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M. IM »ierteljl 43. Jastrgang. Dienstag, den 5. Aprit 1881 großartige Betheiligung aller Fraktionen, met Ausnahme der socialdemokrattschen, an der Demonstration gegen Feuilleton. Abonnements - Einladung. Bestellungen aus die „Sächsische Dorfzeitung' für das zweite Quartal nehmen alle kaiserliche Post anstalten und Postexpeditionen gegen VorauSbezah lung von 1 Marl 50 Pfennig entgegen. Die Verlags-Expedition. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- «nstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung tut Hau- erhebt die Post noch eme Be* bühr vp» 2b Psg Inseratev- «rniaknirstelke«: Äe Arnoldische liberaler Seite wegen der angeblichen socialistischen Tendenz, von fortschrittlicher Seite wegen deS kommu nistischen GrundzugS und vom Centrum auS wegen der befürchteten Steigerung der ReichSallmachf. Die Aussicht auf den freiwilligen Zollanschluß Hamburgs und die die nihilistischin Königsfeinde sind dagegen Lichtblicke für den Reichskanzler, aber herzliche Freude erzeugt KeideS kaum, weil die Hamburger von dem Reiche enorme Gcldopfer fordern und weil Frankreich und die < Die Zeitmeg erscheint * Dteuftag, Donnerstai und ' Gannabend fr-, Utannnnent»- « L Daube L Lo. in Druden, Leipzig, Hamburg, Verl«, Schweiz eine Haltung in der Asylfrage annehmen, welche die Wirkungslosigkeit der patriotischen Kund gebung im deutschen Reichstage unschwer vorauösehen läßt. . . ' ' Im deutschen Reichstage kam am Freitag daS UnfallversicherungS-Gefetz zur ersten Berathung. Abg. Bamberger sprach sich zunächst mißbilligend über die Borlage auS, beleuchtete die Fortschritte, welche daS Haftpflichtgrsetz von 1871 zur Folge gehabt und erkannte die bedeutenden Erfolge an, welche die Unfallversicherungs- Gesellschaften ohne staatlichen Zwang erzielt haben. Besseres werde LaS vorliegende Gesetz nicht an die Stelle setzen, welches ihm wie eine Uhr ohne Werk erscheine. Die bewährten Privatanstalten durch eine RrichSanstalt zu ersetzlN, sei nicht das geringste Bedürfniß vorhanden, ganz abgesehen von den politischen Bedenken, die gegen die staatliche Versicherung sprechen. Die Rrichsregie- rung betrete mit dieser Vorlage den Boden socialistischer Staatsgesetzgebung, ein Schritt, der nach den jüngsten Debatten über daS Socialistengesetz noch verhängniß- voller erscheine. Sie lade mit diesem Experiment eine große Verantwortlichkeit auf sich und bewege sich mit solchem Versuche, wie ihn ähnlich bisher nur in Frankreich der Konvent gemacht habe, auf einer schiefen Ebene. Er empfiehlt Ueberweisung an eine Kommis sion, welch« verhüten möge, daß daS Reich mit großen finanziellen Opfern zu einer allgemeinen Armenversor gungsanstalt gemacht werde. Abg. Frhr. v. Marschall widerlegte die von Bamberger geäußerten Bedenken und hielt durch den nützlichen Versicherungszwang eine Be seitigung der Privatgesellschaften durchaus nicht für bedingt. Die deutsch konservative Partei wolle noch in dieser Session positive Maßregeln für die Arbeiter zu Stande dringen und werde deshalb den Kern aus der Vorlage herauSzuschälen versuchen, ohne allzusehr auf die allerdings weittragenden Konsequenzen ter Motive einzugehen. Der Reichekanzler habe die Gelegenheit gegeben, man möge sie beautzen, um etwas GuteS zu schaffen und um mit der materiellen Wohlfahrt auch da- sitttiche und religiöse Wohl der Arbeiter zu fördern, wodurch allein der ersehnte sociale Friede im Vaterlande hergestellt werden könne. Abg. v. Hertling kritisirte das Haftpflichtgesetz alS einseitige Begünstigung der In dustrie und Quelle vieler Processe und sprach sich deshalb im Allgemeinen für die Vorlage auS, ohne sich die Motive einzueignen, wünschte aber sowohl eine Einschaltung, um den Entschädigungsanspruch deS Arbeiters gegen über insolventen Arbeitgebern sicher zu stellen, alS auch die Bildung solidarisch haftbarer Industrie-Genossenschaften. Abg. Oechelbäuser hielt eine Abänderung der Vor lage auf der Basis deS Haftpflichtgesetzes für wünschenS- werth, während Abg. Winterer sich namenS der reichS- Iuserute werden bi- Montag, Mittwoch» Kreiw- Vutag augr-nomin^ und kosten: ' die 1Yatt. Feste 15«. Nutcr EuigksEk? *^30 V-"' Die beiden Freunde begaben sich nach dem nicht weit entfernten Bahnhofe. Der Major oahpr, sobald eS anzing, seinen Platz im KoupS ein. Webster ver abschiedete sich von ihm und gleich darauf fuhr der Zug ab. Während derselbe durch die Wüste dahinbrau-e, saß der Major Rowe, IheüoahmSlo» gegen Alle-, wast ihn umgab, in eine Ecke gedrückt, da. Heine Stirn «ar finster und sesn Auge blitzte wiederholt zornig auf. ES waren gewiß trübe Erinnerungen, drnm er sich hingab und böse Folgerungen, welche er an dieselben knüpfte. DaS Leben mochte ihm überhaupt w-uiA glückl'che Stund » geboten haben. Die tief vom Gram durchfurchten Züge seines Antlitze- verriethea e- zur Genüge. ländischen Abgeordneten im Prinzipe gegen die Reichs- Versicherungs-Anstalt auSsprach. Nach weiteren Aus- führungen Baumgarten- wurde die Debatte vertagt.— Am Sonnabend trat Abg. Eugen Richter gegen da- Unfallversicherung»-Gesetz auf, indem er auSführte, daß man in eister Linie die Entschädigung der Vorkommen» den Unfälle, dann aber die Verhütung sderselbea an streben müsse. Eine allgemeine Versicherung setze im geraden Gegensatz dazu eine Prämie auf die Mangel haftigkeit der Vorkehrungen zur Verhütung der Unfälle. Sofern die Gefahr deö Arbeiter- in der Natur de» Betriebes begründet sei, habe der Arbeitgeber die Ler. pflichtuna, für die Unfälle, die seine Arbeiter treffen, allein Schadenersatz zu leisten. Auch für die Land» wirthschaft, welche die Arbeiter in derselben Weise ge fährdet, habe dieS Geltung und wie auch dieS Gesetz sich gestalten möge, die Landwirlhschaft, würde sich den Konsequenzen desselben nicht auf die Dauer entziehen können. Sine ReichSversicherunz würde schablonenhaft, theuer und schlecht arbeitrn, diktatorisch in den Betrieb eingreifen und thatsächlich die Leitung einzelner Fabriken übernehmen. Richter charakterisirt die Vorlage alS So cialautokratie und deshalb stehe sie im dirrkleu Widerspruch mit dem in weiten Kreisen wieder erwachenden Selbst gefühl. Fürst BiSmarck verwies den Vorredner auf die nächsten Wahlen, welche den Beweis liefern würden, wie die Arbriter über seine WirthschaftSpolitik denken; die Unfallversicherung werde sich trotz der großen Schwie rigkeiten auch auf landwirthschaftliche Gtwerbe auSdehmn lassen; wenn im Gegensätze zum Grundgedanken der Vorlage die Revision und die Erweiterung deS Haft» pflichtgesetzes gefordert werde, möge man auch nur an- gtben, wie da- auzusangen sei. Der immer wiederholte Vorwurf socialistischer Tendenz stütze sich nur auf die Viel» deutigkeit diesrr Bezeichnung. Abg. Stumm sprach sich im Princip namenS der ReichSpartei für die Lor» läge, aber gegen die Beitrag-pflicht deS Reichs auS. Die Beiträge müßten Arbeitgeber und Arbeitnehmer ausschließlich tragen. Abg. LaSker bekämpfte dagegen den ganzen socialistischrn Theil der Vorlage und erkannte den berechtigst n Kern der letzteren nur insoweit an, al» dieselbe daS bestehende Haftpflichtgesetz durch ein In» stitut der Versicherung ergänze. Die „Hamburger Nachrichten" preisen daS Vor» gehen deS Senat- in der Zollanschluß-Angrlegenheit und setzen hinzu, daß eS wohl Niemanden in Hamburg gebe, der eine Verständigung nicht herbeiwünsche und nicht gewillt sein sollte, sie nach besten Kräften zu fördern, vorausgesetzt natürlich, baß sie, wie die- dir Antrag dcS Senat- betont, .unter Modalitäten zu er reichen ist, welche geeignet sein würden, die Aufrecht haltung der HandelSstellung Hamburg- im Wesentlichen Vierteljahrhundert ruhig fortlebt. Freund Webster, ich glaube, grgen Lady Elisabeth Barrow und mich ist ein schweres Verbrechen — ein moralische- Verbrechen meine ich — verübt worden und der Berüber desselben — dürfte in der Person meine- Herrn Bruder- gesucht werd.»/ „Du erschreckst mich!" rief des lebhafte Sir Daniel zurückfahrend, „indessen sehe icy noch immer keinen Zu sammenhang zwischen den angedeuteten Lhatsachen." »DaS ist erklärlich! " antwortete der Major, „e» fehlt Dir drr Schlüssel zu dem Geheimnisse, welche» sich unter jenen AeußerUchkeiten birgt. JameS hatte durch seine Werbung um die Hand drr Lady Elisabeth in frivolster Weise zwei Herzen von einander gerissen, die in lebhaftester Empfindung für einander schlugen. Der mittellose, unbedeutende Leutnant mußte natürlich dem grwichtigen Majorat-Herrn «eichen. So wollte eS die Autorität deS älteren Bruder- und der Stolz de» vaterL der jungen Dame. Ob darüber zwei Herzen brachen, wa- verschlug eS? Ich glaube, Du fängst an mich zu verstehen, Freund Daniel?!" „Bei Gott!" rief Webster erregt, „ich beginne klar zu sehen. Du und JameS, ihr wäret Rivalen. Ich er innere mich jetzt auch an Deine plötzliche, von wunder baren Umständen begleitete Abreise. — Verzeihe, Freund, wenn ich, ohne eine Ahnung von der Natur jener Ler» hältniss,, durch nicht gehörig abgewogene Worte —* „Spare Deine EntschuldigungenI" sagte drr Major fast rauh, «ährend er sich erhob, „ich danke Dir für Deine Mittheilungen. Willst Du mich zum Bahnhofe begleiten, so wird e- mir sehr angenehm sein. Ich mag hier nicht länger weilen!* II. Die Brüder alt Rivalen. Lassen wir den Major Ssowe seine Reife nach Eng land fortsetzen, um inzwischen einen Blick in die ungefäA dreiundzwanzig Jrhre zurückliegende Zeit zu thun. „Guten Morgen, JameS; schön, daß ich Dich treffe» ich habe nothwrnvig mit Dir zu sprechen!" Mit diesen Worten trat zu der gedachten Zcit eine» LageS der kamal- wenig mehr alt zwanzig Jahre zäh lende Leutnant George Rowe in da- Zimmer feinet- älteren Bruder-, JameS Rowe, de» Baronet- und Ma- jorat-herrn von drei Wochen. Erst vor dieser kurzen Frist war nämlich der Latex beider jungen Herren, drr alte Baronet Sir Rowe, an dern Leben geschieden, um Litel und Majorat dem ältere» Sohne zu überlassen. iilhsische DarßnlmS. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Candmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmaun Wüller in Dresden. Der Bruder seiner Mutter. Erzählung von Karl Achmklivg. ^2. Fortsetzung.) Sir Danitl lächelte beim Schlüsse seiner Rede. Die Wendung, welche die Unterhaltung genommen, «ar ihm schon längst peinlich geworden. Offenbar wollte er versuchen, dieselbe auf ein anderes Gebiet hinüber zu führen. „Ja — ja, eS ist schon möglich!" antwortete drr Major zwar; doch ward er jedenfalls mchr von seinen Gedanken als von den Andeutungen deS Freunde» in Anspruch genommen. Dieser schien vorläufig mit feinem Latein zu Ende zu sein, denn er hüstelte leicht und seine Züge bekamen einen verlegenen Ausdruck. Der Major hob den Kopf und sah ihn scharf an. „Wolltest Du noch Etwas sagen, Dan'?" fragte er, jetzt vollkommen ruhig. „Behüte!" erwiederte Webster, „ich bin völlig zu Eßdel" - ' / : „Wirklich wunderbar!" fuhr dagegen der Major, halh wie im Selbstgespräche fort. „Mein Brüter läßt sich meinen Lod berlchtw und verbreitet geflissentlich unbewiesene Behaupt»»«« -her mich; kümmert sich auch später nicht weiter um b-ren Feststellung, obgleich die» ü» seinem Joteresse liegen wußte. — Dagegen benach richtigt er mich, unter allerlei albernen Vorwürfen, von -ein Lode seiner Verlobten, «ährend diese doch fast ein Politische Weltschau. Deutsches Reich. DaS wirthschaftliche und sociale Reformwerk deS deutschen Reichskanzlers stößt immer wieder auf neue Schwierigkeiten, die Fürst Bis- maick der Parteizerklüflung zur Last legt. Er hofft deshalb von dieser Session entweder Nichts oder doch nur geringe Resultate für sein Streben und verweist auf die kommenden Wahlen, welche den Prüfstein für den nationalen Willen und für die Richtigkeit seines Planes abgeben sollen und werden. ES hat natürlich den Un- muth deS Leiters der deutschen Politik wesentlich erhöht, daß die Mittelparteien sich ihm gegenüber selbstständiger alS je vorher gebehrden, daß von den Nationalliberalen nach der Erklärung, welche v. Benda abgegeben hat, selbst die Bewilligung der einzig auSsichtSvollen Börsen» steuer von der Aufhebung der Kornzölle abhängig ge- macht wird und daß von dem Centrum trotz der dieser Partei neuerdings gemachten Konc.ssionen kene unbe dingte Heeresfolge zu erzwingen ist. Ein Institut, auf welches Fürst BiSmarck offcnbar große Hoffnungen setzte, drr Volkswirthschaftörath, erweist sich völlig un wirksam und die Borwürfe, welche dieser neuen Zwischen- behörde von der Opposition gemacht wurden, sind so be gründet, daß man vom RegierungStische aus nicht ein mal den Versuch einer Rechtfertigung gemacht hat. Nicht ohne Grund ist auch die officiell angekündigte Umwandlung deS preußischen VolkSwirthschastsraths in einen deutschen bis jetzt unterblieben, trotzdem die Einzel- regierungen keinen Widerspruch dagegen erhoben. In gleicher Weise regt sich von allen Seiten drr Wider wille gegen die UnfallversicherungSgesetz-Vorlage, von