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Oie Zugen- will mithelsen Neue Aktion der Rohftosssammlung. Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach hat zur A lt m a t e r i a l s a m m l u n g, die von der Hitler-Jugend für Tuben, Flaschenkapseln, Metallfolien durchgeführt wird, folgenden Aufruf erlassen: „Auch die Jugend Adolf Hitlers will ihre Pflicht im großen Werk des Vterjahresplanes erfüllen. Sie hilft mit, indem sie Altmaterial sammelt. Ueberall im Reich soll sie ihre Rohstoffbüchsen aufstellen, in die Tuben, Flaschenkapseln, Stanniol usw. hineingehören. Eltern, werft das Altmaterial nicht weg! Unterstützt unsere Aktion, indem ihr durch die Rohstoffspar büchsen die auch für euch wertlosen Gegenstände dem Vier jahresplan zuführt.* Dazu schreibt der „Reichs-Jugend-Pressedienst*: Mit dem Aufruf des Reichsjugendsührers zur Unterstützung der Altmaterialsammlung der Hitler-Jugend und damit des Vierjahresplanes tritt die im vergangenen Jahre ringeleitete Aktion zur Erfassung wertvollen Altmetalls in einen neuen Abschnit der Entwicklung. Im Oktober 1937 kamen die ersten Rohstosssparbüchsen der Hitler-Jugend in verschiedenen Orten des Reiches zur Aufstellung. Die verständnisvolle Aufnahme der Rohstosssparbüchse durch die Bevölkerung führte zu stän digen Neuauflagen, so daß bis heute mehr als eine Mil- lion Stück ausgegeben und ausgestellt werden konnten. Welche großen Erfolge im Verhältnis zu der geringen aufgewandten Mühe erzielt werden konnte, möge das wahllos herausgegriffene Beispiel eines Jungbannes aus dem HJ.-Gebiet Saarpsalz zeigen, der innerhalb eines Viertel jahres u. a. 479 Kilogramm Stanniolpapier und 563 Kilogramni Tuben zusammengetragen und damit einen Erlös von mehr als 200 Mark erzielen konnte. Die von den einzelnen HJ.-Ge- bieten gemeldeten Altmaterialmengen gehen in die Tausende von Kilogramm. Aber nicht der materielle Erfolg ist in erster Linie ausschlaggebend sür den Einsatz und Eiser bei der Sammel aktion. Die HI. ist sich der Wichtigkeit einer restlosen Erfül lung des Vierjahresplanes für die deutsche Volkswirtschaft voll bewußt, und sie ist bereit, auch hier — wenn auch nur aus einem kleinen Teilgebiet — ihren Idealismus und'ihre Ein satzbereitschaft in die Waagschale zu Wersen. Die neue, erweiterte Aktion wird durch die be vorstehende Neuauflage von mehreren Millionen Rohstofsspar- büchsen eingeleitet. Hierbei werden gleichzeitig die bisher ge sammelten Erfahrungen, z. B. durch die Ausgabe von Büchten größeren Formats an Stellen mit großem Matertalanfall, ver wertet und die Ausstellungsplätze durch Einbeziehung aller Behörden mit starkem Publilumsverkehr, wie Polizei-, Finanz ämter usw., vermehrt. Französische Lusiabwehrmanöver Ganze Städte und Jndustriebezirle werden verdunkelt. In den Tagen vom 4. bis 10. August werden im östlichen französischen Grenzgebiet im Departement Mosel Luftabwehr manöver stattsinden, die als die bedeutendsten der bisher durch- aeführten Manöver dieser Art bezeichnet werden. Sieben Ge schwader der 2. Luft-Diviston von Orleans,-die 200 Militär- apparate umfassen, sowie die Bataillon der 402. und 403. Flak- Artillerie-Regimenter von Metz, Laon, Toul. Straßburg und Belfort werden an den Manövern teilnehmen. Sämtliche Sied lungen der großen Städte und Jndustriebezirke werden wäh rend drei Nächten vollkommen verdunkelt und abgeblendet. Die Tunnels der Pariser Untergrundbahn sollen in Kriegszeiten bei Luftangrisfen aus die, Hauptstadt von der Bevölkerung als Schutzräume benutzt werden. Im Kriege soll über die Hälfte des 158 Kilometer langen Untergrundbahn netzes stillgelegt und als bombensichere und gasgeschützie Luft- fchutzkeller eingerichtet werden. Etwa 150 000 Personen können in den Untergrundbahnen im Falle eines Fliegeralarms unter gebracht werden. „Wer Eisen hat, hat Brot" Ein Wort Mussolinis, das mit am Anfang seines kämpferischen Werkes steht. Wir hören dieses Wort und stutzen vielleicht ob seiner Härte. Sind Eisen und Brot nicht geradezu Gegensätze? Ist das Eisen, das Schwert, nicht das Symbol des Krieges, so wie das Brot oder das wogende Kornfeld uns den Frieden verkörpern? Und den noch trifft das Wort Mussolinis den Nagel auf den Kopf. Nur der vermag die Früchte des Friedens in Ruhe zu ernten und zu genießen, der auch das Eisen besitzt, um diese Früchte zu verteidigen. Welcher Mensch wäre in Wahrheit nicht friedliebend? Ist es nicht unsere größte Freude, diesen Frieden im Kreise unserer Familie zu ge nießen? Unser ganzes Streben geht danach, uns ein un gestörtes, friedliches Heim zu schaffen. Wer aber diesen Frieden seines Heimes sichern und schützen will, wird nicht jeden in dieses Heim lassen, wird die nötige Energie be sitzen, sich sein Hausrecht zu wahren und nur die Gäste zu dulden, die ihm genehm sind. Dazu gehört das Eisen des Charakters, das sich unliebsame Nachbarn vom Zaune hält. Und jeder, der im Schoße einer großen Familie er kannt hat, wie bedeutungsvoll es ist, sich als Familie zu behaupten im täglichen Ringen, wer weiß, daß man sich hier auch täglich seiner Haut wehren muß, und daß nur der wehrhafte Mensch in Frieden zu leben vermag, wird auch für den Staat die Notwendigkeit des Wehrwillens anerkennen. Man soll bereit sein, mit jedem Volksgenos sen sein Brot zu teilen, aber man soll sich auch nicht die Butter vom Brote nehmen lassen. „Wer Eisen hat, hat Brot*, hinter diesen Worten Mussolinis steckt eine große Wahrheit! I. B. Dies und das. Die «ichtleuchteude Lampe. Tie Erfahrungen mit Quecksilberquarzlampen haben jüngst zur Herstellung einer Schwarzglaslampe geführt, die im Ge gensatz zur n ormalen Quecksilberquarzlampe einen aus Schwarz glas gefertigten Kolben aubweist. Vom Kolben wird lediglich die ultraviolette Strahlung hindurchgelassen, nicht aber das Sichtbare. Tie Schwarzglaslampe, deren Verwendung in er ster Linie für Speyialfälle in Betracht kommt, wird bald auch eine große Rolle bei per Schaufensterwerbung spielen, und zwar vor allem bei der Bestrahlung von Leuchtfarbenpla katen. Es lassen sich damit ganz merkwürdige, fast zu sagen, geisterhafte Wirkungen erzielen. Aber auch die Tatsache, daß die Lichtstrahlen der Schwarzglaslampe dem menschlichen Auge Nicht zugänglich sind, kommt der Schaufensterwerbung vor trefflich zustatten. Ebenso auch bei der Prüfung von Flüssig keiten und Stoffen, die auf Reinheit untersucht werden sol len, wird die neue Lampe werkvolle Dienste leisten. * PLA HM Die wandernde Nadel. Bor 40 Jahren hatte sich Frau Elizabeth Izzard in Here ford bei einem Sturz eine kleine Nähnadel so tief in die Hand gestoßen, daß auch mit ärztlicher Hilfe ein Heraus ziehen nicht ohne weiteres möglich war. Tie Schmerzen legten sich bald und die Verunglückte wurde durch keine Beschwerden an die Nadel erinnert. Bis sie jetzt als 80jährige durch stechende Schmerzen im — Bein an den früheren Unfall erinnert wurde. Ter Arzt konnte diesmal mit Leichtigkeit die Ur sache der Schmerzen erkennen und entfernen. Es war die 40- jährige Nadel, die durch den ganzen Körper gewandert ist uiw nunmehr durch die Wadenhaut wieder ans Tageslicht kommen wollte . » Veim Scheibenschießen traf er den Soh«. Ein tragischer Unfall ereignete sich in einem ungarischen Städtchen beim Scheibenschießen. Ter Schuldirektor Rutter traf bei einem Fehlschuß seinen 14jährigen Sohn, der 50 Meter hinter der Scheibe Patronenhülsen suchte. Noch am gleichen Tag« starb der Junge an den Folgen der Verletzung. Dreijähriger al« »blinder Passagier". Tas Ehepaar Aldridge in London konnte nicht genü gend aufpassen auf sein nicht ganz dreijähriges Söhnchen Timothy, das bei jeder Gelegenheit auszureißen versuchte. Ter kleine Erdenbürger hatte permanent den Wunsch, sich die WAt allein anzusehen. Schon wiederholt war er heim lich der Mutter aus der Wohnung davon geschlichen und dann einige Stunden später irgendwo auf der Straße aufge- grifsen morden. Dieser Tage brachte er nun ein Meister stück fertig, das wohl allein dastehend in der Welt sem dürfte. Ter kleine Knirps, dem es wieder gelungen war, un bemerkt aus der Wohnung hinauszukommen, tippelte zur nächsten Omnibushaltestelle und kletterte dort mit einer frem den Frau zusammen in den Omnibus hinein. Ja, er setzt: sich sogar nÄen diese Frau, als wenn er zu ihr gehörte. Infolgedessen nahm der Schaffner von dem kleinen Fahrgast, der ja noch umsonst mitgenommen wird, keine NoOz.Als die Frau nach einiger Zeit an einer Haltestelle ausstieg, da dachte unser Timothy aber noch gar nicht daran, das Fahr zeug zu verlassen Tas Fahren im Auto war ja gerade für ihn der höchste Genuß. Also wechselte er den Sitzplatz, setzte sich neben eine andere Frau, die ebenfalls nur flüchtig Notiz von dem Kleinen nahm. Auch diese Frau stieg bald darauf aus, und 'wieder machte sich auch Timothy auf die Beinchen um sich neben eine dritte Tame zu setzen. Da end lich erregte er doch die Aufmerksamkeit des Schaffners, Ti mothy wurde nun der nächsten Polizeistation übergeben. Ter Omnibus hatte aber bereits zwanzig Kilometer zurückgelegt, und der kleine blinde Passagier war glücklich über sein Aben teuer. * Peinliches Badeabeuteuer i« Schwede«. Splitternackt führ dieser Tage ein deutscher Tourist vor einem Stockholmer Kaffeehaus im Auto vor. Er wollte nicht für Nacktkultur demonstrieren, sondern war das Opfer seines Glaubkns an die sprichwörtliche Ehrlichkeit der Schweden geworden. In der Nähe Stockholms hatte er an einer men schenleeren Stelle des Strandes sich zu einem Schwimmbad in den blauen Ostseewellen verleiten lassen. Er hatte keine Badehose mit. So legte er vertrauensvoll seine Kleidung im Strand sand nieder und teilte dann mit Schwimmstößen die Wogen. Ter Strand blieb aber leider nicht ganz menschen leer. Irgendein Wandersmann muß wohl die Badestelle pas siert und an dem tadellosen Anzug Gefallen gefunden haben. Als unser Schwimmer frostig ans Ufer stieg, fand er nicht einmal mehr ein Taschentuch, um seine Blöße zu bedecken. Er wan derte im Adamskostüm an die Landstraße und winkte verzwei felt den vorbeifahrenden Autos zu. Viele Kraftfahrer be schleunigten ihr Tempo, als sie den anscheinend wahnsinnigen nackten Mann am Straßenrand mit wilden Gesten schreien hörten. Endlich erbarmte sich der Fahrer eines Privah- kraftwagens des Unglücklichen und brachte ihn in das Kaffee haus, in dem er seinen Koffer untergestellt hatte. In den langen Kittel des Kochs gehüllt, konnte der Tourist seinen Koffer öffnen — mit Hammer und Stemmeisen, denn die Kofferschlüssel waren ja in dem gestohlenen Anzug geblieben. * Nagze«g «>d Schiff zusammengestoße«. Ein ungewöhnlicher Unfall hat sich in der Nähe des norwegischen Lufthasens bei Greßbotmen ereignet. Ein Was serflugzeug der norwegischen Luftphotogefellschaft, das dem nächst Kartenlegungsarbeiten für Spitzbergen aus der Lust durchführen soll, hatte einige Probeflüge gemacht und ging auf das Wasser nieder. Als das Flugzeug noch in ziemlich starker Fahrt war, stieß es mit dem dort regelmäßig ver kehrenden Passagierdampfer zusammen. Zum Glück ist die ser Zusammenstoß ohne schwere Folgen geblieben.. Ter Pro peller des Flugzeuges ist zerbrochen, auch der Bug des Tamp- fers erlitt nur leichte Beschädigungen, und von den Passa gieren des Dampfers kam niemand zu Schaden. Der Flug zeugpilot kam mit einigen Schrammen davon, während sein Begleiter eine leichte Gehirnerschütterung davontrug. .s« «MW MM richt' Roman von Anni Schmidt v. Schmidsselden. 11. Fortsetzung. „Gewiß, das nehme ich auch an. Aber ohne größere Geldmittel und das nötige Gepäck kann man nicht weit kommen. Selbst wenn sie bereits einen Auslandspaß be sitzen sollte, was ja möglich ist, mußte sie zuerst nach Wien, wo sie ihre Habe hat. Ist sie so abgereist, kann sie nur einen Personenzug benützt haben, denn seit dem Begräbnis ging kein Schnellzug ab. Der nächste ist der Nachtexpreß — den auch ich benutzen werde. Er überholt die Personenzüge und kommt morgens vor ihnen in Wien an. Entweder benützt auch sie ihn, oder sie kommt kurz danach mit einem Perso nenzug an. Jedenfalls werde ich sie bei der Schwester fin den." „Und wenn sie nicht dort ist?" „Werde ich wohl durch die Schwester erfahren, wo ich sie zu suchen habe. So viel ich weiß, ist die Schwester an einen Polizeibeamten verheiratet; ich nehme also an, daß es anständige Leute find, die sich gewiß nicht zu Mitschul digen machen werden, wenn sie hören, worum es sich han delt." „Du hastrecht, es ist das klügste, was du tun kannst, sofort nach ÄZien zu reffen. Den Haftbefehl werde ich dir gleich ausstellen." Wasmut trat an den Schreibtisch, nahm ein Formular und füllte es aus. „So, da hast du. Nun will ich noch meiner Wirtschaf terin sagen, daß sie dir etwas Proviant für die Reife vor bereitet." „Unnötig. Ich habe gar keinen Appetit." „Egal, der wird unterwegs schon kommen." Hempel saß noch immer kleinlaut und gedrückt da und starrte grübelnd vor sich hin. Als der Freund ihn ansah, hob er ein wenig den Kopf. „Weißt du schon etwas wegen Meierhofer? Ich glaube zwar bestimmt, daß wir in der Rehberger die Täterm an- jprechen müßen, aber man soll trotzdem auch andere Mög lichkeiten nicht aus den Augen lasten. Mir ist eben einge fallen, daß die Rehberger den Schlüssel immerhin auch durch einen Zufall erlangt gaben kann." „Du meinst, im Wald gefunden? Höre, das wäre aber doch ein so außerordentlicher Zufall, daß man ihn gar nicht in Betracht ziehen kann. Du selbst hast doch auch nach dem Schlüssel im Wald gejucht..." „Ich kann ihn trotzdem übersehen haben." „Nein, nein, Silas, bedenke doch auch das Nachfbl- gende... den Pfeffer, den sie dir in die Augen warf! Das ist die Tat einer Verzweifelten und mehr Schuld- deweis als selbst der Schlüße!." „Ich meine nur so... Das Mädchen macht sonst so gar nicht den Eindruck einer Mörderin! Eher... aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet: wie steht es mit Meierhofers Alibi?" „Ich weiß noch nichts Genaues, muß erst Köblers Be richt adwarten. Dieser ist heute morgen hinauf nach Stein höh gefahren. War der Baron übrigens beim Begräbnis?" „Nein." „Gab es sonst etwas Bemerkenswertes dabei?" „Nein, nichts Besonderes, die Braut wurde am Grab ohnmächtig und die Rehberger lächelte höhnisck dazu. Dr. Hagen hatte eine junge, sehr hübsche Dame bei sich, die seine Verlobte sein soll. Die Leute sagten, sie sei Lehrerin im Fabrikviertel und der Onkel solle gegen die Verbin dung gewesen sein, weil es ihm eine zu armselige Partie für den Neffen dünkte." Hempel sagte es eintönig und zerstreut. Seine Gedan ken waren offenbar mit anderen Dingen beschäftigt. Dann blickte er aus die Uhr und erhob sich. , „Ich muß nun gehen." „Wie — jetzt schon? Es ist ja kaum halb neun. Der Schnellzug geht erst um >412 Uhr. Wir können ruhig noch zu,ammen Abendbrot eßen." „Nein, bitte entschuldige mich, ich habe vorher noch einen Weg " Er ließ sich nicht halten, sagte auch nicht, wohin er noch gehen wollte, und empfahl sich kurz von dem Freund, das Proviantpäckchen, das ihm dieser aufnötigte, gedankenlos in die Tasche seines Ueberrockes schiebend. In der Tat war er zerstreut und von einer inneren Unruhe erfüllt, die er sich selbst nicht erklären konnte. Aber es war trotzdem so: er war zu Dr. Wasmut gekommen, mit der nabe-m sickeren Ueberzeuauna. in Lilian Rehberger Druck und Verlag von Lmil Hannebohn in Eibenstock. Lie Täterin gefunden zu haben. Und nun auf einmal zwei felte er daran, zweifelte trotz der Tatsachen, die unwider leglich für ihre Schuld sprachen. Woher auf einmal dieser merkwürdige Umschwung? Es hatte sich inzwischen doch nicht der allerkleinste Umstand ergeben, der ihr Eindringen in ein amtlich verschloßenes Haus, den Besitz des Schlüssels und die mit Gewalttätigkeit verbundene Flucht irgendwie in milderem oder gar in harmlosem Licht hätte erscheinen laßen können? Dennoch — je mehr er über die Sache nachdachte, desto stärker erhoben sich Zweifel in ihm. Immer sah er das starre marmorweiße Gesicht vom Friedhof vor sich, hörte das erschütternde Weinen am Grab. Das war eine andere Lilian Rehberger gewesen als die Einbrecherin von Villa Waldhaus, die ihm Salz und Pfef fer in die Augen geschüttet. Und er wußte zu wenig von dem Mädchen, um ent scheiden zu können, welches Gesicht das wahre, ihrem We sen entsprechende war. Da war ihm vorhin der Gedanke gekommen, an der Stelle Auskunft über Wesen und Charakter Lilians ein zuholen, wo man sie am besten kennen mußte: im Theater. Die meisten ihrer ehemaligen Kollegen und Kollegin nen waren noch in G. angestellt, und heute gab man ge rade „Gräfin Mariza", also mußte um diese Stunde das Personal im Theater weilen. Silas Hempel begab sich also nach dem Opernhaus. Er begann seine Erkundigungen in den Garderoben und beim Theaterdiener, dem er von seinem letzten Fall, der ihn nach G. geführt, bekannt war. Er sprach durch dessen Vermittlung mit Thoristen, Cho- ristinnen und Tänzerinnen, wurde einzelnen Solospieler» vorgestellt, die seinerzeit besonders mit der Rehberger be freundet gewesen, und sprach zuletzt in der Direktionskanz, lei vor, wo er auch einen Kapellmeister traf, mit dem Lilia» Rehberger durch eineinhalb Jahre ihre Partien einstudierl hatte. Ueberall gab er als Grund den Auftrag eines Herr» an, der sie heiraten wolle, auf Wunsch seiner Familie aber vorher Auskunft über sie einholen möchte, obwohl er selbst nicht den mindesten Zweifel an der Tadellosigkeit ihres Charakters hegt. Fräulein Rehbergers frühere Beziehung"- zu Herrn Livius seien dem Herrn übrigens bekannt. (Fortsetzung folgt.j