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Livingstone geht nach Afrika Ich weiß nicht, ob es anderen Buben ähnlich ergangen ist. wie jenem Buben, der, als er bei seiner Jugendlektüre mit heißem Herzen dem Vormarsch Stanleys in den dunk len Erdteil Afrika folgte, in das unendlich große, un bekannte und unerforschte Land, um Livingstone zu suchen, der als verschollen galt, und mit Stanley zu der Stelle kam, wo dieser den Forscher fand. Es war wie ein kalter Wasserstrahl auf das heiße Bubenherz, der sich dieses Zu sammentreffen als einen Ausbruch unbeschreiblicher Freude auf beiden Seiten vorgestellt hatte, als nun Stanley nichts anderes zu sagen wußte: „Dr. Livingstone, wie ich vermute?-, und dieser Dr. Livingstone keine andere Ant wort fand als ein kurzes ,Ha". Aber die Enttäuschung war der Anlaß für den Buben, sich etwas näher mit englischem Wesen vertraut zu machen, und diese Arbeit hat ihn dann zu allerhand Erkenntnissen geführt. Doch zurück zu Stanley und Livingstone und vor allen Dingen zu David Livingstone, dessen Geburtstag sich am IS. März zum 125. Male jährte. Es ist seltsam, daß das Schicksal den zwei Männern, die sich am 10. November 1871 in Udschidschi am Tanganjikasee trafen, in einem dabin nur von ihnen als den ersten Weißen betretenen Teil Afrikas, einen ganz ähnlichen Jugendweg vorgezeich- net hat. Beide stammten aus den ärmlichsten Verhält nissen; Stanley war der Sohn einer armen wallifischen Dienstmagd, Livingstones Vater war Fabrikarbeiter in der schottischen Industriestadt Glasgow. Beide, Stanley und Livingston«, haben sich aus der Dürftigkeit ihrer Jugend emporgearbeitet zur Freiheit der Wissenschaft, aber wäh rend der Schotte still versonnen seiner Lebensaufgabe nach ging, trat der Walliser, nicht minder tüchtig, nicht minder arbettsam und nicht minder opferbereit, in das Helle Licht der öffentlichen Meinung. Und daß dieser den Schritt mn konnte, dazu hat ihm jener verhalfen. Livingstone hatte in seiner Jugend in einem Missions- traftätchen von der missionarischen und kulturellen Leistung des deutschen Missionsarztes Gützlaff in China gelesen. Gützlaff wurde sein Vorbild. Um es erreichen zu können, das wußte der junge Mensch, der schon früh als Spinner in einer Glasgower Fabrik arbeitete, mußte er eine wissen schaftliche Bildung haben. Die Vorbildung dazu erarbeitete er sich durch eigenes Studium und durch Besuch einer Abendschule in der Freizeit, und das Geld ftir das winter liche Studium verdiente er jeweils im Sommer. Aber dann war es soweit. Livingstone hatte eine theologische und eine medizinische Ausbildung. Nach China zu gehen, das verbot der damals gerade ausgebrochene Opiumkrieg, so ging Livingstone, 27 Jahre alt, als Prediger der Lon doner Evangelischen Gesellschaft nach Afrika. Von der Algoa-Bai aus drang er 1841 inS Innere des Schwarzen Erdteils vor, und blieb dort bis zum Jabre 1856 ununter brochen, länger als eS je ein Weister dort auszuhalten pflegte, „den ärztlichen Beruf ausübend und den christ lichen Glauben predigend*, wie er selbst schreibt. Living stone verstand es ausgezeichnet, mit den Eingeborenen um- Mrtrtob: Skmmnveriaa L L H. Neeser, ». u». L. Stavatt 103. Fortsetzung. Man hatte Ada auf Isabels Bett gelegt, und nachdem der Beamte gegangen war, sagte der Professor: „Ter Mann kann nicht anders handeln, aber —* „Es ist meine Schwester." Ada öffnete die Augen, sah sich um und schrie dann laut: „Georg, wo bist du?" Da er mit dem Professor sprach, hatte er ihr den Rücken zugekehr!. Toch eilte er zu ihr, kniete neben ihr, und sie preßte sich an ihn. „Georgi Mein lieber Georgi" Vorläufig war dieses Erkennen das einzige, was r» ihr lebte. Dann richtete sie sich auf, blickte sich um mit großen Augen, aber Augen, die wieder klar waren. Sie stieß abermals einen Schrei aus, wahrend Entsetzen, Grauen, Angst auf ihrem Gesicht wechselten. Dann schlang sie beide Arme um Georg. „Wüßtest du, waS ich erlöst Habel Ahntest du, waS mir geschehen." „Nun aber ist alle« gutl Nun bist du wieder gesund und geborgen. Jetzt bringe ich dich zu Will, der sich na menlos um dich grämt." „Will?" Ein verträumte« Lächeln umspielte ihren Mund. „Roch mehr will ich dir sagen. Unsere Mutter ist unterwegs, wird dich in wenigen Tagen m ihren Arme« halten." „Mutter?" llngläukng klang ihre Frage, dann cHer sank sie in die Kiffen zurück. »Ich bin so müde, so unendlich müde! Laß mich schla fen, aber bleibe bei mir! Laß meine Hand nicht los!" Während ihre Augen sich auf Minuten schloffen, griff der Professor zu seiner Tasche und machte ihr schnell eine Einspritzung. „Sir muß Niche haben. Sie muß fest schlafen, wäh- rend wir sie zu mir bringen. Ich glaube, wenn sie dann erwacht, wird auch die Erinnerung wieder da sein." „Nicht wahr. Sie glauben mir, daß es me.ne Schwe- , st« ist?- „Ich bm dm«« -»erzeugt.' zugehen, er muß überhaupt der geborene Forscher gewesen sein. Vom Gebiet der Bedschuanen, zuerst am Südrande, dann am Ostrande der Kalahari, wandte er sich nach Nor den, und er war der erste Weiße, der das unbeschreibliche Wunder der Sambesifälle sah. Kurze Zeit war Livingstone dann in Europa, hoch geehrt, aber der Drang des For schers, der in ihm erwacht war, ließ ihn nicht ruhen; er ging 1858 wieder nach Afrika und erforschte bis 1864 das Sand zwischen Sambesi und Njassasee. Bei dem Vorstoß ins Njassaland war Livingstone an das große Problem der Rilquellen gekommen, das jahrtausendealte Geheim nis, das ihn jetzt beschäftigte. Freunde brachten die Mittel auf, um eine neue Reise zu den Quellen des Nils zu er möglichen. Westlich vom Tanganjikasee, wo es nach der Auskunft der Eingeborenen andere Seen mit Abflüssen nach dem Norden geben sollte, vermutete Livingstone den Urnil. So wanderte er den Rowuma aufwärts, dem Tanganjika zu, und entdeckte neue Flüsse, neue Seen, neue Berge, neue Völker. Livingstone war besessen von dem Schwarzen Erdteil. Kunde von ihm war nicht mehr zur Küste gelangt. Seit 1866 galt er als verschollen, als viel leicht tot. Der amerikanische Zeitungsverleger witterte hin ter Livingstone und seiner Entdeckerreise nicht nur eine gute Story, sondern auch ein gutes Geschäft. So schickte er seinen Reporter Stanley aus, der sich im damaligen spanischen Bürgerkrieg einen guten Namen gemacht hatte — er galt als rücksichtslos und zäh und als guter Orga- nisator, und war mit viel Geld und allen Hilfsmitteln versehen. Stanley gelang das Wagnis, er fand Living- stone. Ob Livingstone sehr darüber erfreut war? Nach sei nen Tagebüchern will das nicht scheinen. Er jedenfalls blieb kühl bis ans Herz hinan. Er ließ sich viel erzäh len aus der Welt, die ihm fremd geworden war, ihn inter essierte immerhin noch, daß aus Preußen und den süd deutschen Staaten das neue Kaiserreich entstanden war und Napoleon seinen Thron verloren habe, er nahm auch die Post und allerhand nützliche Dinge, die ihm Stanley mit gebracht hatte, aber er blieb, wo er war. Zurück nach Europa wollte er nicht mehr. Er starb am 1. Mai 1878 in Jlala am Bangweolosee. Seine treuen Schwarzen tru gen den einbalsamierten Leichnam an die Küste, nachdem sie das Herz in afrikanischer Erde beigesetzt hatten. 3n vier Tage« von England nach Neuseeland Der englische Flieger Clouston ist in knapp vier Tagen von England nach Neuseeland geflogen und hat damit den bisherigen Rekord der neuseeländischen Fliege rin I e a n B a t t e n von elf Tagen also um beinahe eine Woche unterboten. „Wilhelm Gustloff" zur ersten Probefahrt ausgelaufen. Weltbild (M). Das erste Schiff der m'lcn KdF.-Flotte „Wilhelm Gustloff" lief zu einer Werftprobefahrt von Hamburg in die Nordsee aus. Das stolze Schiss beim Verlassen des Hafens. . Ada wurde « einen rasch telephonisch herangerufenen Krankenwagen gehoben. Der Professor, Georg und Isa bel nahmen neben ihr Platz. In schneller Fahrt brachte «an sie in das Sanatorium und wies ihr einen Hellen, freundlichen Raum in der Abteilung der Rekonvaleszenten an, die vom Feuer unberührt war. „Wie lange wird sie schlafen?" ' „Noch einige Stunden." „Und ich muß in dieser Nacht nach Neuyork!" Ta nahm zum ersten Male Isabel das Wort. „Ich bleibe bei ihr." Georg sah sie an, ergriff ihre Hand. „Wie soll ich Ihnen sanken? Sie, Sie ganz allein —" E>r hatte fast wie ein Knabe laut aufweinen müßen, und sie strich ihm rasch mit der Hand über die Stirn. Sie antwortete nicht, aber in dieser Bewegung, in dem Blick ihrer Augen lag mehr als in unzähligen Worten. Es wurde Nachmittag, ehe Ada erwachte. Ihr erster Nick galt Georg. „Wo bin ich?" „Tu bist krank! Tu bist in einem Sanatorium." „Ach, Georg!" Wieder trat das Entsetzen in ihre Augen. „Nicht jetzt! Nicht jetzt sprechen! Ich weiß alles, alles das Furchtbare, was du erlitten hast!" „Du weißt?" „Jetzt darfst du an nichts denken als dam«, daß nun alles gut wird." „Aber, du bleibst bei mir?" „Ich muß m dieser Nacht noch Neuhork sich«», »m Mutter zu holen." „Ich kann nicht allein sein." Isabel beugte sich über sie. „Ich bleibe bei Ihnen." Ada blickte sie an. „Wer sind Sie? Sie haben so gute Angen!" Da nahm Isabel sie in ihre Arme und sagte ganz schliß: i. „Ich heiße Isabel Mac Clean und bin Georgs Braut. Georg zuckte zusammen: ccker ein Blick Isabels ließ ihn schweigen, während Professor Lindsway einen fragen- den Mick von ihr zu ihm gleiten ließ und dann nickte. Wie war es möglich, daß ein einfaches, schlichtes Krankenzimmer sich plötzlich in ein Paradies verwandelte? Der Professor wurde abgerufen kam bald wieder zurück. „Es find drei Herren vom Gericht da." Ada zuckte wieder zusammen. Sie war ja bei Verstand und hörte diese Worte, die sie erinnerten. „Es ist nichts Schlimmes. Die Herre» wollen sich nur überzeugen, daß Sie wirklich Miß Ada Thomas sind." Während die Herren eintrateu. klammerte sich Ad« wieder ängstlich an Georg. „Wer sind Sie?" „Ich bin Ada Thomas." „Woher stammen Sie?" „Aus Dresden! Ich bin nach Amerika gekommen, um meinen Vetter, den Reverend Will Thomas m Joseph City, zu heiraten." Tie Antworten kamen ohne Stocken, und doch war es, als ob Ada sie aus der Tiefe ihres Besinnens bervorhole« müßte. „Wer sind Sie?" „Ich heiße Georg Thomas und bin der Vertreter der deutschen Firma des Kommerzienrats Hengstenberg in Chikago. Hier ist mein Paß." „Sie beschwören, daß diese Tame" — er nannte Ada nun schon so — „Miß Ada Thomas, Ihre Schwester ist?" „Tas kann ich beschwören. Ich bitte Sie auch, dieses von uns beiden in Amsterdam und dieses in Dresden cmf- genommene Bild zu vergleichen." Isabel hatte ihm die Photographien gegÄen, die der alte Herr jetzt sorgfältig verglich. Professor Lindsway mischte sich ein. „Ich habe oem Wiedererkennen zwischen Bruder und Schwester beigewohnt und kann als Arzt bestätigen, daß dabei volle Wahrheit herrschte." Ter Richter erblickte jetzt die junge Dame, imd diesi sagte: „Ich bin Isabel Mac Tlean." „Ich habe die Ehre, Miß Mac Clean zu d-mwn." „Gewiß, Sir!" „Darf ich mir die Frage erlauben, in welchem Ber- hältnis Sie zu diesen Vorgängen und Personen siehe«?" Isabel antwortete ruhig: „Ich bin die Braut des Misters Georg Thomas Hobe zuerst meine Schwägerin Ada gefunden." Zum zweiten Male bekannte sich Isabel laut M Georg. Das erstemal war es geschehen, um Adas Vertrauen zu gewinnen, jetzt geschah es, weil sie wußte, daß dieses Be- kenntnis in den Augen des Richters für Georg Thomas die beste Legitimation war. „Ich hebe den Haftbefehl natürlich auf. Er war gegen Theresa Renani gerichtet, aber nicht gegen Ada Thomas. Gestatten Sie, Mister Thomas, daß ich Ihnen M Ihrer Verlobung Glück wünsche." Isabel hielt ihn zurück. „Diese Verlobung ist noch geheim, und ich bitte, sie z« den Gerichtsakten zu nehmen, aber sonst nicht darüber zu sprechen, bis mein Vater sie bekanntgibt. Ich hielt es m diesem Augenblick für meine Pflicht —' «Fortsetzung folgt.)