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— A«S dem Verein«l«brn. Der hiesige Gewerbe- ««1» schliß mit seiner Monk»- den 4. Avril abaehaltem« «hüvg d Wintersemester ItzSo/^' Nach VMssrng'M Eingänge durch de« Borstaad Herr» Kaufmann August Walther, ergriff Herr Kommissar Schütze das Wött zu einigen kleinen technischen Mit Heilungen, sodann betrat Herr v». Rad« Döhn die Rednertribüne, erläuterte di« Zwecke und Ziele de« hiesigen Verein« „Einheimischer und Fremder jur Wahrung gGN-MM-IMrsfftt»* Un^ lüd schMMch btt^ Anwesenden z« Rlktzliedschaft diese« Verein« ein. Din HaupwoNraAhtllk t» ged-egpmr Weise Herr Ptemierteutnant Rndow«ky. Bon der Versammlung mit lebhaftem Beifall begrüßt, sprach der beliebte Redner über da« Schießpulver, über seine Anwendung und Fabrikation und wußte Virft« LWsta so interessant zu ge stalten, daß ihm nach Schließ des Vortrage« von den An wesenden der wärmste Dank zu Theil wurde. Bei weit , «Mucker -eit fand daun der Zettelkasten noch seine Er- lekgung, worauf sich die Versammlung, welcher Herr Walter noch einen' SWdegruß zurief, trennte. — An dem« seWtnAtzend«hwach im „DeurschenReformveretn"Herr IH. Polakow-ch au« Berlin über den „Gründung«- u. Börsen- schvindel." Da« Auditorium war nicht sonderlich zahlreich rrLhienen, die BeifallSsalven, di« sonst bei solchen Gelegen- HMcn im „Tivoli-Saale" erdröhnten, fehlten durchweg und stGt allerdings Herr Polakowsky seinen beiden Vorgäugern Henrici und l)r. Forster an rhetorischem Talent weit nach. Der Vortrag gipfelte ungefähr darin, daß die liberale Partei da« Gründung-unwesen hauptsächlich verschuldet habe. Asterding« fuhr der Redner fort, ist die liberale Partei zu sehr mit Juden „versetzt". La-ker, der Vielgenannte, habe sich auch nicht die geringsten Verdienste um sein Vaterland erworben, er habe vielmehr mit seinen übrigen StammeS- genossen den jüdischen Geist im deutschen Reiche großge zogen (?t). Schließlich forderte Or. PolakowSky die An wesenden auf, bei den nächsten Wahlen keine liberalen Bankier«, Advokaten oder Journalisten zu wählen, sondern Handwerker germanischer Nationalität mit „unbeschmutzten" Händen. An der Debatte betheiligte sich besonder« der Prediger der Gemeinde Zöschau bei Oschatz, Pastor Sedlitz, ein geschickter Redner, der tolerante Anschauungen verrieth. Da« Publikum entfernte sich hierauf ohne jedwede Störung. — Seit Dienstag besitzt Dresden nun auch ein soge nanntes „Kaf6 Bauer", ein Etablissement im nobelsten Renaissance - Style mit geräumigen Lokalitäten und höchst luxuriöser Ausstattung, wie dergleichen in neuester Zeit in Wien und Berlin der eleganten Welt zur geselligen Unter haltung durch den Herrn Bauer geboten wird. DaS Kaf^ ist sowohl von der Johannesstraße, als auch von der Johannes- Allee zugängig. Große Spiegel und Gemälde von Rudow, Stuckdecken mit anmuthigen Verzierungen auf Goldgrund und ein höchst geschmackvolles Mobiliar schmücken den nach der Johannesstraße zu gelegenen Hauptsaal, an welchem sich nach der Allee hin die mit über 40 verschiedenen Zeitungen ausgerüsteten Lesezimmer anschließen; im Entresol darüber befindet sich der Billardsaal. Der Eröffnungsabend zog, wie vorauszusehen war, eine endlose Zahl Schaulustiger in die durch große LüstreS brillant erleuchteten Räume; hoffen wir, daß ein dauernder Besuch des Publikums dem rührigen Unter nehmer seine hier ausgewandten Mühen und Kosten lohnen möge. — Im Hoftbeater zu Neustadt-Dresden stellte am vergangenen Sonnabend Herr Resemann vom Hoftheater zu Petersburg den „Don Cäsar" in Morelo'S Lustspiel „Donna Diana" mit ziemlichem Erfolge dar, den er seiner verständigen Auffassung und gewandten Ausdruckswetse verdankte. Die „Donna Diana" erwies sich abermals als eine Glanzleistung des Frl. Ullrich, während Herr Marcks sich mit dem Jntri- guanten Perm gut abfand und Herr Dettmer jun. als Don LuiS ein für die Zukunft viel versprechendes Talent be kundete. Am Sonntage verabschiedet« sich der Petersburger Gast von dem hiesigen Publikum mit der Rolle des Rosen kranz in dem Lustspiel „Rosenkranz und Güldenstern", in dem er auch bei dieser Gelegenheit große Vorzüge bekundete, ohne jedoch hinzureißen und dauernd zu erwärmen. — Nach dem auch Herr Resemann ebenso wenig wie die Herren Hrrzfeld, Winand und von Hoxar den Ansprüchen der hiesigen General-Intendanz genügte, ist von dieser auf Herrn v. d. Osten zurückgegriffen und dessen Engagement beschlossen worden. Für das Trauerspiel ist damit eine ausreichende Kraft ge- Wonnen und e« bleibt nur zu wünschen übrig, daß sich ent- weber da« neu« Mtgli- de» Hbfdützük dtt» ' fffk da« Lustspiel erforderlich«« löschten KonvttsäMNKon aireigne oM da- für dieses Hoch eine bffondek WksrnlichM kieräktgeMkn werbt. Am 26. April geht iikt „HreHtMtz" M «o-MMile ans' d«r Hofdühne in Ssene und siMtzek Ettraa dlffitt AM- Vorstellung dell, Fond für Errichtung ekle« Mnig Johann- Denkmal« zufiießen — Im Rrsidenztheater zeigte der geschätzte Tast Felix Schweighofer in drei lustigen einaktigen 'Lücken sila vielseitige« Darstellung«taleut in hellste« Lichte and erhöhte da« zahlreiche Auditorium besonder« durch seine groß« Be gabung für den Aoupletvortrag derart, daß ihm immer neue Beifalldzeichen und Hervorrufe zu Theil «urdeu und immer wieder Koupletzugaben zugemmhet wurden. Die schwächste Leistung bot er in dem ersten Stück al« Schulmeister in dem Lustspiel „Scheu vor de« Minister^, die erfolgreichste im zweiten, der Poss« „Krieger im Frieden" al« soldatisch strammer Deutschmeister, dabei trefflich unterstützt von dem ketzern „Weaner KindSmadl" Fräulein Bendel. E« kann aber nicht unterdrückt werden, daß in dteser Posse der Gast seinem Humor in einer Weise den Zügel schießen ließ, die bi« hart an die Grenzen de« hier Erlaubten streifte. Ungetrübt war der Genuß an seiner charakterischen Darstellung eine« verkommenen Bühnengente« in der Nestroy'schen Posse „Umsonst". — Au« dem GerichtSsaale. Die zweite Straf kammer diktirte am Montag dem vielfach vorbestraften Hand arbeiter Karl Anton Händler genannt Ringk au- Dresden, eines in hiesiger Flschergasse gestohlenen Hemdes wegen, 18 Monate Zuchthaus und einen dreijährigen EhrenrechtSverlust zu und erklärte zugleich die Stellung unter Polizeiaufsicht für zulässig. Diese anscheinend harte Bestrafung erklärt sich hin reichend dadurch, daß der immer wieder rückfällige erst 30 Jahre alte Dieb nicht weniger als 43 Vorbestrafunzen erlitten und daS letzte Vergehen seinem eigenen Geständniß nach nur in der Absicht begangen hat, um den ihm nicht behagenden Aufenthalt in der Arbeitsanstalt mit dem im Zuchthaus« vertauschen zu können, ein Wunsch, der ihm nun in Er füllung gegangen ist. — Wegen roher Mißhandlung seine« 12jährigen Stiefsohnes Hermann Weiße, wurde auf Anttag des Staatsanwalts der 39 Jahre alte Handarbeiter Johann Karl August ElSner aus Nickern zu 1 Jahr Tefängniß unter Anrechnung einer verbüßten ein monatlichen Haft ver- urtheilt. Der au« Ullersdorf bei Niesky stammende ElSner hatte 1877 die Wittwe Weiße geheirathet, welche in Nickern ein Grundstück besaß, an welchem ihren zwei Kindern au« erster Ehe hypothekarische Forderungen zustanden. Die Untersuchung ergab, daß der unmenschliche Stiefvater seinen zwölfjährigen Knaben mit dem Stocke, mit dem Stiefelknechte, mit den Stiefeln, mit einem Messerrücken und mit der Faust Ver letzungen zugefügt hatte, die der Sachverständige nicht nur für gesundheitsschädlich, sondern für lebensgefährlich erklärte. Nach Aussage der Frau des Angeklagten leibet der vor ihrer Wiederverheirathung völlig gesunde Knqbe in Folge der fort gesetzten Mißhandlungen an Krämpfen. Diese erschweren den Umstände waren bei der Strafabmessung maßgebend. — Wegen Beamtenbeleidigung von dem Schöffengerichte zu Großenhain zu 30 Mark Geldstrafe verurtheilt, legte der dortige HerdergSwirth Hermann Pohl Berufung ein, wurde aber damit von der hiesigen V. Strafkammer am 5. April abgewiesen und mit den Kosten des Rechtsmittels be lastet, weil die Aeußerungen Pohls gegen den die Herberge revidirenden Rathsdiener Walle die Absicht einer Beleidigung unzweifelhaft erscheinen ließen. — Gegen die Freisprechung de« Pferdebahn-Kontroleurs Karl August Lüttgen von der Anklage des Widerstandes gegen die Staatsgewalt hatte der Staatsanwalt Berufung eingelegt. Am 19- November v. I. hatte der Kontroleur Lüttgen den Bezirksaufseher Kleine auf. gefordert, die bei dem Umsteigen an der Falkenstraße den Wagen überfüllenden Passagiere wegzuweisen und als dieier der Aufforderung nicht nachkam, durch Antreiben der Pferde dem sich vor dieselben hinstellenden Beamten gezwungen, bei Seile zu springen, um nicht überfahren zu werden. Während das Schöffengericht in Kleine s Weigerung dem Kontroleur pflichtgemäß beizustehen einen Grund zur Freisprechung er blickt hatte, meinte die Strafkammer, der Beamte habe seine Pflichtfach eigenem Ermessen erfüllen wollen und verurtheille deßhalb den A.qgeksMn W-v- PidexALnde« die Staatsgewalt mrttr Annahme mildernder Umstände zu einer Hpn Ah — I« dyn «Wchthesto der Promenab-» «f Hens' Bi-mqkchptM« ««Goß ßch k d. M. ßsüN 5 «hr M ohWÄl M Ächte Mnsch mit Mem MvokE, «M »MH Ms « M varübGMnde Ma« gefmM, o» fl- OB nM eiH-n gutmHqttzgchm »olle,, »ch ev -uGe»dG«n»« könne, er setz hik Kulich uGeffmnu Mchdem 4» kn, genÜWch» AfttwoH nicht-ertznlteW beMtg «» km MiMMoM- — Jufslg« «wer telegraphisch« »Mnag. »«da Nachmittag auf dem schlesischen Bahnhoß» ei»vo« BifttzsO» werd» flüchtig gMvrdeger 19iährtMp MM, »elchB'übch 500 M. untchrschkgei» hatte, van der Pokizet fefiMmKenM-.^ — I» der Reparaturwerkstatt de« schksischen WHntzach« entleibte sich durch Erhäng«« am 5. d. Mt früh «tnpMchfftG PMr einer zahlreichen Kamüte, anscheinend durch NachdngW- sorgen dazu veranlaßt. — Di« Prei-bswerbung, welch« für di« LaMchafttk gemälde in der Halle de« Berliner landwitthschaffOhe» Museums ausgeschrieben war, hat, wie verlautet, dßtser Tage ihr« Entscheidung gefunden. Direktor Geh. Rach Jmdan hat» die Bedingungen de« Konkurse« aufgestellt, an wetchem sich di« Herre» Dreßler, Gärtner (Dre«dea), Hertel- Map Schmidt (Königsberg), Simler und Wilberg becheillgttt». Die Skizzen sollten landschaftliche Allegorien darßelle», Mcho zunächst in Aquarellfarben tomponttt werden mußten Don Preis erhielt der Maler Gärtner au« Dresden. Di« einga reichten Skizzen sollen übrigen« dieser Tage für da« Publikum ausgestellt werden. — Welch ungeahnten Aufschwung der Güterrxskchr auf der Elb« genommen, ergiebt sich recht deutlich auch au« dem Umstande, daß in diesem Frühjahre nicht weniger al« - neue Remorqueur« in Thätigkeit getreten sind. — Da« seither im Besitz« der Serre'schen Kamille ge wesene Rittergut Maxen, an welche« sich eine Fülle poetischer Erinnerungen knüpfen, ist vor einigen Tagen dvach Vermittelung einer Dresdner Agentur in den Besitz de« Landtagsabgeordneten Uhle in Plaue bei Flöha übergegangen. Als Kaufpreis wird die Summ« von 800,000 M. genannt. — Striesen. Bei hiesiger Sparkasse wurde« in» Monat Mär; diese« Jahre« 232 Einzahlungen im Be ttage von 17,248 M. 66 Pfg. gemacht, dagegen erfolgt«« 100 Rückzahlungen im Betrage von 9731 M. 10 Pfg. — In der Parochie Coswig, welche 1300 Seelen zählt, sind vom 1. Jan. bi« Ende März d. I., außer Kindern in den ersten Jahren nur drei Erwachsene gestorben, welche zusammen da« seltm hohe Alter von 24ß Jahren (85, 81 und 79) erreicht halten; gewiß ein beredte« Aeugniß für die günstige Lage diese« Orte«. — Bezüglich de« traurigen Vorfall« in der Anstalt für Geisteskranke zu Kolditz, wo ein Mann auf seinen Bruder geschossen hatte, wird berichtet, daß Ersterer al« Grund seiner That angab, er habe den Bruder und dann sich selbst vo» den Qualen einer Krankheit erlösen wollen, an welcher auch noch ein dritter Bruder leide. — Wie da« „Leipz. Tgbl." mittheill, wurde der Fleischer- meister Döge in Borna, welcher beschuldigt war, Cervelat wurst gesundheitsschädlich gefärbt zu haben, vom Schöffen gerichte zu 75 M. Geldstrafe und in die Kosten der Unter suchung verurtheilt. — Der Erzgeblrgische Gartenbauverein wird, nach einer Pause von 7 Jahren, auf dem Kaßberg« in Chemnitz eine größere SommerauSstellung, vom 12. di« 21. August ». o., veranstalten. — Wie man aus Schandau schreibt, hat der Rosen berg, einer der hervorragendsten Berge unweit Tetschen, durch die Munificenz de« Fürsten Klary - Aldringen einen schönen Au-sichtsthurm erhallen. Von der Ditter-bacher Schweiz ! (in Böhmen) her führt ein leidlich gangbarer Weg zu dem ! ca. 2000 Fuß hohen Berge, den man sonst gewöhnlich über JohnSdorf-Rosendorf erreicht. Bisher war die Aussicht von der Spitze nur beschränkt (von einer Waldwiese und etwa i von rin Paar Durchhauen auS), wetl das Hochdolz (Buchen) seit 1828 herausgewachsen ist. Nun wird aber dieser schöne Berg, der dem Elbstromdurchblick verschiedene Male al« Ab schluß dient, in die Mode kommen und wegen seine« köstliche» Panorama- fleißig ausgesucht werden. ernstlich zurückzuweisen. DaS Kind, wie Du Lady Elisabeth Barrow zu nennen beliebst, zählt volle fünf zehn Jahre und ist bereits in die Gesellschaft einge^ührt. ES giebt Dutzende von jungen Herren, welche dem Kinde sehr lebhaft den Hof machen!" (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. — Berlin. Falsche Zweimarkstücke, täuschend nach- gemacht, sind hier im Umlauf, wenigste«- wurde vor einigen Tagen eine solche falsche Münze in einem Lokale der Sieber- gasse angehalten. Die Nachforschungen stellten heraus, daß einem Mechaniker dieselbe bei seinem Lohne mit au«gezahlt worden war. Die Nachahmung trägt da- Bildniß de- KönigS von Sachsen und die Jahreszahl 1876. Nur der Rand, der, wenn er gerippt ist, den Falschmünzern die größten bchwierigkeiten macht, zeigt im Gegensätze zu den echten Münzen, bei denen er silberweiß ist, mit den letzteren zu- sammengehalten einen duntelbläulichen Schein. — Auch falsche 50 ReichSmarkscheine und andere nachgeahmte Reichs- kafsenscheine sind vor Kurzem in Württemberg und sodann auch in größeren Städten NorddrutschlandS in Umlauf gesetzt worden, ohne daß ,S bisher gelungen ist, den resp. die Thätrr zu «mitteln. — Bre-lau. Nach einem Berichte der „Schlesischen Presse" auS Beuthen, gerieth die dortige Sleinkohlen- -rube „Florentine" am 3. d. M. gegen Abend in Brand. Ein Verlust von Menschenleben ist nicht zu beklagen, dagegen sollen 150 Grubenpferde erstickt sein. Die Gebäude der RedrnSdltck-Schächte sind vollständig au-gebrannt. — Kassel. Der Post-Briefträger Spahn zu Hanau, welcher am 3. Oktober vorigen Jahres aus niedriger Rach sucht einen längst geplanten Meuchelmord Versuch auf den dortigen allgemein beliebten Postdirektor LinS machte und denselben dabei in furchtbarer Weise lebensgefährlich ver wundete, wurde am 4. d. M. vom Schwurgerichtshofe zu einer Zuchthausstrafe von 12 Jahren verurtheilt. Herr LinS ist inzwischen glücklicher Weise wieder hergesteüt worden. — Auf dem Bahnhöfe zu Eilenburg versuchte am 1. d. M ein 18 jähriges Mädchen sich den Tod zu geben, indem sich die durch rohe Behandlung in Verzweiflung Gebrachte von einem Rangirzuge überfahren ließ. Der linke Arm wurde ihr abgerissen und der rechte Fuß fast vollständig zerquetscht; als man die Unglückliche fand, war sie noch voll ständig bei Besinnung, sie erlag aber einig« Stunden darauf ihren Leiden. — München. Der Unteroffizier Pude deS 9. In fanterie - Regiment- zu Würzburg, ein geborener Preuße, welcher seiner Zeit den Studenten Sicken daselbst erschoß, wird s.it mehreren Tagen vermißt und e« gehen au- diesem Anlaß Gerüchte, daß derselbe da- Opfer einer nachträglichen Lynchjustiz geworden sein könnte. — Wie der „Wiener Allg. Atg." au- Nizza ge schrieben wird, sind bi« jetzt, trotzdem man sich bemüht, die Anzahl der verunglückten Personen geringer erscheinen zu lassen al- sie thatsächlich ist, bereit- 280 Vermißte von ihren Angehörigen auf der Matri« reklamirt. Außer diesen fehlen noch 37 Fremd« au- den Hotel-, di« nach dem Theaterabende nicht zurückkehrten. Man gräbt fort unter dem Schult und findet immer noch einzelne Körperteile, mit Brillanten be setzt» Bracelet-, Kleideneste von Herrentoiletten mit Gold stücken in den Taschen rc. — Smyrna. Nach Mitteilungen von dort, hat am Sonntag Nachmittag auf der Insel Chio- ein starke- Erd beben stattgefunden, durch wrlchr« drei Viertel der Haupt stadt > gleichen Namen-, sowie viele der benachbarten Ort schaften zerstört wurden. Die türkische Insel Chio- im Aegäischen Meere, gegenüber der Küste von Klein-Asien ge legen, ist ungrfähr 19 Quadrat-Meilen groß und vo» 40,000 Einwohner bewohnt, welche theil- Türken und theil« Gnechen sind und sich auf «ine Stadt (Chio-) und achtund- sech-zig Dörfer vettheilen. Die Insel ist gebirgig und von de« früher fast allein dort lebenden Griechen auf da- Schönste angebaut. Die durch da- Erdbeben so hart betroffene Haupt stadt liegt auf der Ostseite der Insel und Hal jetzt gegen 15,000 Einwohner. Sie war schon bet den Alten hoch berühmt und stritt sich mit den sech- anderen Städten um die Ehre, die Geburt-stadt Homer'- zu sein. Sie war die Vaterstadt de- Demokrito-, Lheopompo- und Jon. Jetzt führt sie den türkischen Namen Kastor und ist der Sitz de« Aga und de- griechischen Erzbischof«. Die Stadt, welch« ein Kastell, einm Hafen mit zwei Leuchtthürmen und etm gute Rhede besitzt, war dorfähnltch angelegt, wie« jedoch einzelne schön« Straßen, Kirchen, Kapellen, Moscheen, Landhäuser, Bäder und Ho«pitäler auf. — Die neuesten Nachrichten von Konstantinopel lauten sehr trübe; danach sind auf der Insel in«gesammt circa 4000 Menschen umgetommen; ia der Stadt Chio« allein wurden über 1400 Leichen gefunden. Die Erderschütterungen dauern fort. Der Sultan entsandte zwei Schiffe mit Zelten und Leden«mitteln. — In London ein- getroffenen Meldungen zufolge, wurde« auch in Gyra und Smyrna Erdstöße gespürt; dieselben habe« aber keinen Schaden angertchtet.