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darauf hin, daß regelmäßig Mittwoch statthaben, daß Gäste sthr willkommen sind und sich hier Jedem ein« ungemein günstige Gelegenheit darbietel, sich in der französischen Umgangssprache auf eine ebenso leichte al< angenehme Weise zu vervollkommnen. — Im Gemeinnützigen Verein gab Donnerstag Abend Herr Privatdocent Or. Scheffler einen überaus anziehenden und belehrenden Bortrag über „da- französisch« Volkslied", den daS zahlrtich« und aufmtrksame Publikum mit größtrm Beifall auSzeichnete. Nicht wie in Deutschland, wo die größten Dichter dafür gesorgt haben, daß un- Verständniß und Liede zum Volkslied« gewahrt bleiben und somit VolkS- und Kunstpoesie vermittelnd nebeneinander stehen, sondern völlig Verbindung-- und zusammenhang-lo- existiren in Frankreich diese beiden Gattungen der Poesie. In Deutsch land führte Göthe in dieser Richtung au-, was Herder be gonnen, er durchdrang da- Wesen de- Volk-liebe-, er ward sein Schüler. So ist bei un- die Blüthe der Kunstpoesie ganz eigentlich au- der VolkSpoesie hervorgegangen, so kam eS, daß Deutschland in dent Liede etwa- besitzt, wa« dem ganzen Volke angehört, wa- im Stande ist, alle Klaffen der Bevölkerung gleichmäßig zu ergreifen und zu begeistern. Ander- in Frankreich. Eine Poesie, die alle Stände umerschied- los interessirt, giebl eS dort nicht; die Lieder BerangerS und die Marseillaise bestätigen die Regel. Die Proben de- französischen VolkSliede-, welche der Herr Vortragende in guter deuischer Uebersetzung und ansprechender Erklärung schließlich verführte, dienten wesentlich zum Verständnisse deS Thema-, da- nach allen Seiten hin al- ein harmonische-, abgerundete- erschien und somit dem Auditorium einen hohen Genuß gewährte. — Die zum Benefiz de- Frl. König am Mittwoch Abend im Residenztheater nach langer Pause wiederholte Strauß'sche Operette „die Fledermaus" hatte sich im Großen und Ganzen der beifälligsten Aufnahme zu erfreuen. Wie sich von selbst versteht, fehlte eS für die geschätzte Benefiziantin nicht an stürmischen Ovationen und den reichsten Blumen- spenden, unter denen auch der übliche Lorbeerkranz, dessen gewaltiger Umfang unwillkürlich zu Betrachtungen ganz eigener Art führt, nicht fehlte. WaS die Besetzung der auch in der Handlung sehr geschickt gearbeiteten Operette anlangt, so will eS un- scheinen, daß dieselbe nicht in allen Rollen eine ! glückliche ist und namentlich Frl. Bendel al- Prinz Orlow-ky nicht an ihrem Platze war. Auch Herrn Forti'- Eisenstein ließ ! stimmäch zu wünschen übrig und selbst Frl. König, die sonst so außerordentlich begabte Künstlerin, faßte ihre Partie . nicht fein genug auf, wenngleich wir gern zugeben wollen, daß der zweifelhafte Charakter der Frau v. Eisenstein gar ! leicht dazu verleitet, die Rolle weniger berent zu geben. Herr - Will, den wir auch in den am Donnerstag gegebenen „Drei Paar Schuhen" neben Frl. Bendel, Frau Bauer-Körnig, § Herrn Werlitzsch und Direktor Karl al- einen trefflichen Schauspieler begrüßen konnten, spülte zwar seinen „Frosch" etwas derb, gab denselben aber im Charakter so urkomisch, daß er damit zur Erheiterung de- Publikum- nicht wenig beitrug. Die Posse „Drei Paar Schuhe" dürfte ungeachtet ihrer Wirksamkeit und de- trefflichen EnsemdelS vorläufig nicht wiederholt werden, da heute Abend Frau Anna Schramm ihr mit Ungeduld erwartete- Gastspiel beginnt und dasselbe bis Ende dieses MonatS fortsetzt, um Anfang- März von Herrn Schweighofer abgelöst zu werden. Die Stücke, in welchen die excrllente Gästin heute und morgen auftritt sind: „Frauen-Emancipation" von C. Sontag, „Da- erste Mittagessen" von Görlitz, die Soloscene „Vor dem Ball" von Görner und der höchst amüsante Schwank „Fürs Theater lasse ich mein Leben" von Salingre. In allen diesen Einaktern ist Anna Schramm unübertrefflich und gehoben wurden. Nachdem noch Herr Rektor vr. Ziel Lessing- Dlchterruhm unberufenen Kritikern gegenüber in Schutz genommen, erhoben sich auf Aufforderung de- Herrn Or. Diestel die Versammelten, um LessingS Angedenken zu ehren, von ihren Plätzen. — Die Dresdner „8ooist- fr«lly«isv", die von dem Bestreben au-geht, in ihren Zu sammenkünften und Vorträgen sich der französischen Sprache zu bedienen und bei jedem einzelnen Mitglied« die volle Fertigkeit derselben zu erzielen, hielt Mittwoch eine Sitzung ab, in welcher Herr Prokurist Beyrich in französischer Sprache da- Thema „Gedächtniß und Gedächtnißkunst" behandelte. Der Vortrag wurde mit großem Beifall ausgenommen. Er wähnt sei, daß die VerelnSadende der „8oeistö krrmyuiss" Nachrichten aus DreSteu und der Provinz. — Da- Ministerium deS Innern weist in einer Be- hilfSbedürftige Personen behufs Erlangung von Geldbelhilfen zum Zwecke de- Gebrauches des Elsterbades oder der Ver leihung von Freistellen im Augustu-stifte zu Bad Elster oder der Bewilligung von Freibädern, sich bis I. April a. o. schriftlich unter Beifügung eine- Krankhelt-zeugnisse- oder «ine- obrigkeitlichen Bedürfnißzeugnisse- bei obengenannter Be hörde zu melden haben. — Die zum Ressort des Finanzministerium- gehörigen Beamten, welchen gelegentlich einer Kur die Gewährung von Beihilfen au- der Friedrich Wilhelmstiftung für den Kurort Mariendad in Böhmen erwünscht wäre, haben ihre Gesuche hi- 15. März an da- Finanzministerium einzureichen. Laut I Statut werden drei Personen jährlich mit diesen Vergünsti gungen bedacht. — Die die-jährigen Musterungsgeschäfte im AuShebungS- dezirke der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt «erden den 14. und 15. März in Radeberg (RathhauS), j den 16. und 17. März in Tolkewitz (Donath'ö Gasthof) und den 19., 21-, 23. und 24. März in Dresden (Ton halle) stattfinden. — Die Diensträume des kaiserlichen Postamt« Nr. 6 in DreSden-Neustadt werden vom 21. Febr. ab au- ; dem Hause „Hauptstraße 17/19 Posthof" in da- Haus Heinrichstraße 7 „Stadt Leipzig", Ecke der Rhänitzgasse und Heinrichstraße, verlegt. Von diesem Tage ab findet die Aus gabe der Packele und der dazu gehörigen Packetadressen für j abholende Korrespondenten in Dresden-Neustadt, Anton- und ! Albertstadt nicht mehr bei dem kaiserlichen Postamte Nr. 7, ! Leipziger Bahnhof, sondern bei dem kaiserlichen Postamte ! Nr. 6, Heinrichstraße 7, statt. — Nach einer Mittheilung der könlgl. Wasserbau- > direktion ist das alte EiS der Elbe bei Wittenberg stehen geblieben und hat sich sämmtliches Eis der Oberclbe vor dem- j selben zusammengeschoben, so daß der Eisschutz am 15. dss. j aufwärts bis Torgau reichte. Bei fortdauerndem Froste , dürfte sich derselbe auch nach Sachsen herauf erstrecken, für welchen Fall auch für unsere Niederungen noch Gefahren ! entstehen können. — Der Vorstand deS hiesigen „Deutschen Reform- vereinS" hatte gelegentlich des Vortrags von Or Henrici an j den Reichskanzler Fürsten BiSmarck eine Depesche gerichtet und darauf folgende Zuschrift aus der Reichskanzlei em pfangen: „Berlin, den 11. Febr. Euer Hochwohlgeboren danke ich für das im Namen des deutschen Reformvereins mir zu- gesandte Telegramm und bin bereit, mit Ihnen die Hoffnung auf Anbabnung besserer socialer Verhältnisse zu theilen, sobald wir aushören, die Besserung derselben durch spontane Ent stehung abzuwarten. v. Bismarck." (Etwas dunkel!) — Aus dem Vereinsleben. Auch der literarische Verein feierte in seiner Sitzung am 15. Febr. Lessing« 100-jährigen Todestag. Professor Or. Diestel sprach zunächst den von R. Strobel gedichteten schwungvollen, für die Lessing- feier zu Braunschweig bestimmten Prolog und hielt hierauf Herr Or. Häbler die eigentliche Fest- und Weihrede, in der besonder« Lessings Verdienste als Kritiker und Dichter hervor- setze, wie sie für die Sinzelptrs-nttchkeit erkämpft wurde, > für die Bolk-persvnlichkeit zu erstreiken, darin liegt der > letzte ideelle 3««ck eine» erklecklichen Theile» jenrr Kämpfe, ; welche die zeitgenössische Geschichte zu einer so leiden, schaftlich bewegten machen. England blieb lange von d«ns«lben verschont. Früher al- andere Großstaaten, / erfreute e» sich de» Segen» politischer Freiheit, später alt andere, wenn man von Rußland absieht, gelangte et zum Lollgenuß der konfessionellen Gleichberechtigung und jetzt hat et durch die Leiden det Nationolttäten- hadert und det Kampfe- um die Befreiung deS Boden- sich zu einer neuen klärenden Reform durchzuringen. Bevor dieselbe aber nicht in einer billigen und halbweg- befriedigenden Weise sichergestellt ist, bleibt «S in seiner innern Entwicklung gehemmt und in der Vertheidigung seine- Besitzstände- nach Außen gelähmt. kanntmachung vom 14. d. wir wollen daher nicht versäumen, unsere geehrten Leser auf den bevorstehenden dramatische« Genuß aufmerksam zu mache«. — Der junge Dettmer, welcher seit dem 15 d. M. in den Verband unserer Hofbühne ausgenommen worde« ist, wird zum erste« Male nächsten Montag im „Wilhelm Test at« Rudenz auftrttrn. Möge e« dem jungen Mim«n ver gönnt sein, in Dresden sich zu jener Künstlerhöhe herauf zuarbeiten , auf welcher sein berühmter Vater so oft und wohl verdiente Triumph« friert«. — Di« Sitzung der Stadtverordneten am 16. d. M , an welcher 6 Siadttäth« theilnahmea, leitete Vice- Vorsteher RechtSanwalt Lehmann, da Hofrath Ackermann, sowie vr. ».Schwarz« schon auf d«n Reichstag abge gangen sind. Nachdem über eine Menge städtischer Rech nungen die Justifikation ausgesprochen worden war, kam eine Schrift deS DircktionSingenieur« Preßler bezüglich der Einrichtung der Pferdebahn über die AugustuSbrücke zum Vortrag- Die in der Schrift entwickelten Grundsätze über die Harigußschienen und den entgegengesetzten Verkehr auf der Brücke, war aber nach Mittheilung de« StadtrathS Grabow«ki durch neuere Beschlüsse schon überflügelt. Statt der unerprobten, zusammengesetzten Hartgußschieae« wird die sich gut bewährte Form der vom Postpiatz au« ge legte« Schienen angewendet; der dem jetzigen Gebrauch entgegengesetzte Verkehr würde an beiden Enden der Brück« nur Wirrwarr anrichten. Dafür wrrdrn b«id« Glrise im Mitttl d«r Fahrstraße möglichst eng an einander gelegt, s- daß die Fußgänger ganz gefahrlos an den Seiten verkehre« können. — Die Neustädter Kirchenge mein de beabsichtigt eia Darlehn von 18,500 M. aufzunehmen DaS Kollegium beschloß, die darüber au-gefertigte Schuldverschreibung mit z« vollziehen. — DaS früher der Fleischerinnung zugehörige Schlachthaus in der Awingerstraße Nr. 26 ist in andere Hände übergegangen und wurde dem Rath« für 48,000 M. zum Kauf angeboren. Die Stadt besitzt daneben schon 7000 Quadratmeter Bauplatz und entschied sich der Rath für den Ankauf. Der VerwaltungSauSschuß rieth aber davon ab, da die Sradt schon eine große Anzahl Bauplätze besitze, die in jetziger Zeit nicht gesucht würden. Die anwesende« RalhSherrm wiese« indeß nach, daß der Kauf insofern gut sei, weil dann die Stadt nach Abtragung der 3 alten Häuser ein freies Areal von 11,000 Meter für den Preis von 120,000 M. erlange, worauf 6 Häuser mit gutem Steuerertrag gebaut werd«« könnten. Sl.-V. Liede stellte den Antrag: die Kaussumme zu bewilligen, worauf daS AuSschußgutachten mit 29 gegen 27 Stimmen abgelehnt und der Liebe'sche Anttag ange nommen wurde. — Zur Einlegung eine« Wasserhaupt- rohrS auf der Lothringer- und Stephanienstraße (an de« östlichen und südlichen Enden der Stadt) wurden die Mittel j auS der Rohrnetzkasse bewilligt. — Für die Bibliothek im Stadtkrankenhause waren zeither jährlich 165 M. aus gesetzt, die auf 300 M. erhöht werdrn. Dazu stellt St.- V. Kanitz den Anttag, daß den Kranken nicht wie zeither auf Anordnung deS Anstalt-pfarrerS nur daS Lesen vo« Büchern deS hiesigen SchriftenvereinS, sondern auch von Unter- haltungS- und Zeitschriften gestattet werde. Der Rath möge deshalb eine öffentliche Bekanntmachung erlassen, la welcher Privatpersonen um Ueberlaffung derartiger Schriften für das Krankenhaus ersucht würden. Der Anttag fand einstimmige Annahme. — Der neue Bebauungsplan für di« Vorstadt Neudorf, von der Bahn bis zur Elbe, wurde mit einigen Abänderungen, für die St.-V. Engert entschiede« einlrat, genehmigt. — Don der Mittheilung des Rath«, daß der im vorigen Jahre entbrannte Streit über die Anfang«, stunde der Volksschulen durch eine Verordnung de« königl. Kultusministerium« beendet sei, nahm da« Kollegium Kennt- niß. Bekanntlich soll in den 3 Monaten Juni, Juli und August, aber nur in diesen, der Unterricht früh 7 Uhr be ginnen. — Nacht« j1l Uhr wurde beantragt, die Sitzung , zu schließen. Der Bericht über Anlage von Pferdebahnen, 1. Albertplatz—Waldschlößchen, 2. Albertplatz—Medinger» Lagerkeller, 3. Heinrichstraße—Kaiserplatz—Leipzigerstraße, 4- Bautznerstraße — Kurfürstenstraße — Aldertbrücke — Elia«platz, wird in nächster Sitzung berathen. — Laut statistischer Uebersicht über die bei den 176 Spar kassen de« Königreich« Sachsen im Monat December 1880 erfolgten Ein- und Rückzahlungen betrugen die erstere« ES ist also eine Französin? fragte der Kutscher von Neuem, indem er eifrig dem Wagen weiter wusch, mit dem er die Baronin vom Bahnhofe abholen sollte. Natürlich! Ich hab' Dir'» ja schon hundertmal gesagt, entgegnete Iwan ein wenig verdrießlich. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. — Der Korrespondet der „Daily New«" in Neapel schreibt: „Da der Direktor der Ausgrabungen bei Pompeji den Boden außerhalb der Stadt zu untersuchen wünscht, stellte er auf ungefähr einen Kilometer Entfernung von den Mauern derselben Ausgrabungen an. Auf einem Raum von einigen wenigen Metern im Viereck fand man dreißig Skelette, von denen zehn auf einem Haufen beisammen in dem Zimmer einer ländlichen Villa lagen. Man fand bei ihnen Armbänder, Ohrringe, Halsbänder und andere bedeutende Gegenstände. Der Flur de« Zimmer« war mit Wasser be deckt, eine Lhatsache, welche auf die Vermuthung führt, daß entweder die vulkanische Thätigkeit ein Einsinken de« Boden« verursacht hat oder daß die Wasserquellen de« Vesuv andere Kanäle gefunden haben und auf ein höhere« Niveau ge stiegen sind. — (Ungarische Zustände.) Wie au« Lugo« ge meldet wird, fand man dort dieser Tage zwei Bauern, Vater und Sohn, auf der Straße ermordet. Die Beiden haben auf der Slraße den Marktbesuchern Branntwein geschenkt, und die — bisher unbekannten — Mörder dürften bei ihren Opfern Geld vermuthet haben. — AuS Oravitza, 10. Febr., wird geschrieben: „Da di« hiesig« Sicherh«itSb,hörd« sich selbst nach acht nacheinander erfolgten Einbrüchen nicht gerührt hat, sind di« Herren Dieb« kühn«r gtwordra und üben sich bereits im Rauben und Morden. So wurde am 7. d. in RüküSdia um 7 Uhr Abend« der Kaufmann Bufanu in seinem Laden überfallen und förmlich abgeschlachtet; eine Wiltwe, die von Rakitowa nach dem Nachbarort Maydau ging, wurde unterwegs auf eine gräßliche Weise ermordet. Die Aufregung ist infolge der sich häufenden Blutchaten eine außerordentliche. Niemand wagt «S, deS Abend« sein Hau« zu verlassen." — London. Unter den Geschenken, welche die kürz lich vermählte Baronin Leopold Rothschild in London von ihrem nunmehrigen Gatten erhilt, befindet sich auch ein eben so prächtiger al- geschmackvoller Fächer von hohem Werthe. Der Fächer ist sehr groß, weiß wie der Flügel eine- Schwane« und besteht au- einer Reihe von Marabout-Federn, die mit Perlen und Brillanten förmlich übersäet sind. Diese bei Beleuchtung in allen Farben schimmernden Federn umrahmen ein von Meisterhand auSgeführteS, außerordentlich gelungene« kleineS Gemälde. Auf dem Handgriff« de- Fächer- bilden erbsengroße Brillanten von seltener Schönheit und Gleichheit die NamenSchiffren der glücklichen Neuvermählten. — Am 12. Febr. wurde hlerselbst die Vermählung der wegen ihrer großen Milbthätigkeit rühmlich bekannten unermeßlich reichen Lady Burdett-Coutt- mit Herrn Ashmead - Bartlett in aller Stille vollzogen. Genannte Dame befindet sich in dem Alter von siebenundsech-zig Jahren, ist Thrihaberin de- großen Bankhaust- Conte-, Erbin und Enkelin der Herzoge von St. Albani, bewegte sich in den „höchsten und allerhöchsten" Kreisen, genoß die besondere Freundschaft der Königin, erhielt vor über vierzig Jahren schon einen Heirath-antrag de« Herzog- von Wellington und galt in dem letzten Viertel- Jahrhundert für die freigebigste Beschützerin und Unter stützerin der Armen und jede» gemeinnützigen Unternehmen-. Herr Ashmead-Bartletl dagegen ist ein Mann von 27 Jahren, von halb amerikanischer Abstammung und, wie e- scheint, nicht ohne Panker-Talent. In diesen Herrn hatte sich die Dame verliebt und schon vor einem Jahre sprach man von ihrer Verheirathung. Doch die „allerhöchsten Kreise" solle« der Baronin ernstlich abgeredet und mit Ungnade gedroht haben; die Familie erklärte sich natürlich dagegen, selbst die Statuten der Bank wurden gegen den Plan in da- Feuer geführt. Allein L ebe kennt bekanntlich keine Hindernisse und die Vermählung fand trotz alledem in einer Kirche in Piccadilly statt. — In den Sprichwörtern eine« Volke« liegt ein guter Theil seine« Geiste« und Charakter«. Russische Sprüch- wörter, die aber auch wohl für andere Nationen nicht ua- paffend erscheinen, sind z. B. folgende: „Man lobt die Wahrheit und ladet die Lüge zu Gast." — «Sprich leise, Freundchen, auch die Ohren d« tobten Czar« hören noch." — „Jede- Talglicht hält sich für eine Stearinkerze." — „Mit einer gestohlenen Flinte kann man auch schießen." — „Ein goldener Handschlag überzeugt den strengsten Richter von der Wahrheit unserer Au-sage." — „In einem Goldrudel liegt viel Ueberrrdung." — „Wenn du dem Starostin neun Würste giebst und dehälst eine im Rauchfange, so hast du ihm kein« gegeben." — „E- trägt Mancher da- blaue Band um die Brust, der die Schleife um den Hal- verdient." — „Wer einen frommen Popen findet, der hebe ihn ja auf, denn er hat einen seltenen Fund gethan." — „Ein guter Kauf mann verkauft Hering-rogen für Kaviar." — „Wenn der Krämer den Mund aufzutdun weiß und der Käufer die Augen, so ist Beiden geholfen." — „Dem Auch- hilft nicht die List allein, sondern auch der Zahn." — „ES hat schon manch« Weiberzunge «in«n MännrrhalS abgeschnittea.