheit, er gehörte zu jenen Bestien, die Alle« zerreißen, waS ihnen feindlich in den Weg tritt. Sie mußte ihn jetzt zu überlisten suchen, um wenigsten- noch einmal dieser Gefahr zu entrinnen. Er hatte sie ja so schändlich und n ederträchtig getäuscht, sie konnte ihm Gleiches mit Gleichem vergelten und schlimmsten fall- mit den heiligsten Schwüren Dinge versprechen, die zu halten sie ebenfalls von vorn herein nicht gewillt war. Deshalb gab sich die Italienerin den Anschein alS sinne sie über etwa« nach und al« gehe plötzlich eine innere Wandlung mit ihr vor. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und völlig niedergeschlagen sagte sie mit leiser, gebrochener Stimme: Ich sehe schon, daß ich in Rußland bin und daß hier ein reicher Baron m,t Jedem nach Willkür verfahren kann. Du sagst nicht« al« die Wahrheit. Wenn Du au- meinen Händen hervorgingst, so - daS Zimmer hinter mir ab, ließ Dich m nächtlicher Weile von einem meiner Getreuen in irgend r,nem Winkel emscharren und ich brauchte nur auf alle Fragen ruhig zu antworten: sie ist nicht hier und Nie- mand würde wagen, an dem Worte de« gnädigen Herrn BaronS zu zweifeln, selbst wenn Alle wüßten, daß e- damlt ander« zusammenhinge. ^echt haben, sagte sie klein- letzt triumphirender Gegner mit übermüthigem Lachen fortfuhr: Dein Glück, wenn Du . 5.. 'I»' Ä Dich hier nicht im Mindesten En* Baron Bloomhau- hat in seiner S<mz andere Bedeutung, alS in der Fremde. Ich bin hier nächst dem Kaiser die erste Person -