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Sonntag Beobachtungen des Zeitung-geiste-. Einer recht verhängnißvollen Redensart be egnet man leider nur allzuhäufig im Kreise junger Mädchen und Burschen. Es heißt da, sobald sich ein Mädchen oder ein Bursche früher verabskhieden 111-ill,l als die Anderen etwartetjspabem » - sp « m »He, was fällt Dir denn ein, warum willst Du schon fort, bleib’ doch noch ein Weilchen. Oder brennt’s bei Dir zu Hause, siehst D u etwa gar fo sehr unter der Zuchtruthe, daß Du Dich nicht ohne besonderen Urlaub riihren, Dir keine Erholung, keine Freude gönnen darfst?« Die also Befragten äußern sich meist in unklaren Worten, die Verlegenheit, die der Hohn i-.—.- Frager hervorruft, macht sie unsicher-« Selten sindet ein Mädchen oder ein Bursche den richtigen, wenigstens der Mehrzahl der Frager gegenüber richtige.. Weg, selten besitzt Eine oder Einer den Muth, die indiscrete Frage und den Hohn mit der Begründung zurückzuweisen, daß sie versprochen haben, zu einer be stimmten Zeit zu Hause zu sein und daß sie unter allen Umständen entschlossen sind, ihr Versprechen zu halten Gegen einen Menschen« dem trotz seiner Jugend und Uneriahr:««- heit die Erfüllung eines Versprechens heilig ist, wagt man wohl cuj Serunden oder Minuten brutale Bemerkungen ins Feld zu führen, aus die Dauer wiirde die unlautere Kraft der lauteren von Pflichtgefühl Piurchdrungenen Kraft weichen müssen, ja, sie würde ihr völlig er egen. . Ader-, wie schon gesagt, es findet selten Jemand den Muth H zu rechter Ideit als lautete Kraft zu zeigen und zu behaupten. Daher kommt et, aß die Mädchen und Burschen, die von ihren Freunden und Bekannten von dem geplanten Aufbruch zurückgehalten werden, stch auch zurückhalten lassen. Da, wo die Aussicht auf den weiteren Genuß des Vergnügen« und der Unterhaltung nicht lockt, wirkt der Hob ·i entscheidend-«A · « , J Jnsbesondere möchte tein Mädchen und teiner der Burschen zu geben, daß sie noch unter dem Neginient der Eltern oder unter detn Regirnent ihrer Lebrs und Brodberren stehen, im Gegentbeil, sie mischten dartijnm daß ihnen die eigene freie Verfügung ggiattet ist. Zu diesem Zwecke folgen sie nicht nur der Einladung »no ein Weilchen« zu bleiben, sie bleiben sogar itber Gebiibr lange, so lange, daß sie sich schließlich fürchten - beiin zu geben. Es muß jedoch sein, denn, w e der Voll-wund spricht: sie sind zu Brode gewöhnt. Unterwegs fallen ihnen natürlich die Sünden des Ungeborsamis und der Wortbriichigteit schwer aqu herg; vielleicht würden sie Reue empfinden, reuige Thriinen dergieszen und inc Geiste bereits die Bitte tun Verzeihung gestalten, allein es gesellt sich eine ganz erbärmliche, Eber-all gehakåe und doch iiberall anfgnotnrnene nnd’dnrchgefiitterte Lands-riet Jst-r öddie Lüge, zu ihnen. ie fitistert dem Mädchen oder sur-f s t: »Hei nicht dumin nnd ängstige Dich nicht ab. Du erzäblst, Du M Dich verlaufen, oder Du wärst displich unwodi geworden. se fremde-giebt am besten. hat der Vater, die Mutter bat der berr schon den Stock sur hand, will dersDienstbero oder die M Essig schelten, Dich womägiich auf der stelle fortschickew dacht-te achricht von einer j’ n Ertraan werden Illle ent- M Dergis nur nicht ein re t ist-Intervall Gesicht ei tut-Fern II nnd der sit schwanken, als ob u Dich nicht mehr auf n s sen erhalten tsnntesi und die Sache wird ganz prächtig oerlouxenk lin Den ein paar Stunden früher der dat- alsche Obr . , .., WWOQIMWM 5509«... Hmks EMS Herbst-« Redaction von Stlvla Braut-, Dre S d es. Mit ihr ausgerüstet, tritt das Mädchen und der Bursche vor die Eltern, vor die Lehr- und Dienstherren und berichtet eines jener Märchen, dem erfahrene Leute wohl ein Mal, ein einziges Mal Glauben beimessen, oder richtiger ausgedrückt, Glauben beizumessen scheinen, weil sie ohne genaue Prüfung Niemand Unrecht thun möchten; im Wiederholungssalle aber fällt das Märchen vor dem strengen, forschenden Blick, den sie auf die Ungehorsamen, Pflichtvergefsenen und obendrein noch Unwahren werfen, in sich selbst zusammen. Jch brauche wohl kaum zu schildern, welche Unannehmlichteiten,’ welcher Verdruß und Mißmuth dem Ungehorsam, der Pflichtvergessen heit und der Lüge entwachsen. Das liebevollste Einvernehmen zwischen Eltern und Kindern, die freundlichsten Beziehungen des Lehr- und Brodherrn zu seinen Pflegebefohlenen und Untergebenen werden durch diese abscheulichen Untugenden gelockert, wenn nicht gelöst; das Vindemittel ~V e r t r a uen«, das die ganze Welt, die ganze Mensch »heit verknüpft, ohne dessen Vorhandensein das Wort, das Versprechen leerer Schall, Gedanlenaustausch nicht mehr als Papageiengeschwäh ist, wird oerunglimpft, zerstört. Warum? · Weil es etlichen Personen, welche mit dem Ungehorsam, der Pflichtverletung und der Lüge liebäugeln, angenehm war, Ge sinnungsgenossen, Mitschuldige zu erziehen, weil sce ihre von Hohn gewltrzts Ueberredungskunst erproben, ihrer Schadenfreude den Ce nuß bereiten wollten, die Bilder auszumalen, die mit dem Empfange du verspätet heimkehrenden verknüpft sind. .Daß diese Bilder nicht immer glücklich verlaufen, wer bedenkt i;3. Sic, die junge· Mädchen nnd Burschen durch die schlau be rechnete Redensart: »Du stehst wohl recht unter der Zucht ruthe« zurückhalten, rechtzeitig nach hause zu gehen, und s ie, die sich aus falschem Ehrgeiz, aus falschem Schamgefiihl und aus Feig heit abhalten lassen, mögen mir auf ein paar Augenblicke zu einein Bilde-folgen · «» - 4 · 4 » ! Auf der einen Seite sehen wir einen im Lichterglanz strahlenden Ballsaal, daneben ein Gemach, in dem gezecht wird. Unter den Zechern bemerken wir einen Jüngling von achtzehn Jahren. Er hat wiederholt versucht dem Zechgelage, den schmeichelnden strafen der Ballmusik zu enteilen. man hielt ihn durch die oben erwähnte Redens art zurück und er bleibt, bleibt, irohdent er weiß, die Mutter liegt daheittntfchlper krank. «sp » » « A ! Die gute Mutter-, sie hat ihn mit den schmalen, bleichen Händen noch die Cravatte gebunden, damit ihr Junge zu seinem Verein-halt ja recht hübsch aussehen, den Mädchen recht gefallen sollte; sie hat ihm zitternd vor Schwäche das Haar gescheitelh die Handschuhe singe-seiten o, sie wird nicht böse sein, fie- wird nicht z·rnen, wenn er etliche Stunden länger verweilt, als besprochen war.- » Dem Tanzfaal und der Zechftude gegenüber erblicken wir ein( ander-eh eindiistexes Bild. 4 , , . « Ja matt erhelltem Krankenzimmer, am Bett der Gattin steht ein von Unruhe gefeltetter Mann; die Atheinziige der Kranken werden immer kürzer, das in abgerisseneåc Worten kam-gegebene Beet-mein nach dem Sohne wird immer bring Gek, der Mann fitdlh daß h et bald ein mutet Leben erlischt un doch kann er die M nicht allein’ lassen, er kann nicht einmal Jemand nach dem Sohne schicken, die lltanke klammert steh an feinen stin. MW VIERTER-II a,s , » « 2. October» einmal nennt sie fehnsuchtzvall seinen Namen dann ist der Todes lampf vorbei. Als der Sohn beim Morgengrauen ins Zimmer tritt und der Vater schweigend aus die lehlose Gestalt deutet, da übermannt ihn das Bewußtsein seiner Schuld, da flucht er heimlich den bösen Geistern, die ihn heeiuflußten, dn flucht er Benen, die ihn um den legten Ah schiedsgrusz, um den Segen der Mutter gebracht haben durch ihre Ueberredungstiinste, durch ihren Hohn, ihren Spott.— « Viele, sehr viel ähnliche Bilder kann ich auch den Männern vor führen, die in lustiger, wenn nicht gar in lockerer Gesellschaft bemüht sind,Familienvöter und jung Verheirathete von der rechtzeitigen und obendrein auch versprochenen Heimkehr abzuhalten. Sie wenden hier zu gewöhnlich die Redensart an: »Der kann nicht bleiben, sagt nur gleich garnichts, der kriegt haue, wenn er zu späte kommt, der hat keinen Hausschliisseh der steht unter dem Pantofer Wissen Sie, meine herren, die Sie mit diesen höhnischen Redens arten recht schnell zur Hand sind, was Sie sür Herzeleid anrichten, welche ehelichen Zanlscenen, welchen Hader, welchen Unfrieden Sie über zwei Menschen, ja oftmals iiher eine große linderreiche Familie heraufbeschwöreni « - Während Sie den Gatten durch Ihre plumpen, längst ver brauchten und doch leider bei schwachen Charakter-en immer wieder wirksamen hinweise auf den Pantoffel, an den Spieltisch- an den Bierttsch fesseln, ihn zu rasch improvisirten Rachtpartien verleiten, sitt die Gattin zu hause und wartet, und wartet mit glühenden Wanzen und heißen Augen. ine Stunde nach der anderen schlägt, es. wird Mitternacht, sie harrt noch immer vergeblich; et schlägt ein-, zwei Uhr schlägt’s —- endlich kommt er und sie geht ihm mit der Lampe entgegen. Anstatt der geduldigen Frau einen liebevollen Gruß zu bieten, sie um Entschuldigung zu bitten, herrscht er sie, die ihn ja, wie die Leute argwöhnen, unter dem Pantossel haben soll, gereizt an: ·- »Ur-trittst Du Dich nicht ins Bett, weshalb wart-it Du deunk W llst mir wohl eine Gardinenptedigt halten, weil ich tin bischen länger msbliebf Ra, was Dit’s nicht, sonst werde ich laut, miickcht stiegst Du nich-i unter den Pantoffel, mich n .« - , Selbstverständlich hört vie Frau die Cinflüsternngen deckenhm »in beten Gesellschaft ihr Watte weilte, sofort heran-, aber ver mag diese Einktllsterungen nicht von der Person ihres Gatten In trennen, sie fä ihnen zum Opfer, sie weint, sie beinannett ihr tr ises Los-, bis die Kleinen in ihren Kettchen aufwachte-, vie »die ist-get Böses, wenn ein Ranbvogel des Nachts am Rest- vorübetsiiegt nnd ängstlich forschen warum Mütter-then weint. Papa ist doch be, da M doch kein Dieb, kein Räuber kommen und der Manu- oder M Musikng seit-scheint . M Jljt unfchuldivnllen Oc«bnu"mngslnfen, vie Räuber, die Diebe Ins nicht direct ins Gemach gedrungen, sie sind strasempeii entfernt, Hq haben auch kein Gelt-, keinen Schmach keinen Gegenstand von metettellemwetth gereut-is nur ein Fünkchen Liebe, nur ein Fünkchen Vertrauen und den Frieden haben sie in grausamer Weise ertrer - BERLIN-FULL Fiwuämichn am Scham steht aus . e e e en r M- Js-. feil icmeer, W die W der unglitcklicea MYH V und bittrer- «,Åi.endräsen der dquäeuoÆßtM Wxgkkz Ase - DER-LI» El .l.l,,»«- « ’.. Is. . Ins-p- :-; I- E 111