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(Schluß) Ich kannte diese verhängnisvollen Gruben zur Ge nüge. Ein Glück war es nur, daß diese Grube nicht noch obendrein mit spitzen Pfeilen gespickt war, wie man sie häufig am Kongo anzutreffen pflegt. Aber aus diesen steil abfallenden Trichtern gab es nicht einmal für Netter- gewandte Tiere ein Entkommen mehr; geschweige denn für uns Menschen, die ihren Ruhm in der Wildnis nur deren Eroberung mit Hilfe ihrer Technik verdanken. Wieder zündete ich ein Streichholz an. — Jäh prallte ich zurück: Eine der giftigsten und angrisfslustigsten Schlangen Afrikas — eine schwarze Mamba — stand fast kerzengerade in der nur einundeinhalb Meter entfernten Ecke vor mir und sah mich aus glühenden, phospho reszierenden Augen haßerfüllt an. Sofort erlöschte ich daS brennende Holz und blieb wie zur Salzsäule erstarrt stehen. Nur jetzt nicht bewegen... das war mein erster Gedanke. Mein Kamerad lag noch immer wie tot am Boden; ihm würde die Schlange nichts antun. Es war nur allzu bekannt, daß Schlangen immer erst dann zum Angriff übergehen können, wenn sie ihre Beute erstmals selbst er späht haben. Bei ihrem schlechten Sehorgan kommt es nur allzu häufig vor, daß sie an ihrer Beute, sei dies nun ein Vogel, eine Ratte oder ein Ochsenfrosch, sofern diese sich nicht bewegt, vorbeiringeln. Hinzu kommt ebenso der Vorteil, daß Schlangen sich erst auf ihre Beute stürzen können, wenn sie sich aus Ent fernung ihrer eigenen Körperlänge genähert haben. Alles „Springen" und „Vorschnellen" — am Ende gar noch „Fliegen" — von Schlangen gehört ins afrikanische „Schlangengarn"! Plötzlich kam mir ein guter Gedanke, der einzige, der mich in dieser furchtbaren Lage retten konnte. Ich verfolgte scharf das Phosphoreszieren der sich nieder ringelnden Schlange und ließ das sich heranschleichende Reptil nicht aus den Augen. Immer näher und näher kroch es heran, sich dabet unendlich viel Zeit nehmend; als ob es ahnte, daß es für ihren Gegner kein Entrinnen mehr gab. Schon lange hatte ich meine Arme und Rücken fest gegen die Lehmwand ge preßt und meine Beine fast in Kniehöh« hochgezogen. Kalter Angstschweiß lief mir am Rücken entlang, aber noch, hatte ich meine Nerven fest zusammen. ««««« Fast war die Schlange schon in die gefahrdrohende Nähe gelangt, wo sie zum Angriff übergehen konnte. Schon begannen sich die dehnenden Ringe der Schuppen- Haut zu spannen und zu phosphoreszieren, schon züngelte ihre dünne, lange Zunge unter giftigem Fauchen hin und her, ein Zeichen höchster Erregung, und ein Vibrieren ging durch ihren ganzen Körper. Tier und Mensch sprangen fast zugleich. Um einen Bruchteil einer Sekunde war das Reptil zu spät gewesen, denn der scharfe Stiefelabsatz meines Schuhes hatte ihr unter der Schwere meines Körpergewichtes das Rückgrat zermalmt. Nun bereitete ich aus noch trockengebliebenen Aesten ein kleines Feuer. Und bei dem schwelenden Lichtschein brachte ich meinem Kameraden die notdürftigste Hilfe. Hatte der Schreck des Sturzes oder die Wirkung des ge nossenen Giftes ihn wieder hochgebracht; ich kann es selbst nicht sagen. Jedenfalls war eine Wandlung in ihm vorgegangen, die mich erfreute. Ich bettete ihn so gut, wie dies in der verhängnisvollen Fallgrube nur möglich war, bequemer, und bald übermannte auch mich die Müdigkeit, die mich, an der Wand hockend, einschlafen ließ. Noch vor Morgengrauen hatten uns unsere braven Träger aufgespürt. Mit Seilen, aus Lianenranken ge flochten, wurden wir beide aus unserer unerquicklichen Lage befreit und erreichten nach weiteren drei Tages märschen die amerikanische Missionsstation, wo meinem Freund die lang ersehnte ärztlich« Hilse zu wurde. Doch die Heimat, Deutschland, hat er nie wieder- gesehen. In Südwest versuchten deutsche Aerzte mit Ger main ihn wieder zu heilen. Aber die Schlafkrankheit war schon zu weit fortgeschritten, um den bedauernswerten Freund zu retten. Deutsche Männer und Frauen aus Süd west gaben diesem tapferen Buschkameradeü das letzte Geleit, als er auf dem Friedhof zu Swakopmund sein „großes und letztes Safari" antrat. Oer verräterische Waffen-Oeiekior An die abenteuerlichen Geschichten des Wilden Westens, an die Schurken, die nach ihrer Gefangennahme plötzlich den Revolver ziehen und den Friedensrichter über den Haufen schießen, denkt man unwillkürlich, wenn man von der Erfindung eines amerikanischen Sheriffs hört, mit der dieser sich gegen unangenehme Ueberraschun- gen schützen wollte. Der Sheriff von Cleveland (Ohio) hatte in seiner Friedensrichlerpraxis zu viele verwegene Burschen kennengelernt, denen das Mester oder die Pistole zu locker in der Tasche saß, als daß er nicht auf Mittel und Wege sinnen sollte, um Wassen zu entdecken, die in raffiniertem Versteck einer Leibesvisitation ent gangen waren. Er konstruierte schließlich einen „elek trischen Waffen Detektor", eine Apparatur, die einen An geklagten bei der Vorführung durchleuchtete und das Vor handensein größerer Metallstücke, wie Mester und Pisto len, durch das Aufflammen einer roten Warnungslampe anzcigte. Einige stämmige Männer waren stets dabei bereit, sich beim Aufflammen der Warnungslampe sofort aus den Revolverhelden zu stürzen und ihn kampfunfähig zu machen, ehe er überhaupt zur Besinnung kam. Der Sheriff war sehr stolz aus diese Erfindung, und kann jetzt den Schmerz kaum verwinden, daß sich ganz Amerika königlich über seinen Waffensucher amüsiert. Schuld daran ist Minnie, eine würdige Matrone. Von einer Personalbeschreibung Minnies würde man besser absehen, wenn es nicht auf diesen Punkt gerade entscheidend an kommen würde: Minnie war zu ihrem Kummer außer ordentlich vollschlank und wog — drücken wir uns höf licherweise etwas unbestimmt aus — etliche Zentner. Als Minnie in den Verdacht geriet, nicht immer auf dem Weg des Guten geblieben zu sein, wurde sie auch dem Friedensrichter vorgeführt und mußte es zu ihrem Ent setzen erleben, daß sich sofort mehrere robuste Männer auf sie stürzten und sie fesselten. Als sie das Prüffeld deS Wafsen-DetektorS durchschritt, war nämlich die rote Lampe nicht nur einmal, sondern mehrfach ausgeflammt! Es schien offenbar, daß sie ein ganzes Wasfenarsenal mit sich herumschleppte. Eine sofortige Untersuchung der Ver dächtigen förderte aber keinerlei Waffen zutage, sondern nur — einen Panzer von 18 starken Metallstangen, mit dessen Hilfe Minnie ihre Fülle mit mäßigem Erfolg ein zudämmen versucht hatte. Kein Wunder, daß die Ge schichte sich wie ein Lauffeuer verbreitete und jetzt ganz Amerika über den Waffensucher lacht, der so indiskrete Offenbarungen macht. Oie Burgchronik wiegt einen halben Zentner Der Kameramann, der die ersten Asta-RielsenFilme drehte. Crimmitschauer Bandmaße beherrschen die ganze Welt — Ein Gespräch mit dem Filmautor Waldemar Lydor Als eine der ersten deutschen Klein- und Mittelstädte hat sich das durch seine Textilindustrie weltbekannte Crimmitschau in Westsachsen selbst ein Filmdenkmal gesetzt Waldemar Lydor, der Drehbuchautor, berichtete unserem Mitarbeiter in einer Unterredung interessante Einzelheiten über den neuen Kultur film, der demnächst zur Uraufführung kommt. Entdeckt!! Der Schmugglerbande scheint es mulmig zu werden Eine Szene aus dem Film „Sergeant Berry", in dem Hans Albers die Hauptrolle spielt Photo: Tobis-Reisner <M.) Eine zarte Damenhand weist an einer Autokarte auf einen bestimmten, winzigen Punkt: „So groß ist die Welt, und aus gerechnet hier wollen wir unsere Urlaubssahrt unterbrechen?" — „Jawohl", antwortet ihr Begleiter, „denn von hier stammen meine Vorfahren her." Mit diesen Worten beginn! der Kultur film „Es surren die Spindeln", der vielen anderen deutschen Städten, die noch über keine eigene „Filmchronik" verfügen, ein nachahmenswertes Beispiel gibt. „Schon im Jahre 4000 v. Chr ". erzählt der Drehbuchautor Lydor, „war die Gegend um Crimmitschau, wie aus aufgesundenen Tonscherben hervor geht. besiedelt. Die Ueberlieserung der Siadi selbst aber gehl bis auf tausend Jahre zurück Auf der Crimmitschau benach barten Burg saßen früher reichsunmittelbare Ritter des Kaisers, die ihr Gesinde aus dem heutigen Stadtgrund an- stedelten und damit den Ort begründeten Ein eigens zu diesem Zweck bestellter Kulturhistoriker aus Dresden Hai fest- gestellt. daß hintereinander nicht weniger als 45 Schloßherren die Burg bewohnten, von denen der letzte die mächtige, einen halben Zentner schwere Burgchrontk in Schweinsleder an legen ließ." Als Begründer der blühenden Crimmitschauer Textil- tndustrie gilt David Friedrich Oehler, der von 1725 bis 1797 lebte. Alte Felsenkeller in der Umgebung der Stadt deuten jedoch daraus hin, daß noch im Dreißigjährigen Krieg in Crimmitschau das Braugewerbe vorherrschte Heute verfügt der betriebsame Ort mit seinen rund 30 000 Einwohnern über etwa ein Dutzend Textilfabriken, von denen nicht nur neue Stoffe hcrgestellt, sondern auch Abfälle und Lumpen zu durchaus brauchbaren Geweben wiederverarbettet werden. Besonders interessant ist, daß auch sogenannte englische Stosse, die dem ausländischen Produkt in keiner Weise nachstehen, in Crim mitschau erzeugt werden. Auch Kunstfasern, die früher aus indischen Pflanzenfasern gewonnen werden mutzten, werden jetzt in Crimmitschau sabrikmätztg hergestellt. Schließlich sind auch die mächtigen Textilmaschinen erwähnenswert, von denen manche 70 000 Rechsmark kosten. Von den Erzeugnissen der Crimmitschauer Maschinenfabrik gehen 80 v. H. ins Ausland, was gleichfalls der deutschen Devisenwtrtschaft zugute kommt. An Baudenkmälern ist neben der altehrwürdigen Burg vor allem die tausendjährige Johanniskirche zu erwähnen. Natürlich sind die Filmleute bei ihrer Dreharbeit auch aus verschiedene Kuriositäten gestoßen, wie man sie in dieser Art in einer sächsischen Industriestadt nicht vermuten würde. Da gibt es z. B. einen Crimmitschauer, der ein Paptermaß für Stoffballen erfunden hat, das in der ganzen Welt gebraucht wird. Es ist in allen Kulturstaaten durch Patente geschützt und daher in New Aork ebenso zu finden wie in Bombay, Melbourne oder Stockholm Auch verwendet man in Crimmit schau etwa fingerlange Papphülsen, auf denen die Fäden auf gespult werden. Diese Hülsen werden von einem „Uebertleister" zusammengehalten, besten Hauptbestandteil Kasein nicht einmal in heißem Wasser löslich ist und früher aus Südamerika bezogen werden mutzte So gibt sich tatsächlich die ganze Welt in dem bescheidenen sächsischen Jndusttiestädichen, das sogar Konfitürenpackungen für London liefert, ein Stelldichein. „Vierzehn Tage", fährt Lydor fort, „vergingen, bis alle diese Einzelheiten im Bildstreifen eingesangen waren. Dann war ein Kulturfilm von fast 500 Meter Länge fertig, der schon vor seiner Uraufführung einen unerwarteten Erfolg hatte. Crimmitschau erwarb nämlich das darin vorkommende Lied ,Es surren die Spindeln../, nach dem der ganze Film be nannt ist, als — Stadthymne für alle festlichen Gelegenheiten. Die Musik zu dem neuen Kulturwert schrieb Kuri Markwart, der bereits vom Rundfunk her durch seine Hörspiele und Operetten bekannt ist. An der Kamera aber stand Fuglsang, der einst die ersten Asta-Ntelsen-Filme drehte und sich später durch seine Kinderfilme einen Namen gemacht hat. Crimmit schau ist mit diesem Film dem Beispiel anderer sächsischer Städte, wie Dresden und Meisten, gefolgt, die sich gleichfalls bereits eine .flimmernde Stadichronik' angelegt haben." Ein Kulturfilm über eine kleine Stadt ist an sich keine weltbewegende Angelegenheit Er trägt jedoch dazu bei, die Allgemeinheit darüber aufzuklären, dast oft gerade die kleinen Orte in der deutschen Kulturgeschichte und Volkswirtschaft eine große Rolle spielen. Außerdem wird das Publikum hierdurch dazu erzogen, in Zukunft nicht mehr so verächtlich aus die „kümmerlichen Rester" herabzusehen. Die Klein- und Mittel städte aber schaffen sich mit den aus ihre Anregung hin ge drehten Kulturfilmen eine Ortschronik, die mindestens ebenso lange Bestand hat wie eine solche aus Papier, vabei aber nicht von trockenen Zahlen und Beschreibungen ersüll« ist. sondern das Leben selbst in bewegten Bildern darbtetet In diesem Sinne darf sich auch Crimmitschau zu seiner reizvollen Film- schöpsunz beglückwünschen, die noch in diesem Monat aus der Taufe gehoben werden soll. Kilmaneldoten Er weiß Bescheid Zu dem Regisseur Veit Harlan kommt eine ziemlich talent lose junge Anfängerin, die eben ihr erstes Filmröllchen hinter sich gebracht hat und daraus ungeheuer stolz ist: „Hier ein Zeugnis meines Arztes, aus dem hervorgehl, dast ich nicht spielen kann." „Um das zu erfahren", meint daraus Harlan, „hätten Sie sich nur an mich vireki zu wenden brauchen." Ein schlagfertiger MedikuS Viktor de Kowa fühlt sich nicht ganz wohl und geht daher zu seinem Arzt: „Auster dem Kopfweh. Herr Doktor fehl, mir eigentlich nichts. Ich arbeite wie ein Pferd, esse wie ein Wckls, bin abends müde wie ein Hund und schlase nachts wie eine Ratte!" „Hm, da hätten Sie aber zu einem Tierarzt gehen sollen!" Hochdeutsch In München suchten sie kürzlich fürs Atelier in Getsel- gasteig eine Reihe von Kleindarstellern zu dem Film „Verwehte Spuren" Sie sollten vor allem hochdeutsch sprechen können. Jeden einzelnen nahm sich der Aufnahmeleiter selbst vor und fragte ihn, wie es damit stehe. Einer nach dem andern er widerte ihm: „Ja. mei — dös glaam mir schon, des wer mer noch derpackn!" «EO? Von neuen Filmen und ihren Darstellern Maria v. Tasnady und Johannes Heesters wurden für die Hauptrolle des neuen Bavaria-Films hjDas Abenteuer geht weiter" verpslichtet. Käthe v Nagy, Paul Hörbiger. Walter Steinbeck, .Hans Junkermann, Otto Graf, Hermann Pfeiffer, H H Schau- sust, Hilde Körber. Ilse Fürstenberg. Joses Dahmen und Viktor Janson sind die Darsteller des Films „Salon wagen", mit dessen Austenausnahmen begonnen wurde. Jutta Freybe, Hannes Sielzer, Karl Manell, Hilde Hildebrand. Carl Raddatz, Ellen Banz, Jakob Tiedtke, Aribert Wäscher, Bruno Hübner sind die Hauptdarsteller des Films „Silvesternacht am Alexanderplatz" Brigitte Horney. Joachim Gottschall. HanS Nielsen. Ernst von Klipstein. Paul Westermeter. Gerhard Bienert und Willi Rose sind die Hauptdarsteller des Filmes „Auf ruhr in Damaskus", für den gegenwärtig unter der Lei tung von Gustav Ucicky Austenausnahmen in Tripolis Pattsinden.